ÖffentlicherDienst
Interview mit Stefan Perini, Direktor Arbeitsförderungsinstitutes -AFI
Interview-Ecke: Hier werden in unregelmäßigen Abständen Interviews zu aktuellen Themen wie Politik, Wirtschaft, Soziales und Kultur veröffentlicht.
ASGB: Am 06. Juni hat die zweite Kundgebung der öffentlich Bediensteten stattgefunden. Die Teilnahme war wieder gewaltig. Wie erklären Sie sich das?
Stefan Perini: Südtirols öffentlich Bedienstete, immerhin 40.600 an der Zahl, hatten bislang viel Geduld. Seit den letzten Lohnverhandlungen im April 2010 sind die Lebenshaltungskosten in Bozen um 16 Prozent gestiegen, die Nominallöhne sind aber gleichgeblieben. Nun reißt so langsam der Geduldsfaden.
Aktiv: Wir haben nicht nur Kaufkraft verloren, auch unsere Lebensqualität leidet darunter. Kann man das so sagen? Geld ist nicht alles, aber....
Stefan Perini: Geld ist auf jeden Fall die Überlebensgrundlage. Rund ein Drittel der Südtiroler Arbeitnehmer tun sich schwer, mit dem Geld bis ans Monatsende zu kommen. Das bescheinigen uns die vierteljährlichen Umfragen im AFI-Barometer immer wieder. Im letzten Jahrzehnt waren die öffentlich Bediensteten die wahren Verlieren der Wirtschaftsentwicklung.
Aktiv: Welche Empfehlung möchten Sie der Politik mit auf den Weg geben?
Stefan Perini: Dem Land als größten Arbeitgeber in Südtirol muss klar sein, dass die Hälfte seines Personals bis 2030 in Pension gehen wird. Um den Karren nicht an die Wand zu fahren, muss man auf ein zeitgemäßes Personalmanagement umsatteln und Neueinstellungen forcieren. Der öffentliche Dienst muss wieder attraktiv werden. Die dafür notwendigen finanziellen Mittel müssen als Investition in die Zukunft gesehen werden.
Aktiv: Und was empfehlen Sie den Gewerkschaften?
Stefan Perini: Bei der Lohnforderung sollten die Gewerkschaften keinen einzigen Schritt nachgeben. Nach einer so langen Durststrecke sind zehn Prozent mehr Lohn alles andere als vermessen. In den Aufgabenbeschreibungen und bei den Einstufungen kann es durchaus mehr Flexibilität im Sinne des Arbeitgebers geben. Insgesamt hoffe ich, dass es den Verhandlungspartnern auch gelingt, innovative Elemente der „Guten Arbeit“ in den neuen Vertrag einzubauen: Recht auf Weiterbildung, Smart-Working, Sabbatjahr, um nur einige Stichworte zu nennen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Vielen Dank für das Gespräch!
Unter www.afi-ipl.org finden
Sie den AFI-Zoom „Der Kaufkraftverlust
der 40.600 öffentlich
Bediensteten in Südtirol“
Sie den AFI-Zoom „Der Kaufkraftverlust
der 40.600 öffentlich
Bediensteten in Südtirol“