Tony Tschenett wurde in seinem Amt als Vorsitzender bestätigt. Unterstützt wird er von seinem Stellvertreter Alex Piras sowie den weiteren Mitgliedern des Leitungsausschusses, Priska Auer und Petra Nock. Einzige personelle Veränderung gab es im Bereich Industrie: Hier übernimmt Thomas Ferrazin die Verantwortung von Friedrich Oberlechner, der nach vielen Jahren engagierter Arbeit in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet wurde. Um mehr über die Pläne und Ziele des neuen Leitungsausschusses zu erfahren, hat die Redaktion von Aktiv die Mitglieder in einem Interview befragt.
Aktiv: Lieber Tony, zuerst herzlichen Glückwunsch zur erneuten Wahl als Vorsitzender des ASGB. Der Leitungsausschuss wurde kürzlich neu besetzt. Wie siehst du die Zusammenarbeit mit dem neuen Team?
Tony Tschenett: Vielen Dank! Ich freue mich sehr, gemeinsam mit einem so erfahrenen und motivierten Team in die nächste Legislaturperiode zu gehen. Unsere Zusammensetzung vereint vielschichtige Erfahrungen, sowohl im öffentlichen Dienst als auch in der Privatwirtschaft. Die Zusammenarbeit mit meinem Stellvertreter Alex funktioniert seit Jahren erfolgreich, Petra Nock kennt die Herausforderungen des öffentlichen Dienstes bestens, und das einzige neu dazugekommene Leitungsausschussmitglied Thomas Ferrazin, der den pensionierten Friedl Oberlechner ersetzt, repräsentiert den Bereich Industrie, Handwerk und Landwirtschaft hervorragend. Und natürlich freue ich mich sehr, weiterhin mit Priska Auer, unserer Bundessekretärin, zusammenzuarbeiten. Ich bin überzeugt, dass wir zusammen viele wichtige Projekte in Angriff nehmen können.
Aktiv: Petra, wie beurteilst du die derzeitige Lage im öffentlichen Dienst? Wo siehst du die größten Herausforderungen für die kommenden Jahre?
Petra Nock: Die Situation im öffentlichen Dienst ist angespannt. Wir sehen zunehmenden Personalmangel, da stagnierende Gehälter und oft unattraktive Arbeitsbedingungen viele Fachkräfte abschrecken oder in andere Sektoren bzw. ins umliegende Ausland abwandern lassen. Es ist dringend nötig, die Gehälter an die Lebenshaltungskosten anzupassen, damit der öffentliche Dienst wieder wettbewerbsfähig wird. Es ist auch notwendig, dass die Arbeitsplätze zukunftsfähig gestaltet werden. Konkret muss die Digitalisierung vorangetrieben und den Mitarbeitern die notwendige Schulung angeboten werden, damit Arbeitsabläufe effizienter und schneller möglich werden. Der ASGB setzt sich daher intensiv für umfassende Verbesserungen ein.
Aktiv: Thomas, du bist neu im Leitungsausschuss und vertrittst die Bereiche Industrie, Handwerk und Landwirtschaft. Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
Thomas Ferrazin: Es ist mir ein großes Anliegen, die Arbeitsbedingungen in der Privatwirtschaft nachhaltig zu verbessern. Gerade im Handwerk und in der Industrie herrscht ein hoher Druck, der auf die Mitarbeitenden übergeht. Eine zentrale Forderung bleibt der Abschluss fairer territorialer Abkommen und Betriebsabkommen, die die Realitäten des Arbeitsalltags widerspiegeln. Die Industrie, das Handwerk und die Landwirtschaft sind mit dem Tourismus das Rückgrat unserer Wirtschaft und dafür brauchen wir gut ausgebildete, motivierte Fachkräfte, die auch eine langfristige Perspektive in Südtirol sehen.
Aktiv: Alex, wie sieht der ASGB aktuell die Entwicklung der Lebenshaltungskosten in Südtirol und welche Maßnahmen planen Sie in diesem Bereich?
Alex Piras: Die gestiegenen Lebenshaltungskosten sind eine massive Belastung für viele Südtiroler. Besonders die Kosten für Mieten und Energie und Lebensmittel steigen enorm, was für viele schlicht nicht mehr tragbar ist. Der ASGB setzt sich deshalb dafür ein, dass diese Themen in territorialen Abkommen, sowie in Betriebsabkommen berücksichtigt werden. Wir haben mit den konföderierten Gewerkschaften durchgebracht, dass IRAP-Senkungen an die Anwendung von höheren Gehältern gekoppelt werden. Jetzt müssen wir schauen, dass auch bei Ausschreibungen nur Betriebe mitmachen dürfen, die höhere Löhne zahlen, als die Kollektivverträge vorsehen und auch die Landesbeiträge an höhere Gehälter gekoppelt werden. Zusätzlich fordern wir von der Politik, mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und Maßnahmen zu ergreifen, um den Energiepreisanstieg zu dämpfen. Eine unserer Hauptprioritäten bleibt es, dass die Menschen mit ihrem Einkommen wirklich auskommen können – das ist schließlich das Fundament eines funktionierenden sozialen Gefüges.
Aktiv: Priska, der ASGB pflegt auch internationale Kontakte und den Austausch mit Gewerkschaften in anderen Ländern. Welche Bedeutung haben diese internationalen Beziehungen für eure Arbeit?
Priska Auer: Die internationalen Kontakte sind für uns von großer Bedeutung, weil sie uns wertvolle Einblicke und neue Ansätze für viele unserer gewerkschaftlichen Anliegen bieten. Der Austausch mit Gewerkschaften in anderen Ländern hilft uns, von ihren Erfahrungen zu lernen und bewährte Strategien auf unsere Arbeit in Südtirol anzupassen. Themen wie Sozialpartnerschaft, Arbeitsrecht oder auch Gehälter und Pensionen werden überall ein wenig anders angegangen und wir profitieren davon, uns gegenseitig zu unterstützen aber auch davon, uns an anderen Ländern, wo es besser läuft, zu orientieren.
Aktiv: Abschließend, Tony, wie blickt der ASGB auf die politische Zusammenarbeit in den nächsten Jahren? Gibt es schon Prioritäten?
Tony Tschenett: Der ASGB wird sich weiterhin aktiv und kritisch in politische Diskussionen einbringen. Zu den dringendsten Themen gehören die Themen Altersarmut, faire Entlohnung und leistbares Wohnen. Wir setzen uns für ein stabiles und gerechtes Südtirol ein und stehen für eine konstruktive Zusammenarbeit mit allen politischen Kräften, um die Interessen unserer Mitglieder bestmöglich zu vertreten.