Schwerpunktthema
‹Entwicklungsstimmung erzeugen›

Zukunftsoptionen erschliessen mit
Ressourcenaktivierung und Transaktionsanalyse

Wie können Beraterinnen und Coaches so wirksam werden, dass ihre Klientinnen und Klienten sich Zukunftsoptionen erschliessen? Welche Wirkfaktoren lassen Beratungsprozesse also erfolgreich und nachhaltig werden und wie können wir sie in der Praxis mit Konzepten der Transaktionsanalyse verknüpfen?
Dr. Daniela Riess-Beger
PTSTA-P, Beratung Training Coaching
www.starnberg-coaching.de


Der Schweizer Neuropsychotherapieforscher Klaus Grawe hat in seiner Arbeit Wirkfaktoren für Psychotherapie evaluiert und in diversen Studien nachgewiesen. Sie gelten aus meiner Sicht auch für Beratungsprozesse und Coaching1. Der folgende Text stellt diese Wirkfaktoren – Komplementäre Beziehungsgestaltung, Ressourcenaktivierung, Motivationale Klärung, Problembewältigung und Problemaktualisierung – mit Bezug auf Grawe dar und beschreibt, welche Konzepte der Transaktionsanalyse diese Wirkfaktoren in Beratungsprozessen zur Geltung bringen. Schliesslich werfe ich einen Blick darauf, wo die Stärken der TA liegen und welche Perspektiven in der Transaktionsanalyse besonders dabei helfen, Zukunftsoptionen zu entwickeln.
Klaus Grawes Konzept der Wirksamkeitsfaktoren von Psychotherapie
Mit seinem Forschungsteam an der Universität Bern erforschte Klaus Grawe die Wirkmechanismen von Psychotherapie ohne ‹die unvernünftige Aufteilung in Therapieschulen› (Grawe 2004, S. 11 sowie Grawe 1998) und unter Hinzuziehung neurowissenschaftlicher Forschungsergebnisse. In seinem Buch ‹Neuropsychotherapie› legte er 2004 auf dieser Basis eine ‹Konzeption der Wirkungsweise von Psychotherapie› vor (Grawe 2004, 12).
Fünf Wirkfaktoren beschreibt Grawe:
1. Komplementäre Beziehungsgestaltung
2. Ressourcenaktivierung
3. Motivationale Klärung
4. Problembewältigung
5. Problemaktualisierung
Wirkfaktoren: Ressourcenaktivierung und komplementäre Beziehungsgestaltung
Ressourcenaktivierung ist der grundlegende Wirkfaktor, denn er stärkt funktionale Regelkreise von Zellverbänden im Gehirn. (Grawe 1998, S. 27 f.). Persönliche Ressourcen können inhaltlich sein (vgl. Behrendt 2012, S. 397):
Positive Einstellungen
Wahrnehmungsfähigkeiten
Helfende Gedanken
Positive Erinnerungen
Positive Erwartungen und Hoffnungen
Motivierende Ziele und Wünsche
Alle Stärken und Fähigkeiten der betroffenen Person
Externe Ressourcen (Unterstützer u.a.)
Neben der inhaltlichen Thematisierung von Ressourcen ist die prozessuale Aktivierung von Ressourcen in der Beziehungsgestaltung ein wesentlicher Wirkfaktor. Für die Coachingbeziehung hat Behrendt diesen Erfolgsfaktor erforscht und folgende drei Aspekte als besonders wirksam evaluiert (vgl. Behrendt 2012, 398 ff):
‹Eine wertschätzende und empathische Grundhaltung, die die vorhandenen Stärken, Ziele und Bedürfnisse des Klienten aufnimmt und verstärkt,
ein individuelles Vorgehen, das an die Erwartungen, Ziele und Fähigkeiten des Klienten angepasst wird, sowie
ein kompetentes Auftreten, das beim Klienten Vertrauen in Coach und Coaching erweckt und so Engagement für Veränderungen erzeugt.›
Diese drei Aspekte wirken auf der Prozess­ebene: sie beantworten – in der Sprache der Transaktionsanalyse – die Grundbedürfnisse des Klienten nach Struktur und Sicherheit sowie nach Zuwendung und Stimulation.
