Die Schulgewerkschaft des ASGB hat an Landeshauptmann Luis Durnwalder, die Schullandesrätin Kasslatter-Mur, den ladinsichen Landesrat für Schule und Kultur, Florian Mussner und den Schulamtsleitern Höllrigl und Verra einen offenen Brief mit folgenden Inhalt geschickt.
„Wir nehmen zur Kenntnis, dass im Herbst 2011 die Ausbildung für den Primarbereich in Brixen startet, dass jedoch die Ausbildung im Sekundarbereich nicht zustande gekommen ist. Daher möchten wir als Südtiroler Schulgewerkschaft nochmals unsere wesentlichen Forderungen deponieren:
1. Wir fordern einen ordentlichen Wettbewerb für alle Wettbewerbsklassen, in denen die ordentlichen Ranglisten ausgeschöpft sind. Es ist sicher sinnvoll, Wettbewerbe abzuhalten, um unseren jungen und nicht mehr so jungen Lehrpersonen die Chance auf eine Zukunftsperspektive zu geben. Ein ordentlicher Wettbewerb hat geringe Kosten im Verhältnis zu jeder anderen Ausbildung.
2. Bei der Stellenwahl 2011/2012 sowie bei den Supplenten-Versammlungen haben unzählige Lehrpersonen uns dieses Anliegen vorgebracht. Die Resolution mit den 478 Unterschriften spricht eine mehr als deutliche Sprache.
3. Da der einjährige Berufsbildungskurs nicht sofort startet, haben die Universität und die Bildungsplaner Zeit, so schnell als möglich die weitere Projektierung und Planung in Angriff zu nehmen (Ausmaß der Pensionierungen in den nächsten fünf Jahren, Neuordnung der Wettbewerbsklassen, Vereinfachung und Vereinheitlichung der Zulassungsverfahren usw.). Eine fristgerechte und transparente Information sollte eigentlich selbstverständlich sein. Für die Teilnehmer/innen am Berufsbildungskurs ist auch der Bildungsurlaub zu genehmigen und zu organisieren. Der einjährige Berufsbildungskurs für die Grundschule ist ebenfalls in Angriff zu nehmen.
4. Durchführungsbestimmung: Bei der Aufarbeitung einer möglichen Durchführungsbestimmung sind die Sozialpartner einzubeziehen. Im Besonderen sind folgende Inhalte für uns wichtig: der Rahmen für die Lehrerausbildung sollte so allgemein wie möglich gehalten werden. Das heißt, dass die autonome Provinz Bozen die Befugnis hat, jährlich Aufnahmeprüfungen für alle Wettbewerbsklassen im Berufsbildungsjahr durchzuführen. Es sollte keine zeitliche Beschränkung geben. Außerdem stellen wir uns vor, dass die Aufnahmeprüfung vor einem eventuellen Beginn einer „laurea didattica" anzusetzen ist, da ansonsten die Anwärter/innen eventuell bis zu zwei Jahren Studienzeit verlieren. Die „laurea didattica" ist in Zusammenarbeit mit österreichischen Universitäten in deutscher Sprache zu organisieren, eine Lehrerausbildung hat immer in der Muttersprache zu erfolgen.
Zudem ist nach dem Modell der „medical school" (siehe Tiroler Tageszeitung vom 6. September 2011) eine neue Form der Zusammenarbeit zwischen den Universitäten anzustreben. Nur auf diesem Weg kann eine zukunftsorientierte Ausbildung gewährleistet werden.
5. Problematik Integration: Die Ausbildung ist in die „laurea didattica" zu integrieren, damit in Zukunft die Qualität der Schule durch gekoppelte Lehrstühle sichergestellt werden kann.
6. Problematik Migration: Auch für diesen Bereich sind innovative Lösungen im Rahmen der Lehrerausbildung vorzusehen.
7. Die Zertifizierung verschiedener Kompetenzen ist für junge Lehrpersonen kein Problem, da diese die Zertifikate im Laufe ihres Studiums erwerben konnten. Für langjährige Supplentinnen und Supplenten mit Studientitel (noch ohne vorgeschriebene Zertifizierung erworben, was aber nicht mit einer minderwertigeren Ausbildung gleichzusetzen ist) ergeben sich große Benachteiligungen und zusätzliche Belastungen.
8. Quereinsteiger in den Lehrberuf sind nach wie vor benachteiligt (Einstieg in die Bildungsfakultät und Punkteberechnung in den Landesranglisten). Diese sollte man durch zusätzliche Hürden nicht demotivieren, sondern im Sinne einer pluralistischen und offenen Gesellschaft fördern.
Wir erwarten uns eine baldige Rückmeldung, da wir dieses Schreiben auch an unsere zahlreichen Supplentinnen und Supplenten sowie an die Presse verschickt haben."
Heidi Frötscher, Vorsitzende der SSG