Pflanzenlust

Kochen mit Bäumen, Sträuchern und wilden Wiesenpflanzen

Knospen Schokolade
Kreative Knospen-Küche
Im Nadelwald ist der Boden oft übersät von Fichtenzweiglein. Eichhörnchen sind‘s, sie sind hungrig auf die gehaltvollen Knospen der männlichen Samenzapfen. Trieb abgebissen, Knospen ausgeknabbert, Rest fallen gelassen. Werden die Tage wärmer, kann man Spatzen, Finken, Meisen und andere Vögel beobachten, wie sie an Bäumen in Stadt und Land Knospen schnabulieren. Auch Rehe mögen saftige Knospen, ihnen schmecken vor allem Ahorn, Buche, Eiche oder Rosen besonders gut. Knospen als Spätwinterkost – wäre das auch was für uns?
Knospen kosten
Ganz so außergewöhnlich ist der Verzehr von Knospen nicht. Wir essen Brokkoli und Blumenkohl, wir würzen mit Nelken und geben Kapern an Vitello tonnato. Wildkräuterfreunden läuft bei Knospen von Löwenzahn, Gänseblümchen und Bärlauch das Wasser im Mund zusammen. Nachdem es mit Wildkräutern gerade nicht allzu weit her ist, können doch Knospen das Essen bereichern.
Schon mal eine Blattknospe einer Brombeere probiert? Was für ein ungeahntes Geschmackserlebnis. Um die volle Aromatik genießen zu können, muss man die Knospe sehr gründlich zerkauen. Zuerst entfaltet sich ein nussig-frischer Geschmack, der sich dann über einen herben Anklang in eine deutlich exotische Kokosnote wandelt.
Knospen naschen
Einige Knospen schmecken unerwartet mild wie die von Linden, andere überraschend aromatisch. Grüne, rundliche Knospen vom Walnussbaum z.B. entfalten ein Feuerwerk an würzigen, scharfen und herben Geschmacksnuancen. Spitz-eiförmige Knospen von Kirschbäumen schmecken erst leicht sauer, dann herb, schließlich deutlich scharf. Bei einigen Knospen schmeckt man bereits die Frucht, z.B. bei Schwarzen Johannisbeeren. In Frankreich nutzt man deren Knospen als „Poivre de Cassis“ (Cassis-Pfeffer), etwa für Fisch, Wildpasteten oder Obstsalat.
Mit Knospen würzen
Knospen können getrocknet zu energiereichem Pulver verarbeitet werden, früher vorzugsweise als Brotzutat, heute eher im Smoothie oder mit Salz als Streuwürze zu verwenden. Gemischte frische Knospen, insbesondere würzige von Walnuss, Kirsche, Eiche lassen sich gut mit Pfefferkörnern für die Gewürzmühle mischen.
Die großen Knospen von Schwarzpappeln verblüffen durch ihren harzig-vanilleartigen Duft und den an Zimt, Pfeffer und Ingwer erinnernden Geschmack. Mit Zucker vermahlen ergibt sich ein herrlicher Würzzucker für allerlei Süßspeisen und Gebäck, aber auch zur Abrundung von Gemüsegerichten oder Getränken, hier vor allem Punsch und Glühwein.
Ganz fein: Knospen-Oxymel. In ein sauberes Schraubglas eine kleine Handvoll Knospen geben. Das Glas zu zwei Dritteln mit Honig (gerne Waldhonig) füllen, mit Apfelessig auffüllen. Gut verrühren oder schütteln. An einem dunklen, eher kühlen Ort eine Woche durchziehen lassen. Zur Verwendung können die Knospen ganz nach Belieben abgesiebt oder auch mitgegessen werden. Mit diesem Oxymel können Sie schnell hervorragende Dressings anrühren, etwa zu Salaten aus Rübengemüse.
Hier ein Link zur Fernsehsendung:
Verfasst von
Karin Greiner
Diplom-Biologin
www.pflanzenlust.de

