Aktuell
Der große Mangel
Südtirols Landesberufs- und Hotelfachschulen
Schon jetzt fehlen allerorts Kochfachlehrer. Der sich vollziehende Generationenwechsel könnte die Situation zusätzlich verschärfen. Was ist die Lösung?
Wer will fleißige Handwerker seh’n, der muss zu uns Kindern geh’n – so lauten die ersten Zeilen eines bekannten Liedes, in denen mehr Wahrheit steckt, als man im ersten Augenblick meinen würde.
Südtirol punktet seit Jahren mit seinen erstklassigen Köchen und Köchinnen. Die fallen jedoch keinesfalls vom Himmel. Um das Niveau zu halten, muss vor allem die Qualität der Ausbildung hochgehalten werden. „Qualifizierte Kochfachlehrer sind die Basis für eine gute Berufsausbildung und garantieren Südtirol einen qualifizierten Nachwuchs im Bereich Hotellerie und Gastronomie“, betont Dr. Erik Platzer, langjähriger Direktor der Landeshotelfachschule Kaiserhof Meran, im Interview mit der SKV-Zeitung (das vollständige Interview lesen Sie in der nächsten Ausgabe). „Die Hauptaufgabe des Kochfachlehrers ist die Vermittlung der regionalen Küche Südtirols als Identität und Marke des Landes und die Vermittlung der internationalen Küche als Vergleichshorizont in einer globalisierten Welt“, sagt Platzer. Die Kochfachlehrer helfen den jungen Erwachsenen aber nicht nur, ihre fachlichen Kompetenzen auszubauen, sondern zudem ihre Persönlichkeit sowie ihre Sozialkompetenz weiterzuentwickeln und ihre Allgemeinbildung zu vertiefen.
„Die Praxislehrer sind die Garanten für das hohe fachpraktische Niveau an den berufsbildenden Oberschulen und Berufsschulen“, unterstreicht auch Andreas Köhne, Küchenmeister, Vizepräsident des Südtiroler Meisterbundes und Fachbereichsleiter der Kochfachlehrer und Heimköche am Kaiserhof. Köhne erinnert daran, dass unzählige Spitzenköche genau diesen Ausbildungsweg durchlaufen hätten und das beste Beispiel dafür seien, dass der hohe Praxisbezug an den Berufs- und Hotelfachschulen und die Arbeit der Fachlehrer Früchte tragen. Die Verantwortung als Lehrer sei groß, die entsprechende Wertschätzung in der Bevölkerung fehle allerdings oft – sowohl in gesellschaftlicher als auch in finanzieller Hinsicht, ergänzt Köhne.
Es macht aber sehr wohl einen Unterschied, ob ein guter oder ein schlechter Lehrer vor der Klasse steht, denn niemand hat einen größeren Einfluss auf den Lernerfolg. Das unterstreichen verschiedene Studien. Auch in der Politik scheint diese Tatsache langsam anzukommen. Im vergangenen Jahr genehmigte der Landtag einen Gesetzesartikel, wonach die Kochfachlehrer ihren Zusatzverdienst auf 50 Prozent des Bruttoeinkommens erhöhen durften (die SKV-Zeitung berichtete). Und erst vor Kurzem kündigte der Landtagsabgeordnete Helmut Tauber an, die Fachlehrer aufwerten zu wollen, indem die Berufserfahrung der Lehrer bei der Aufnahme in den Landesdienst berücksichtigt wird. Dies würde sich auch auf das monatliche Einkommen niederschlagen. Einen entsprechenden Beschlussantrag brachte Tauber im Landtag ein. „Es gilt“, betont Tauber, „einen Anreiz zu schaffen, um tüchtige Mitarbeiter bzw. Unternehmer für den Lehrberuf zu begeistern, damit unser bewährtes System der Berufsausbildung auch in Zukunft gesichert bleibt.“
Die Unterstützung von Seiten der Politik kommt alles andere als zu früh. Viele Fachlehrer stehen vor der Pensionierung, gar einige Pioniere der Berufsbildung werden die Schulen in den kommenden Jahren verlassen. Anwärter auf die dann freiwerdenden Stellen gibt es (noch) kaum welche. „Es besteht die Gefahr“ warnt Köhne, „dass durch den akuten Mangel die Stellen mit weniger qualifizierten Bewerbern nachbesetzt werden.“
Beim Stichwort „Lehrermangel“ denkt ein Großteil der Bevölkerung an die Grundschule. Wenn dort der Unterricht ausfällt, protestieren Eltern sofort. Die Berufsschulen betreffen weitaus weniger Menschen direkt. Die indirekten Auswirkungen würde aber ein Großteil der Gesellschaft zu spüren bekommen. Zum einen kommt jeder ab und an selbst gerne in den Genuss eines guten Essens. Zum anderen profitiert der Südtiroler Tourismus von der vielfältigen und qualitativ hochwertigen Küche hierzulande.
