Aktuell
15. Bundeskongress des ASGB

Engagement für ein „Auskommen mit dem Einkommen“

Am 28. September 2024 verwandelte sich das Waltherhaus in Bozen in einen Ort intensiver Diskussionen, zukunftsweisender Beschlüsse und bewegender Momente, als der ASGB zu seinem 15. ordentlichen Bundeskongress einlud. Unter dem Motto „Auskommen mit dem Einkommen“ kamen Delegierte aus allen Landesteilen zusammen, um gemeinsam die Weichen für die kommenden Jahre zu stellen.
Die Leitungsausschussmitglieder mit Moderator Markus Frinks (Bildmitte)
Der Kongress, das höchste Entscheidungsgremium des ASGB, findet alle fünf Jahre statt und bietet Raum, um auf die Entwicklungen und Herausforderungen der vergangenen Jahre zurückzublicken und die Prioritäten der Zukunft zu bestimmen. Die Begrüßung übernahm ASGB-Bundessekretärin Priska Auer, die die Teilnehmenden mit herzlichen Worten willkommen hieß. Nach der einstimmigen Wahl von Elmar Aichner zum Präsidenten des Kongresspräsidiums, übernahm Markus Frings als Moderator und führte mit großer Klarheit und Dynamik durch die Veranstaltung.
Die Kongressteilnehmer verfolgen aufmerksam das Geschehen
Im Mittelpunkt standen Fragen zur aktuellen Lage und den Erfolgen des ASGB in den letzten fünf Jahren. Der Leitungsausschuss, vertreten durch Priska Auer, Petra Nock, ASGB-Vorsitzenden Tony Tschenett und seinen Stellvertreter Alex Piras, berichtete von internen Entwicklungen, verbesserten Kollektivverträgen und verstärkten internationalen Kooperationen. Auch das Thema Kommunikation und die Herausforderungen durch die Covid-Zeit spielten eine zentrale Rolle. Es wurde über die umfangreichen Dienstleistungen im Bereich Rechtsschutz und Zusatzrentenfonds Laborfonds informiert, die in den letzten Jahren eine immer größere Bedeutung erhalten haben.
Ein zentrales Anliegen war die finanzielle Belastung der Menschen in Südtirol. Tony Tschenett betonte in seiner Rede, wie drängend das Thema einer fairen Entlohnung angesichts der stark gestiegenen Lebenshaltungskosten ist. Vor allem die gestiegenen Mieten und Energiekosten erschweren es vielen, mit ihrem Einkommen auszukommen. Die anhaltende Stagnation der Gehälter im öffentlichen Dienst habe zudem zu einem Mangel an qualifizierten Fachkräften geführt, die zunehmend abwandern. Tschenett forderte deutliche Anpassungen der Löhne und gezielte Maßnahmen zur Bekämpfung der Altersarmut, die für viele Rentnerinnen und Rentner zu einer ernsten Sorge geworden ist.
v.l.n.r. Alex Piras, Priska Auer, der geehrte Hans Egger, Tony Tschenett, der Laudator Hans Widmann und Petra Nock stellen sich den Fotografen
In sechs einstimmig verabschiedeten Resolutionen wurde festgelegt, welche Themen in den nächsten Jahren im Fokus stehen: Autonomie, Arbeit und Bildung, Familie, Gesundheit und Soziales, Wohnbau sowie die Unterstützung der Jugend. Die Resolutionen sollen den ASGB in den kommenden Jahren leiten und sicherstellen, dass die Anliegen der Mitglieder zielgerichtet vertreten werden. Im weiteren Verlauf des Kongresses wurden auch die neuen Mitglieder des Schiedsgerichts und der Rechnungsprüfer gewählt.
Dem neu gewählten Schiedsgericht gehören folgende Mitglieder an:
- Ingrid Mittelberger
- Christoph von Ach
- Christian Trafoier
- Arnold Träger
- Hansjörg Haller
Bei der konstituierenden Sitzung am 4. November 2024 haben die Mitglieder des Schiedsgerichtes Frau Ingrid Mittelberger einstimmig zur Vorsitzenden gewählt.
Die Rechnungsprüfer setzen sich wie folgt zusammen:
- Oswald Angerer
- Norbert von Spinn
- Adalbert Tschenett
Nach einer kurzen Pause begann der öffentliche Teil des Kongresses, bei dem auch politische und gewerkschaftliche Ehrengäste anwesend waren. Besonders bewegend war der Vortrag der Universitätsprofessorin Ulrike Elfriede Loch zum Thema „Armut“, der das Publikum zum Nachdenken anregte und einen tiefen Eindruck hinterließ. Emotionaler Höhepunkt des Kongresses war die Ehrung von Johann Egger, dem langjährigen ASGB-Mitglied und ehemaligen Vorsitzenden, der sich mit seinen 85 Jahren noch immer für die Gewerkschaft einsetzt. Eine Laudatio würdigte Eggers jahrzehntelanges Engagement und seinen unvergleichlichen Einsatz für die Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Die Überraschung und das Präsent des ASGB-Leitungsausschusses wurden mit großem Applaus honoriert.
Zum Abschluss des Kongresses bot ein festlicher Umtrunk und ein von Annemarie Markart liebevoll zubereitetes Buffet Gelegenheit für gesellige Gespräche und Austausch. Der Kongress, der unter den Teilnehmenden auf große Resonanz stieß, war nicht nur ein erfolgreicher Rückblick auf fünf ereignisreiche Jahre, sondern auch ein starkes Signal des ASGB für die Herausforderungen der Zukunft.

