KVW Aktuell

Besser wohnen - auch im Alter

Wohnberatung für Senioren
FOTO: Pixabay, sabinevanerp
Michael Savelli, Projektleiter der Arche im KVW
Die Arche im KVW bietet im Rahmen der Wohnberatung für Senioren unverbindlich und unbürokratisch eine konkrete und individuelle Wohnberatung für Senioren direkt in der Wohnung der interessierten Senioren an. Die praxisorientierten Empfehlungen helfen bei der Gestaltung der Wohnsituation, bei der Entscheidung, ob und was neu eingerichtet oder umgebaut werden soll und welche öffentlichen Beiträge in Anspruch genommen werden können, damit die Umgestaltung der eigenen vier Wände auch finanzierbar ist.
In den letzten Jahren wurden durchschnittlich ca. 50 Hausbesuche durchgeführt, ebenso viele Beratungen fanden im Büro der Arche im KVW oder telefonisch statt. Michael Savelli, der Projektleiter der Arche im KVW, erklärt im folgenden Interview, wie bereits kleine Verbesserungen in der Ausstattung der eigenen Wohnung den Alltag viel leichter machen können und wie moderne Technik sinnvoll eingesetzt werden kann.
Kompass: Wir werden alle älter und möchten alle möglichst selbstständig in unseren 4 Wänden bleiben. Was sind die Voraussetzungen dafür?
Im Alter, aber auch nach einem Unfall oder einer Krankheit können wir in unserer Mobilität eingeschränkt sein. Gerade in den eigenen vier Wänden können dadurch eine Vielzahl von baulichen Barrieren auftreten, die wir in gesunden und mobilen Zeiten nicht wahrgenommen haben.
Voraussetzung dafür, dass wir uns auch im Alter in der eigenen Wohnung selbstständig und frei bewegen können, ist, dass die Wohnung unseren veränderten Bedürfnissen gerecht wird. Das heißt, die eigene Wohnung sollte möglichst barrierearm sein. Barrieren sind Stolperfallen und die Folgen eines Sturzes können für unsere Mobilität fatal sein. Wir wissen heute, dass mindestens ein Drittel der über 65-Jährigen mehr als einmal im Jahr stürzt, wobei sich die meisten Stürze in den eigenen vier Wänden ereignen. Andererseits wissen wir auch, dass 75 Prozetn aller Senioren trotz erheblicher gesundheitlicher Beeinträchtigungen keine Veränderungen in der eigenen Wohnung vornehmen wollen.
Kompass: Wie muss man sich eine solche Beratung konkret vorstellen? Schauen Sie gemeinsam mit den Interessenten, welche baulichen Maßnahmen das Leben zu Hause erleichtern würden?
Wir werden entweder von den Betroffenen oder deren Angehörigen kontaktiert und lassen uns erklären, wo die Probleme liegen. Dann besuchen wir die Menschen zu Hause, erkundigen uns nach ihrem Gesundheitszustand und ihren Wünschen für Verbesserungen in den eigenen vier Wänden. Wir schauen uns die Wohnung genau an, um die Wohnsituation möglichst ganzheitlich zu erfassen und auch auf mögliche Stolperfallen oder versteckte bauliche Mängel hinweisen zu können. Wir beraten die Senioren auch über kleine Hilfsmittel, die den Alltag erleichtern können. Im Rahmen des Gesprächs informieren wir die Senioren oder ihre Angehörigen auch über mögliche öffentliche Zuschüsse zum Abbau architektonische Barrieren.
Im Anschluss an den Hausbesuch erstellen wir ein Protokoll, in dem wir sowohl die Problematik aus Sicht der Betroffenen als auch aus unserer Sicht festhalten und einen Lösungsvorschlag erarbeiten. Beides wird den Betroffenen ausgehändigt, und sie haben dann die Möglichkeit, anhand dieses Dokuments zu entscheiden, ob und was sie in der Wohnung anpassen möchten. Dieses bietet dann auch die Grundlage, sich an einen Handwerker zu wenden und einen Kostenvoranschlag einzuholen.
Kompass: Im Laufe der Jahre haben Sie schon hunderte solcher Beratungen durchgeführt. Wo hakt es Ihrer Erfahrung nach am Meisten?
In der überwiegenden Zahl der Fälle ist das vorhandene Bad, der Zugang zur eigenen Wohnung oder der Zugang vom Wohngeschoss zum Schlafzimmer nicht mehr funktionsfähig, da nur über Treppen erreichbar.
In älteren Badezimmern ist häufig nur eine Badewanne eingebaut, die bei nachlassender körperlicher Beweglichkeit oft nur noch schwer oder gar nicht mehr benutzbar ist und die Sturzgefahr erhöht. Eine Dusche fehlt oft ganz.
In älteren Kondominien fehlt häufig der Aufzug und Treppen sind z.B. nach Operationen, Schlaganfall oder Oberschenkelhalsbruch kaum oder gar nicht zu bewältigen. Gleiches gilt für Treppen in der eigenen Wohnung.
Genau für diese Problematiken erarbeiten wir einen Großteil unserer Anpassungsvorschläge.
Kompass: Viele Senior:innen fürchten hohe Kosten und haben auch Angst vor Veränderungen. Warum sollte man sich trotzdem an die Arche wenden?
Wir Menschen sind Gewohnheitstiere und haben deshalb Angst vor Veränderungen, vor allem wenn es um die eigene Wohnung geht, die wir seit Jahrzehnten bewohnen und in der uns jeder Winkel vertraut ist. Die Kosten für eine Wohnungsanpassung müssen nicht hoch sein und manchmal reichen schon wenige Hilfsmittel aus, um die Situation zu verbessern.
Sind höhere Kosten zu erwarten, ist zu prüfen, inwieweit diese durch öffentliche Zuschüsse gedeckt werden können. Je nach Vermögenssituation können die Landeszuschüsse für den Abbau baulicher Barrieren bis zu 80% der Gesamtkosten betragen. Auch hier beraten wir die Seniorinnen und Senioren und helfen bei der Antragstellung.
Unsere Beratungen sind völlig unverbindlich und die Seniorinnen und Senioren entscheiden am Ende selbst, ob und welche Umbaumaßnahmen sie in Angriff nehmen wollen oder ob sie lieber nur geeignete Hilfsmittel anschaffen möchten. Unsere Beratungen sind kostenlos und wir raten daher allen Senioren, die zu Hause mit Wohnproblemen konfrontiert sind und trotzdem so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden leben möchten, sich an uns zu wenden.
Kompass: Haben Sie für unsere Leser:innen noch einen besonderen Tipp oder Ratschlag?
Den älteren Leser:innen rate ich, nicht zu zögern, unsere Beratungsangebote in Anspruch zu nehmen, und den jüngeren Leser:innen empfehle ich, bei der Planung oder beim Kauf ihres Eigenheims möglichst auf Barrierefreiheit zu achten.
Kompass: Vielen herzlichen Dank für das Gespräch!
Interview: Iris Pahl
Arche im KVW VFG
Beda-Weber-Straße 1, 39100 Bozen
Tel:  +39 0471 061 300
info@arche-kvw.org

