Voci letterarie femminili

La sicurezza: dalla tutela dei diritti sociali e civili alla deriva securitaria

// Cristina Pelagatti | Centaurus //
Paradigma vittimario, pacchetti sicurezza, cittadini visti come vittime, femminismo punitivo: ne parla la giurista Tamar Pitch, autrice del libro “Il malinteso della vittima”.
Diritti, salute, lavoro: da tempo il concetto di sicurezza non è più collegato a questi termini ma associato automaticamente alla possibilità di essere vittima di comportamenti criminali che si combattono con il ricorso massiccio alla giustizia penale, dimenticando qualsiasi tema sociale: è la deriva securitaria che trasforma le persone da cittadini a potenziali vittime. Di questi temi si occupa la giurista Tamar Pitch, ordinaria di filosofia e sociologia del diritto all’Università di Perugia “la sicurezza oggi è diventata l’idea che si debba fare in modo che si abbassi il tasso di vittimizzazione individuale rispetto alla criminalità di strada. Il fulcro è questo, e questo è da tempo al centro dei diversi pacchetti sicurezza, quello che deve essere approvato è uno dei peggiori, con uno spaventoso aumento sia della repressione con ricorso alla giustizia penale, sia della repressione amministrativa. Questo continuo ricorso alla giustizia penale come soluzione a tutti i problemi è spesso parte dell’accrescimento dei problemi che si vorrebbe risolvere. Non è una novità, è un percorso che parte da lontano, dallo spostamento degli investimenti dalle politiche sociali alla repressione.” L’incremento del ricorso alle politiche repressive riguarda anche una parte del movimento femminista, Pitch parla di femminismo punitivo in relazione “a quella parte dei movimenti femministi che chiede l’innalzamento delle pene per reati già esistenti o l’introduzione di nuovi reati, come la gestazione per altri o l’utilizzo di lavoro sessuale, in nome della tutela delle donne. Questi movimenti che agiscono secondo un comune senso securitario parlano con la voce di altre donne, pretendendo di silenziare chi volontariamente vuole fare la gestazione per altri o vendere servizi sessuali.” Pitch non crede siano possibili politiche democratiche per la sicurezza “ritengo invece possibile che lavorare sulla sicurezza sociale produca una maggiore sicurezza anche urbana, con maggiori eguaglianza e risorse economiche per tutte e tutti. La sterilizzazione dei territori, con le strade pulite e le emarginazioni nascoste, cacciando i mendicanti, le prostitute, i migranti, non produce maggiore sicurezza per i cittadini, soprattutto per le donne che rischiano di più tra le mura domestiche che fuori.” Pitch approfondisce anche il concetto di paradigma vittimario con “l’emergere di autoassunzione dello status di vittime per venire riconosciuti come interlocutori politici. Non si ha una voce a meno che non ci si definisca vittima, questo produce una visione di società piatta e orizzontale che ignora le disuguaglianze, divisa non tra sfruttati e sfruttatori ma tra vittime e criminali, in cui si confrontano buoni e cattivi, cattivi che vanno annientati a colpi di dispositivi penali.”
Tamar Pitch

Die Frauenfriedensbewegung(en)

Nicht friedlich und nicht still1

// Martha Verdorfer | Frauenarchiv //
Kriege waren zu keiner Zeit Männersache. Vor allem die modernen Kriege des Industrie­zeitalters betrafen Frauen in vielfältiger Weise. Es waren Zeiten der Unsicherheit, der Gewalt und des Verlustes.
Christine Dissertori, Linde Hübler, Irmtraud Mair (v.l.n.r.) 
bei einer Kundgebung in München im Mai 1980.
Kaum ein Bereich der sozialen Wirklichkeit wird so deutlich von Geschlechterkonstruktionen und -normen bestimmt wie die Ausübung von militärischer Gewalt. Auch wenn sich Krieg auf den ersten Blick tatsächlich als männliche Domäne darstellt, so entspricht das doch nicht der Realität. Das ist nicht erst heute der Fall, wo in vielen Staaten Frauen Militärdienst leisten können. Frauen haben in Zeiten von Kriegen vielfältige Rollen eingenommen, solche, die ihnen zugewiesen oder zugestanden wurden, aber auch solche, die sie sich selbst aneigneten und die oft genug als bedrohlich für die gesellschaftliche Ordnung empfunden wurden. Frauen waren auch immer Opfer von Kriegen. Sexualisierte Gewalt in Form von Frauenraub und Vergewaltigung waren und sind bis heute Teil der Kriegsstrategie in vielen militärischen Konflikten.

Die Haltung von Frauen zu Kriegen war nie eindeutig. Es gab (und gibt) immer wieder auch Frauen, die sich für Kriege begeistern konnten (und können).

