Kommentar
Tony Tschenett

50 Jahre ASGB

Tony TschenettTony Tschenett

die 50-Jahr-Feier und der 13. Bundeskongress sind nun schon wieder Geschichte. Sie werden uns in guter Erinnerung bleiben als ein Tag, an dem der ASGB Einheit und Stärke gezeigt hat.
Den Bundeskongress, der von der Aufmachung her modern gestaltet und den neuen Erfordernissen angepasst wurde, wurde aufgrund der anschließenden 50-Jahr-Feier straff organisiert. Die Delegierten haben dies gut aufgenommen und auch die gemeinschaftliche Berichterstattung des Leitungsausschusses über die Tätigkeit der letzten fünf Jahr für gut und kurzweilig befunden. Auch die Resolutionen wurden in ansprechender Form abgearbeitet und vom Bundeskongress genehmigt.
Die 50-Jahr-Feier unserer Gewerkschaft war ein voller Erfolg. Viele Gratulanten sind gekommen um mit uns zurück zu blicken und zu feiern. In den Grußworten wurde u.a. auch daran erinnert, dass die Gründung des ASGB 1964 notwendig war, um auch der deutsch- und ladinischsprachigen Arbeiterschaft die Möglichkeit zu geben, sich einzubringen.
Der Film über den ASGB, der anlässlich der Feier uraufgeführt wurde, ist sehr gut angekommen. Die Filmemacher haben die 50-jährige Geschichte hervorragend erzählt und so ein Werk geschaffen, welches auch den nächsten Generationen viel zu erzählen hat. Die Ausstrahlung des Films bei RAI-Südtirol ist beim Publikum sehr gut angekommen. Viele Rückmeldungen bestätigen uns, dass sie die Geschichte so nicht gekannt haben.
Nun aber gilt es wieder nach vorne zu schauen. Wichtige Themen, die uns beschäftigen werden sind die Themen Familie, Gesundheit und Soziales, Energie, Jugend und vieles mehr. Wenn wir auch in Zukunft Einheit und Stärke zeigen, werden wir die Herausforderungen, die alles andere als leicht sind, gemeinsam meistern können, denn wir alle sind Gewerkschaft, wir alle sind der ­ASGB.

Euer
Tony Tschenett
Vorsitzender des ASGB

Aktuell
13. September 2014 - Waltherhaus in Bozen

13. Ordentlicher Bundeskongress
und 50-Jahr-Feier des ASGB


Ein Blick in den vollbesetzten Saal des Waltherhauses
Ein Blick in den vollbesetzten Saal des Waltherhauses

Mitreden lohnt sich
Wir haben unseren 13. ordentlichen Bundeskongress und die im Anschluss daran stattgefundene 50-Jahr-Feier des ASGB unter das Motto „Mitreden lohnt sich“ gestellt.
Der Bundeskongress, das höchste Organ des ASGB, findet alle vier Jahre (aus Spargründen haben wir den 13. Bundeskongress um ein Jahr verschoben, um ihn gemeinsam mit der 50-Jahr-Feier abzuhalten) statt und bietet Gelegenheit, einen Bericht über die Tätigkeit der abgelaufenen Periode zu liefern, aber auch um die Schwerpunkte festzulegen, die es in Zukunft zu bewältigen gilt.
Um den Kongress lebendiger und interessanter zu gestalten, wurde in Form einer Diskussionsrunde mit den Leitungsausschussmitgliedern Bericht erstattet und auf die vergangenen fünf Jahre zurück geblickt. Unter der Leitung des allseits bekannten Moderators Markus Frings wurde zu den wichtigsten Themen Stellung bezogen. Die vergangenen fünf Jahre waren mit viel Arbeit und Einsatz verbunden. Dass es für den ASGB aber alles in allem erfolgreiche Jahre waren, ist das Werk vieler Menschen: unsere hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiter, die Vorstandsmitglieder, die Betriebsräte, die Vertrauensleute in den Betrieben.
Die Delegierten haben den Bericht aber auch in schriftlicher Form erhalten. Dieser listet die Schwerpunkte der Arbeit des ASGB auf. Dazu gehören die Abschlüsse von Kollektivverträgen, die Mitarbeit in den Bilateralen Körperschaften, der Einsatz bei der Neufassung des Lehrlingsgesetzes, bei der Erarbeitung sozialer Abfederungsmaßnahmen, Arbeitskämpfe und Streiks aber auch Information und Kommunikation waren Schwerpunkte unserer Arbeit.
Der Bericht gibt auch einen Überblick über die Kernpunkte unserer Gewerkschaftsarbeit der abgelaufenen Periode. Einsatz für Familie und Jugend, für unsere Autonomie, für Gesundheit und Soziales. Dieses Themen haben sich wie ein roter Faden durch unsere Arbeit gezogen. Wir haben Vorschläge für die Politik erarbeitet, in Kommissionen und Arbeitsgruppen mitgearbeitet; gar einiges von unseren Vorschlägen wurde aufgegriffen und in Gesetze und Bestimmungen festgeschrieben.
Einen unverzichtbaren Dienst bieten auch unser Patronat „Sozialer Beratungsring“ und unsere Dienstleistungsgesellschaft DGA. In Zeiten der Krise ist unser Patronat noch mehr gefordert, die angebotenen Dienste werden immer umfangreicher. Die DGA ist in Steuerangelegenheiten für unsere Mitglieder eine nicht mehr wegzudenkende Einrichtung.
Aus Platzgründen veröffentlichen wir nicht den gesamten Bericht. Wer sich den Bericht durchlesen will, findet ihn auf unserer Homepage www.asgb.org oder kann ihn in Papierform in unseren Büros abholen.
Antrag der ASGB Jugend zur Aufnahme in der Bundesvorstand
Der Bundeskongress hat aufgrund eines Antrages des Bundesvorstandes einstimmig beschlossen, die seit 2010 aktive ASGB-Jugend mit einem Vertreter in den Bundesvorstand aufzunehmen. Der Wortlaut des Antrages:

