Thema: „Die Zukunft der Energieversorgungsunternehmen in Südtirol"
Alt-Senator Dr. Karl Ferrari, ehemaliger Direktor der Etschwerke AG und derzeitiges Mitglied des Verwaltungsrates der SEL, hielt einen Vortrag zum Tagungsmotto. Während er in der Einführung über die gesetzlichen Voraussetzungen aufklärte, ging er im Wesentlichen auf die Entscheidung der beiden Gemeinden Bozen und Meran ein, die 25 Prozent der Etschwerke-Anteile an einen strategischen Partner verkaufen möchten. Er meint, wenn einerseits das Land Südtirol versucht, die Energieversorgung von der ENEL und von der EDISON auf Betriebe der einheimischen lokalen Körperschaften zu übertragen, er von einem Verkauf an "Auswärtige" wenig überzeugt ist.
Auch die Teilnehmer der Landesversammlung fordern in einer Resolution die Verantwortlichen dazu auf, die Etschwerke-Anteile nicht an ausländische private Unternehmen zu verkaufen, sondern lieber eine für alle Beteiligten akzeptable Lösung zu finden. Wenn schon verkauft werden muss, dann an einen Partner, der von öffentlicher Hand geführt ist.
Kollege Anton Pertl, Zentralbetriebsratsvorsitzender der TIWAG Innsbruck berichtete von den Erfahrungen der Arbeitnehmer in den österreichischen Energieversorgungsbetrieben (EVU) betreffend Liberalisierung des Strommarktes. Die österreichischen EVU haben sich rechtzeitig darauf vorbereitet. Damit sind größere Probleme in der technischen Umsetzung einerseits und in Vertrieb und Verrechnung andererseits ausgeblieben. Erlöseinbußen der Liberalisierung zwingen zu Sparmaßnahmen, insbesondere auch bei den Mitarbeitern. Es fanden zwar Senkungen der Mitarbeiterzahlen statt, jedoch durch Einführung von Vorruhestandsregelungen: wenn vor zehn Jahren in der TIWAG noch 2000 Mitarbeiter arbeiteten, dann sind es heute zirka 1.500. Die TIWAG-Situation heute: Eigentümer zu 100 Prozent das Land Tirol. Eine Ausschöpfung von Synergien durch Zusammenschlüsse bzw. Kooperationen ist angesagt unter der gemeinsamen Tiroler Strommarke "Tiroler Wasserkraft". Die Kunden konnten fast zu 100 Prozent gehalten werden. Bisher erfolgte die Übernahme von zwei regionalen, privaten, Energieversorgungsunternehmen. Beteiligung an Innsbrucker Kommunalbetrieben steht vor Endabschluß. Die Tiwag weist seit Jahrzehnten internationale Erfahrungen im Stromgeschäft auf.
Unser Vorsitzender Georg Pardeller sprach davon, dass das Südtiroler Steuergeld, das in die öffentliche Energiewirtschaft investiert wurde, im Lande zu verbleiben hat, dass die einheimische Elektrowirtschaft, ob öffentlich, genossenschaftlich oder privat, möglichst kompakt und in den Interessen ausgewogen zusammensteht. Er stellte ebenso einige sozialpolitische Fragen in den Raum: ob Privatisierung oder Sozialisierung, darf nie vergessen werden, dass die Energiebewirtschaftung ein unerläßlicher, wesentlicher Dienst für die Gemeinschaft ist. Im Mittelpunkt stehen die Menschen, sei es als planende, leitende oder ausführende Kräfte in Technik und Verwaltung, und damit deren berufliche Schicksale. Alle diese Mitarbeiter in jeder Position brauchen Aus- und Fortbildung und den Anschluss an die Entwicklung der Technik und des Marktes.
Die Landesversammlung forderte durch eine weitere Resolution das Land dazu auf, endlich das ENEL-Verteilernetz zu übernehmen, da es neue Arbeitsplätze bringen würde. •