Andererseits ist es eine unbestreitbare Tatsache, dass Frauen in den europäischen Friedensbewegungen eine herausragende Rolle spielten. Angefangen bei Bertha von Suttner, die mit ihrem Buch „Die Waffen nieder“, das 1889 erschien und in 15 Sprachen übersetzt wurde, ein breites Publikum erreichte. Bereits damals entspann sich eine Diskussion um die Frage, ob Frauen „von Natur aus friedfertiger“ seien als Männer. Bertha von Suttner wandte sich dezidiert gegen die Vorstellung eines genuin weiblichen Pazifismus. So schrieb sie im Mai 1914 in einem Brief an die Frauen, die sich gerade zum Frauenbund innerhalb der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG) zusammen-geschlossen hatten: „Es ist durchaus nicht richtig, wie manche behaupten, dass alle Frauen von Natur aus dem Krieg abhold sind. – Nein, nur die fortschrittlich gesinnten Frauen, nur solche, die sich zu sozialem Denken erzogen haben, sind es, die die Kraft haben sich von dem Banne tausendjähriger Institutionen zu befreien, und zugleich die Kraft aufbringen, dieselben zu bekämpfen.“

Es ist also kein Zufall, dass sich die Frauenbewegungen und Friedensbewegungen parallel entwickelten, auch wenn ihr Verhältnis zueinander nicht immer spannungsfrei war. So war es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg und so war es in den 1970er und 1980er Jahren des 20. Jahrhunderts, als es um den Protest gegen atomare Aufrüstung und gegen die Logik des Kalten Krieges ging.
Die Frauen für Frieden in Südtirol
Auch in Südtirol gründeten einige Frauen im Jahr 1980 die Frauen für Frieden. In den folgenden Jahren initiierte diese Gruppe zahlreiche öffentlichkeitswirksame Aktionen wie die fünf Friedensmärsche auf dem Kohlererberg, den Ostermarsch zur Natobasis Natz-Schabs, Schweigestunden, Menschenketten und Friedensdemonstrationen. Die Frauen für Frieden waren das Herz der Südtiroler Friedensbewegung in den 1980er Jahren und sie waren sich ihrer Bedeutung auch bewusst.

Im Sommer 2017 brachten sie ihre gesammelten Flugblätter, Protokolle, Plakate, Fotos u.a.m. ins Frauenarchiv Bozen: Damit die Erinnerung an ihr Engagement und an diese Zeit nicht verloren geht! Aus diesem Material ist ein Bild entstanden, in dem es um politisches Engagement von Frauen in Südtirol geht, um die Überwindung von Verschiedenheiten für ein gemeinsames Ziel, um den Spaß bei gemeinsamer politischer Arbeit, aber auch um Enttäuschungen und Anfeindungen vonseiten Andersdenkender.

So widmete der damalige Schriftleiter Josef Rampold am 10. Februar 1981 seine mit dem Kürzel x gezeichnete Randbemerkung den Frauen für Frieden. Nachdem er über die Alternativlosigkeit des „Gleichgewicht des Schreckens“ resümiert hatte, folgerte er: „Daraus ergibt sich, dass diese Frauen für den Frieden in ihrem Idealismus für den Frieden missbraucht werden, als ‚nützliche Idiotinnen‘, wie Lenin sagen würde. Sie werden von einigen Leuten missbraucht, die nicht Idealisten sind, sondern ganz genau wissen, warum es geht.“

Das Stereotyp der politisch naiven und realitätsfernen Frauen verfolgte die Frauen für Frieden in Zukunft in den diesbezüglichen Pressedarstellungen. Darüber lachten sie und manchmal bezeichneten sie sich selbst scherzhaft als „nützliche Idiotinnen.“ Das Frauenarchiv Bozen ist stolz, den Nachlass dieser engagierten Frauen aufbewahren und damit dem Vergessen entgegenwirken zu können.
Wo ist die Friedensbewegung heute?
Das offizielle Ende des Kalten Krieges machte die Welt nicht friedlicher: Die Kriege im ehemaligen Jugoslawien, in der Golfregion, in der Ukraine und in Israel schockieren uns und manche*r fragt sich: Wo sind die pazifistischen Menschen, wo die friedensbewegten Frauen?

Im März wurde Olga Karatch der Alexander-Langer-Preis für 2023 zugesprochen. Sie ist eine belarussische Journalistin, Politikwissenschaftlerin, Friedens- und Menschenrechtsaktivistin. Zu Beginn des Ukrainekrieges startete sie mit anderen die Kampagne „No means no“, die das Recht auf Kriegsdienstverweigerung verteidigt und russische und belarussische Deserteure unterstützt. Sie wurde verhaftet und gefoltert und lebt heute im Exil in Litauen. Olga Karatch ist eine von mehreren. Es gibt sie, die Friedensaktivistinnen!
1 Dieser Titel lehnt sich an eine Publikation an, die 1982 im Münchner Frauenbuchverlag erschienen ist. Die Herausgeberinnen Ruth-Esther Geiger und Anna Johannesson versammelten
darin Streitschriften von Frauen zu Krieg und Gewalt.
© Manuela Tessaro
Martha Verdorfer
Vorstandsmitglied im Frauenarchiv Bozen/Archivio delle donne Bolzano seit seiner Gründung 2005. Unterrichtet Geschichte und Philosophie an der Oberschule und arbeitet zur Südtiroler Zeitgeschichte und zur Geschlechtergeschichte.