Speak

Mut zur Macht

// Sabina Drescher //
Businesscoach Christine Bauer-Jelinek berät Männer, aber vor allem Frauen auf ihrem Weg zum Erfolg. Welche Mechanismen der Macht dabei wirken und worauf entsprechend zu achten ist, verrät sie im Interview.
Christine Bauer Jelinek ist Wirtschaftscoach, Keynote-Speakerin und Autorin zahlreicher Sachbücher, darunter „Die helle und die dunkle Seite der Macht und Die geheimen Spielregeln der Macht.“ © Thomas Backmann
ëres: Frauen sind in Machtpositionen immer noch in der Unterzahl. Wie kommt’s?
Christine Bauer-Jelinek: Dieses Thema wird von Frauenpolitikerinnen immer wieder vorwurfsvoll angesprochen, wohingegen ich es sehr pragmatisch sehe: Es sind erst seit kurzer Zeit genügend gut ausgebildete Frauen in einem entsprechenden Alter – nämlich 45 plus –, das sie für Top-Positionen überhaupt geeignet macht. In den kommenden Jahren werden wir einen rasanten Anstieg beobachten können. Zum einen, weil Unternehmen gezielt nach Frauen suchen, zum anderen, weil Frauen inzwischen mehr darüber wissen, wie sie mit Macht umgehen müssen.
Und zwar wie?
Vorausgeschickt: Frauen haben in Fragen der Machtkompetenz starken Nachholbedarf, weil sie erst seit etwa 50 Jahren auf Machtschauplätzen in Wirtschaft und Politik agieren. Sie waren lange Zeit – bis auf wenige Ausnahmen – zwar berufstätig, aber nicht in Toppositionen. In den kommenden Jahren wird sich hier einiges ändern. Frauen werden bemerken, dass sie mit ihren Werten und Verhaltensweisen, die sie aus der Familienarbeit, in sozialen Umfeldern und bei Jobs ohne Führungsverantwortung gelernt haben, nur bis zur gläsernen Decke kommen und nicht weiter. Ab dort gelten unabhängig von Fachkompetenz und Qualifikation andere Spielregeln: Man muss Machtspiele früh erkennen können und damit rechnen, immer mehr Neiderinnen und Neider zu haben, je weiter man nach oben gelangt. Das alte Sprichwort „Mitleid bekommt man umsonst, Neid muss man sich verdienen“ gilt hier vollumfänglich.
Wo sollten Frauen Ihrer Erfahrung nach am besten ansetzen, um die von ihnen beschriebene Machtkompetenz zu erlernen?
Lernen sollte man von denen, die Erfahrung an der Spitze von Organisationen haben, und das sind nun einmal Männer. Ich bin keine große Verfechterin davon, dass Frauen nur von Frauen lernen sollten, und wenn, dann von jenen mächtigen, die es selbst erfahren haben – davon gibt es aber noch sehr wenige.
Frauenbewegungen fordern häufig, das System müsse sich ändern. Was halten Sie davon?
Es handelt sich dabei um weitreichende politische Forderungen – von der Klimakrise über das Gesundheits- bis hin zum Arbeitssystem. Die zugrundeliegende Problematik betrifft jedoch die gesamte Gesellschaft und kann entsprechend nur von Frauen und Männern gemeinsam gelöst werden.
Können Frauenquoten ein Teil der Lösung sein?
Sie sind eine Möglichkeit, um Frauen sichtbar zu machen, werden jedoch auch oft als Alibi verwendet. Was passieren kann ist, dass Frauen so in Positionen gelangen, ohne alle dazu normalerweise nötigen Ebenen und Herausforderungen durchlaufen zu sein, wodurch sie schlecht vorbereitet sind. Das wäre, als wenn ein Sportler von der Landesliga direkt in die Topliga wechseln würde, ohne in der Kraftkammer trainiert zu haben.
Sie unterscheiden Frauenmacht von Männermacht, da Ihrer Theorie zufolge die beiden Geschlechter – noch – unterschiedlich mit Macht umgehen. Welche Entwicklung erwarten Sie hier?
Frauen erlernen bereits jetzt zunehmend die Männermacht, die historisch bedingt diesen Namen trägt. Es ist die Macht eines konkurrenzbasierten, kapitalistischen Wirtschaftssystems, die so funktioniert, dass man sich durchsetzen und andere ausstechen muss.
Umgekehrt gibt es aber auch immer mehr – insbesondere junge – Männer, die in Karenz gehen, in Teilzeit arbeiten, auf die Karriere verzichten zugunsten ihrer Work-Life-Balance. Macht wird mehr vom Charakter als vom Geschlecht bestimmt werden.
Wer mächtig sein will, sollte die zwei Sprachen der Macht beherrschen, die sie in Ihrem Buch „Die geheimen Spielregeln der Macht“ beschreiben, nämlich die Ergebnis- und die Beziehungssprache.
Genau. Beziehungssprache brauchen Führungskräfte etwa, um mit Kundinnen und Kunden zu sprechen oder das eigene Team zu motivieren und zu entwickeln. Gerade junge Talente erreicht man anders nicht, das kann sich in einem „War for Talents“ niemand leisten.
Wenn es um Ergebnisse geht, hilft die Beziehungssprache hingegen nicht weiter. In diesem Kontext waren Frauen lange Zeit unterlegen. Sie schrieben endlos lange E-Mails, kamen nicht zum Punkt. Ergebnistypen macht das extrem nervös.
Zusammengefasst ist Beziehungssprache wie ein Kriminalroman – spannend, blumig, mit vielen Charakteren und Befindlichkeiten, und man weiß erst am Ende, worum es geht. Sie lebt von Emotion und Chronologie. Die Grammatik ist geprägt von Warum- und Weil-Strukturen.
Die Ergebnissprache ist hingegen wie eine Headline im Journalismus. Sie spricht in der Gegenwart, ähnelt somit einem Lagebericht, zeigt Lösungen für die Zukunft auf, und benützt Wenn-Dann-Formulierungen.
Haben Sie Tipps für Bewerbungsgespräche und Gehaltsverhandlungen, in denen Frauen häufig zurückhaltender agieren als Männer?
Zunächst muss man wissen, dass die meisten Gehälter tatsächlich nicht nach Schema vergeben werden. Aus meiner langjährigen Erfahrung kann ich berichten, dass Frauen häufig andere Prioritäten setzen: einen kürzeren Arbeitsweg, gute Vereinbarkeit, ein angenehmes Arbeitsklima. Dabei müssten sie auch um Geld kämpfen. In unserer konkurrenzorientieren Wirtschaft gibt es einem kaum jemand freiwillig. Sie müssen das hart verhandeln.
Marktorientierte Männer sind da deutlich mutiger als Frauen. Die Zauberformel lautet, den Nutzen klar zu kommunizieren, den man dem Unternehmen bringt. Und nicht so wie in den 90er-Jahren aufzuzählen, was man alles kann und bisher gemacht hat.
Gilt dasselbe für Gehaltsverhand­lungen, wenn man bereits im Unternehmen ist?
Ja, ebenso für Boni, neue Projekte und so weiter. Die Statistik zeigt, dass Frauen um bis zu zwei Jahre später anfragen als Männer. Sie arbeiten sich ein, gehen in Vorleistung, während sehr viele machtbewusste Männer nach kürzerer Zeit vorfühlen, welche zusätzlichen Aufgaben sie übernehmen können – gegen höhere Bezahlung. Mit mehr Verantwortung verlangen sie mehr Geld.
Ich habe in Coachings zahlreiche Frauen erlebt, die über die Jahre immer mehr Verantwortung übernommen haben und darauf gewartet haben, dafür belohnt zu werden. Heute greift die Erkenntnis: Ich muss für meine Ziele auch kämpfen können.
Mehr Infos www.bauer-jelinek.at