Wirkfaktor: Klärung
Klärung unterstützt den Klienten dabei, seine motivationalen Ziele und seine gegebene Situation zu verstehen. Hier geht es darum, relevante Ziele, Einstellungen, Werte und Gefühle für die Zielfindung her­auszuarbeiten durch sorgsame Vertragsarbeit. Grawe seinerseits betont zusätzlich den klaren Fokus jeder einzelnen Sitzung. In der Sprache der Transaktionsanalyse würde man von ‹Stundenverträgen› sprechen. (Grawe 2004, S. 438)
Wirkfaktor: Problembewältigung
Dieser Erfolgsfaktor unterstützt den Klienten dabei, seine Ziele zu erreichen. Wichtig ist es hier, in eine Handlungsorientierung zu kommen. Der Fokus ist, dass bei Klienten ‹die neu zu lernenden neuronalen Erregungsmuster auch unter Bedingungen der konkreten Lebensrealität aktiviert und gebahnt werden.› (Grawe 2004, S. 439) Dies kann auf verschiedenen Wegen geschehen: beispielsweise durch gedankliche Vorwegnahme von positiven Handlungsfolgen, durch ‹Hausaufgaben› mit der Einladung zum Experiment, durch Rollenspiele und Training. Wichtig ist die Orientierung auf Handeln und auf Veränderung. ‹Die Aktivierung eines Problems soll einmünden in eine konkrete Bewältigungs- und Klärungserfahrung.› (Grawe 2004, S. 438)
Wirkfaktor: Problemaktualisierung
Problemaktualisierung ist schliesslich der fünfte Faktor. Damit ist gemeint, dass ein Thema direkt und unmittelbar im Coaching erlebt werden kann. Denn viele Erfahrungsanteile sind im impliziten Gedächtnis gespeichert und dem bewussten Denken nicht unmittelbar zugänglich. Für eine nachhaltige Veränderung müssen erst die entsprechenden Gedächtnisanteile aus dem impliziten Gedächtnis aktiviert werden – sei es über den Bezug zu Körperempfindungen, über innere Bilder oder konkretes Erleben. Erlebnisorientierte Verfahren wie Rollenspiele, Psychodrama oder Stuhlarbeit sowie Körperarbeit tragen diesem Umstand Rechnung und können so kognitive Erkenntnisse um eine ‹einprägsame Erfahrung› (Behrendt 2012, S. 400) erweitern. Denn ohne eine entsprechende neuronale Aktivierung können Gedächtnisinhalte nicht verändert werden.
Problemaktualisierung für sich genommen besitzt nach Grawe eine Moderatorfunktion. Dieser Faktor ist die Voraussetzung für eine nachhaltige Klärung und Bewältigung. Umgekehrt bewirkt Problem­aktivierung für sich genommen – also ohne eine Einbettung in die Aktivierung positiver Muster = Ressourcenaktivierung – keine positive Veränderung, im schlimmsten Fall werden alte neuronale Muster verstärkt (vgl. auch Behrendt 2012, S. 400).
Die Wirksamkeitsfaktoren und die Methoden der Transaktionsanalyse
In der Transaktionsanalyse stehen für die ressourcenorientierte Gestaltung der Coachingbeziehung verschiedene Konzepte zur Verfügung:
Als Erstes zu nennen ist die Grundhaltung von Transaktionsanalytikern: die OK/OK-Haltung, die die Basis für jede transaktionsanalytische Beratungsbeziehung bildet. Sie ist per se ressourcenorientiert, denn diese Haltung vertraut darauf, dass der Klient die Fähigkeit besitzt, sein Problem zu lösen.