Wenn nun aber die Ausbildung zu kurz kommt, weil die Fachlehrkräfte fehlen, wie soll dann aus den Jugendlichen die Kochelite von morgen werden? „Die Attraktivität des Berufs Kochfachlehrer hat tatsächlich nachgelassen“, bedauert Köhne. Die Hoffnung auf eine baldige Besserung der Situation sei gering, denn seit Jahren würden schon Versprechungen gemacht. Gefragt sei eine Regelung, die nicht nur für junge Lehrer und Lehrerinnen Anreize schafft, sondern die auch die Arbeit und das Know-how der langjährigen Mitarbeiter wertschätzt. „Ansonsten könnte es zu Spannungen innerhalb der Kollegien kommen“, sagt Köhne.
Der Spielball liegt nun einmal mehr bei der Politik, die Lösungen vorlegen muss – für eine finanzielle Besserstellung der Fachkraftlehrer, deren gesellschaftliche Wertschätzung und in erster Linie für den Südtiroler Kochnachwuchs.
Wer will fleißige Handwerker seh’n, der muss zu uns Kindern geh’n – so lauten die ersten Zeilen eines bekannten Liedes, in denen mehr Wahrheit steckt, als man im ersten Augenblick meinen würde.
Südtirol punktet seit Jahren mit seinen erstklassigen Köchen und Köchinnen. Die fallen jedoch keinesfalls vom Himmel. Um das Niveau zu halten, muss vor allem die Qualität der Ausbildung hochgehalten werden. „Qualifizierte Kochfachlehrer sind die Basis für eine gute Berufsausbildung und garantieren Südtirol einen qualifizierten Nachwuchs im Bereich Hotellerie und Gastronomie“, betont Dr. Erik Platzer, langjähriger Direktor der Landeshotelfachschule Kaiserhof Meran, im Interview mit der SKV-Zeitung (das vollständige Interview lesen Sie in der nächsten Ausgabe). „Die Hauptaufgabe des Kochfachlehrers ist die Vermittlung der regionalen Küche Südtirols als Identität und Marke des Landes und die Vermittlung der internationalen Küche als Vergleichshorizont in einer globalisierten Welt“, sagt Platzer. Die Kochfachlehrer helfen den jungen Erwachsenen aber nicht nur, ihre fachlichen Kompetenzen auszubauen, sondern zudem ihre Persönlichkeit sowie ihre Sozialkompetenz weiterzuentwickeln und ihre Allgemeinbildung zu vertiefen.