Speak

Il potere dell’autodeterminazione

// Sarah Trevisiol //
Descrive la sua vita come “libro in molti capitoli”. Un suo motto di vita: “Let it flow”. Per le sue figlie si augura che rimangano sempre fedeli a sé stesse. Sogni e obiettivi per il futuro? Un giorno diventerò becchina.
© Unsplash / Natalie Hua
Dal 2008 Fouzia Kinyanjui vive con la sua famiglia a Lana. Oltre al suo lavoro nel settore turistico conduce seminari di antidiscriminazione. È membro attivo dell’associazione Human Rights Initiatives.

Sempre curiosa di imparare cose nuove, Fouzia si presenta come persona che impiega accuratezza nelle cose che fa. Apprezzo quelle iniziative che mi aprono la possibilità di partecipare ad esse con autodeterminazione. Terminato un progetto, apprezzo poter scambiare un riscontro sincero per poter valorizzare tutte le esperienze ed imparare anche dagli ostacoli incontrati.

Tra le risorse che Fouzia Kinyanjui ritiene importante riconoscere nella sua vita, conta il saper comunicare in varie lingue*. Fouzia Kinyanjui esprime rispetto per la diversità del sapere, rifiutando i canoni discriminatori del sapere istituzionalizzato. Oltre a me stessa, conosco tantissime altre persone che sono portatrici di saperi che non ricevono riconoscimento né rispetto nel contesto della società dominante patriarcale bianca.

Parlando di Empowerment, Fouzia Kinyajui delinea come il termine sia stato coniato dai movimenti di attivismo Nero per i diritti civili negli USA nella metà del secolo scorso. Di conseguenza è stato adottato anche da movimenti femministi e movimenti di persone diversamente abili.
Nel 1976 Barbara Bryant Solomon ha poi scritto il libro “Black Empowerment. Social Work in Oppressed Communities”. Empowerment descrive lotte individuali e collettive specifiche di liberazione da sistemi discriminatori, partendo dalle lotte di decolonizzazione e lotte antirazziste, ma spesso e volentieri il termine viene colonizzato da persone che non fanno neanche parte di specifici gruppi marginalizzati che lottano per i propri diritti.

Cosa intende per femminismo? Mira alla liberazione di tutte le donne e di tutte le persone – anche degli uomini – dalle strutture che opprimono lo sviluppo della piena potenzialità individuale. Secondo Fouzia Kinyanjui è ovvio che in ogni gruppo esistano processi di negoziazione di potere. La qualità del gruppo perciò dipende anche dalla qualità di tali processi di negoziazione. Saranno veramente e seriamente riconosciute, rispettate e valorizzate le prospettive di persone portatrici di specifiche esperienze di marginalizzazione? Chi è veramente inclusa e quale presenza è veramente valorizzata?

*Fouzia Kinyanjui conduce seminari nel settore dell’antidiscriminazione in lingua inglese e tedesca
Fouzia e il suo impegno per l’empowerment di persone discriminate © Fouzia Wamaitha Kinyanjui