Nathalie Trafoier
Nun schon seit über 34 Jahren, in denen wir als Familie unseren Gastbetrieb führen, stand für unsere Eltern fest, dass wir mit der Natur und nicht gegen die Natur arbeiten werden. Mein Vater war damals einer der ersten Köche der mit essbaren Blumen in der Küche gearbeitet hat.
Zuerst war es die Notwendigkeit im Garten unserer Großeltern zu ernten und die Freude und Wertschätzung, die Obst – und Gemüsesorten des Tales zu würdigen.
Der Faktor Geld spielte auch eine Rolle, da das, was man selbst produzierte, nicht so viel kostete wie gekaufte Produkte. Zugleich hatte man eine super Qualität, wusste, wie das Gemüse produziert worden war und hatte besondere Sorten, welche man im Handel gar nicht erwerben konnte. Nur so hatten meine Eltern mit einem Gourmetlokal im ländlichen Raum 1987 eine Chance, wirtschaftlich zu überleben. Chilometro zero war damals für die meisten Menschen etwas Altmodisches. Es mussten schon internationale Produkte und Zutaten aus fernen Ländern sein.
Schon als Kinder bekamen wir mit, wie wichtig für unsere Eltern die Regionalität ist. Meine Mutter erzählte mir immer wieder, wie so mancher Food-Journalist sich die Freiheit herausnahm zu bemängeln, dass auf unserer Weinkarte die Internationalität fehlt. Sie bevorzugte schon immer die Vinschger und Südtiroler Weine und besondere Weine aus den restlichen italienischen Regionen. Als kleines Kind ging ich wieder einmal zu meiner Mama in den Keller und sah wie schön, bunt und farbenfroh unsere Vorratskammer war. Ich rief: „Mama, da ist ja der Sommer!“
Außerdem legten unsere Eltern größten Wert darauf, die Weine unmittelbar aus den Kartonen auszupacken und in Holzkisten zu lagern. So bekamen und bekommen die Winzer zeitnah die sauberen Kartons wieder zurück. Es wird Verpackungsmaterial gespart und wir haben weniger Kartons zu entsorgen. Unsere Küchenabfälle bekamen früher immer die Schweine unseres Großvaters. Heute haben wir selbst unsere glücklichen Gartenhühner, die für unsere Küche und meine Patisserie die Eier liefern dürfen und so lange leben dürfen, wie sie selbst wollen.
Unsere Gäste freuen sich immer riesig, wenn sie zum Frühstück diese besonderen Eier serviert bekommen. Die Eier unserer glücklichen Hühner strahlen von Natur aus in türkisen, grünen, weißen, braunen und leicht rötlichen Farben. Mittlerweile haben wir zusätzlich zu den Hühnern auch Wachteln bekommen und können auch deren Eier in unserer Küche verwenden.
Heute haben wir zudem ein altes Bauernhaus und eine Streuobstwiese mit alten Vinschger Sorten wie Palabirne, Vinschger Marille, Bergpflaume, Nespele, Birnenquitten u.v.m. In unserem Bauerngarten wachsen Gartenkräuter, Wildkräuter und essbare Blüten. Der Garten wird von uns liebevoll gepflegt. In meiner knappen Freizeit probiere ich neue Obst- und Gemüsesorten und ziehe meine eigenen Jungpflänzchen. Ich bin immer wieder erstaunt, wie aus Samenkörnern bis in den Herbst so stattliche Pflanzen herangewachsen können. Wir arbeiten schon langjährig mit dem biologischen Gartenbau in Latsch zusammen. Dort werden für uns verschiedene Mikrogreens, feinste Blattsalate und Kressesorten angebaut. Und wenn wir in der Natur unterwegs sind, dann sammle ich mit großer Freude Wildkräuter, diverse Harze und viele andere Besonderheiten. In diesem Herbst beginne ich die Ausbildung zur „Kräuterexpertin“, also werde ich wohl eine Vinschger Kräuterhexe.
Ich liebe es, in meiner Patisserie heimische Produkte zu veredeln und z.B. Holunderblüten, Brennnessel, Melissen oder Minzen einzusetzen. Diese Art zu kochen, vermittelt mir wahre Freude, große Motivation eine tiefe Wertschätzung für die Natur.
Für den SKV-Bezirk Vinschgau
Nathalie Trafoier