Aktuell
Neuer Leitungsausschuss

ASGB setzt auf bewährte Köpfe

Ferrazin neues Mitglied für die Industrie. Am 28. Oktober fand die erste Sitzung des neuen Bundesvorstandes des ASGB nach dem Bundeskongress statt. Im Mittelpunkt dieser Sitzung stand die Wahl des neuen Leitungsausschusses, der die Geschicke des Bundes in den kommenden fünf Jahren lenken wird.
v.l.n.r. Alex Piras, Priska Auer, Tony Tschenett, Petra Nock, und Thomas Ferrazin
Tony Tschenett wurde in seinem Amt als Vorsitzender bestätigt. Unterstützt wird er von seinem Stellvertreter Alex Piras sowie den weiteren Mitgliedern des Leitungsausschusses, Priska Auer und Petra Nock. Einzige personelle Veränderung gab es im Bereich Industrie: Hier übernimmt Thomas Ferrazin die Verantwortung von Friedrich Oberlechner, der nach vielen Jahren engagierter Arbeit in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet wurde. Um mehr über die Pläne und Ziele des neuen Leitungsausschusses zu erfahren, hat die Redak­tion von Aktiv die Mitglieder in einem Interview befragt.
Aktiv: Lieber Tony, zuerst herzlichen Glückwunsch zur erneuten Wahl als Vorsitzender des ASGB. Der Leitungsausschuss wurde kürzlich neu besetzt. Wie siehst du die Zusammenarbeit mit dem neuen Team?
Tony Tschenett: Vielen Dank! Ich freue mich sehr, gemeinsam mit einem so erfahrenen und motivierten Team in die nächste Legislaturperiode zu gehen. Unsere Zusammensetzung vereint vielschichtige Erfahrungen, sowohl im öffentlichen Dienst als auch in der Privatwirtschaft. Die Zusammenarbeit mit meinem Stellvertreter Alex funktioniert seit Jahren erfolgreich, Petra Nock kennt die Herausforderungen des öffentlichen Dienstes bestens, und das einzige neu dazugekommene Leitungsausschussmitglied Thomas Ferrazin, der den pensionierten Friedl Oberlechner ersetzt, repräsentiert den Bereich Industrie, Handwerk und Landwirtschaft hervorragend. Und natürlich freue ich mich sehr, weiterhin mit Priska Auer, unserer Bundessekretärin, zusammenzuarbeiten. Ich bin überzeugt, dass wir zusammen viele wichtige Projekte in Angriff nehmen können.
Aktiv: Petra, wie beurteilst du die derzeitige Lage im öffentlichen Dienst? Wo siehst du die größten Herausforderungen für die kommenden Jahre?
Petra Nock: Die Situation im öffentlichen Dienst ist angespannt. Wir sehen zunehmenden Personalmangel, da stagnierende Gehälter und oft unattraktive Arbeitsbedingungen viele Fachkräfte abschrecken oder in andere Sektoren bzw. ins umliegende Ausland abwandern lassen. Es ist dringend nötig, die Gehälter an die Lebenshaltungskosten anzupassen, damit der öffentliche Dienst wieder wettbewerbsfähig wird. Es ist auch notwendig, dass die Arbeitsplätze zukunftsfähig gestaltet werden. Konkret muss die Digitalisierung vorangetrieben und den Mitarbeitern die notwendige Schulung angeboten werden, damit Arbeitsabläufe effizienter und schneller möglich werden. Der ASGB setzt sich daher intensiv für umfassende Verbesserungen ein.
Aktiv: Thomas, du bist neu im Leitungsausschuss und vertrittst die Bereiche Industrie, Handwerk und Landwirtschaft. Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
