Rund ums Herz

Rund ums Herz

Herzratgeber | 2015

Was bewirkt ein gesunder Lebensstil?
Der Herzinfarkt wird als Schicksalsschlag empfunden, doch seine Ursache liegt in einer koronaren Herzkrankheit. Diese ist eine Erscheinungsform der Arteriosklerose, die alle Gefäße – nicht nur die Herzkranzgefäße – sondern auch die Arterien in Gehirn, Nieren, Augen und die großen Bauch- und Beinarterien befallen kann. Die koronare Herzkrankheit ist die häufigste Form der Arteriosklerose, die sich in einem schleichenden Prozess über Jahrzehnte hinweg entwickelt, bevor sie sich durch Brustschmerzen oder Atemnot bei körperlicher oder seelischer Belastung bemerkbar macht.
Alter, Vererbung, Umwelteinflüsse wie Luftverschmutzung und starke Lärmbelastung spielen eine Rolle, aber die Hauptursache des Herzinfarkts bleibt der Lebensstil!

Wissenschaftliche Studien haben schon vor Jahren gezeigt, dass 80 bis 90 % der Herz- und Gefäßerkrankungen durch einen falschen Lebensstil verursacht werden. Die 2004 bei rund 30.000 Patienten aus 52 Ländern durchgeführte INTERHEART-Studie fand heraus, dass 90 % aller Infarkte sowohl bei Frauen als auch bei Männern auf einen ungesunden Lebensstil zurückzuführen sind. Belegt wird diese Tatsache durch die Beobachtung, dass Herzkrankheiten auch in Entwicklungsländern rasant zunehmen, sobald diese den Lebensstil der westlichen Welt übernommen haben.

Ernährung, Bewegungsmangel, Stress und – besonders schwerwiegend – Rauchen sind die größten Übeltäter für unsere Herzgesundheit. Die gute Nachricht ist aber, dass diese Risikofaktoren – im Unterschied zu Alter und Genen – veränderbar sind. Wir haben es also selber in der Hand!
Regel N. 1: Mit dem Rauchen aufhören
Es gibt genug Gründe, um mit dem Rauchen aufzuhören. Es reicht allein die Tatsache, dass jeder zweite Raucher an den Folgen seiner Abhängigkeit stirbt. Als schädlich gilt sowohl das aktive als auch das passive Rauchen. Neben dem eigenen festen Entschluss aufzuhören, erleichtern den Ausstieg aus der Sucht auch Raucherentwöhnungsprogramme, Patienteninformationen und Nikotinpflaster oder -Kaugummis.
Regel N. 2: Dick ist un-gemütlich
Dicke Menschen gelten zwar oft als gemütlich, die Wahrheit ist aber, dass Übergewicht nicht nur den Körper, sondern auch jegliche Aktivität erschwert. Vor allem führt Übergewicht unweigerlich zur Krankheit: Es erhöht das Diabetes-Risiko, den Blutdruck und die Harnsäure, das schlechte LDL-Cholesterin und die Triglyceride. Das gute HDL-Cholesterin hingegen sinkt.
Der Body-Mass-Index (BMI) verrät uns das gesunde Körpergewicht.
Regel N. 3: Das Geheimnis der Mittelmeerküche
Bereits in den Fünfzigerjahren zeigte die Sieben-Länder-Studie – und später großangelegte Studien in Frankreich und den USA – den positiven Einfluss der traditionsreichen mediterranen Küche auf die Herzgesundheit im Gegensatz zu den Essgewohnheiten in Nordeuropa, wo wenig Obst und Gemüse und relativ viel fettreiche Speisen gegessen werden. Entscheidende Merkmale der Mittelmeerküche sind:
viel Gemüse - meist bissfest gekocht – Salat und Obst;
ein hoher Anteil an komplexen Kohlenhydraten wie Brot, Nudeln, Reis, Kartoffeln, Hülsenfrüchte;
Oliven- oder Rapsöl statt Butter, Sahne und anderer tierischer Fette;
magere Milchprodukte;
wenig Fleisch, viel Fisch (insbesondere Makrele, Hering, Lachs, Forelle usw.);
statt Salz, Gewürze und Kräuter wie Petersilie, Basilikum, Thymian, Rosmarin usw.