„Der ASGB hat mit der ASGB-Jugend nach dem Vorbild der Gewerkschaftsbünde in Österreich, Deutschland und der Schweiz als einziger Gewerkschaftsbund in Südtirol eine Jugendorganisation. Der Vorteil, der sich dadurch gegenüber den konföderierten Gewerkschaften ergibt, ist offensichtlich: Jugendthemen lassen sich von Jugendorganisationen leichter verkaufen. Mit der Kampagne „Prekär ist nicht fair“, mit dem Vorschlag zur Generationenbrücke, mit der Kundgebung gegen die Politikerrenten, mit den Beiträgen zum Lehrlingswesen und den Äußerungen zu aktuellen gesellschafts- bzw. wirtschaftspolitischen Themen hat die ASGB-Jugend in den letzten Jahren einen wichtigen werbetechnischen Effekt auch für den ASGB erzielt. Mit Vorträgen in Schulen und bei anderen Organisationen ist es der ASGB-Jugend gelungen, sich im Netz der Südtiroler Jugendorganisationen als kompetenter und von den Medien gefragter Akteur zu etablieren.“
Behandlung der Resolutionen
Der ASGB hat in einem Grundsatzpapier seinen Forderungen für die nächsten vier Jahre festgeschrieben. Die letzten Jahre haben uns gezeigt, dass Südtirol keine Insel der Seligen ist. Vollbeschäftigung wich einer konstant steigenden Arbeitslosenrate. Die damit einher gehenden neuen Herausforderungen waren und sind nicht einfach zu meistern. Der Konjunkturrückgang konfrontierte immer mehr erwerbsfähige Menschen mit Arbeitslosigkeit. Wo früher oft der öffentliche Dienst als Auffangbecken diente, kann er heute durch Mangel an finanziellen Mitteln diese Funktion nicht mehr wahrnehmen. Für die nächsten Jahre wird ein leichter Konjunkturaufschwung prognostiziert, dass dieser wirklich eintritt, können wir uns nur wünschen.
Gewerkschaftsarbeit konzentriert sich aber nicht nur auf die Unterstützung der arbeitenden Bevölkerung. Als Minderheitengewerkschaft sind wir auch gefordert zu tagespolitischen Themen Stellung zu beziehen. Vor allem der Erhalt und der Ausbau der Autonomie ist einer unserer Schwerpunkte. Je eher wir uns der Vollautonomie nähern, desto eher vermeiden wir es, vom Sog der kriselnden italienischen Wirtschaft mitgerissen zu werden.
Zukünftig wird weiterhin die Gleichstellung des ASGB ein wichtiges Thema bleiben. Der von der CISL angestrengte und von den Abgeordneten der „Alleanza Nazionale“ eingebrachte Beschlussantrag zur Überprüfung der Repräsentativität und die damit einhergehenden Gerichtsverfahren haben uns nicht nur viel Zeit und Kraft, sondern auch viel Geld gekostet. Wir alle hoffen, dass der Urteilsspruch am Bozner Verwaltungsgericht zu unseren Gunsten ausgeht.
Weitere wichtige Themen, die uns in Zukunft beschäftigen werden, sind die Familie, Gesundheit und Soziales, Energie, Jugend und vieles mehr.
Um den zukünftigen Ansprüchen zu diesen Themen gerecht zu werden, haben wir im ASGB interne Arbeitsgruppen gebildet, deren Aufgabe die Ausarbeitung der Inhalte der Resolutionen zu den verschiedenen Schwerpunkten war.
Das Ergebnis dieser Arbeitsgruppen wurde vom Bundesvorstand im Juni 2014 abgesegnet und bildet die Punkte des Grundsatzpapieres bzw. der sechs Resolutionen zu den Themen:

