Mein Name ist Rosa Steger, ich bin 25 Jahre alt und komme aus dem wunderschönen „Toule“ (Ahrntal).
Mit 22 Jahren habe ich mich entschieden, meinen großen Traum zu verwirklichen und habe eine Almhütte, die Schlüichalm in Kasern, zusammen mit meinen zwei Schwestern gepachtet.
Die Schlüichalm im Sommer - FOTO: Schlüichalm
Die Almhütte befindet sich inmitten der traumhaften Berglandschaft in Kasern, unter uns die Heilig-Geist-Kirche und um uns herum die beeindruckenden Berge des Ahrntals. Die Hütte ist gemütlich in 40 Minuten, vom Parkplatz in Kasern ausgehend, zu erreichen und liegt auf der Sonnenseite des Tals. Im Sommer sowie auch im Winter liegt die Schlüichalm ideal zum Einkehren vor oder nach einer Wanderung in den Bergen.
Ich habe die Fachschule für Hauswirtschaft und Ernährung bis zum vierten Jahr besucht und das Maturajahr an der WFO-Abendschule in Bruneck abgeschlossen. Anschließend habe ich in verschiedenen Betrieben als Köchin gearbeitet. Ich habe viele Erfahrungen gesammelt und fühlte mich schon früh bereit, einen eigenen Betrieb zu führen.
Da ich schon von klein auf bei meinem Vater auf der Stegeralm miterleben konnte, wie schön die Arbeit in den Bergen ist, habe ich schon im jungen Alter den Traum entwickelt, irgendwann selbst Hüttenwirtin zu sein. Die Stegeralm ist nach wie vor mein Lieblingsort – und wird es auch immer bleiben. Der Ort, an dem ich Ruhe, Entspannung und Erholung finde. Es zieht mich immer wieder dorthin, wenn ich vor Herausforderungen stehe, mal eine Verschnaufpause brauche oder einfach die Stille suche.
Meine Lieblingsmenschen sind natürlich alle aus meiner großen Familie. Ich bin mit insgesamt vier jüngeren Geschwistern aufgewachsen. Das ist das größte Glück, das man im Leben haben kann. Wir haben einen unglaublich starken Zusammenhalt und der Fakt, dass sie mich bei meinem Traum unterstützen, sagt schon alles.
Die Schlüichmädls Ida links, Rosa und Rita rechts - FOTO: Schlüichalm
Oft wird uns von den Gästen die Frage gestellt, wie es möglich ist, dass wir uns so gut verstehen. Ich denke, wenn alle das gleiche Ziel verfolgen und dies mit Freude, guter Laune und genügend Motivation gelebt wird, kann nur etwas Gutes herauskommen. Auch meine Schwestern haben einige Erfahrungen im Gastgewerbe gesammelt und ich bin der Meinung, die Liebe zu diesem Beruf geben wir unseren Gästen alle drei zu spüren.
Unser Moto ist: „Klein aber fein“. Die Schlüichalm ist nicht groß, aber genau deshalb können wir den Gästen ein familiäres Ambiente bieten. Auch das Sprichwort „weniger ist mehr“ möchten wir zu 100 Prozent umsetzen. Wir haben eine kleine Küche, dementsprechend klein fällt auch unsere Speisekarte aus. Da wir den Gästen noch das echte „Almhüttenfeeling“ übermitteln möchten, besteht unsere Speisekarte aus hausgemachten, traditionellen Ahrntaler Spezialitäten. Das Wichtigste sind da natürlich die verschiedenen Knödel und der Graukäse.
Schon in jungen Jahren haben mich besonders die „alten“ Gerichte interessiert. Ich habe viel von meinem Opa und meiner Oma abschauen können. Das „Gibochne“ (Melchamüis) zum Beispiel, ist ein Handwerk, dass immer mehr verloren geht. Genau aus diesem Grund haben wir entschlossen, auch dieses Gericht (auf Vorbestellung) auf unserer Hütte anzubieten. Die Nachfrage ist groß und wir bekommen viel Lob dafür, dass wir trotz des relativ großen Aufwandes diese Tradition weiterführen.
Eines meiner Lieblingsprodukte ist der Graukäse. Er ist unglaublich vielseitig einsetzbar und wir bauen ihn gerne in unsere Gerichte ein. Eines der beliebtesten Gerichte auf unserer Alm sind die Brennnesselknödel mit Graukäsesauce. Wir arbeiten viel mit dem, was uns die Natur bietet, und durch Zufall haben wir entdeckt, wie gut diese zwei Produkte harmonieren.
Das Kochen ist immer wieder eine schöne Herausforderung; man kann sich austoben und seine ganze Leidenschaft und Kreativität in die Gerichte packen. Das Interessante ist die Vielseitigkeit der Produkte, die immer wieder Spielraum für Neues bietet.
Natürlich darf man in diesem Beruf niemals stehen bleiben. Man muss sich stetig weiterentwickeln und neue Herausforderungen angehen. Ich habe mittlerweile schon einige Interviews hinter mir und durfte auch schon bei tollen Events mitkochen. Dabei hat sich auch die Gelegenheit ergeben, unsere Hütte zu repräsentieren. Ich habe viele tolle Erfahrungen gesammelt, konnte tolle Menschen und Persönlichkeiten kennenlernen und das Wichtigste: ich habe viel für mein Leben dazugelernt. Auch bei der Abstimmung zur coolsten Hüttenwirtin im Ahrntal sind wir schon von Anfang an dabei und haben schon zwei Jahre nacheinander den ersten Platz gewonnen. Das macht mich/uns sehr stolz, denn es ist das schönste Feedback, das man von den Gästen bekommen kann. Durch diese Auszeichnung wird einem aufgezeigt, dass sich die Gäste bei uns wohl fühlen und sich die tägliche Arbeit und Mühe lohnen.
Die drei erlebnisreichen Jahre, während denen wir die Hütte nun schon bewirtet haben, haben mich zu einer selbstbewussten, jungen Frau heranreifen lassen. Auch die „schweren Zeiten“ waren wichtig, denn nun verfolge ich meine Träume noch zielstrebiger und lasse mich nicht mehr so schnell aus dem Konzept bringen. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass es genau so weiter geht. Ich bin zufrieden, wie sich alles in meinem Leben entwickelt hat und freue mich auf die kommenden Jahre auf der Alm. Ich bin gespannt, welche neuen Chancen sich bieten, und blicke mit voller Freude und Zuversicht auf die zukünftige Zeit mit meinen zwei Schwestern.