Ein zweiter wesentlicher Baustein für ressourcenorientiertes Arbeiten auf Basis der Transaktionsanalyse ist das Stroke-Konzept. Es ermöglicht differenzierte Wertschätzung und Zuwendung auf verschiedenen Ebenen.
Richard Erskines Konzept der Beziehungsbedürfnisse, das emotionale Grundbedürfnisse von Individuen in Beziehungen konzeptionalisiert, ermöglicht es TA-Beratern, Therapeuten und Coaches, Bindungsbedürfnisse des Klienten im Prozess komplementär zu beantworten. Auch hier sehe ich eine wesentliche Ressource der Transaktionsanalyse.
Und schliesslich wird gerade in der Transaktionsanalyse-Ausbildung gros­ser Wert darauf gelegt, die individuellen Kompetenzen des Coaches zu stärken und so eine reflektierte Bewusstheit über die eigene Wirkmächtigkeit zu erarbeiten. Pat Crossman beschreibt diese ressourcenorientierte Grundhaltung mit den Begriffen Permission, Protection und Potency.

Auch für den Wirkfaktor Klärung hat die Transaktionsanalyse viel beizutragen: Konzepte wie das Ich-Zustandsmodell (Struktur- und Funktionsmodell), das Spielekonzept oder auch das Skriptkonzept unterstützen Klienten, in präzisen und bildhaften Modellen komplexe Zusammenhänge ihres intrapsychischen und sozialen Funktionierens so zu beschreiben, dass sich die innewohnende Struktur und Dynamik erschliesst. Dieses Verständnis für die eigene psychische Struktur und ihre Auswirkung in zwischenmenschlichen Beziehungen ist ein wichtiger Schritt zur Problemlösung. Dabei gibt die Transaktionsanalyse Klienten Modelle an die Hand, mit denen sie später eigenständig weiter arbeiten können.
Die Fokussierung eines Coaching- bzw. Beratungsprozesses auf ein Ziel hin – also die Fokussierung auf Erfahrungen der Problembewältigung wird in der Transaktionsanalyse zunächst durch die Vertragskonzepte erreicht. Bernes Frage: ‹Was willst Du heute verändern?› steht für diesen Zusammenhang. Verträge – transparente Vereinbarungen – ermöglichen zu jeder Zeit – im Dialog mit dem Klienten – den Beratungs- oder Coachingprozess zu steuern und auf die vereinbarten Ziele zu fokussieren. Diese klare Struktur gibt Sicherheit und Orientierung sowie die Möglichkeit, den eingeschlagenen Weg jederzeit in Zwischenschritten zu evaluieren.
In der Transaktionsanalyse wird der Bereich der Problemaktualisierung mit der phänomenologischen Diagnose der Ich-Zustände erfasst. Verschiedene Techniken aus der Geschichte der Transaktionsanalyse – wie etwa der Neuentscheidungsansatz von Bob und Mary Goulding – erreichen Problemaktualisierung durch Stuhlarbeit. Weitere Methoden für einen unmittelbaren Zugang zum Erleben könnten neben Rollenspielen oder Stuhlarbeiten beispielsweise Wahrnehmungsübungen sein – wie spüre ich Entspannung, wie spüre ich Anspannung – auch die Technik der Introversion scheint mir geeignet. (Dehner, Dehner 2015) Sie verknüpft Problemaktualisierung mit einer neuen ressourcenorientierten Achtsamkeitserfahrung. Ähnliches gilt aus meiner Sicht für das Arbeiten mit dem Zürcher Ressourcenmodell oder auch für Arbeiten mit imaginativen Methoden.
Zukunftsoptionen zu erschliessen beginnt also damit, vorhandene Ressourcen zu explorieren und zu stärken. Warum ist das so wichtig?