1. Autonomie
2. Arbeitsmarkt und Bildungsbereich
3. Familie
4. Gesundheit, Soziales & Wohnbau
5. Energie
6. Jugend

Das Grundsatzpapier mit den Resolutionen ist viel zu umfangreich um hier abgedruckt zu werden. Auch dieses findet ihr auf unserer Homepage, oder in Papierform in unseren Büros.
Den letzten Tagesordungspunkt des Kongresses bildete die Wahl des Schiedsgerichtes und der Rechnungsprüfer

Das Schiedgericht setzt sich in den kommenden Jahren wie folgt zusammen:

- Karl Ferrari
- Eleonore Plank
- Ivo Delago
- Peter Duregger
- Christoph von ACH

Die Rechnungsprüfer kontrollieren die alljährliche Geschäftsgebarung des Bundes. Die Wahl hat folgendes Ergebnis erbracht:

- Robert Schönweger
- Josef Hofer
- Arthur Bacher
50-Jahr-Feier
Im Anschluss an den Kongress fand die 50-Jahr-Feier unserer Gewerkschaft statt. Eine große Zahl an Gratulanten war ins Waltherhaus gekommen, um mit uns zu feiern. Ganz besonders gefreut hat uns die Anwesenheit von Landeshauptmann Arno Kompatscher und von Altlandeshauptmann Luis Durnwalder.
Eine besondere Ehre für uns war die Anwesenheit von Erich Foglar, Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes und des internationalen Sekretärs des ÖGB, Marcus Strohmeier.
In seinen Grußworten verwies Landeshauptmann Kompatscher darauf, dass es aus spartechnischen Gründen schmerzliche Eingriffe auch im Gesundheitswesen geben muss, aber nicht um zu sparen, sondern um sicherzustellen. Er verwies auch darauf, dass in Südtirol in den letzten Jahren Arbeitplätze geschaffen werden konnten, was der Autonomie zu verdanken sei, auch habe sich die Arbeitslosigkeit zuletzt ein wenig reduziert.
Altlandeshauptmann Durnwalder bedankte sich beim ASGB für seinen unermüdlichen Einsatz zum Wohle der Südtiroler Arbeiterschaft. Dabei nannte er auch die früheren Vorsitzenden Franz Plaikner, Hans Egger, Hans Widmann und Georg Pardeller. Er betonte, dass die Südtiroler eine österreichische Minderheit in diesem Staate sind und verwies darauf, dass sich der ASGB in seiner Ausrichtung stark am österreichischen Gewerkschaftsbund orientiert hat und so auch immer den Weg der Sozialpartnerschaft gegangen ist.
Erich Foglar, der Präsident des ÖGB gratulierte dem ASGB zu 50 Jahren Mitgestaltung in Südtirol. Er verwies auf unsere gemeinsamen Wurzeln, auf die gemeinsame Sprache und die Solidarität, für die wir als Gewerkschaftsbünde kämpfen. Soziale Gerechtigkeit, so Foglar, lautet die Mission der Gewerkschaften. Soziale Sicherheit, Chancengleichheit, Verteilungsgerechtigkeit sind die Inhalte unserer Tätigkeit, mitreden und mitbestimmen bedeutet etwas bewegen und weiterbringen, so der Präsident des ÖGB.
Grußworte an die Gäste richtet in Vertretung der konföderierten Gewerkschaften Tila Mair/CISL. Einer der Höhepunkte der Feier war die Vorstellung eines Filmes über den ­ASGB. Die Journalisten Maren Schöpf hat in unserem Auftrag die wechselvolle Geschichte des ASGB in einer historischen Dokumentation nachgezeichnet. Mitarbeiter und Wegbegleiter schildern darin den beschwerlichen Weg zur vollen Anerkennung, aber auch den Alltag und die Aufgaben des ASGB. Den Abschluss der Feier bildete die Ehrung unserer ehemaligen Vorsitzenden Hans Egger (1969 – 1975), Hans Widmann (1977 – 1992) und Georg Pardeller (1992 – 2009).
Nach Abschluss des offiziellen Teils waren alle Teilnehmer zu einem Buffet eingeladen, welches die Sarner Bäuerinnen zubereitet hatten. Es wurde noch lange diskutiert und so manche Anekdote aus vergangenen Zeiten zum Besten gegeben. Man trennte sich mit dem guten Gefühl, ein Teil der großen ASGB-Familie zu sein.