Pflanzenlust

Kochen mit Bäumen, Sträuchern und wilden Wiesenpflanzen

Hirtentäschel, das vergessene Küchenkraut
Es ist ein Unkraut, das inzwischen auf der ganzen Welt die Wege säumt und Beete ver(-un-)ziert: Das Hirtentäschel, auch Täschelkraut, Taschlgras, Säckelkraut oder – wie passend – Kochlöffel genannt. Jeder kennt’s, keiner nimmt’s? Als Heilpflanze schätzt man es bis heute, doch für die Küche müssen wir es erst wieder schätzen lernen.
Unkraut mit vielen Vorzügen
Auf Ödland, Schuttplätzen, in Äckern und Gärten kann man dem Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris) fast das ganze Jahr begegnen. Aus einer Rosette tief gekerbter Blätter erhebt sich ein langer Stängel, der oben winzige weiße Blüten trägt, während unten die Früchtchen reifen. Viele Zehntausend Samen kann eine einzelne Pflanze hervorbringen, sie bleiben mehrere Jahrzehnte keimfähig. Das erklärt, warum sich das Hirtentäschel nicht ausrotten lässt. Gut so, denn es ist ein wertvolles Küchenkraut.
Bauernsenf oder Gourmetsalat
Seit der Steinzeit bis weit über das Mittelalter hinaus aßen die Menschen das Hirtentäschel. Lieferte es doch im Frühjahr schmackhafte Blattrosetten, die einer Kreuzung von Löwenzahn mit Rucola ähneln, würzig-erdig duften und im Geschmack an eine Mischung von Brokkoli mit Rettich oder Kresse und Kohl erinnern. Die kleinen weißen Blüten eignen sich jederzeit als Garnitur. In den Täschchen stecken kleine Samen, die einst als Ersatz für Senfsaat dienten, weil sich so schön scharf schmecken.
Asiatische Kräuterfeinkost
Von China über Korea bis Japan wird Hirtentäschel nicht nur wild gesammelt, sondern sogar angebaut. Blattrosetten samt der noch zarten weißen Wurzeln sind als Küchenkraut oder Feingemüse sehr beliebt. Wenn es Hirtentäschel gibt, ist der Winter fast vorbei und das Frühjahr kommt herbei, meinen die Asiaten. Und bereiten damit Suppen, Reisgerichte sowie Füllungen für Wan Tans oder Hefeklößchen zu.
Frisch, gesund, zeitgemäß
Wildkräuter liegen im Trend, da darf das Hirtentäschel keinesfalls fehlen. Es begeistert durch sein interessantes Aroma, es ist vielseitig zu verwenden, es steht leicht zur Verfügung: Problemlos lässt sich das Kraut im Küchengarten auch anbauen! Junge Blätter können roh wie blanchiert Salate, Suppen, Eierspeisen, Füllungen und vieles mehr bereichern. Noch grüne Früchte oder die kleinen braunen Samenkörnchen machen sich als Würze gut. Und mit ein paar Stielen Hirtentäschel in einer Vase beglücken Sie Ihre Gäste auch noch optisch am Esstisch.
Verfasst von
Karin Greiner
Diplom-Biologin
www.pflanzenlust.de

Young Chefs
Der LCDJ-Gewinner 2019

Natürlich Lars aus dem Wald

Als Gewinner des Kochwettbewerbs 2019 «La Cuisine des Jeunes» von «Schweizer Fleisch» versteht es Lars Spiess, ein Thema kulinarisch umzusetzen. Viermal kocht er für «Messer & Gabel». Diesmal lautet das Motto: Aus dem Wald.
Lars ist einer jener Glücklichen, die ihre Berufung kennen. Bereits als 10-Jähriger wusste er, dass er einmal Koch werden wollte. Wie sein Vater. Ihm hat er als Kind beim Kochen geholfen und so seine Leidenschaft dafür entdeckt. Die Leidenschaft ist ihm geblieben. Lars arbeitet hoch konzentriert und dekoriert seine Kreationen mit viel Liebe zum Detail.
Was Lars «aus dem Wald» zaubert? Er hat sich für Rehnüssli aus Schweizer Jagd entschieden. Dazu serviert er gebratene Steinpilze, Haselnuss-Brennnessel-Kroketten, ein Rote-Zwiebel-Wildschweinspeck- Relish, marinierte Wildbeeren und Sauerampfercreme.
Das Fleisch steht stets im Mittelpunkt: Hat sich Lars entschieden, welches Fleischstück er zubereiten will, denkt er über passende Komponenten nach. Trends sind ihm nicht wichtig, wohl aber, dass die Komponenten der Jahreszeit entsprechen.
Diesmal kam die Inspiration aus der Natur. Lars war mit seinem Hund im Wald unterwegs und sinnierte darüber, was der Wald zu bieten hat. So nahm das Gericht in seinem Kopf Gestalt an. Dass er sich dafür interessiert, welche Pflanzen und Kräuter essbar sind, kam ihm dabei zugute.
Dann lud «Messer & Gabel» ein und Lars legte los. 2½ Stunden später präsentierte er ein Meisterwerk: herrlich zartes Wild, aromatische Kroketten, süss-saures Relish. Garniert mit allerlei appetitlichen Farbtupfern.
Der Sieg am LCDJ-Kochwettbewerb
Lars Spiess gewann 2019 den nationalen Kochwettbewerb «La Cuisine des Jeunes». Er ist nun Chef de Partie im Globus an der Zürcher Bahnhofstrasse, wo er auch seine eigenen Ideen einbringen kann. Es gefällt ihm sehr gut.

Quelle:
Messer & Gabel
Proolyconsult AG Bern