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Wo sich alles um Graukäse und Butter dreht

Ihre Leidenschaft verbindet Bäuerin Claudia und Bauer Roland Eder. Am Moarhof schaffen sie etwas ganz Besonderes: den Graukäse.
Der Ahrntaler Graukäse
Der Graukäse war früher ein Nebenprodukt der edlen und begehrten Butter. Den gereiften Sauermilchtopfen aus Magermilch, früher „Arme-Leute-Essen“, findet man heute auch in der Spitzengastronomie. Der Graukäse reift von außen nach innen und je nach Pressung reift er ganz durch und bekommt ein speckig-glasiges Inneres. Beim typischen Ahrntaler Graukäse bleibt ein topfiger Kern. Auf Grund der Herstellung aus Magermilch zeichnet sich der Graukäse durch seinen geringen Fettgehalt (maximal zwei Prozent Fett in der Trockenmasse) aus.
Sein Äußeres verändert sich mit zunehmendem Reifegrad: Er bekommt eine gelbliche, bräunliche bis graue Oberfläche, die mit Schimmel bedeckt sein kann. Auf dieses Äußeres dürfte die Namensgebung zurückzuführen sein.
Der Graukäse besticht durch seine Vielfalt
Der Topfige
Er wird hauptsächlich im Ahrntal produziert und zeichnet sich durch seine lange Haltbarkeit aus. Das Schnittbild dieses Graukäses zeigt ein schneeweißes Inneres, umrahmt von einer zarten, angereiften Graukäserinde.
Der Durchgereifte (Speckige)
Er zeichnet sich durch eine gleichmäßige durchgereifte Graukäsemasse aus. Der Käse verliert im Laufe seiner Reifung seine ursprüngliche zylindrische Form. Er reift schnell und ist nach ca. zehn Tagen zum Verzehr bereit.
Die Ziggolan
Nach dem Aufreiben und Würzen wird die Masse so lange in einer Hand geknetet, bis sich daraus ein kompakter Kegel formen lässt. Die „Ziggolan“ können frisch oder angereift verzehrt werden. Die Reifung findet an der Oberfläche statt, während im Inneren die Masse weiß und topfig bleibt.
Der Kneter
Er wird vor allem für die Herstellung von Pressknödeln verwendet. Dazu nimmt man ein reifes Stück Graukäse und gibt es in ein verschließbares Glas. Der Käse verändert mit der Zeit seine Konsistenz, er zerrinnt und entwickelt einen starken, penetranten Geruch. In diesem Reifestadium wird er als Käsemasse dem Pressknödelteig beigemengt.
Bauernbutter
Neben der traditionellen Bauernbutter wird auch Butter mit frischen Kräutern (Majoran, Schnittlauch, Petersiel) aus dem eigenen Kräutergarten angeboten.
Claudia und Roland Eder
Ein Zitat von Claudia Eder
Für mich ist der Graukäse das Herz von Südtirol. Er ist mein Liebling, da er nicht so ist, wie andere Käsesorten: Er tut, wie er will. Die Herstellung vom Graukäse ist von vielen Faktoren abhängig! Wetterverhältnisse, Luftdruck und Mond spielen eine große Rolle.
Wo kann man Käse und Butter vom Moarhof beziehen?
Wörndle und DEGUST
Quelle: www.moarhof-hofkaeserei.it
Claudia Eder / ml

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Das Geheimnis der Löcher im Käse enthüllt

Faszinierend! Der Reifeprozess.

Von kleinen Poren bis hin zu großzügigen Löchern – die Kunst und Wissenschaft hinter den charakteristischen Merkmalen Südtiroler Käsesorten
FOTO: Markus Stoffel
Käse ist ein vielseitiges und aromatisches Nahrungsmittel, in der Lebensmittel-Sensorik sogar Genussmittel. In Südtirol gibt es eine Vielzahl von Käsesorten, die in der Gastronomie und im lebensmittelproduzierenden Gewerbe gerne eingesetzt und verarbeitet werden. Dabei muss man eines klar festhalten: Das ursprüngliche Ziel, Milch zu konservieren, wich einer Veredelung des Ursprungsprodukts. Viele Sorten haben oft ein markantes Merkmal: die Lochung im Käselaib. Ob es sich um die kleinen Poren im Südtiroler Butterkäse, Marienberger oder um großzügige Löcher wie im Dolomitenkönig handelt, diese Lochungen sind nicht nur optisch ansprechend, sondern auch ein Zeichen für den komplexen Reifeprozess des Käses.
In einigen Fällen, wie zum Beispiel beim Tilsiter, entstehen die kleinen Löcher durch eine besondere Methode der Käseherstellung. Hier wird der Käse nach dem Dicklegen nicht in Formen gepresst, sondern sanft geschichtet, was zu einer lockeren Struktur führt, die selbst nach dem Härten feine Löcher hinterlässt.
Für viele Käseliebhaber sind es gerade die mittelgroßen Löcher wie im Stilfser Käse oder die großen Löcher wie im Sextner Bergkäse oder den oben genannten Dolomitenkönig, die für Begehrlichkeit sorgen. Diese Löcher entwickeln sich während der Reifung des Käses durch das Wirken von Mikroorganismen, den Propionsäurebakterien. Diese Bakterien verwandeln die von Milchsäurebakterien erzeugte Milchsäure weiter zu Propionsäure, Essigsäure und Kohlendioxid. Da das Kohlendioxid aufgrund der festen Textur und Rinde des Käses nicht entweichen kann, sammelt es sich an verschiedenen Stellen im Käse und bildet so die charakteristischen Löcher. Einfach gesagt: Es erfolgt eine Gärung im Käselaib. Zusätzlich verleihen diese Bakterien dem Käse einen süßen und nussigen Geschmack. Bei der Reifung des Käses wird die Textur des Laibs zusätzlich aufgelockert und verleiht den unterschiedlichen Käsesorten Charakter.
Interessanterweise haben Schweizer Forscher vor einigen Jahren das Rätsel um die Löcher im Emmentaler gelöst. Sie entdeckten, dass Mikropartikel von Pflanzen, vermutlich von Heu, in der Milch vorhanden sind. An diesen Partikeln lagert sich das während der Reifung entstehende Kohlendioxid ab. Experimente mit unterschiedlich behandelten Milchproben zeigten, dass die Menge dieser Partikel entscheidend für Anzahl und Größe der Löcher im fertigen Emmentaler sind.
Deshalb kann man mit dieser wissenschaftlichen Quelle behaupten, dass die Fütterung für die Qualität der Käseproduktion ein Schlüsselfaktor ist. Auch hier haben wir in Südtirol Vorzeigecharakter und können stolz auf unsere einheimischen Produkte sein.
KM Martin Leitner, SKV-Bezirksvertreter Eisacktal