Landesbeirat für Chancengleichheit

Wenn am Ende des Jahres 30.000 Euro fehlen

// Maria Pichler //
Es ist Jahr für Jahr das gleiche Lied: Nach wie vor verdienen Arbeitnehmerinnen im Durchschnitt 17,3 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Doch wussten Sie, dass auch Unternehmerinnen und Freiberuflerinnen im Vergleich zu ihren Konkurrenten durch die Finger schauen?
Die Zahl der Frauenunternehmen in Südtirol steigt – wenn auch langsam. Zum Ende des Jahres 2024 waren laut der Bozner Handelskammer insgesamt 11.339 Frauenunternehmen im Handelsregister eingetragen, was 18,4 Prozent aller Unternehmen in Südtirol ausmacht. In vielen Branchen ist eine Selbstständigkeit eine gute Möglichkeit, Familie und Beruf besser zu vereinbaren. Dies gilt vor allem dann, wenn der Job zeit- und/oder ortsunabhängig ausgeübt werden kann, bei Dringlichkeiten der Fernseher kurz das Babysitten übernimmt, eine Nachtschicht eingeschoben wird oder aber die (langen) Fahrtzeiten zum Arbeitsplatz wegfallen, die Kindergarten-Abholzeiten nicht zum Spießroutenlauf werden und ein krankes Kind in wenigen Minuten von der Schule abgeholt werden kann. Wo es Licht gibt, gibt es aber auch Schatten – auch in diesem Fall. Das beginnt bei den Rentenzahlungen, wo sich Selbstständige stets vor Augen halten müssen, dass allein mit den Pflichtbeiträgen in die Berufskasse kein Lebensunterhalt zu bestreiten sein wird (siehe Seite 18). Abgesehen davon, schauen aber Selbstständige auch in punkto Entgeltgleichheit durch die Finger…
Wussten Sie etwa, dass junge Architekten zu Beginn ihrer Karriere monatlich mehr als 1.000 Euro netto verdienen, während Architektinnen ein Anfangsgehalt von 900 Euro beziehen? Wussten Sie, dass Rechtsanwältinnen im Durchschnitt 30.000 Euro weniger als ihre männlichen Kollegen im Jahr einnehmen? Und wussten Sie, dass Wirtschaftsprüfer ihre Ziele in Bezug auf Position und Einkommen um einiges schneller erreichen als Wirtschaftsprüferinnen? Diese Zahlen und Erkenntnisse sind das Ergebnis der Entgelttransparenz, welche die Europäische Union mittels Richtlinie im Jahr 2023 vorgeschrieben hat. Und sie zeigen klar auf: Gleiches Entgelt für gleiche oder gleichwertige Arbeit ist ein Thema, das nicht nur Arbeitnehmerinnen in der Privatwirtschaft (-17,3 Prozent) und im öffentlichen Dienst (-16,8 Prozent) betrifft, sondern auch Unternehmerinnen, Freiberuflerinnen und Selbstständige. Einmal abgesehen davon, dass gerade im beruflichen, institutionellen und politischen Bereich Männer grundsätzlich bevorzugt werden, während Frauen vielfach die unbezahlte Care-Arbeit in der Familie übernehmen – mit allen bekannten Auswirkungen auf das Gehalt (Teilzeit), die Karriere (Führungspositionen) und die Pension (Erwerbslücken). Was sicher helfen kann, ist eine stärkere Vernetzung von Frauen, die Stärkung des Selbstwertgefühls für Gehaltsverhandlungen und die Förderung der finanziellen Bildung. Konkret (und das gilt auch und gerade für Unternehmerinnen und Selbstständige): Frauen sollen Frauen weiterempfehlen, Frauen sollen sich nicht unter Wert verkaufen und Frauen sollen ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen. Instrumente dafür gibt es mittlerweile viele, unter anderem einen eigens ausgearbeiteten Fragebogen, der eine gute Basis dafür bilden kann, in einer Partnerschaft das Thema Geld konkret anzugehen. Dieser ist ebenso wie das Haushaltsbuch der Caritas, sowie weiteren Informationen zum Equal Pay Day am
11. April 2025 online unter www.chancengleichheit.provinz.bz.it zu finden.






Tutto il materiale e tutte le informazioni sull’Equal Pay Day 2025 in lingua italiana sul sito pariopportunita.provincia.bz.it/de/home

Around the World

Tennis: Bezahlter Mutterschutz für Profispielerinnen – Meilenstein mit Beigeschmack

// Maria Pichler //
Kehrte nach der Geburt ihres ersten Kindes an die Weltspitze zurück: Serena Williams © Wikipedia/si.robi - CC BY-SA 2.0
Spitzensport und Familienplanung lassen sich nur schwer vereinbaren. Für unabhängige, selbstständige Profisportlerinnen ist eine Babypause nicht nur mit einer Trainingspause, sondern auch mit finanziellen Einbußen verbunden. Trotzdem gelingt es immer mehr Sportlerinnen nach der Geburt eines Kindes ihre sportliche Karriere fortzusetzen, wie Serena Williams, Angelique Kerber oder Naomi Osaka im Tennis. Die Women's Tennis Association (WTA) hat nun einen bezahlten zwölfmonatigen Mutterschutz für Profispielerinnen eingeführt – und damit einen Meilenstein gesetzt, der vor allem schlechter platzierten Spielerinnen zugutekommen dürfte. Nach Angaben des Verbandes spielen aktuell rund 25 Mütter auf der WTA-Tour. Dennoch, ein fader Beigeschmack bleibt: Die Initiative wird von dem saudi-arabischen Investmentfonds PIF finanziert, der – wie in anderen Sportarten – auch im Tennis durch hohe Investitionen Fuß zu fassen versucht. Kritiker sehen darin ein „Sportswashing“, sprich den Versuch, von den eklatanten Menschenrechtsverletzungen im Land abzulenken.