Szene
Inès Blal

Direktorin der internationalen Hotelfachschule Lausanne

Inès Blal, 42, ist Dekanin an der Ecole hôtelière de Lausanne (EHL). Die Hochschule, die heuer ihr 125-jähriges Bestehen feiert, ist seit ihrer Gründung im Jahr 1893 ein Sinnbild für schweizerische Gastfreundschaft. Sie gilt weltweit als führende Hotelfachschule, Hotellerie- und Hospitality-Managementschule.
Internationale Hotelfachschule Lausanne. Die weltweit führende Hotelfachschule – FOTO: flickr.com
Die EHL bietet im Rahmen ihrer Bachelor-, Master- und Zertifikatsprogramme Studierenden aus aller Welt vielfältige Ausbildungsmöglichkeiten. Auf dem Campus in Lausanne studieren derzeit 2.890 Personen aus 119 Ländern. Inès Blal, verheiratet und Mutter zweier Kinder, hat das Doktorat in Strategic Management and Tourism an der Virginia Polytechnic Institute and State University erworben. Die neue Züricher Zeitung hat kürzlich folgendes Interview kürzlich mit der Direktorin geführt. Die Redaktion veröffentlicht hier einen Teilauszug. Der fehlende Teil kann über den QR-Code nachgelesen werden.
Inès Blal – FOTO: flickr.com
Was konkret raten Sie dem Berufsnachwuchs?
Bleib dir treu. Handle nach deinen Werten, aber merke, wann es – ab und zu – an der Zeit ist, sie etwas «elastisch» auszulegen.
Hat Ihnen die Schule das wirklich Relevante an Sie vermittelt?
Die Schule war für mich immer ein Glücksfall. Denn ich liebe es zu lernen. Sich neues Wissen anzueignen, hat für mich bis heute etwas Magisches. Zuerst weiß man nichts, dann strengt man sich an – und plötzlich kann oder versteht man etwas viel besser. In der Schule habe ich nicht nur gelernt, strukturiert zu denken, sie hat mir auch gezeigt, dass alles zum Greifen nah ist, wenn man neugierig ist.
Wie wurden Sie durch Ihre ehemaligen Lehrpersonen eingeschätzt?
Mir wurde oft gesagt, ich sei ernsthaft. In der Primarschule nannte man mich auch gesprächig. Mein Doktorvater wiederum beschrieb mich als „sehr zielorientiert und mit starker Werthaltung“.
Wie spüren Sie die gegenwärtige Wirtschaftslage?
Die Geschwindigkeit, mit der sich der Wandel derzeit vollzieht, stimmt mich manchmal schon ziemlich nachdenklich.
Darf ein Chef auch Schwächen zeigen?
Das ist sogar zentral. Mitarbeitende, denen man Vertrauen schenkt, geben von sich aus ihr Bestes. Wenn diese mitbekommen, dass Vorgesetzte auch nicht perfekt sind, gehen sie lockerer mit den eigenen Schwächen um.
Was geht Ihnen auf die Nerven?
Wenig. Viel eher treibt mich im Moment die Frage um, wie man selbständiges Lernen fördern und Menschen am besten zum Lernen motivieren kann. Gerade in einer Zeit, in der Technologie allgegenwärtig ist, und erst recht in einem multikulturellen Umfeld wie an der EHL.
Worüber können Sie so richtig herzlich lachen?
Über Witze zur Absurdität des Lebens – und natürlich über die Spässe meiner Kinder und meines Mannes.
Haben Sie Ihre Laufbahn von Anfang an vor sich gesehen?
Nein. Ich habe Wirtschaft studiert, weil ich Zahlen mag und weil mich die Geschäftswelt anzog. Danach habe ich mich der Hotellerie zugewandt, weil ich das spezielle Ambiente liebe und weil ich die rasante Entwicklung meines Heimatlandes Tunesien aus nächster Nähe miterleben wollte. Promoviert habe ich, weil ich das Thema Geschäftsstrategien erforschen wollte. Zum Unterrichten kam ich, weil ich meine Leidenschaft für Strategie, fürs Lernen und für die Gastfreundschaft teilen wollte. Später, als Beraterin, ging es mir ums Lernen und ums Helfen. Und jetzt, als Dekanin an der Ecole hôtelière de Lausanne, möchte ich Strategien schärfen und unsere Ausbildungsangebote weiterentwickeln.
Wie lauten Ihre wichtigsten Führungsgrundsätze?
Jedes Projekt braucht eine sinnstiftende Vision. Zugleich will ich zügig Ergebnisse liefern, damit alle spüren, dass etwas geht. Außerdem: Alle müssen sich – mit ihren kontroversen Meinungen und ihren unterschiedlichen Haltungen – einbringen können.
Ist kompetente Unternehmensführung erlernbar?
