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Der Generationswechsel im Bezirk Pustertal ist eingeläutet

Der Bezirk Pustertal des Südtiroler Köcheverbandes war schon immer einer der aktivsten im Land. Die beiden höchsten Positionen im SKV sind mit Pustertaler Köchen besetzt. Küchenmeister Reinhard Steger ist Landespräsident und KM Karl Volgger sein Stellvertreter. Letzterer hat das Amt als Bezirkschef bei den letzten Wahlen an KM Martin Tschafeller abgegeben. Ihm zur Seite stehen KM Egon Oberleiter und KM Bernhard Aichner als Vize-Bezirksobmänner. Die drei haben große Ziele.
Das SKV-Führungstrio im Bezirk Pustertal: 
Bezirksobmann Martin Tschafeler (Bildmitte) 
und die beiden Bezirksobmann-Stellvertreter 
Bernhard Aichner (links) und 
Egon Oberleiter (rechts).
Das Treffen mit Martin Tschafeller, Egon Oberleiter und Bernhard Aichner gestaltete sich ganz unkompliziert. Die Kulisse war natürlich eine funktionell gut ausgestattete Großküche. Man sah dem Trio direkt an, dass sie sich dort – hinter einem Berg an Töpfen und Küchengeräten – einfach wohl fühlten. Ganz wie zu Hause! Das ist schon einmal die wichtigste Voraussetzung um einen derartigen Job zu machen. Freude am Beruf braucht es letztlich auch, um Verantwortung zu übernehmen, für einen dermaßen wichtigen Berufsverband wie es der Südtiroler Köcheverband ist.
Das Führungstrio hat sich zum Ziel gesetzt, bestehende Aktivitäten weiter auszubauen, neue Mitglieder zu begeistern und allen kochenden Menschen eine Plattform zu bieten. Gerade die Errichtung der Landeshotelfachschule in Bruneck hat neue Akzente gebracht und den Kochberuf zu einem der am meisten gewählten Berufssparten gemacht. Die Köche wollen weiterhin von sich reden machen und ihren Berufsstand im Fokus der Öffentlichkeit halten. „Wir werden weiterhin für Gesprächsstoff sorgen“, so Tschafeller schmunzelnd. Zudem will der Bezirksausschuss einen Art Freundes- bzw. Beraterkreis gründen, der die Arbeit der Köche von außen verfolgt, beleuchtet und auch kritisch zu hinterfragen versteht. So sollen neue Ideen aufgeworfen und der Weg in die Zukunft bereitet werden. Und wer weiß: Vielleicht hat der SKV im Pustertal bald sogar eine eigene Büro-Niederlassung? Der SKV hat genauer nachgefragt.
Was sind die Ideen und Schwerpunkte für die Zukunft?
Martin Tschafeller: Wir wollen eine Plattform für alle kochenden Menschen sein und auch den Verband gezielt stärken. Durch eine fundierte Verbandsarbeit sollen auch die Interessen der Köchinnen und Köche vertreten werden. Wir wollen den Stellenwert des Essens steigern und die Esskultur des Landes auf einem hohen Niveau halten.
Egon Oberleiter: Wir möchten weiterhin Veranstaltungen auf höchster Ebene anbieten, unter anderem auch um technische Innovationen voranzubringen. So möchten wir das Berufsbild des Köcheberufes in positiver Weise nach außen tragen.
Bernhard Aichner: Wir wollen die Wichtigkeit des guten Essens in einer wichtigen Tourismusregion, wie es Südtirol nun einmal ist, unterstreichen. Denn der Koch von heute steht nicht mehr allein in der Küche. Er ist Koch, aber auch Gastgeber zugleich. Denn er macht das Essen zum Erlebnis, bietet Gesprächsstoff und die Möglichkeit zum Austausch. Wenn die Küche stimmt, dann ist auch der Gast zufrieden.
Der Weg in die Zukunft ist vorgegeben. Was bedeutet aus Ihrer Sicht „Küche 4.0“?
Martin Tschafeller: Neue Technologien und die Digitalisierung sind auf dem Vormarsch. Auch in der Küche. Diese innovativen und technologischen Errungenschaften gilt es optimal einzusetzen, wobei Tradition und Innovation zu einem wertvollen Ganzen verschmelzen. Tradition und die eigenen Wurzeln sind wichtig für uns Köche. Wir nutzen auch gerne das Wissen vieler Vorbilder und trachten danach, die Aus- und Weiterbildung ständig zu forcieren. So schließt sich der Kreis.
Egon Oberleiter: Es gilt, das Handwerk des Kochens zu erhalten im Sinne von „frisch kochen“ in Verbindung mit technischen Möglichkeiten, die uns den beruflichen Alltag erleichtern.
