Kommentar

Liebe Mitglieder des ASGB!

unser traditionelles 1. Mai-Fest in Völs war auch dieses Jahr ein voller Erfolg. Bei bester Stimmung, gutem Wetter und vielen Besuchern war es ein Fest der Begegnung, des Zusammenhalts und der Solidarität. Der ASGB bedankt sich bei allen, die mit ihrer Teilnahme und ihrem Einsatz dazu beigetragen haben, diesen Tag zu einem besonderen Ereignis zu machen.
Seit der letzten Ausgabe von Aktiv hat sich viel getan. Auf lokaler, wie auch auf staatlicher Ebene konnten mehrere Kollektivverträge und Abkommen abgeschlossen werden, die für zahlreiche Berufsgruppen wichtige Verbesserungen bringen. Diese Entwicklungen zeigen, dass sich hartnäckiges Verhandeln lohnt und dass gewerkschaftliche Arbeit konkrete Resultate erzielen kann.
Doch nicht überall geht es voran. Ein besonders enttäuschendes Beispiel ist die Situation bei der Wildbachverbauung. Obwohl bereits im Februar 2025 eine Einigung über ein neues Betriebsabkommen erzielt wurde, fehlt bis heute die offizielle Unterzeichnung. Die politisch Verantwortlichen und die Verwaltung blockieren die Umsetzung unter Verweis auf ein angeblich kritisches Gutachten – ein Dokument, das der Gewerkschaft bis heute vorenthalten wird. Für den ASGB ist dieses Verhalten nicht nur intransparent, sondern auch respektlos gegenüber den betroffenen Arbeitern. Es geht hier um Menschen, die Tag für Tag körperlich schwere Arbeit leisten – sie haben ein Anrecht auf klare Regelungen und faire Behandlung.
Wir fordern endlich eine Lösung – klar, verbindlich und ohne weitere Verzögerung. Sollte diese nicht zeitnah erfolgen, behalten wir uns weitere Schritte ausdrücklich vor.
Jetzt steht jedoch der Sommer vor der Tür. Wir wünschen allen Mitgliedern erholsame Tage, Zeit für Familie und Freunde und die Möglichkeit, neue Energie zu tanken.
Euer
Tony Tschenett,
Vorsitzender des ASGB