Selbstverständlich. Sähe ich dies nicht so, wäre ich als Dozentin, Forscherin und Gastgeberin an einer Schule für Hotelmanagement am falschen Ort. Lernen heißt nicht nur analysieren, sondern auch machen. An der EHL bewegen wir uns tagtäglich in diesem Spannungsfeld unterschiedlichster Ansprüche. Dabei nutzen wir jeweils das Beste aus Wissenschaft und Praxis, damit unsere Studierenden das Managementhandwerk erlernen und zugleich den hohen Erwartungen der Branche genügen.
Ist die Weiterbildung im Management auf der Höhe der Zeit?
Schaut man auf die Fortschritte, die wir in der Forschung erzielt haben, kann man getrost sagen: ja. Denn die neuen Management-Tools und -modelle unterstützen Umweltanalysen und die Entscheidungsfindung wesentlich. Allerdings sind gerade die Lehrpläne der klassischen Universitäten oft noch einseitig auf die Forschung ausgerichtet, während Konkretes in den Hintergrund gerät. Wir brauchen mehr Unternehmerfokus und Arbeitnehmersicht.
Haben sich Ihre Führungsprinzipien im Lauf der Zeit verändert?
Sicherlich. Als ich meine erste Führungsfunktion an der EHL übernommen habe, habe ich mich stark mit dem Wie beschäftigt, also mit der Technik des Führens. Heute konzentriere ich mich auf die zwischenmenschliche Dynamik, insbesondere auch auf die Diversität in unseren Teams.
Hat die globale Arbeitsteilung positive Effekte gebracht?
Definitiv, ja. Meine Erfahrungen im Catering-Business in England und während meiner Doktorarbeit in den USA haben mir den Wert von Globalisierung deutlich vor Augen geführt.
Können Sie sich Alternativen zur Globalisierung vorstellen?
Vorstellen schon, aber werden sie sich wirklich durchsetzen? Wenn wir uns wieder vermehrt auf kleinere, menschlichere Einheiten wie Gemeinden oder Regionen konzentrieren würden, die sich freiwillig zu einem System zusammenschlössen, könnte dies eine Alternative sein.
Wie reagieren Sie auf Kritik?
Wenn ich ehrlich bin, hängt es stark davon ab, von wem die Kritik stammt. Mit Ungerechtigkeit habe ich jedoch meine liebe Mühe. Bei berechtigter Kritik hingegen höre ich immer zu und versuche, daraus zu lernen.
Hat Sie Ihr Bauchgefühl auch schon einmal getäuscht?
Sehr selten. Der erste Eindruck einer Person hat mich kaum je getäuscht.
Stellen Sie auch ehemalige Arbeitskollegen und Freunde ein, oder ziehen Sie unbeschriebene Blätter vor?
Weder ja noch nein. Wenn ich jemanden ins Team hole, zählen für mich einzig seine Fähigkeiten und seine Einstellung, die mit Blick auf meine Mission und Vision erforderlich sind.
Sind Frauenquoten notwendig?
Ich wünschte, sie wären es nicht. Wenn es uns aber nicht anders gelingt, sicherzustellen, dass unsere Gesellschaft nicht die Hälfte der Bevölkerung unberücksichtigt lässt, dann bin ich für Quoten.
Werden bei Ihnen Kandidaten auch gegoogelt?
Grundsätzlich nein. Es ist aber schon vorgekommen, dass ich Forschende oder dozierende für Kurse via Google gefunden habe. Seitdem ich meine neue Stelle angetreten habe, bewege ich mich verstärkt auf Linkedin.
Welchen Stellenwert haben für Sie soziale Netzwerke?
Da bin ich etwas altmodisch, bevorzuge den direkten Kontakt von Mensch zu Mensch. Also Zusammensitzen und reden, mit jemandem walken oder mit der ganzen Familie spielen. Deshalb bewege ich mich privat auch nicht in sozialen Netzwerken. Berufsbedingt bin ich auf Linkedin aktiv, weil ich mich dort gerne über die neuesten Entwicklungen in Bildung und Hospitality auf dem Laufenden halte.
Würden Sie Ihre Karriere allenfalls zugunsten eines humanitären Einsatzes aufgeben?
Nein.
Wann und wo können Sie abschalten?
Selten, um ehrlich zu sein. Abschalten könnte ich nur dann, wenn ich ausnahmsweise keinen Antrieb hätte, mich etwas Neuem zuzuwenden, oder kein Projekt verfolgte, das mich wirklich inspiriert.
Sind Vorbilder für Sie aktuell?
Das kann man nicht so absolut sagen. Für meinen Teil hatte ich nie Vorbilder, dafür aber viele Quellen der Inspiration.
Glauben Sie an die Vorsehung und an das Schicksal?
Ich weiß es nicht. Als Optimistin weiß ich aber mit Sicherheit, dass sich viele Dinge dank Zuversicht und dem entsprechenden Engagement tendenziell positiv(er) entwickeln.
Wie lautet eine Ihrer Lebensweisheiten?
Für Weisheiten bin ich zu jung – der Großvater mütterlicherseits hat mir indes eine gehörige Portion an Lebenserfahrung mit auf den Weg gegeben.
Interview:
Hanspeter Mettler

Quelle:
Neue Züricher
Zeitung