Was sind die größten Herausforderungen für den Köche-Beruf?
Martin Tschafeller: Eine der größten Herausforderung ist es, auch in Zukunft genügend gut ausgebildete Mitarbeiter zu finden. Zudem sollen mehr Frauen den Kochberuf ergreifen, denn unser Berufsstand ist derzeit stark männerlastig. Wir möchten auch danach trachten, den Köchen ein gerechtes Einkommen zu sichern und eine ausgewogene Life-Work-Balance zu sichern.
Küche und Frau am Herd – was ist zu tun?
Bernhard Aichner: Ich kann die Aussage von Martin bestätigen, dass unser Berufsstand derzeit stark durch Männer geprägt ist. Wir wollen aber auch verstärkt Frauen ins Boot holen. Das ist uns wichtig und absolut wünschenswert. Um mehr Frauen für den klassischen Kochberuf zu begeistern, gilt es aber noch einige Weichen zu stellen. Wir müssen den Kochberuf anpassen und auch die Arbeitszeiten frauengerecht gestalten. Daran wollen wir arbeiten.
Ein wichtiger Aspekt ist der Einsatz von heimischen Produkten. Wie steht es um die Zusammenarbeit mit den heimischen Bauern und Produzenten?
Martin Tschafeller: Wir wollen frische Produkte nutzen und auch darüber gut Bescheid wissen. Wir wollen schließlich „Südtirol auf den Teller“ bringen und suchen daher die Zusammenarbeit mit den einheimischen Bauern. Der Gast liebt es, mit einheimischen Produkten verwöhnt zu werden. So ergibt sich ein Gesamterlebnis, das rundum positiv wirkt. Eine wichtige Rolle hat dabei der Koch, der als Brückenbauern zwischen Landwirtschaft und Tourismus fungieren kann.
Egon Oberleiter: In Bezug auf die Zusammenarbeit mit den heimischen Produzenten hat sich in den vergangenen Jahren wirklich viel getan. Die Zusammenarbeit wird aber noch wichtiger werden. Wir wollen AHA-Effekte und entsprechende kulinarische Erlebnisse bieten.
Bernhard Aichner: Die Zusammenarbeit mit den lokalen Produzenten ist letztlich auch aktiver Umweltschutz, denn die Produkte werden nicht in der ganzen Welt herumgekarrt. Zudem wollen wir Alleinstellungsmerkmale – unter anderem auch durch den Einsatz von Nischenprodukten – stärken.
Reden wir auch von der Nachhaltigkeit und der Null-Kilometer-Haubenküche in Südtirol. Wo kann man sich noch verbessern?
Martin Tschafeller: Das Wichtigste im Bereich der Nachhaltigkeit und der Null-Kilometer-Küche ist die Ehrlichkeit. Denn wer in diesem Bereich schummelt, ist schnell weg vom Fenster. Der Koch ist in diesem Bereich auch Unternehmer, der auf seine Zukunft schauen muss. Nachhaltigkeit, der Einsatz von lokalen Produkten und aktiver Umweltschutz sind heute Zukunftsthemen, die im Grunde selbstverständlich geworden sind. Sie sind mittlerweile die Basis für erfolgreiches Arbeiten geworden. Darauf kann man dann aufbauen.
Wo soll der Bezirks Pustertal des Südtiroler Köcheverbandes in zehn Jahren stehen?
Martin Tschafeller: Wir wollen noch stärker und als Partner für alle Köchinnen und Köche agieren. So wollen wir das Image des Kochberufes noch weiter stärken und das Berufsbild in allen Facetten zukunftsfit machen. Der SKV soll auch als Ansprechpartner der gesamten Wirtschaft im Pustertal gelten. Und warum nicht: Vielleicht haben wir dann auch schon ein eigenes SKV-Büro eröffnet… (lacht)
Interview:
Reinhard Weger

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Die SKV-Bezirksobmänner des Pustertales

Seit der Gründung der Südtiroler Köcheverbandes hat es im Pustertal diverse Bezirksobmänner gegeben, die den Verband aktiv geprägt haben. Sie setzen ihren großen Erfahrungsschatz auch heute noch zum Wohle der Köchezunft ein.
Folgende Bezirksobmänner sind heute noch mit dabei:
Hans Siessl (ehemaliger SKV-Landespräsident und Ehrenpräsident)
KM Martin Lercher
KM Helmuth Bachmann
Johann Lercher
KM Reinhard Steger (amtierender SKV-Landespräsident)
KM Konrad Gartner
KM Karl Volgger (amtierender SKV-Vizepräsident)
Autor: Reinhard Weger
Quelle: Pustertaler Zeitung