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Von Tradition & Moderne
Von Epfl zi Erdepfl
Die „Epfl“ und die „Erdepfl“ sind wohl die bekanntesten Grundprodukte aus der traditionellen Tiroler und Südtiroler Küche. Die Ursachen und Hintergründe sind vielfältig. Sie liegen aber auch in der relativ einfachen Lagerfähigkeit dieser Lebensmittel über längere Zeiträume im Winter bis hin zu teilweise sehr rauem Klima in höheren Lagen. Und daher sind Epfl und Erdepfl sei es in der traditionellen wie auch in der modernen Küche tägliche Hauptnahrungsmittel.
Bezirksobmann Martin Tschafeller, Senator Meinhard Durnwalder, EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann, Direktor Saatbaugenossenschaft Hanspeter Felder und Florian Egarter v.l.n.r.
Weil Erdepfl und Epfl vieles gemeinsam haben und sich diese Ausgabe mit dem Thema Südtiroler Epfl befasst, hat die Redaktion ein Interview mit dem „Herrn der Puschtra Epfl bzw. Erdepfl“, Hanspeter Felder, dem Direktor der Pustertaler Saatbaugenossenschaft, geführt.
Die Redaktion rs
Seit wann werden Erdepfl in Tirol angebaut?
Es gibt unterschiedliche historische Hinweise. In Dokumenten findet man erstmals 1836 den Nachweis über den Kartoffelanbau in Tirol. Die ursprüngliche Herkunft der Kartoffel liegt in Südamerika, in den Andengebieten. Weltweit berühmt ist hier Peru, bekannt als „das Frankreich Südamerikas”.
Seit wann baut die Pustertaler Saatbaugenossenschaft Kartoffeln an?
Seit über 70 Jahren. Die Genossenschaft wurde 1946 gegründet, unmittelbar nach dem Krieg. Der Kartoffelanbau wurde ab Ende der 1940er-Jahre über die Saatbaugenossenschaft aufgebaut und organisiert.
Wie viele Sorten Erdepfl werden heute angebaut?
Da die Felder unserer Mitglieder, unserer Bauern auf einer Höhe von bis zu 1.300 Metern liegen, können wir bis zu 25 verschiedene Kartoffelsorten von hoher Qualität anbieten. Diese werden dann für die Kunden sehr praktisch drei Kochtypen zugeordnet: „mehlig, „vorwiegend festkochend“ und „festkochend“.
Köchinnen, Köche und Gastronomen lieben heute die Sortenvielfalt. Kann hier die Saatbaugenossenschaft die richtigen Lösungen für die Gegenwart und Zukunft anbieten?
Ob rund, länglich, weiß, strohgelb, rot, violett oder auch blau: Wir können die gesamte Vielfalt sei es in der Form, in den Farben, wie auch bei den Namen unter der Marke Pusterer Bergkartoffeln mit Desirée, Majestic, Sieglinde, Ditta, Agria und vielen mehr anbieten.
Bio: ein Thema für die Saatbaugenossenschaft?
Ja, selbstverständlich. Der Kunde ist König und der Kunde entscheidet. Und wir liefern die richtigen Antworten. Wir sind seit 2002 von Bioland Bio-zertifiziert. Und wenn die Kunden Bio-Kartoffeln wünschen, dann bieten wir hier mit den Sorten Ditta und Agria auch Biokartoffeln von ausgesuchten Bauern an.
Pustertaler Bergkartoffeln: Nach wie vor als Wurzelgemüse mit Erde ummantelt im Kartoffelsack und in der Tüte. Oder gibt es hier auch neue Entwicklungen?
Als Pustertaler Saatbaugenossenschaft mussten wir auch Antworten auf die Herausforderungen finden wie Familien, in denen beide Elternteile berufstätig sind, wenig Mitarbeiter in den Küchen, Zeitnot und vieles mehr. Und ja, wie bieten auch verarbeitete Kartoffelprodukte an.
Wie kann man sich das konkret vorstellen?
Seit kurzer Zeit führen wir auch einen Original Pusterer Kartoffelsalat, Kartoffeln im Scheibenschnitt, geschält und vorgekocht, Kartoffeln im Würfelschnitt, geschält und vorgekocht und Kartoffeln ganz, geschält und gekocht. Als Gartechnik verwenden wir hier die Sous-vide-Technik in Kombination mit Schockkühlung. Zudem bieten wir im näheren Umfeld als Versuch auch geschälte Kartoffeln an.
Warum verarbeitet Pustertaler Erdepfl Produkte?
Wir haben einfach gespürt, dass der Markt innovative Lösungen von uns erwartet. Wenn Mitarbeiter am Markt sehr schwierig zu finden sind, dann entsteht beim Unternehmen das Bedürfnis, arbeitsintensive und auch schmutzige Arbeitsabläufe wie das Waschen, Schälen und Schneiden teilweise auszulagern. Deshalb haben wir uns intensiv damit auseinandergesetzt, wie wir Lösungen für neue Herausforderungen finden können. Unsere Produkte sind Basis-Produkte, das heißt der Koch, die Köchin kann diese ganz individuell weiterverarbeiten, abschmecken, verfeinern und veredeln.
Also moderne Lösungen für eine besondere Zeit nach Corona?
Eindeutig ja. Allein dahingehend, dass wenn rohe ungewaschene Kartoffeln zum Beispiel auf eine Schutzhütte transportiert werden müssen, dann müssen diese auch dort gewaschen, geschält und die Schalen wieder als organischer Müll vom Berg heruntergebracht werden. Unsere Erdepfl-Lösungen sind nicht zuletzt auch sehr nachhaltig, ressourcensparend bei Wasser, menschlicher Arbeit usw. Und ja, wir machen das hoch modern mit modernen Maschinen. Selbst die Schälvorgänge. Und dadurch können wir unter Berücksichtigung der Gesamtkosten, wenn auch als Produkt teurer, den Betrieben kostengünstigere Lösungen unter Beibehaltung der gesamten Individualität anbieten.
Wie sieht die Zukunft am Erdepflmarkt aus?
Insgesamt sehr spannend, herausfordernd und anspruchsvoll im Sinne der Qualität. Mit den Pustertaler Bergkartoffeln haben wir ein starkes Branding und unser Ziel ist es, stets transparent und sehr vertrauenswürdig zu arbeiten und dabei unsere Stärken Regionalität, Qualität und garantierten Terroir-Bezug zu garantieren. Wir freuen uns weiterhin sehr, mit so faszinierenden Produkten Erdepfl-Geschichten der Gegenwart und Zukunft zu schreiben.Die Redaktion rs