Pflanzenlust
Kochen mit Bäumen, Sträuchern undwilden Wiesenpflanzen
Storchschnäbel
Farbenfrohe Blüten, formschöne Blätter, vereint mit einem würzigen Aroma – das sind entscheidende Kriterien, die Wildkräuter zum Küchen-Schlagern machen. Doch die verschiedenen Storchschnabel-Arten müssen sich dieses Prestige erst noch erobern, denn man sieht sie kaum auf Tellern oder in Töpfen. Nehmen wir doch die Kräuter von Adebar unter gastronomische Fittiche!
Überall im Angebot
Storchschnabel, der Name dieser Kräuter bezieht sich auf die mit langen Schnäbeln ausgestatteten Früchte. Botaniker sprechen von Geranium, was sich auf den Kranich bezieht. Die heimischen Storchschnäbel sind tatsächlich eng verwandt mit den Geranien, die für den bewundernswerten Prunk vieler Tiroler Balkone sorgen – jedoch eigentlich Pelargonien sind, was wiederum den Storch als Namensgeber hat. Doch alle botanischen Feinheiten darf man getrost außer Acht lassen, denn sowohl Geranien, Pelargonien, Storchschnäbel wie auch Kranichschnäbel (auch die gibt es bei uns, vor allem als „Un-Kräuter“ in Weinbergen) sind essbar. Sie dürfen also auch unbesorgt Ihre Gäste mit frisch vom Balkon gezupften Geranienblüten, die in Wahrheit Pelargonienblüten sind, überraschen.
Mehr als nur Deko
Heimische Storchschnäbel tragen pinke, blaue bis lila Blüten, oft anmutig gemustert. Eine Blüte als Krönung auf Gerichten zieht wie ein Juwel alle Blicke auf sich und bringt die Gäste zum Staunen. Mit floraler Garnitur punktet jeder Koch, bekommt jede Köchin Applaus. Überraschend wird es, wenn die weichen Blätter der Storchschnäbel dem Geschmack einer Speise den Stempel aufdrücken. Das ist nicht ganz so einfach wie etwa mit Giersch oder Vogelmiere, Storchschnäbel haben ein eigenwilliges Aroma. Deutlich wird das beim Stinkenden Storchschnabel (Ruprechtskraut, Erba Roberta), bisweilen auch Wanzenkraut (Cimicina) genannt. Das lässt olfaktorisch nichts Delikates hoffen, doch ähnlich wie beim Koriander erlebt man eine gustatorische Offenbarung.
Annähern, einbetten, emporheben
Wo Koriander passt, kommt auch Storchschnabel-Grün in Frage. Erdäpfel, Rohnen, Hülsenfrüchte, Eierspeisen, deftige Gemüse- und Fleischgerichte, Füllungen gewinnen durch Beigabe einiger Storchschnabelblätter. Zusammen mit Butter, Rahm, Mayonnaise erweist sich das Aroma von den Blättern als außergewöhnlich kraftvoll und würzig. Empfehlenswert sind auch Kombinationen mit kräftig würzenden Kräutern wie Gundermann oder Giersch. Ganz einfach: studieren, experimentieren, ausprobieren. Man könnte süchtig werden nach diesen ganz und gar nicht alltäglichen Genüssen. Und wenn dann noch die Duftblatt-Pelagonien ins Spiel kommen…