Thema

Kochfachlehrerinnen und -lehrer

Wie kann die Attraktivität des Berufs erhöht werden?
Dr. Erik Platzer
Ausbildung - Die Südtiroler Kochfachlehrer leiden unter zu niedrigen Gehältern, Unmengen an Bürokratie und fehlendem Ansehen. Dr. Erik Platzer, ehemaliger Direktor der Landeshotelfachschule Kaiserhof Meran, erklärt, wie die Attraktivität des Berufs wieder gesteigert werden kann.
Warum hat sich das Ansehen der Kochfachlehrer in den vergangenen Jahren verändert?
Während das gesellschaftliche und internationale Ansehen eines guten Kochs in der Privatwirtschaft in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen ist, ist das Ansehen des Kochfachlehrers in der Berufsausbildung in Südtirol aus zwei wesentlichen Gründen gesunken. Die Gehälter sind zu niedrig und die Bürokratisierung in der Ausbildung ist gestiegen. Der Beruf des Kochfachlehrers hat deshalb an Attraktivität verloren. Diese Situation erinnert mich an die 1970er-Jahre. Es war die Zeit, in der ein Kochfachlehrer in der Landesverwaltung maximal 60 Prozent vom Gehalt eines Küchenchefs in der Privatwirtschaft verdiente und es daher für einen guten Koch unattraktiv war, in den öffentlichen Dienst zu wechseln. Erst durch die finanzielle Besserstellung des Berufsschulpersonals seitens der Landesverwaltung und durch die Einführung und Anerkennung der Küchenmeisterprüfung in Südtirol konnten die besten Fachkräfte für die Landeshotelfachschule gewonnen werden. Die von qualifizierten Kochfachlehrern ausgebildeten Hotelfachschulabsolventen konnten mit Stolz und mit besten Aussichten auf eine gute berufliche Laufbahn im In- und Ausland die Landeshotelfachschule verlassen. Die Kochfachlehrer haben in Folge nicht nur Ansehen bei den Schülern und Schülerinnen sowie der Hotellerie und Gastronomie gewonnen, sondern auch Anerkennung in der Südtiroler Gesellschaft.
Welche Bedeutung haben die Kochfachlehrer für die Südtiroler Küche und die Südtiroler Köche?
Qualifizierte Kochfachlehrer sind die Basis für eine gute Berufsausbildung und garantieren Südtirol einen qualifizierten Nachwuchs im Bereich Hotellerie und Gastronomie. Der Wohlstand Südtirols wurde nicht zuletzt auf einer erfolgreichen Fachausbildung aufgebaut. Die Hauptaufgabe des Kochfachlehrers ist die Vermittlung der regionalen Küche Südtirols als Identität und Marke des Landes und die Vermittlung der internationalen Küche als Vergleichshorizont in einer globalisierten Welt.
Wie kann es gelingen, den Beruf des Kochfachlehrers attraktiver zu gestalten?
Hier sind fünf Punkte zu nennen:

Erstens: Ein gutes Gehalt, damit qualifizierte Köche den Beruf als Kochfachlehrer wieder attraktiv finden, z.B. durch die Gleichstellung des Meisterbriefs mit dem Bachelor (durch die Regierung in Rom, die noch ausständig ist). Meister und Bachelor werden schon längst international als gleichwertig anerkannt. Dies würde eine bessere Einstufung im öffentlichen Dienst bedeuten.
Zweitens: Bessere Rahmenbedingungen: flexiblere Arbeitszeiten, mehr Fachpraxisunterricht, weniger Bürokratie, Möglichkeiten zum Nebenerwerb, attraktive Weiterbildungsmöglichkeiten.
Drittens: Weiterentwicklung und Anpassung des Berufsbildes an die aktuellen Erfordernisse.
Viertens: Sichtbares Marketing.
Und fünftens: Zugang zu neuen Technologien.
Bei wem liegt derzeit der Spielball, was die weitere Entwicklung des Kochfachlehrers anbelangt und was darf erwartet werden?
Es braucht einen Schulterschluss zwischen Wirtschaft und Schule, zwischen dem SKV-Südtiroler Köcheverband und HGV und der Landesverwaltung; einen Dialog auf Augenhöhe mit den besten Fachexperten in regelmäßigen Abständen, um auf die aktuellen Veränderungen reagieren zu können. Der wichtigste Aspekt in der Weiterentwicklung des Berufsbildes des Kochfachlehrers wird die Digitalisierung sein. Der aktuelle Fachkräftemangel wird weiter steigen, wenn man nicht gegensteuert.
Gez. Dr. Erik Platzer, ehem. Direktor der Landeshotelfachschule Kaiserhof Meran.
Meran, 02.09.2019
Sabina Drescher