Aktuell

Tag der Arbeit 2025

Das 1. Mai Fest des ASGB in Völs am Schlern war heuer ein voller Erfolg. Bei bestem Wetter versammelten sich zahlreiche Mitglieder und Freunde des ASGB, um gemeinsam den Tag der Arbeit zu begehen. Besonders erfreulich war der große Andrang an Familien, die den Tag bewusst miteinander verbrachten. Der gut besuchte Malwettbewerb für Kinder und das familienfreundliche Programm zeigten deutlich: Die Idee, den 1. Mai auch als Familientag zu etablieren, trägt Früchte.
Ein zentrales Element des Festes war die Rede des ASGB-Vorsitzenden Tony Tschenett. Unter dem Motto „Armut der Eltern kostet Kinder die Zukunft“ richtete sich Tschenett mit klaren Worten an Politik, Arbeitgeber – und an die Gesellschaft insgesamt.
Wer heute zu wenig verdient, nimmt seinen Kindern Chancen
Tschenett machte deutlich: Wenn Eltern trotz Arbeit kaum über die Runden kommen, sind es vor allem die Kinder, die dafür einen hohen Preis zahlen. In vielen Haushalten reicht das Einkommen nicht für Dinge, die eigentlich selbstverständlich sein sollten: Sportvereine, Musikunterricht, Nachhilfe, Klassenfahrten – all das bleibt für viele Kinder unerreichbar. Sie erleben früh, was es heißt, zurückzustecken. Oft mit dem Ergebnis, dass sie sich aus Scham zurückziehen und weniger am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.
Aber nicht nur das soziale Leben ist betroffen – auch die Bildungschancen sinken. Viele Jugendliche aus finanziell schwachen Familien entscheiden sich aus rein wirtschaftlichen Gründen gegen eine längere Ausbildung. Nicht, weil ihnen das Interesse oder die Begabung fehlt, sondern weil sie schnell zum Familieneinkommen beitragen müssen. So geht wertvolles Potenzial verloren – für die jungen Menschen selbst und für die gesamte Gesellschaft.
Wenn Arbeit nicht reicht: Ein Systemproblem
„Armut trotz Arbeit“ – das sei keine Randerscheinung mehr, sondern längst ein strukturelles Problem, so Tschenett. Die Lebenshaltungskosten steigen weiter, während die Löhne in vielen Bereichen stagnieren. Wer heute arbeitet, sollte davon leben können – das müsse eigentlich selbstverständlich sein. Doch genau das sei immer seltener der Fall. Diese Situation treffe vor allem Familien, aber auch junge Erwachsene, die mit Startschwierigkeiten in den Beruf gehen, sowie ältere Menschen, die nach einem arbeitsreichen Leben mit einer zu niedrigen Rente auskommen müssen. Altersarmut sei keine Ausnahme mehr, sondern werde in vielen Fällen durch jahrzehntelange schlechte Bezahlung regelrecht „vorgeplant“.
Für Kinder gibt es immer Beschäftigung genug!
Sozialer Zusammenhalt steht auf dem Spiel
Tschenett warnte eindringlich davor, die sozialen Folgen dieser Entwicklung zu unterschätzen. Wenn Kinder keine gleichen Chancen haben, wenn Familien unter ständigem finanziellen Druck stehen und ältere Menschen mit ihrer Rente nicht überleben können, dann zerfällt der gesellschaftliche Zusammenhalt. Der ASGB-Vorsitzende rief daher die Politik zum Handeln auf. Nicht mit neuen Ankündigungen oder Studien, sondern mit konkreten Maßnahmen: deutliche Lohnerhöhungen, faire Arbeitsbedingungen in allen Branchen und gezielte Schritte gegen soziale Ungleichheit.
Auch Arbeitgeber in der Verantwortung
Kritische Worte richtete Tschenett auch an Arbeitgeber, die sich gegen jede Lohnerhöhung stemmen, obwohl die Gewinne steigen. Er betonte, dass faire Bezahlung keine Belastung sei, sondern eine Investition in die Zukunft – auch in die des eigenen Betriebs. Wer anständige Löhne zahlt, findet motivierte, loyale Mitarbeiter und sichert Qualität und Fachkräfte. Wer hingegen spart, wo es um Existenzen geht, wird in Zukunft Probleme haben, Personal zu finden.
Die GewinnerInnen des Malwettbewerbes mit unserem Vorsitzenden Tony Tschenett
Zugleich dankte Tschenett all jenen Unternehmen, die mit gutem Beispiel vorangehen – etwa durch übertarifliche Bezahlung oder sozial verantwortungsvolle Betriebsabkommen. Sie zeigen, dass wirtschaftlicher Erfolg und soziale Verantwortung sich nicht ausschließen.
Ein gelungener Tag – mit klarer Botschaft
Der 1. Mai in Völs war nicht nur ein schöner Festtag, sondern auch ein Tag der klaren Worte. In einer Zeit, in der viele Menschen unter steigenden Lebenshaltungskosten leiden und Zukunftsängste wachsen, braucht es eine starke Stimme für soziale Gerechtigkeit. Der ASGB hat diese Stimme erhoben – sachlich, deutlich und engagiert.
Mit guter Stimmung, vielen Begegnungen und einem klaren Bekenntnis zur Solidarität klang der Tag aus. Doch die Botschaft bleibt: Wer heute faire Löhne fordert, kämpft für die Zukunft unserer Kinder, für den sozialen Frieden und für eine Gesellschaft, in der niemand zurückgelassen wird.