Gebietskörperschaften

VIII. Gewerkschaftstag des ASGB-Gebietskörperschaften

Die Reform des öffentlichen Dienstes - Praxiserfahrung
Am 4. Oktober fand im vollbesetzten Saal des Kolpinghauses in Bozen der 8.Gewerkschaftstag der Fachgewerkschaft Gebietskörperschaften im ASGB statt.
Dieser bot auch Gelegenheit, Zwischenbilanz über die Auswirkungen der Reform im öffentlichen Dienst zu ziehen. Auch auf dem Gewerkschaftstag im Jahr 1998 war die Reform des öffentlichen Dienstes das zentrale Thema der Fachgewerkschaft. Damals stand die Reform noch am Anfang. Dieses mal hielt die Fachgewerkschaft Rückblick, zeigte die positiven und negativen Erfahrungen auf und steckte den Rahmen für zukünftige Vorhaben und Maßnahmen ab.
Referent zum Tagungsthema war Dr. Michael Mayr, Präsident der Schlichtungskommission für Arbeitsstreitfälle beim Arbeitsservice der Südtiroler Landesverwaltung. Er sprach über die bisherigen Erfahrungen mit der Reform des öffentlichen Dienstes in Südtirol und zeichnete die Entwicklung der Arbeitsstreitfälle nach, die sich seit der Übertragung der Zuständigkeit für die Arbeitsstreitfälle vom Verwaltungsgericht auf das Arbeitsgericht ergeben hat.
Auswirkungen der Reform
Mit der genannten Reform wurden die Arbeitsverhältnisse in der öffentlichen Verwaltung weitgehend den Arbeitsverträgen in der Privatwirtschaft angepasst:
- So fallen auch die Arbeitsverträge der öffentlichen Bediensteten unter das Bürgerlichen Gesetzbuch (ZGB)
- Die Arbeitsverhältnisse werden von den Kollektivvertragspartnern geregelt und es besteht die Möglichkeit, auf dezentraler Ebene Abkommen abzuschließen (z.B. mit einer Gemeinde, einem öffentlichen Altersheim oder einem Gesundheitsbezirk)
- Der Geltungsbereich des Arbeiterstatuts (Gesetz Nr. 300/1970) wurde auf die Arbeitsverhältnisse im öffentlichen Dienst ausgedehnt
- Die einvernehmliche authentische Interpretation wurde eingeführt. Damit ist die gemeinsame Interpretation der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite von Normen gemeint, die aufgrund einer allgemeinen Formulierung unterschiedliche Interpretation und somit Spielraum für Arbeitsstreitigkeiten zulassen
- Die Abwicklung der Arbeitsstreitfälle hat sich durch die Übertagung vom Verwaltungsgericht auf das Arbeitsgericht vereinfacht
Trotzdem gibt es aber vor allem in kleineren Gemeinden noch Schwierigkeiten bei der Anwendung der Reform. Obwohl laut Gesetz für die Gültigkeit eines dezentralen Zusatzabkommens die Unterschrift beider Verhandlungsseiten genügen würde, kommt es immer wieder zu Verzögerung bei der Anwendung der Verträge, weil die Arbeitgeberseite auf einen zusätzlichen Gemeindebeschluss beharrt.
Als negative Auswirkung der Reform des öffentlichen Dienst sieht der ASGB-Gebietskörperschaften die Einführung der so genannten a-typischen oder prekären Arbeitsverhältnisse. Während sich in den neunziger Jahren diese Verträge in der Privatwirtschaft breit machten, sind sie heute auch im öffentlichen Dienst vermehrt vorzufinden. Sie garantieren den betroffenen Erwerbstätigen keine dauerhafte Beschäftigung und somit keine finanzielle Sicherheit für sich und die Familie und hindern den Beschäftigten auch an einer Karriereentwicklung. Hinzu kommt, dass diese Art von Arbeitsverträgen auch die zukünftige Rentensituation der betroffenen Arbeitnehmer erheblich verschlechtern.
Die Entwicklung der Arbeitsstreitfälle
Die Zahl der Arbeitsstreitfälle im öffentlichen Dienst der Provinz Bozen hat seit 1998 stark zugenommen und lag 2006 bei 286. Betrachtet man die einzelnen Bereiche des öffentlichen Dienstes (Land, Region, Staat, Sanität, Gemeinden und Bezirksgemeinschaften) getrennt, so zeigen sich ganz unterschiedliche Entwicklungen. Während die Anzahl der Streitfälle bei der Sanität und der Region mehr oder weniger konstant geblieben ist, und beim Staat nach einer rasanten Zunahme im Jahr 2004 wieder stark zurückging, hat die Landesverwaltung eine explosive Zunahme von fast 0 auf 200 Streitfällen vom Jahr 2005 auf das Jahr 2006 zu verzeichnen. Bei den Einigungen rangiert die Sanität an erster Stelle. In diesem Bereich konnten zwischen 2002 und 2006 am meisten Streitfälle gütlich beigelegt werden. Das Gegenteil war bei der Staatsverwaltung der Fall. Letzteres hängt auch damit zusammen, dass es bei den Schlichtungsversuchen mit der Staatsverwaltung am meisten Nichterscheinungen seitens der Arbeitgeberseite gab. Was den Gegenstand der Streitfälle betrifft, ging es im Dreijahreszeitraum 2004 – 2007 in den meisten Fällen (28 Prozent) um die Einstufung, gefolgt von den Zulagen (13 Prozent) und den Disziplinarmaßnahmen (9 Prozent).
Der Gewerkschaftstag des ASGB-Gebietskörperschaften hat auch sechs Resolutionen verabschiedet und zwar zu folgenden Themen:
1. Resolution zu den Vertragsverhandlungen
2. Resolution zu den atypischen Arbeitsverträgen
3. Resolution zu den Pensionen
4. Resolution zur Pflegesicherung
5. Resolution zur Familienpolitik
6. Resolution: Selbstbewusst die Zukunft gestalten
Abschließend kann gesagt werden, dass der 8. Gewerkschaftstag ein voller Erfolg war und das der eingeschlagene Weg so weiter gegangen werden kann. Aus diesem Grund kann der neue Vorstand mit viel Schwung und Elan die Arbeiten aufnehmen zum Wohle der Bediensteten der Gebietskörperschaften (siehe untenstehenden Artikel S. 10).
Anlässlich des Gewerkschaftstages wurden auch langjährige Mitglieder geehrt und zwar
Pfattner Urban, Gemeinde Klausen – 30 Jahre Mitgliedschaft
Fischnaller Peter, Gemeinde Mühlbach – 29 Jahre Mitgliedschaft
Gstrein Roland, Gemeinde Meran – 29 Jahre Mitgliedschaft
Piffer Walter, Gemeinde Bozen – 29 Jahre Mitgliedschaft
Mair Ottilia, Gemeinde Völs – 28 Jahre Mitgliedschaft
Messner Maria, Gemeinde Villnöss – 28 Jahre Mitgliedschaft
Pattis Martha, Gemeinde Welschnofen – 28 Jahre Mitgliedschaft
Rier Paolo, Gemeinde St. Ulrich – 28 Jahre Mitgliedschaft
Torggler Anton, Gemeinde Klausen – 28 Jahre Mitgliedschaft
Condin Oswald, Gemeinde Neumarkt – 27 Jahre Mitgliedschaft
Psenner Anton, Gemeinde Völs – 27 Jahre Mitgliedschaft
Walter Maria, Gemeinde Neumarkt – 27 Jahre Mitgliedschaft
Mutschlechner Reinhard, Gemeinde Kiens – 26 Jahre Mitgliedschaft
Pernstich Reinhold, Gemeinde Tramin – 26 Jahre Mitgliedschaft
Welscher Margit, Gemeinde Welschnofen – 26 Jahre Mitgliedschaft
Gasser Luis, Gemeinde Klausen – 25 Jahre Mitgliedschaft
Kohlgruber Maria, Gemeinde Kiens – 25 Jahre Mitgliedschaft
Mair Ernst, Gemeinde Mühlbach – 25 Jahre Mitgliedschaft
Mitterrutzner Joachim, Gemeinde Klausen – 25 Jahre Mitgliedschaft