Ressourcenorientierung versetzt unser Gehirn in ‹Entwicklungsstimmung›: es aktiviert – so die aktuelle neurobiologische Forschung – den so genannten Annäherungsmodus. Dieser ‹Annäherungsmodus› macht unser Gehirn bereit für Lernen. Grawe nennt diesen Vorgang ‹positives Priming›. Positives Priming öffnet für Veränderungen. In der Praxis heisst das, dass ein Berater/Therapeut/Coach sich VOR der jeweiligen Sitzung selbst ‹positiv primet›, das heisst sich bewusst auf die Ressourcen der jeweiligen Klientin konzentriert: ‹Ressourcenpriming ist eine systematische Gesprächsvorbereitung für die beratende Person, sich selbst verstärkt auf die Ressourcen der hilfesuchenden Person zu fokussieren.› (Flückiger/Wüsten 2015, S. 17)2
Die Discounttabelle als ‹Ressourcentabelle›
Transaktionsanalytiker/-innen können hierzu auch die Discounttabelle als ‹Ressourcentabelle› nutzen. Die vier Ebenen der Discounttabelle bieten als ‹Ressourcentabelle› folgende Fragestellungen an:
Welche Ressource wird ausgeblendet und nicht wahrgenommen?
Was ist eine mögliche ressourcenaktivierende Bedeutung eines Signals oder eines Themas?
Worin liegen allgemeine ressourcenstärkende Entwicklungen dieses Themas?
Worin liegen persönliche ressourcenaktivierende Wahrnehmungen und alternative Optionen für den Klienten?
Die anspruchsvolle Spannung eines Therapie- oder Beratungsprozesses liegt zwischen Problembewältigung und Ressourcenaktiverung: Ein Klient kommt mit seinem Problem und möchte darin ernst genommen werden. (Auch dies empathisch zu tun, ist eine Ressource im Sinne der Beziehungsgestaltung!) Andererseits ist es die Aufgabe einer Therapeutin/Beraterin/Coach, die Ressourcen der Klientin gezielt in den Blick zu nehmen, um ‹Entwicklungsstimmung› zu erzeugen, also neurobiologisch den Boden zu bereiten für Lernen und Veränderung. Die Transaktionsanalyse bietet dafür eine solide Basis.
Fußnoten
1 vgl. hierzu auch die Forschungen von Behrendt, 2012
2 Für diesen Zweck bieten Christoph Flückiger und Günther Wüsten in ihrem Buch entsprechende Anleitungen und Arbeitsmaterialien an.
Literatur
Peter Behrendt (2006): Wirkung und Wirkfaktoren von psychodramatischem Coaching – eine experimentelle Evaluationsstudie. Zeitschrift für Psychodrama und Soziometrie 5 (1), S. 59–87
Peter Behrendt (2012): Freiburger Erfolgsfaktoren-Coaching. Vier Erfolgsfaktoren zur Etablierung von Konsistenz bei Coachees. Zeitschrift für Organisationsberatung – Supervision – Coaching, OSC 4/2012, S.391–404
Christoph Flückiger, Günther Wüsten (2015): Ressourcenaktivierung. Ein Manual für Psychotherapie, Coaching und Beratung. 2. aktualisierte Auflage Bern: Verlag Hans Huber
Christoph Flückiger, Martin Grosse Holtforth: Ressourcenaktivierung und motivorientierte Beziehungsgestaltung: Bedürfnisbefriedigung in der Psychotherapie. http://bit.ly/2n3Nhxv
Klaus Grawe (2004): Neuropsychotherapie, Göttingen: Hogrefe

Schwerpunktthema

TA-Ausbildung in der Zukunft – 3 Behauptungen

Jürg Bolliger
PTSTA-E
mail@juerg-bolliger.ch
Wie sieht die TA-Ausbildung im Jahr 2030 aus? Hast du dir darüber schon einmal Gedanken gemacht? Gibt es die Ausbildungsgruppen, wie wir sie heute kennen noch? Wenn ja, wie wird Theorie vermittelt? In welcher Form darüber diskutiert? Sind elektronische Medien fester Bestandteil? Wenn ja, in welcher Form?