Aktuell

Ausbildung zum Küchenmeister

Basiswissen und Voraussetzung einer Teilnahme
Kulinarische Kreation von KM Heinrich Schneider
Küchenmeister und Zwei-Sterne-Koch
Heinrich Schneider
FOTO: Andrea Di Lorenzo
Auf mehrfachen Wunsch unserer Mitglieder, veröffentlicht die SKV-Zeitung, in Abstimmung mit dem Amt für Meisterausbildung und den Verantwortlichen, die Standards, die an die Kandidaten für den Küchenmeisterkurs gestellt werden. Damit haben Köchinnen und Köche die Möglichkeit, ihren Wissensstand zu evaluieren, zu überprüfen und eine eigene Bewertung des persönlichen Wissensstandes vorzunehmen.
Folgendes Grundwissen wird bei den Kursteilnehmern vorausgesetzt, sollten sie den Küchenmeisterkurs besuchen wollen.
Fachtheoretischer Teil
Basiswissen, welches ein/-e Koch/Köchin in diesen Modulen mitbringt:
Modul 1: Ernährung
Der Kandidat/die Kandidatin weiß über die Bedeutung der verschiedenen Grundlebensmittel für eine gesunde Ernährung Bescheid.
Er/sie kennt die Standardprodukte und deren Qualitätskriterien die beim Einkauf beachtet werden müssen.
Er/sie kennt die verschiedenen Grundnährstoffe (Eiweiß, Fett, Kohlehydrate, Vitamine und Mineralstoffe) und kann sie als Baustoffe, Brennstoffe und Wirkstoffe zuordnen.
Modul 2: Kochen
Der Kandidat/die Kandidatin kennt die Grundlegenden Gar- und Konservierungsverfahren.
Er/sie kann regionale und internationale Basis Gerichte aus der kalten- und warmen Küche sowie aus der Dessertküche herstellen und anrichten.
Er/sie kann die wichtigsten Bestimmungen der Hygiene- und Lebensmittelgesetzgebung anwenden, kennt mögliche Gesundheitsgefahren und weiß, wie man mit Lebensmittel korrekt und nachhaltig umgeht.
Modul 3: Organisation
Der Kandidat/die Kandidatin plant die Zubereitung von einfachen Mahlzeiten oder einzelner Speisen, kann Rezepte lesen und einfache Menüs zusammenstellen.
Er/sie kennt grundlegende Trends des Kochens.
Er/sie ist in der Lage den Posten-Einkauf durchzuführen, kann die Lebensmittelmenge berechnen und Checklisten nutzen.
Fachpraktischer Teil
Modul 1:
Planung der praktischen Prüfung
Modul 2:
Zubereiten der Speisen und pädagogische Begleitung der Mitarbeiter
Basiswissen, welches ein/-e Koch/Köchin in diesen Modulen mitbringt:
Der Kandidat/die Kandidatin kann einfache Arbeitsabläufe in der Küche planen und mit Hilfe durchführen.
Er/sie ist in der Lage im Team zu arbeiten.
Er/sie kann aus vorgegebenen Lebensmitteln einfache Menüs zusammenstellen.
Er/sie kann Grundfertigkeiten wie Schnittarten von Gemüse und Früchten sowie Grundzubereitungsarten von Fleisch, Fisch, Gemüse und Kartoffel anwenden.
Er/sie kann einfache Gerichte fachlich und geschmacklich richtig vor- und zubereiten.
Er/sie hält die vorgegebenen Hygienevorschriften bei der Arbeit in der Küche ein.
Er/sie präsentiert die zubereiteten Gerichte ansprechend.
SKV-Redaktion
Quelle: Amt für Meisterausbildung