Die Gerichte der mediterranen Küche sind einfach zuzubereiten und behalten dadurch Frische und ihren Vitamingehalt. Sie enthalten hochwertige Fette, wie die einfach ungesättigten Fette aus Olivenöl oder Rapsöl, die das schädliche LDL-Cholesterin senken, und die mehrfach ungesättigten Fette (z. B. Omega 3-Fettsäuren aus fetten Fischen), die eine entzündungshemmende Wirkung haben.
Regel N. 4: Das Herz auf Trab halten
Bewegung steigert die körperliche Leistungsfähigkeit, verbessert die Fließeigenschaften des Blutes, senkt Blutdruck, Blutfette und Stresshormone und schützt das Herz vor Rhythmusstörungen.
Mit mäßig anstrengender Belastung – sodass es noch möglich ist, sich zu unterhalten oder das eigene Lieblingslied zu summen – erzielt man die ideale Trainingswirkung, ohne das Herz zu überlasten.
Es ist nie zu spät, um mehr Bewegung ins Leben zu bringen: Wer bisher nicht besonders aktiv war, beginnt am besten mit zügigem Spazierengehen und sollte es auf 30 Minuten am Stück 4−5 Mal in der Woche bringen. Empfehlenswert sind Ausdauersportarten wie Wandern, Radfahren, Joggen, Schwimmen, Nordic Walking, Skilanglauf, Tanzen und auf jeden Fall solche, die Spaß und Freude bereiten. Bei schlechtem Wetter tut es auch der Fahrradergometer oder das Laufband.
Regel N. 5: Ausgeglichener Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung
Stress abzuschütteln ist nicht leicht, ja gehört Stress in gewissem Maße zum Leben. Spannung wird erst gefährlich, wenn sie zu einem Dauerzustand wird, dem man sich hilflos ausgeliefert sieht. Öfter als man glaubt, kann man aber die Stresssituation entschärfen. Vielleicht ist es möglich, sich beruflich zu verändern, privat neue Weichen zu stellen, sich bei Dauerkonflikten in der Familie von Fachleuten beraten zu lassen. Falls die Stress auslösende Situation nicht veränderbar ist, kann man lernen, mit Stress umzugehen.
Bei Stress helfen nicht nur Ausdaueraktivitäten, sondern Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung, autogenes Training, Qigong, Tai-Chi, Yoga oder ähnliche asiatische Meditationstechniken. Zur Entspannung kommt man auch, wenn man sich Beschäftigungen widmet, die einen so erfüllen, dass man die Stressbelastung vergessen kann, so z. B.: musizieren, malen, singen, tanzen, sich mit Freunden treffen, ins Kino oder ins Theater gehen, am Wochenende eine Stadtbesichtigung unternehmen usw.
Regel N. 6: Lebensqualität auf Dauer
„Ich fühle mich jetzt wohl. Warum soll ich meine Lebensgewohnheiten ändern?” Viele Menschen stellen diese Frage, obwohl sie die Erkrankungsrisiken kennen, ihnen fällt es aber schwer, daraus Konsequenzen zu ziehen. Wer so denkt, verpasst die Chance, sich vor Herzinfarkt, Herzschwäche, Schlaganfall mit ihren fatalen Folgen zu schützen. Die Gefahr ist dann groß, dass man sich jahrelang mit Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Atemnot und Schmerzen herumplagt und eine eingeschränkte Lebensqualität ertragen muss.

Ausschlaggebend ist schließlich nicht, WIE alt man wird, sondern WIE man alt wird!


Es ist eigentlich sensationell, dass die koronare Herzkrankheit – die dem Herzinfarkt zugrunde liegt – nach den heutigen Erkenntnissen in den meisten Fällen durch einen gesunden Lebensstil vermeidbar wäre. Dabei sollte man nicht vergessen, dass ein gesunder Lebensstil mit Mittelmeerküche, Bewegung und Entspannung bereits jeden Lebensabschnitt mit Abwechslung und neuer Lebensfreude bereichern kann.
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