Gebietskörperschaften

Neuer Vorstand ASGB-Gebietskörperschaften

Anlässlich unseres Gewerkschaftstages vom 4. Oktober 2007, an welchem auch der Landesvorstand für die nächsten vier Jahre neu gewählt wurde, haben sich die 28 Vorstandsmitglieder mit unseren Landes- und Fachsekretären am 7. November 2007 zur konstituierenden Sitzung getroffen. Um im Detail besser und effizienter arbeiten zu können und den verschiedenen Interessen je nach Fachbereich Rechnung zu tragen, wurden drei Arbeitsgruppen gebildet, in welche die Vorstandsmitglieder jeweils nach ihrem Arbeitsplatz eingeordnet worden sind.
Zusammensetzung der drei Arbeitsgruppen
Arbeitsgruppe größere Gemeinden organisiert von Hans Rungg
- Amatuzio Mia – Gemeinde Bozen
- Bianco Christian – Gemeinde Bozen
- Blaas Karl August – Gemeinde Brixen
- Ebner Anna Maria – Gemeinde Eppan
- Haspinger Renate – Gemeinde Meran
- Obergasteiger Ernst – Gemeinde Bruneck
- Platzgummer Thomas – Gemeinde Lana
- Weger Eduard – Gemeinde Sarntal
Arbeitsgruppe kleinere Gemeinden organisiert von Karl Heiss
- Comploi Verena – Gemeinde St. Ulrich
- Goller Emil – Gemeinde Kastelruth
- Goller Jakob – Gemeinde Völs
- Haller Hansjörg – Gemeinde Ratschings
- Herbst Birgit – Gemeinde Aldein
- Kalser Manuela – Gemeinde Kaltern
- Leitner Martin – Gemeinde Villnöss
- Müller Hermann – Gemeinde Naturns
- Plasinger Ivan – Gemeinde Truden
- Ploner Gert – Gemeinde Auer
Arbeitsgruppe Sozialbereich organisiert von Tony Tschenett
- Dissertori Martin – BZG Salten/Schlern
- Gasser Albuin – BZG Eisacktal
- Locher Manuel – Sarner Stiftung
- Mantinger Margareth – BZG Wipptal
- Möltner Paul – Altersheim Kaltern
- Rieder Erna – Sarner Stiftung
- Rungaldier Oswald – Altersheim Lana
- Menghin Astrid – Gemeindespital St. Pauls
- Ploner Elda – BZG Salten/Schlern
Das Hauptziel dieser Arbeitsgruppen besteht darin, die Landes- und Fachsekretäre bei der Ausarbeitung einer Plattform für den zukünftigen Bereichsvertrag tatkräftig zu unterstützen. Ihre Berufserfahrung und gute Fachkenntnisse sollen in diese Plattform einfließen um dem Personal bei den Vertragsverhandlungen eine noch kompetentere Vertretung bieten zu können.