Da ich weder des Kristallkugel- noch des Kaffeesatzlesens mächtig bin, habe ich keine Antworten auf diese Fragen. Deshalb beschränke ich mich in diesem Beitrag auf drei Behauptungen. Dabei liegt der Fokus auf der Frage, inwiefern E-Learning in TA-Ausbildungen Einzug halten wird.
Bevor ich zu behaupten beginne noch Folgendes: Was in TA-Kreisen teilweise noch Zukunftsmusik ist, ist andernorts bereits Gegenwart. Computergestütztes Lernen oder Online-Lernen geschieht bereits. Das ist nicht die Frage. Es geht vielmehr darum, ob und in welcher Form es sinnvoll ist, elektronische Medien zu nutzen, um TA-Inhalte zu vermitteln.
Genug der einleitenden Worte. Hier ist die erste Behauptung:
Behauptung 1:
E-Learning wird Präsenz-Seminare nicht ersetzen – jedoch bereichern
Videokurse und Webinare können Weiterbildungsgruppen, in welchen man sich sieht, hört und riecht, nicht ersetzen – genauso wenig wie Bücher. Die TA-Ausbildung ist nicht nur Theorievermittlung, sondern lebt vom Austausch, von Begegnungen, von Beziehungen. Daher gebe ich Entwarnung bei allen, die befürchten, Transaktionsanalyse werde irgendwann nur noch übers Internet gelehrt.
Und wie können E-Learning-Formate die TA-Ausbildung bereichern? Das Schlagwort heisst Flipped Learning oder zu gut deutsch umgedrehter Unterricht. Die Idee dahinter ist, die reine Wissensvermittlung auf digitale Kanäle auszulagern, während es in den Präsenzseminaren um die Umsetzung und praktische Anwendung geht.
So könnte das ablaufen: Die Lernenden erhalten Zugang zu Online-Theoriemodulen, welche aus Lernvideos und/oder Audioaufnahmen bestehen. Je nachdem werden zusätzliche PDF-Dateien mitgeliefert. Sie arbeiten diese Module in einem bestimmten Zeitraum durch. Vielleicht gibt es zusätzlich ein Webinar, an welchem Fragen zur Theorie geklärt werden können. Später trifft sich die Ausbildungsgruppe und vertieft die online erworbene Theorie durch Übungen, Erfahrungsaustausch und Diskussion.
Das bringt zeitliche und örtliche Flexibilität für die Lernenden. Wann und wo sie die Theoriemodule bearbeiten, ist ihnen überlassen. Die Webinare sind zwar zeitlich fix, jedoch ortsunabhängig besuchbar.
Die Theoriemodule werden einmal durch die Lehrenden erstellt und können immer wieder verwendet werden. Möglicherweise erstellen auch einige Lehrende diese Module gemeinsam und verwenden sie dann in ihren jeweiligen Ausbildungsgruppen.
Die Präsenzzeit bekommt eine neue Bedeutung. Theorievermittlung nimmt zeitlich zugunsten der Selbsterfahrung und des Austausches ab. Der Schwerpunkt liegt nicht darin Wissen anzueignen, sondern bei der persönlichen und beruflichen Entwicklung. Nach meiner Ansicht liegt das ganz im Sinne der TA-Ausbildungstradition.
Behauptung 2:
Menschen werden durch Online-Angebote die Transaktionsanalyse kennenlernen
Unser heutiges Weiterbildungsangebot zieht gewisse Menschen an und schliesst gleichzeitig andere aus. Es geht dabei nicht nur um die eigentliche TA-Ausbildung, sondern auch um kürzere Seminare und Kurse.
Sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen nutzen vermehrt Online-Angebote, wenn es um Weiterbildung geht. Der Anteil der Transaktionsanalyse in der Angebotspalette ist derzeit noch verschwindend klein. Auf der Webinar-Plattform Edudip bieten beispielsweise über 15'000 Online-Trainer kostenfreie und kostenpflichtige Webinare an. Im Jahr 2015 wurde auf Edudip mit Webinaren ein Gesamtumsatz von 1,4 Millionen Euro erzielt. Webinare zu TA-Themen sucht man fast vergeblich.