„Die Praxislehrer sind die Garanten für das hohe fachpraktische Niveau an den berufsbildenden Oberschulen und Berufsschulen“, unterstreicht auch Andreas Köhne, Küchenmeister, Vizepräsident des Südtiroler Meisterbundes und Fachbereichsleiter der Kochfachlehrer und Heimköche am Kaiserhof. Köhne erinnert daran, dass unzählige Spitzenköche genau diesen Ausbildungsweg durchlaufen hätten und das beste Beispiel dafür seien, dass der hohe Praxisbezug an den Berufs- und Hotelfachschulen und die Arbeit der Fachlehrer Früchte tragen. Die Verantwortung als Lehrer sei groß, die entsprechende Wertschätzung in der Bevölkerung fehle allerdings oft – sowohl in gesellschaftlicher als auch in finanzieller Hinsicht, ergänzt Köhne.
Es macht aber sehr wohl einen Unterschied, ob ein guter oder ein schlechter Lehrer vor der Klasse steht, denn niemand hat einen größeren Einfluss auf den Lernerfolg. Das unterstreichen verschiedene Studien. Auch in der Politik scheint diese Tatsache langsam anzukommen. Im vergangenen Jahr genehmigte der Landtag einen Gesetzesartikel, wonach die Kochfachlehrer ihren Zusatzverdienst auf 50 Prozent des Bruttoeinkommens erhöhen durften (die SKV-Zeitung berichtete). Und erst vor Kurzem kündigte der Landtagsabgeordnete Helmut Tauber an, die Fachlehrer aufwerten zu wollen, indem die Berufserfahrung der Lehrer bei der Aufnahme in den Landesdienst berücksichtigt wird. Dies würde sich auch auf das monatliche Einkommen niederschlagen. Einen entsprechenden Beschlussantrag brachte Tauber im Landtag ein. „Es gilt“, betont Tauber, „einen Anreiz zu schaffen, um tüchtige Mitarbeiter bzw. Unternehmer für den Lehrberuf zu begeistern, damit unser bewährtes System der Berufsausbildung auch in Zukunft gesichert bleibt.“
Die Unterstützung von Seiten der Politik kommt alles andere als zu früh. Viele Fachlehrer stehen vor der Pensionierung, gar einige Pioniere der Berufsbildung werden die Schulen in den kommenden Jahren verlassen. Anwärter auf die dann freiwerdenden Stellen gibt es (noch) kaum welche. „Es besteht die Gefahr“ warnt Köhne, „dass durch den akuten Mangel die Stellen mit weniger qualifizierten Bewerbern nachbesetzt werden.“
Beim Stichwort „Lehrermangel“ denkt ein Großteil der Bevölkerung an die Grundschule. Wenn dort der Unterricht ausfällt, protestieren Eltern sofort. Die Berufsschulen betreffen weitaus weniger Menschen direkt. Die indirekten Auswirkungen würde aber ein Großteil der Gesellschaft zu spüren bekommen. Zum einen kommt jeder ab und an selbst gerne in den Genuss eines guten Essens. Zum anderen profitiert der Südtiroler Tourismus von der vielfältigen und qualitativ hochwertigen Küche hierzulande.
Wenn nun aber die Ausbildung zu kurz kommt, weil die Fachlehrkräfte fehlen, wie soll dann aus den Jugendlichen die Kochelite von morgen werden? „Die Attraktivität des Berufs Kochfachlehrer hat tatsächlich nachgelassen“, bedauert Köhne. Die Hoffnung auf eine baldige Besserung der Situation sei gering, denn seit Jahren würden schon Versprechungen gemacht. Gefragt sei eine Regelung, die nicht nur für junge Lehrer und Lehrerinnen Anreize schafft, sondern die auch die Arbeit und das Know-how der langjährigen Mitarbeiter wertschätzt. „Ansonsten könnte es zu Spannungen innerhalb der Kollegien kommen“, sagt Köhne.
Der Spielball liegt nun einmal mehr bei der Politik, die Lösungen vorlegen muss – für eine finanzielle Besserstellung der Fachkraftlehrer, deren gesellschaftliche Wertschätzung und in erster Linie für den Südtiroler Kochnachwuchs.
Für die SKV-Redaktion
Sabine Drescher
Sabine Drescher