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Sternekoch Stephan Zippl

Familienvater, Tischler, Biathlet, seit kurzem Sternekoch und ein Vertreter der neuen Generation von Sterneköchen. Stilvoll, zurückhaltend, Teamplayer und vorzüglicher Netzwerker. Und Küchenchef im Parkhotel Holzner und im Restaurant 1908: Das ist Stephan Zippl.
Sternekoch Stephan Zippl – FOTO: Hannes Niederkolfer
Was hat sich in deinem privaten Leben mit dem Stern verändert?
Mein Privatleben versuche ich vom Beruflichen so gut es geht zu trennen, obwohl sich natürlich doch öfters Ereignisse überschneiden. Unabhängig davon genieße ich jeden Moment mit meiner Familie. Auch persönliche Erfolge und gemeinsame Zeit schätze ich sehr und feiere sie auch gerne mit all meinen Lieben.
War der Grüne Stern als Zugabe eine besondere Bestätigung für dein kulinarisches Schaffen?
Der Grüne Stern hat mich sehr überrascht! Umso mehr haben wir uns darüber gefreut, beide Auszeichnungen am selben Abend entgegennehmen zu dürfen. Die Riesenarbeit, die dahintersteckt, um nahezu 100 Prozent Südtirol auf den Teller zu bringen, wurde anerkannt. Kleine Kreisläufe zu fördern und sich auf die saisonal vorhandenen Produkte einzulassen, ist und bleibt eine grandiose und zugleich stimmige Herausforderung.
Sechs lange Jahre der Vorarbeit hin zum Michelin-Stern. Denkt man hier auch mal ans Aufgeben? Fühlt man sich hier zwischendurch auch mal als missverstanden von den Testern?
Manchmal kommt man schon ins Grübeln, ja. Man braucht einige Jahre und viele Bühnen, die schlussendlich zum Ziel führen. Ständig im Gespräch zu bleiben, ist nicht immer ganz einfach, aber wir haben in diesen sechs Jahren ja viel Aufmerksamkeit von anderen Testern und Medien bekommen, bis auch Michelin unsere Leistung bestätigt hat. Ans Aufgeben habe ich nie gedacht, da mich der Beruf vollkommen erfüllt und sehr viel mehr dahintersteckt als Bewertungen und Auszeichnungen.
Welche Rolle spielen deine Frau und deine Familie in der Entwicklung der letzten Jahre?
Meine Frau und meine zwei Kinder haben mich immer unterstützt, auch wenn ich manchmal wenig Zeit für sie hatte. Mir wurde immer die Zeit zugestanden, die ich für die Entwicklung und Entfaltung im 1908 brauchte. Da meine Frau auch in einigen Sterne-Restaurants als Servicekraft tätig war, hat sie jedes Gericht mit großem Interesse verkostet, kritisch beäugt und ihre Gedanken geäußert. Vielen Dank dafür. Und meine Kinder sind meine größten Fans!
Die neue Tatar-Kreation von Stephan Zippl – FOTO: Hannes Niederkolfer
Wie schafft man es, über Jahre, die Motivation im Küchenteam immer und immer wieder zu steigern und weiterzuentwickeln?
Die Motivation in der Küche hängt zum größten Teil von der Führungskraft in der jeweiligen Abteilung ab. Durch den angenehmen, sozialen Umgang mit den Mitarbeitern, klare Kommunikation und gemeinsame Ziele kann man sehr viel zur Motivation und Harmonie im Küchenteam beitragen.
Küchenteam. Wie wichtig war und ist das Team für dich?
Das Küchenteam ist der Schlüssel zum Erfolg, jeder einzelne ist wichtig! Ich lege besonders viel Wert darauf, dass sich jeder bei der Arbeit wohlfühlt und dass auf Augenhöhe kommuniziert wird.
Wirst du auch weiterhin Lehrlinge ausbilden?
Zurzeit haben wir zwei ganz tolle Lehrlinge, die ihre Ausbildung bei uns absolvieren. Und auch in Zukunft werden wir im Parkhotel Holzner Lehrlinge ausbilden.
Deine kulinarische Philosophie für die weitere Zukunft?
Essen ist Genuss, für den man auch ein gewisses Verständnis haben muss. Saisonal-regionale Lebensmittel werden sich weiterhin bewähren. Ich werde auch in Zukunft natürliche Kombinationen und Texturen auf Tellern kombinieren, die eine Geschichte erzählen. Mir ist dieser emotionale Aspekt meiner Küche sehr wichtig.
Was sind die nächsten Ziele als Küchenchef im Parkhotel Holzner?
Die nächste Herausforderung wird es sein, auf den zweiten Stern hinzuarbeiten. Zugleich haben wir es uns als Mitglied des Klimaneutralitätsbündnisses „Turn to zero“ vorgenommen, noch mehr Maßnahmen in Sachen Nachhaltigkeit zu ergreifen, diese müssen jetzt strukturiert und schrittweise umgesetzt werden. Ich möchte noch mehr kleine Kreisläufe mit Kleinproduzenten in Südtirol fördern und die tollen Produkte, die wir zur Verfügung haben, klar kommunizieren.
Herr Holzner, welche Bedeutung haben der Michelin-Stern und der Grüne Stern für das Parkhotel Holzner?
Wolfgang Holzner: Wir freuen uns über jede Anerkennung und es ist jedes Mal ein Grund zur Freude, wenn gewürdigt wird, dass wir in unseren Tätigkeiten nach höchster Qualität streben. Natürlich hat der Michelin-Stern noch einmal eine ganz besondere Strahlkraft, das haben wir auch sofort gespürt durch die vielen Glückwünsche aus aller Welt zur Auszeichnung. Für das Parkhotel Holzner ist das selbstverständlich ein großer Gewinn, nicht nur weil es ein besonderes Qualitätsmerkmal für unsere bestehenden Gäste ist. Wir sprechen damit auch neue Zielgruppen an und nicht zuletzt ist der Stern auch für die Mitarbeitersuche sehr hilfreich. Mich persönlich hat besonders der Grüne Stern gefreut, da wir seit Jahren ein sehr umfassendes Nachhaltigkeits-Konzept verfolgen. Der Grüne Stern zeigt, dass wir diesbezüglich auf dem richtigen Weg sind.
Rückblickend. Haben sich die Ansprüche der Gäste an das Haus verändert?
Wolfgang Holzner: Das würde ich so nicht sagen. Ich denke, dass unsere Gäste schon immer einen sehr hohen Qualitätsanspruch hatten und diesen wollen wir natürlich weiterhin erfüllen, wenn nicht übertreffen. Natürlich hatten wir gleich nach der Auszeichnung sehr viele Kurzaufenthalte und für das Restaurant selbst mussten wir eine Warteliste einführen, um allen Anfragen gerecht zu werden. Wir freuen uns einfach und arbeiten gemeinsam fleißig weiter am Erfolg.
rs | rm

