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Reinhard Steger im Erfahrungsaustausch mit Claudio Dietrich

Wie kann Tradition innovativ sein?

111 Jahre Hotel Waldhaus Sils Engadin
Patrick & Claudio Dietrich, Direktion Waldhaus - Foto: Stefan Pielow
Das Buch „111 Jahre Hotel Waldhaus Sils. Geschichte und Geschichten zu einem unvernünftigen Familientraum“ von Urs Kienberger wurde als besonderes kulturelles Highlight herausgegeben. Das 1908 eröffnete Fünf-Sterne-Haus wird heute in fünfter Generation von Patrick und Claudio Dietrich sehr erfolgreich geführt. Es ist eine Institution, ein einzigartiges Ferienhotel in den Bergen, das sich über Tradition, Familiengeschichte, Kultur und eine vorzügliche Gastronomie positioniert.
Viele Familien kommen seit Generationen in dieses ganz besondere Fünf-Sterne-Hotel. Und es sind die Kontinuität, die Tradition, die Geschichte des Hauses, die Geschichte der Familie und die andauernde Innovation, die das Waldhaus auszeichnen. Es wird besonders gerne von Paaren, Singles und Familien besucht, ist aber auch das Haus von Prominenten und weltberühmten Künstlern, Dirigenten, Komponisten, Schriftstellern und Politikern. Das Haus wird sehr bodenständig geführt und daher fallen Prominente hier auch nicht besonders auf. Wobei es den typischen Waldhausgast an sich nicht gibt. Der Anteil an Stammgästen liegt bei 70 Prozent. Die Herausforderung im Marketing ist es, im Wechselspiel von zwei Marken zu bestehen. St. Moritz steht für das Glamouröse, Mondäne, Internationale. Die Marke Engadin verkörpert Natur, Stille, Ruhe, Sehnsucht.
Die Waldhausküche ist sehr beliebt und daher buchen 95 Prozent der Gäste Halbpension. Hierbei setzt man gezielt auf Regionalität mit leichter Orientierung an der klassisch französischen Küche. Im Restaurant werden Schweizer Klassiker neu interpretiert und mit regionalen Zutaten zubereitet.
Mitarbeiter arbeiten zehn, 20 und mehr Jahre im Waldhaus. Hierbei sind Familie Dietrich die Wertschätzung, die Begeisterung und die Förderung, aber auch das Fordern in Kombination mit einer leistungsorientierten Entlohnung sehr wichtig. Und so haben sich in den letzten 111 Jahren auch viele Südtiroler*innen hier auf sehr hohem Niveau weiterentwickelt.
Zum Jubiläum des Waldhauses steht eine ganze Reihe von Höhepunkten auf dem Programm. So ist am 30. Jänner ein Event mit Starkoch Anton Mosimann geplant, ein Table d’hôte, ein kulinarisches Gipfeltreffen mit der Kochlegende. In einem direkten In-Treff mit dem Food Publizisten Andrin C. Willi werden die großen Zukunftsfragen der internationalen Gastronomie und Hotellerie diskutiert. Zudem wird auch die Frage behandelt, wie man mit Tradition innovativ sein kann.
Weitere Infos: waldhaus-sils.ch

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SKV Mitglieder International

Südtiroler Markus Schenk eröffnet zweites Lokal in St. Gallen

Der Südtiroler Spitzenkoch und SKV-Mitglied, Markus Schenk, hat im ehemaligen Kino Corso in St. Gallen ein weiteres Restaurant eröffnet. Schenk führt bereits das Barz. Somit hat er neuerdings zwei Kochhüte gleichzeitig auf.
Markus Schenk
Mit seinem Restaurant Barz in der Bankgasse hat sich der Südtiroler in der St.-Galler-Gastroszene im Nu einen Namen gemacht und 14 Gault&Millau-Punkte errungen. Jetzt baut sich Schenk mit dem Corso in der Brühlgasse 37 ein zweites Standbein auf. Da, wo früher im Kino Corso Filme über die Leinwand flimmerten, wird nun topaktuell diniert. Kulinarische statt cineastische Höhenflüge hat sich Schenk zum Ziel gesetzt. „Ich koche saisonal und regional mit Produkten aus dem Alpenraum.“
In der Startwoche standen Dexter-Rind aus Lutzenberg, Rheintaler Chicorée, Ribelmaisgeflügelleber und Saibling aus dem Bodensee auf der Speisekarte. „Ich pflege eine enge Zusammenarbeit mit den Bauern und den Berufsfischern aus der Region“, sagt Schenk. Seine Produzenten seien mit gleichviel Herzblut am Werk wie er.
Haute Cuisine am Abend, Kantinengroove am Mittag
Während das Fünf-Gang-Menü am Abend einen gehobenen Preis hat, ist das Tagesgericht zu Mittag günstiger. „Wir machen eine Art Kantine“, sagt der Küchenchef. Das Tagesgericht koste 25 Franken und beinhalte Suppe, Salat und Dessert vom Buffet. Den Hauptgang holen sich die Gäste direkt in der Küche. „Und wer noch Hunger hat, kann auch eine zweite Portion holen.“
Zur gehobenen Küche gehört auch ein entsprechender Tropfen. „Es ist eine große Herausforderung, wenn man bei null anfängt“, sagt Sommelier Benjamin Gilly. Er hatte die Aufgabe, den hauseigenen Weinkeller zu bestücken. Seine Auswahl konzentriert sich ebenfalls auf die Region: Weine aus der Schweiz, aus Österreich und Norditalien. Gilly hatte ursprüngliche Rebsorten und kleine Winzerbetriebe gesucht. Fündig wurde er etwa im Aostatal, wo er zufällig auf einen Winzer traf, der nur 5.000 Flaschen pro Jahr abfüllt. „Sein Wein ist ein Unikat“, sagt Gilly. Einzigartig und „etwas freaky“ sei der Weinkeller des Corso geworden.
Ausgefallen und nicht zu übersehen sind auch die Wandbilder in der Bar und im Treppenhaus. Sie bilden einen starken Kontrast zum nüchternen Interieur. Pop-Ästhetik entsteht während der Bauarbeiten „Ich bin der Künstler“, so Franz Ackermann neben seinen teils über sechs Meter hohen Werken.
Der geschichtsträchtige Ort im ehemaligen Kino sei spannend, sagt Schenk. Plus biete die neue Küche Synergien. Im Barz sei der Platz knapp. „Jetzt habe ich eine größere Küche, wo mein Team etwa die Teigwaren produzieren kann.“ Die beiden Lokale sind nur einen Katzensprung voneinander entfernt. Das helfe: „Denn ich werde vermutlich in den kommenden Wochen pro Tag drei- bis viermal hin- und herpendeln.“
Foto: Markus Schenk