Die Nachfrage nach Videokursen und Webinaren wird weiter steigen. Ich glaube nicht, dass diese Angebote Seminare im herkömmlichen Sinn ersetzen werden. Vielleicht sind sie eher mit Büchern zu vergleichen. Die Schwelle, ein Buch zu kaufen und zu lesen, ist niedriger als sich für ein Seminar anzumelden. Ähnlich ist es mit Webinaren oder Online-Kursen. Sie bieten die Möglichkeit, einen ersten Kontakt mit einem Thema herzustellen. Im Gegensatz zu Büchern erhalten Teilnehmende auch einen persönlichen Eindruck des Trainers.
Meine bisherigen Erfahrungen mit Webinaren und Online-Kursen zeigen, dass es immer wieder Teilnehmerinnen und Teilnehmer gibt, die Lust auf mehr bekommen und sich nach Präsenzveranstaltungen erkundigen.
Behauptung 3:
Eric Berne würde Flipped Learning nutzen
Ich gebe zu, diese Behauptung hat nicht direkt mit der Zukunft zu tun. Sie ist auch nicht überprüfbar. Da mich die Vorstellung persönlich begeistert, platziere ich sie hier trotzdem.
Eric Berne war es ein grosses Anliegen, seine Ideen in verständlicher Form an den Mann und an die Frau zu bringen. Ich bin überzeugt, er hätte die Online-Möglichkeiten genutzt, um seine Ideen zu verbreiten.
Es gibt ein Anzeichen, dass meine Behauptung zutreffen könnte. Kennst du die Videos von Eric Berne? Wenn nicht, empfehle ich dir, sie einmal anzuschauen. Hier findest du sie:
juerg-bolliger.ch/zukunft
Diese Videos wurden in einer Zeit gedreht, in welcher es noch keine Youtube-Stars gab. E-Learning war noch kein Thema. Und Eric Berne hat den Aufwand nicht gescheut, sie zu drehen. Weshalb hätte er nicht auch Videokurse, Webinare und Apps fürs Mobiltelefon nutzen sollen, wenn er damals schon die Möglichkeit gehabt hätte?
Und jetzt?
Gerne zeige ich dir einige E-Learning-Möglichkeiten praktisch. Leider eignet sich die Papierform dazu sehr schlecht (ob es im Jahr 2030 das DSGTA info in einer multimedialen Form gibt?). Aus diesem Grund biete ich exklusiv für DSGTA info Leserinnen und Leser ein Webinar an. Dieses Webinar findet am Dienstag, 30. Mai 2017 von 19.30–20.30 Uhr statt. Wenn du daran interessiert bist, kannst du hier deine E-Mail-Adresse eintragen:
juerg-bolliger.ch/zukunft. Du erhältst dann den Zugangslink zugestellt.
Ich werde dir dann einen Einblick in Online-Möglichkeiten geben. Weiter wirst du Gelegenheit haben, bei Bedarf Fragen zu stellen und vielleicht auch deine eigenen Behauptungen zur TA-Ausbildung in der Zukunft zu formulieren.
BEGRIFFE
E-Learning:
alle Formen von Lernen, bei denen elektronische Medien zum Einsatz kommen (https://de.wikipedia.org/wiki/E-Learning)
Webinar:
zu einem festgelegten Zeitpunkt stattfindendes Online-Seminar
Online-Kurs / Videokurs:
Wissensvermittlung durch Videos und allenfalls zusätzliches Material (z.B. Arbeitsblätter); die Teilnehmenden können den Kurs zeitlich und geografisch unabhängig und in ihrem Tempo durcharbeiten und bei Bedarf die Videos auch mehrmals ansehen
Erklärvideos:
kurze Videos, die einen – meist komplexen – Sachverhalt einfach erklären
Podcast:
über das Internet regelmässig erscheinende, abonnierbare Audio- oder Videodateien
Mobile Lern-Apps:
Programme für Smartphones, welche das Lernen unterstützen