Thomas Ferrazin: Es ist mir ein großes Anliegen, die Arbeitsbedingungen in der Privatwirtschaft nachhaltig zu verbessern. Gerade im Handwerk und in der Industrie herrscht ein hoher Druck, der auf die Mitarbeitenden übergeht. Eine zentrale Forderung bleibt der Abschluss fairer territorialer Abkommen und Betriebsabkommen, die die Realitäten des Arbeitsalltags widerspiegeln. Die Industrie, das Handwerk und die Landwirtschaft sind mit dem Tourismus das Rückgrat unserer Wirtschaft und dafür brauchen wir gut ausgebildete, motivierte Fachkräfte, die auch eine langfristige Perspektive in Südtirol sehen.
Aktiv: Alex, wie sieht der ASGB aktuell die Entwicklung der Lebenshaltungskosten in Südtirol und welche Maßnahmen planen Sie in diesem Bereich?
Alex Piras: Die gestiegenen Lebenshaltungskosten sind eine massive Belastung für viele Südtiroler. Besonders die Kosten für Mieten und Energie und Lebensmittel steigen enorm, was für viele schlicht nicht mehr tragbar ist. Der ASGB setzt sich deshalb dafür ein, dass diese Themen in territorialen Abkommen, sowie in Betriebsabkommen berücksichtigt werden. Wir haben mit den konföderierten Gewerkschaften durchgebracht, dass IRAP-Senkungen an die Anwendung von höheren Gehältern gekoppelt werden. Jetzt müssen wir schauen, dass auch bei Ausschreibungen nur Betriebe mitmachen dürfen, die höhere Löhne zahlen, als die Kollektivverträge vorsehen und auch die Landesbeiträge an höhere Gehälter gekoppelt werden. Zusätzlich fordern wir von der Politik, mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und Maßnahmen zu ergreifen, um den Energiepreisanstieg zu dämpfen. Eine unserer Haupt­prioritäten bleibt es, dass die Menschen mit ihrem Einkommen wirklich auskommen können – das ist schließlich das Fundament eines funktionierenden sozialen Gefüges.
Aktiv: Priska, der ASGB pflegt auch internationale Kontakte und den Austausch mit Gewerkschaften in anderen Ländern. Welche Bedeutung haben diese internationalen Beziehungen für eure Arbeit?
Priska Auer: Die internationalen Kontakte sind für uns von großer Bedeutung, weil sie uns wertvolle Einblicke und neue Ansätze für viele unserer gewerkschaftlichen Anliegen bieten. Der Austausch mit Gewerkschaften in anderen Ländern hilft uns, von ihren Erfahrungen zu lernen und bewährte Strategien auf unsere Arbeit in Südtirol anzupassen. Themen wie Sozialpartnerschaft, Arbeitsrecht oder auch Gehälter und Pensionen werden überall ein wenig anders angegangen und wir profitieren davon, uns gegenseitig zu unterstützen aber auch davon, uns an anderen Ländern, wo es besser läuft, zu orientieren.
Aktiv: Abschließend, Tony, wie blickt der ASGB auf die politische Zusammenarbeit in den nächsten Jahren? Gibt es schon Prioritäten?
Tony Tschenett: Der ASGB wird sich weiterhin aktiv und kritisch in politische Diskussionen einbringen. Zu den dringendsten Themen gehören die Themen Altersarmut, faire Entlohnung und leistbares Wohnen. Wir setzen uns für ein stabiles und gerechtes Südtirol ein und stehen für eine konstruktive Zusammenarbeit mit allen politischen Kräften, um die Interessen unserer Mitglieder bestmöglich zu vertreten.