Pflanzenlust

Kochen mit Bäumen, Sträuchern und wilden Wiesenpflanzen

Apfelblüten
Von Ende März bis Anfang Mai wirkt das Land wie verzaubert: Die Apfelbäume blühen. Ihr Duft kündet vom Frühling, das Summen der Bienen ist die Musik dazu. Wer zählt die Blüten an den rund 60 Millionen Bäumen? Man versteht, warum dieser Obstbaum Schönheit und Fruchtbarkeit symbolisiert. Das Spektakel der Apfelblüte sollten Sie feiern – auch in der Küche.
Da blüht der Teller auf
Obwohl die Apfelfrüchte des Vorjahrs noch immer saftig und knackig aus den Lagern auf unseren Tisch kommen, freut man sich doch beim Anblick der zarten Blüten bereits auf die frische Ernte. Warum nicht beides vereinen? Eine Apfelspeise mit Blüten garnieren. Aus Apfelstücken lassen sich blütenartige Kunstwerke schnitzen (fruit carving), aus Apfelscheiben Blütenformen ausstechen, mit Apfelschnitzen Blumenbilder legen.
Feine Apfeltörtchen in Blütenform
Mit Früchten blumige Törtchen backen – dazu werden dünne Apfelscheiben, kurz blanchiert oder in der Mikrowelle gegart, dicht an dicht auf mit Konfitüre bestrichene Blätterteigstreifen gelegt und alles zu Apfelrosen aufgerollt. Mit Zimt und Zucker bestreuen, in Muffinformen backen, mit Puderzucker bestäuben. Und, klar doch, mit echten Apfelblüten dekorieren! Mit Apfelblüten können Sie auch Saucen oder Sahne parfümieren, z.B. für Apfelküchlein mit Blüten-Sabayon.
Blumiges Aroma
Apfelblüten – selbstverständlich müssen sie von unbehandelten Bäumen stammen – haben noch mehr Finesse: kandiert, zu Sirup verarbeitet, als Tee oder Essenz für Getränke, Kaltschalen, Desserts oder als feiner Sud zum Garen von Äpfeln, Gemüse, Fisch und mehr. Köstlich aufgewertet wird ein Apfelessig, indem man darin Apfelblüten auszieht. Ist es gar ein Apfel-Balsam-Essig mit Blütenduft, lässt der nicht nur Dressings blumig fein werden, sondern veredelt auch Saucen und Nachspeisen.
Viel mehr als nur Zierde
Apfelblütenduft bleibt stets spielerisch leicht, schwebend, erinnert etwas an Veilchen und Maiglöckchen. Jede Apfelsorte hat zudem ihren eigenen Duftcharakter. Entfalten sich nicht die schönsten Blüten voller jugendlicher Frische an knorrigen Bäumen im hohen Alter? Doch nicht nur von Hochstammbäumen können Sie Blüten ernten, auch Zierapfelbäume spenden gerne ein paar, dazu in oft erstaunlicher Farbintensität von Weiß bis Dunkelrot.
Noch mehr Frühlingsblüten
Schöne und schmackhafte Blüten gibt es auch in der Apfelverwandtschaft: Bei Pflaumen und Zwetschgen spürt man einen deutlichen Mandelton im Aroma. Fein für Blütenzucker! Bei Kirschen bringen vor allem Zierkirschen eine üppige Fülle an rosafarbenen Blütenblättern, die sich wie Apfelblüten einsetzen lassen. Nur bei Birnenblüten sollten Sie eher zurückhaltend sein. Sie duften pfeffrig, würzig, holzig und leider auch unangenehm. Aber dann gibt es eben mehr Früchte…
Verfasst von
Karin Greiner
Diplom-Biologin
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