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Was tut uns gut?

Karl Brunner, Geistlicher Assistent im KVW
Ich habe in den letzten Jahren eine Wandlung durchgemacht, die dazu führt, dass mich einige nicht mehr erkennen. Warum? Weil ich abgenommen habe. Rein äußerlich habe ich mich von einigen Kilos verabschiedet und innerlich ein Mehr an Freiheit gewonnen: Ich kann heute besser entscheiden, was ich esse und besser darauf achten, was mir guttut.
Dabei stelle ich mir die Frage, was ich wirklich brauche und wann ich bewusst etwas genießen möchte. Da gehört aber auch dazu, dass ich auf einiges verzichte, weil es mir eben nicht guttut. Das Problem mit meinem Übergewicht lag für mich daran, dass ich eigentlich nicht wirklich gespürt habe, wie sehr es mir schadet. Es tut selten weh, zu viel und ungesund zu essen. Ganz im Gegenteil!
Manchmal denke ich, dass wir als Gesellschaft im übertragenen Sinne auch übergewichtig sind und keinen Schmerz spüren, obwohl es uns alles andere als guttut. Wir verbrauchen eine Menge an Ressourcen, um Produkte zu kaufen, die schnell wieder an Reiz verlieren und bald im Müll landen, oder um uns zu unterhalten und vielleicht auch von unangenehmen Dingen abzulenken. Unmittelbar tut uns das nicht weh. Wirkliche Zufriedenheit erreichen wir damit auch nicht und es belastet unsere Umwelt. Ich frage mich: Schaffen wir es als Gesellschaft „abzunehmen“ und einen Genuss zu pflegen, der uns persönlich, als Gemeinschaften und unserer Umwelt guttut?
Wenn ich aufgrund meiner persönlichen Erfahrung sagen müsste, was es zum Abnehmen braucht: Ein gutes Gespür dafür, was ein gutes Leben für uns ausmacht und worauf wir problemlos verzichten können. Gleichzeitig sollten wir aber nicht das Genießen verlernen. Über diese Frage lohnt es sich für mich, nachzudenken.
Text: Karl Brunner