Kommentar
Pilger der Hoffnung
Aufbruch zum Mitmenschen

Reinhard Demetz
Zum Heiligen Jahr 2025 fehlt es nicht an kritischen Stimmen: wie kann man so ein Mega-Event verantworten, in der vom Übertourismus geplagten Stadt Rom, in Zeiten des Klimawandels und angesichts der Krisen und Kriege unserer Zeit? War die Praxis des Ablasses nicht schon von ihrem Ursprung her Ausdruck einer Kommerzialisierung der Religion, einer materialistischen Frömmigkeit, die im Heil eine verhandelbare und machbare Größe sieht?
Welchen Sinn hat heute noch ein Heiliges Jahr? Das Motto aktuellen Heiligen Jahres 2025 gibt uns dazu einen wichtigen Impuls. In einer Welt, die von rasanter Veränderung und gesellschaftlicher Polarisierung geprägt ist, birgt die Einladung, zu Pilgerinnen und Pilgern der Hoffnung zu werden, einen erfrischenden Impuls, der wesentliche Wahrheiten des christlichen Glaubens neu in den Blick rückt.
In der Bibel gründet Hoffnung nicht auf menschliche Leistungen oder weltliche Errungenschaften, sondern auf die unerschütterliche Zusage der Liebe Gottes. Wie ein roter Faden zieht sich durch die Heilige Schrift die Zusage, dass Gott den Verlorenen und Gescheiterten einen Neuanfang schenkt – nicht als Verdienst, sondern als reines Geschenk (d.h. Gnade). Gottes Güte trägt auch und gerade dort, wo wir selbst schwach und unzulänglich sind. Dort, wo die menschliche Weisheit an ihr Ende kommt, da beginnt Gottes Weisheit ihr Werk und öffnet Horizonte. Wo das Kalkül von Soll und Haben ans Ende kommt, eröffnet die Hoffnung Räume.
Wie kommt dieses Geschenk in unser Leben? Nicht durch Magie oder durch einen Automatismus der Rituale (z.B. eine falsch verstandene Ablasspraktik), sondern dadurch, dass sich Menschen der Güte Gottes öffnen. Diese Öffnung geschieht, indem wir selbst wie Gott handeln, selbst Liebe schenken. Wo ich selbst mit meinen begrenzten Möglichkeiten aus dem Raum der Berechnung und des Kalküls aussteige, und Güte schenke, da eröffnen sich neue und ungeahnte Horizonte der Hoffnung, da entdecke ich, dass Gott in meinem Leben und im Leben der Menschen bereits am Werk ist. Zu Gott aufbrechen heißt, zu den Menschen aufbrechen.
Soziales Engagement und Hoffnung hängen eng miteinander zusammen: eine menschliche Gesellschaft braucht das „Mehr“, der Hoffnung. Ohne Güte, die Geschenk ist, bleibt nur mehr eine harte Welt des Kalküls und der Konkurrenz, eine Welt der Starken und der Sieger, die am Ende nur Verlierer kennt. Die Hoffnung, dass das Letzte Wort über diese Welt einem gütigen, liebenden, schenkenden Gott gehört, öffnet dagegen Raum für selbstloses Engagement, das Neuanfang, Vergebung, Versöhnung und Mitmenschlichkeit ermöglicht.
Warum also ein Heiliges Jahr? Mit oder ohne den Titel „Pilger der Hoffnung“ stellen alle Heiligen Jahre die Umkehr zur Liebe Gottes in den Mittelpunkt, die Botschaft, dass jeder und jede von uns jederzeit umkehren kann und darf, um sich zur Liebe Gottes hinzuwenden. Oft hilft es dabei, äußere Rituale zu setzen, die unseren inneren Aufbruch unterstützen: von daher die Einladung zu Pilgern und an bestimmten Orten zu beten und zu feiern. Eine Weisheit, die jede Stunde und jeden Tag gilt – aber es tut gut, wenn sie „alle heiligen Zeiten“ mal im Mittelpunkt steht!
TEXT: Reinhard Demetz, Seelsorgeamtsleiter der Diözese Bozen-Brixen
Welchen Sinn hat heute noch ein Heiliges Jahr? Das Motto aktuellen Heiligen Jahres 2025 gibt uns dazu einen wichtigen Impuls. In einer Welt, die von rasanter Veränderung und gesellschaftlicher Polarisierung geprägt ist, birgt die Einladung, zu Pilgerinnen und Pilgern der Hoffnung zu werden, einen erfrischenden Impuls, der wesentliche Wahrheiten des christlichen Glaubens neu in den Blick rückt.
In der Bibel gründet Hoffnung nicht auf menschliche Leistungen oder weltliche Errungenschaften, sondern auf die unerschütterliche Zusage der Liebe Gottes. Wie ein roter Faden zieht sich durch die Heilige Schrift die Zusage, dass Gott den Verlorenen und Gescheiterten einen Neuanfang schenkt – nicht als Verdienst, sondern als reines Geschenk (d.h. Gnade). Gottes Güte trägt auch und gerade dort, wo wir selbst schwach und unzulänglich sind. Dort, wo die menschliche Weisheit an ihr Ende kommt, da beginnt Gottes Weisheit ihr Werk und öffnet Horizonte. Wo das Kalkül von Soll und Haben ans Ende kommt, eröffnet die Hoffnung Räume.
Wie kommt dieses Geschenk in unser Leben? Nicht durch Magie oder durch einen Automatismus der Rituale (z.B. eine falsch verstandene Ablasspraktik), sondern dadurch, dass sich Menschen der Güte Gottes öffnen. Diese Öffnung geschieht, indem wir selbst wie Gott handeln, selbst Liebe schenken. Wo ich selbst mit meinen begrenzten Möglichkeiten aus dem Raum der Berechnung und des Kalküls aussteige, und Güte schenke, da eröffnen sich neue und ungeahnte Horizonte der Hoffnung, da entdecke ich, dass Gott in meinem Leben und im Leben der Menschen bereits am Werk ist. Zu Gott aufbrechen heißt, zu den Menschen aufbrechen.
Soziales Engagement und Hoffnung hängen eng miteinander zusammen: eine menschliche Gesellschaft braucht das „Mehr“, der Hoffnung. Ohne Güte, die Geschenk ist, bleibt nur mehr eine harte Welt des Kalküls und der Konkurrenz, eine Welt der Starken und der Sieger, die am Ende nur Verlierer kennt. Die Hoffnung, dass das Letzte Wort über diese Welt einem gütigen, liebenden, schenkenden Gott gehört, öffnet dagegen Raum für selbstloses Engagement, das Neuanfang, Vergebung, Versöhnung und Mitmenschlichkeit ermöglicht.
Warum also ein Heiliges Jahr? Mit oder ohne den Titel „Pilger der Hoffnung“ stellen alle Heiligen Jahre die Umkehr zur Liebe Gottes in den Mittelpunkt, die Botschaft, dass jeder und jede von uns jederzeit umkehren kann und darf, um sich zur Liebe Gottes hinzuwenden. Oft hilft es dabei, äußere Rituale zu setzen, die unseren inneren Aufbruch unterstützen: von daher die Einladung zu Pilgern und an bestimmten Orten zu beten und zu feiern. Eine Weisheit, die jede Stunde und jeden Tag gilt – aber es tut gut, wenn sie „alle heiligen Zeiten“ mal im Mittelpunkt steht!
TEXT: Reinhard Demetz, Seelsorgeamtsleiter der Diözese Bozen-Brixen