Wir über uns

Krebs betrifft nicht nur unseren Körper, sondern die ganze Existenz

Ida Schacher, Präsidentin
Liebe Leserinnen und Leser,
die Krankheit stellt uns vor eine schwere Probe. Nicht nur wegen der Schmerzen, der Angst, der Ungewissheit. Eine so schwere Erkrankung wie Krebs hebt unsere gesamte Existenz aus den Angeln, die Zukunft wird ein großes Fragezeichen. Das gesamte Beziehungsgeflecht, in der Familie, im Freundeskreis und auch am Arbeitsplatz ist einer großen Belastung ausgesetzt. Krebs betrifft nicht nur unseren Körper, sondern die ganze Existenz. Und in dieser Situation ist es gut, wenn man merkt, man ist nicht allein. Es gibt andere Menschen, die das gleiche durchlebt haben, dieselben Erfahrungen gemacht haben und die uns stützen. Die uns informieren. Die einen Weg weisen. Die wissen, denen wir nichts erklären müssen. Die verstehen. Das ist das Netz der Südtiroler Krebshilfe. Sie fängt auf, sie stützt, sie lindert, sie zeigt, dass es Hoffnung gibt und sie gibt konkrete Hilfen, angefangen von der Lymphdrainage, über (Wasser)Gymnastikkurse, Kunsttherapie, Selbsthilfegruppen, Basteltreffen bis hin zu ganz konkreten finanziellen Hilfen und bis zur Information und Aufklärung. Gemeinsam in schwierigen Zeiten und das seit über vierzig Jahren. Aus dem zarten Pflänzchen der Hoffnung ist ein starker Baum mit vielen kräftigen Ästen geworden. Ich bin stolz auf unsere Vereinigung und das, was wir leisten können. Und jedes Jahr bei der Landesversammlung staune ich, was im Rückblick so alles berichtet wird aus unseren Bezirken. Wie viele interessante Dinge dort passieren. Wie viele Menschen sich dort engagieren. Freiwillig. Und was gemeinsam alles möglich ist. Wie viele tolle Ideen es gibt und wie wir voneinander lernen können. Am Anfang waren es nur eine Handvoll Menschen, heute sind wir eine große, verschworene Gemeinschaft. Und auf vielen Gruppenfotos sehe ich Menschen, die miteinander fröhlich sind. Trotz allem. Gemeinsam in schwierigen Zeiten!
Auf dass unsere große Familie immer weiter wächst und gedeiht und wir auch weiterhin fest zusammenhalten
Eure Ida Schacher

Kommentar

Liebe Leserinnen und Leser

Nicole Dominique Steiner
ein kompliziertes Jahr, dieses 2023. Der Krieg in der Ukraine scheint weiter denn je von einem Friedensschluss entfernt. Der Himmel öffnet seine Schleusen nicht und schon im Frühjahr droht eine Trockenheit, die uns alle aufruft, Wasser zu sparen. Klimaexperten sehen schwarz und die europäische und internationale Gemeinschaft ist noch immer uneins bezüglich der dringend zu ergreifenden Maßnahmen. Mehr Menschen denn je flüchten vor Hunger, Elend, Verfolgung und Krieg. Eine Flucht, die oft auf dem Grund des Mittelmeeres endet. Solidarität bleibt nur zu oft ein leeres Wort. Wer sich aufgrund seiner persönlichen Situation, aufgrund von Krankheit und Verzweiflung im Dunkel befindet, braucht Lichtblicke. Braucht Hoffnung. Braucht menschliche Wärme und Zuspruch. Südtirol mag keine isolierte glückliche Insel sein, auch wenn es manchmal so scheint, aber wer hier sich hier der Krankheit stellen muss, kann nicht nur auf Kompetenz bauen, auf Empathie und ein kapillares Dienstleistungssystem, sondern auch auf menschlichen Beistand, auf Unterstützung und auf ein Angebot, das über die rein medizinische Betreuung hinausgeht. Südtirol ist ein kleines Land mit großen Zielen. Der neue geschaffene Dienst für Innovation, Forschung und Lehre soll uns nach ganz vorne katapultieren. Immer bessere Dienstleistungen, qualifiziertes und motiviertes (junges) Personal, Forschungsprojekte und die Möglichkeit, Patienten in Clinical Trials einzubinden, die neue Horizonte für die Krebsbehandlung – und nicht nur – öffnen. Für mehrere hundert SüdtirolerInnen, die Träger einer Mutation sind, die das persönliche Krebsrisiko um bis zu 70% erhöht, ist die Zeit des Einzelkampfes vorbei. Bislang mussten sich Träger der Mutationen BRCA1 und BRCA2 alleine zurechtfinden, Kontrolluntersuchungen organisieren und auch noch selbst zahlen. Mit Jahresbeginn ist endlich eine Entscheidung der Landesregierung in Kraft getreten, die nicht nur die Kostenübernahme (eine Magnetresonanz ist kein Klacks!) garantiert, sondern diesen Menschen ein Ambulatorium zur Verfügung stellt, das die Vorsorgeuntersuchungen organisiert, psychologische Betreuung anbietet und ein multidisziplinäres Team zur Unterstützung zur Verfügung stellt. Die Krebshilfe steht ihren Mitgliedern in vielerlei Hinsicht zur Seite. Lymphdrainage, alle Arten von Gymnastik- und anderen Kursen, Information, bürokratische und finanzielle Hilfen, Selbsthilfegruppen und die Wärme einer Gemeinschaft von Menschen, die das gleiche Schicksal tragen. Lichtblicke. Ebenso wie die Geschichte eines Mannes, der aus einer Diagnose ein neues Leben entworfen hat. Reinhard Feichter, dessen Geschichte in dieser Chance erzählt wird. Lichtblicke.
Auch der Frühling ist ein Lichtblick, das Erneuern und Blühen, neues Leben. Ihnen allen viele Lichtblicke, große und kleine. Auf neuen Wegen.
Nicole Dominique Steiner