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Georg Pardeller
Fahrverbote belasten Arbeiterschaft
Innerhalb der Südtiroler Arbeiterschaft, besonders bei Pendlerinnen und Pendlern, mehren sich Stimmen, welche die Einführung des strikten Fahrverbots mit Fahrzeugen der niederen Euro-Klassen zu bestimmten notwendigerweise verkehrsintensiven Tageszeiten, als eine Diskriminierung empfinden. Jene Städte und Gemeinden, die in einem als öko-psychisch zu bezeichnenden Wettlauf der Sauberkeit der Luft alle anderen Erwägungen unterordnen, haben offensichtlich vergessen, wie viele Probleme sie damit der arbeitenden Bevölkerung verursachen. Tausende von Personen können zu den festgelegten Sperrzeiten nicht mehr ihre Fahrzeuge benützen, um zum Arbeitsplatz zu gelangen, was mit vielen Unannehmlichkeiten verbunden ist. Die von der zuständigen Bürokratie erlassene Aufforderung, wer kein ‚sauberes Auto' besitze, solle sich eben ein neues kaufen, ist eine Zumutung, wenn man bedenkt, wie schwer sich heute viele Arbeiterfamilien in unserem Land tun. Sie können sich weder ein neues und auch nicht ein relativ teures ‚sauberes' Gebrauchtauto leisten, sondern müssen es einfach hinnehmen, dass in unserem Land die verbreitete Auffassung herrscht, Südtirol könne und müsse Umwelt und Luft der ganzen Welt retten." Die öffentliche Hand – darunter auch jene Gemeinden, die sich mit ihren Fahrverboten besonders hervortun – muss einsehen, dass diese Fahrverbote viele Arbeitende in große Bedrängnis bringen und dass hier das Gleichgewicht zwischen Ökologie und Ökonomie nicht mehr gewahrt ist. Unter dem Vorwand ökologischer Notstandssituationen werde unsere Gesellschaft immer mehr zu einer von oben verordneten Verbotsgesellschaft umfunktioniert, wobei, wie immer, der Bevölkerungsanteil mit geringerem Einkommen der Leidtragende ist. Hier muss sich die Politik auf allen Ebenen etwas einfallen lassen. Mit Verboten allein ist es wirklich nicht getan.
Georg Pardeller
Vorsitzender des ASGB