3. Kapitel


Herz - Kreislauf

In vielen Studien konnte nachgewiesen werden, dass vaskuläre (= die Gefäße betreffende) Veränderungen nicht nur dem Herzen bzw. dem Kreislauf schaden, sondern auch den geistigen Fähigkeiten. Wir wissen inzwischen, dass im Rahmen einer Demenz zumeist auch vaskuläre Schäden im Gehirn auftreten und dazu beitragen, dass die Gedächtnisleistung nach und nach abnimmt. Aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn kommt es zum Absterben von Nervenzellen. Das passiert v.a. deshalb, weil es zu einer Wandverdickung der kleinen Blutgefäße und damit zu einer Verengung der Gefäße im Gehirn kommt. Durch diese Gefäßveränderungen kann es zu kleinen, lochförmigen Defekten im Hirngewebe (=Infarkte) und zu Schädigungen der Nervenzellen kommen. Solche Gefäßveränderungen sind häufig die Folge von Bluthochdruck, Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Fettstoffwechselstörungen (z.B. hohes Cholesterin), Rauchen und Übergewicht.
Behalte deinen Blutdruck im Auge! Dazu musst du nicht zum Arzt – die meisten Apotheken messen den Blutdruck. Ein idealer Blutdruck liegt bei 120/80 mm Hg. Ab 140/90 mm Hg spricht man von Bluthochdruck. Sind deine Werte erhöht, solltest du nicht warten, bis es von alleine wieder besser wird. Suche deinen Arzt auf und besprich mit ihm, wie du deinen Blutdruck senken kannst. Neben Medikamenten helfen auch Bewegung (Kapitel 2) und eine gesunde Ernährung (Kapitel 1).
Zu hohe Werte für LDL-Cholesterin sind schlecht für die Gefäße, denn es lagert sich dort ab und steigert das Risiko für eine Arteriosklerose („Arterienverkalkung“). Cholesterin kann einerseits durch Ernährung (siehe Kapitel 1), andererseits durch Medikamente reguliert werden. Auch hier ist dein Hausarzt dein Ansprechpartner.
Rauchen ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für zahlreiche ernsthafte Erkrankungen, denn es schädigt fast jedes Organ, besonders die Atemwege und das Herz-Kreislaufsystem. Auch das Gehirn leidet unter dem Nikotinkonsum. In Südtirol bietet der pneumologische Dienst eine Raucherberatungsstelle und Raucherentwöhnungskurse an (Tel. 0471 /  909 600).
Übergewicht in der Lebensmitte (zwischen 30-60 Jahren) ist ein Risikofaktor für Demenz. Ebenso ließ sich ein Zusammenhang zwischen Untergewicht im späteren Lebensalter (über 60) und Demenz feststellen. Dein Arzt kann feststellen, ob dein Gewicht für deine Größe gesund ist und dir Maßnahmen erklären, falls dem nicht so ist.
Diabetes im mittleren Lebensalter erhöht das Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Diabetes sollte mit Ernährung, Bewegung und Medikamenten eingestellt werden – auch dabei hilft dir dein Hausarzt. Generell gilt: Eine gute Diabetes-Therapie ist immer auch eine wichtige Demenz-Vorbeugung.
Merk dir, dass…!
… alles, was deinem Herzen schadet, auch für dein Gehirn nicht gut ist. Umgekehrt ist für deine geistige Fitness gut, was fürs Herz gut ist. Die Engländer sagen dazu: Be smart, exercise your heart! Wer schlau sein will, muss also nicht nur das Gehirn, sondern auch das Herz trainieren und gut darauf aufpassen.
Wusstest du, dass…
…  das Gehirn einer 40jährigen Person mit einem Blutdruck über 140/90 mm HG im Schnitt 7,2 Jahre älter aussieht als jenes von 40-Jährigen mit normalen Blutdruck? (Maillard et al., 2012)
Wusstest du, dass…
…  Diabetes das Gehirn im Schnitt um 5 Jahre schneller altern lässt? (Rawlings et al., 2014)
Wusstest du, dass…
… Personen, die sich körperlich fit halten und gesund ernähren, das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, senken können? (Scarmeas et al., 2009)

4. Kapitel


Depression

Depressive Symptome stehen im engen Zusammenhang mit unserer kognitiven Leistungsfähigkeit: Geht es uns nicht gut, ist unsere Gedächtnis- und Konzentrationsleistung vermindert. Die symptomatische Ähnlichkeit der beiden Erkrankungen ist insbesondere im Anfangsstadium der Demenz zum Teil so groß, dass eine Demenz für eine Depression und eine Depression für eine Demenz gehalten werden kann. Liegt keine „echte“, degenerative Demenz vor, wenngleich die Symptome wie Vergesslichkeit und Konzentrationsschwierigkeiten darauf hindeuten, spricht man von einer „depressiven Pseudodemenz“. Sehr häufig ist auch zu beobachten, dass Demenz-Patienten zusätzlich an einer Depression leiden.
Depressionen sind nicht nur symptomatisch einer Demenz ähnlich oder treten gleichzeitig mit ihr auf, sie gelten auch als Risikofaktor für die Erkrankung: In etlichen Studien konnte gezeigt werden, dass Personen, die an einer Depression leiden, einem höheren Demenzrisiko ausgesetzt sind. Warum dies so ist, konnte bislang nicht restlos geklärt werden. Es wird vermutet, dass eine unbehandelte Depression über einen bestimmten Zeitraum hinweg zu Veränderungen im Gehirn führt, die eine Demenz begünstigen können. Zudem zeigen depressive Personen häufig eine verminderte Selbstfürsorge, ziehen sich zurück und meiden soziale Kontakte: Der Mangel an geistiger Anregung und Stimulation wirkt sich zusätzlich ungünstig auf die kognitiven Fähigkeiten aus.
Fühlst du dich über Wochen niedergeschlagen, zögere nicht und suche einen Arzt auf. Depressionen sind auf ein Ungleichgewicht bestimmter Botenstoffe im Gehirn zurückzuführen. Bei der Depression handelt es sich um eine ernstzunehmende Erkrankung, die medikamentös und therapeutisch behandelt werden kann.
Bewegung (siehe Kapitel 2) ist ein sehr gutes Mittel, den Antrieb zu steigern und die Stimmung zu bessern. Neben Gymnastikübungen zu Hause helfen insbesondere Spaziergänge, Schwimmen, Fahrradfahren und Gartenarbeit. Dabei kannst du zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, denn so kannst du zudem frische Luft und mit etwas Glück auch Sonne tanken.
Setz dir kleine Ziele für jeden Tag und hab Geduld mit dir. Selbstvorwürfe und große Erwartungen verstärken depressive Gedanken und Gefühle. In Momenten, in denen es dir nicht gut geht, solltest du dir „mildernde Umstände“ zubilligen und keine wichtigen Entscheidungen treffen.
Wusstest du, dass…
…  Gunther Sachs, der 2011 Selbstmord beging, da er dachte, an einer Demenz erkrankt zu sein, gar nicht an einer solchen Erkrankung litt? Im nachträglichen Befund konnte festgestellt werden, dass Sachs an einer depressiven Pseudodemenz litt – einer Erkrankung, die potenziell behandelbar und heilbar ist.
Merk dir, dass…!
…  Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen im Rahmen von vielen Erkrankungen auftreten, die man keinesfalls selbst diagnostizieren kann. Um die Ursachen von Gedächtnisstörungen festzustellen, such bitte einen Arzt auf.