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Gemeinsam für Beschäftigung und nachhaltige Entwicklung

Der Unternehmerverband Südtirol und die lokalen Gewerkschaftsorganisationen ASGB, CGIL/AGB, SGBCISL und UIL-SGK teilen das am 2. September 2013 von den nationalen Dachverbänden unterzeichnete Dokument („Una legge di stabilità per l’occupazione e la crescita“) und haben am 6. November 2013 in Bozen vorliegendes Dokument für Beschäftigung und nachhaltige Entwicklung unterzeichnet.

Nachstehend der Inhalt des Abkommens

Betriebe und Beschäftigung bilden die Grundlage für den wirtschaftlichen Aufschwung. Die Prioritäten lassen sich in drei Bereiche zusammenfassen: Steuerpolitik, Industriepolitik und Effizienz der öffentlichen Ausgaben. Über diese Themen – unter Beibehaltung der jeweiligen Eigenständigkeit– wollen die Vertreter der Unternehmen, der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer diskutieren und gemeinsam nach Lösungen suchen, die mit den politischen Entscheidungsträgern geteilt werden.
Südtirol steht vor einer neuen Herausforderung, die entscheidend für die Zukunft ist: Die EuropäischeUnion hat einen Verlust an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den benachbarten Regionen festgestellt, der zu wirtschaftlichem Stillstand führt, wie das jüngste Wirtschaftsbarometer der Handelskammer Bozen bestätigt. Infolgedessen hat die Arbeitslosigkeit in unserer Provinz ein Rekordniveau erreicht, wie die Daten des Arbeitsamts belegen.
Die Herausforderung ist nun, diese negative Spirale umzukehren und zu einer positiven Entwicklung zurückzufinden, an derenBasis Beschäftigung und Unternehmen stehen. Mehr Arbeit bedeutet ein höheres zur Verfügung stehendes Einkommen, mehr Konsum, höhere Steuereinnahmen für die öffentliche Verwaltung und deshalb mehr Ressourcen für Investitionen. Zugleich bedeutet eine höhere Beschäftigungsquote auch weniger Sozialausgaben, eine Stärkung des sozialen Friedens und die Schaffung neuen Vertrauens. Auch in Südtirol kann die Wiederankurbelung der Beschäftigung – wie europaweit anerkannt – nur durch den Aufschwung des verarbeitenden Gewerbes erfolgen. In einem Wirtschaftsgefüge, dessen Stärke die Ausgewogenheit der Sektoren ist, ist das verarbeitende Gewerbe jener Bereich, der den höchsten Mehrwert schafft, die höchste Exportquote sichert, qualifizierte Arbeitsplätz bietet und die höchsten Investitionen in Forschung und Entwicklung sichert.
Steuerpolitik
In Südtirol sind, so wie im Rest Italiens, die Lohnkosten mehr als doppelt so hoch wie das Nettogehalt eines Arbeitnehmers. Hier einzugreifen ermöglicht, Ressourcen für betriebliche Investitionen freizumachen und die Nettoentlohnung für die Arbeitnehmern zu erhöhen, um den Konsum anzukurbeln.
Ausnützung der Südtirol durch die Autonomie zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, um den Steuerdruck auf Arbeit und Unternehmen zu reduzieren: Anhebung der Einkommenshöchstgrenze zur Befreiung vom regionalen Irpef-Zuschlag, Reduzierung der Irap, indem die Personalkosten von der Bemessungsgrundlage ausgenommen werden.
Weg vom Gießkannenprinzip hin zu gezielten Beiträgen für Forschung, Internationalisierung, Unternehmensnetzwerke, Beschäftigung, Jungunternehmer und weibliches Unternehmertum. In diesem Zusammenhang ist eine Rationalisierung der aktuellen Gesetzgebung zuden Beiträgen absolut notwendig.
Industrie Politik
Bestehende Unternehmen beim Wachsen unterstützen, Jugendliche für Unternehmensgründungen begeistern, hochwertige Betriebe von außen anziehen: So schafft man neue Beschäftigung. Damit dies möglich und langfristig finanzierbar ist, braucht es eine Wirtschaftspolitik, die Südtirol international wettbewerbsfähiger macht.
Strategische Investitionen: Schnellstmögliche Fertigstellung von Kommunikationsnetzen und effizienten Verbindungen, damit das gesamte Land in Bezug auf den Transport von Waren, Personen, Daten und Energie effizient abgedeckt ist.
Energiekosten: Südtirolhat die außerordentliche Möglichkeit, mehr Energie zu produzieren als verbraucht wird. Die Energiepolitik muss dahingehend ausgerichtet werden, dass Familien und Betriebe Strom zu wirklich wettbewerbsfähigen Preisen erhalten, die sich an jenen im Rest Europas orientieren.
Liquidität fürUnternehmen: Die pünktliche Zahlung von Seiten der öffentlichen Verwaltungen muss gesichert werden. Förderung von Instrumenten wie dem Rotationsfonds sowie neuer Formen der Finanzierung für die Kapitalisierung der Unternehmen, Unterstützung der Garantiegenossenschaften.
Umweltverträglichkeit: Die energetische Sanierung bestehender Gebäude schafft Arbeit im Bausektor, reduziert zugleich die laufenden Kosten und leistet einen Beitrag für die Umwelt.
Bildung: Weitere Förderung des Lehrlingsmodells, Aufwertung der technischen Ausbildung, Förderung der Sprachenkompetenz undStärkung der berufsbegleitenden Weiterbildung.
Effizienz deröffentlichen Ausgaben
Ressourcen für strategische Investitionen freimachen und zugleich Bürgern und Unternehmen hochwertige Leistungen anzubieten, ist auch in Südtirol möglich. In Anbetracht sinkender öffentlicher Haushalte, in denen die laufenden Ausgaben gegenüber den Investitionen ständig steigen, ist dies absolut notwendig.
Rationalisierung und Aufwertung der öffentlichen Ausgaben, indem Verschwendungen und Ineffizienzen vermieden werden, damit die vorhandenen Ressourcen wirksam verwendet werden können.
Vereinfachung der Abläufe und effektive Reduzierung der Bürokratie für Bürger und Unternehmen.
Vermeidung der Erhöhung lokaler Steuern und Gebühren, auch durch eine verbesserte Effizienz aufgrund neuer Synergien zwischen den verschiedenen vorhandenen Akteuren.
Den Verwaltungsapparat schlanker gestalten, beginnend beim schrittweisen Abbau von nicht strategischen oder gemeinnützigen Beteiligungen.

aktuell

Mit der Einkaufsgemeinschaft Energie in die Stromzukunft

Interview mit dem Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Südtirol, Walther Andreaus

Walther AndreausWalther Andreaus

Die Energiepreise sind für die Südtiroler Haushalte eine zunehmend große Belastung.(Wir haben bereits in der letzten AKTIV-Ausgabe darüber berichtet). So geben Haushaltskunden im geschützten Markt (in dem sich die überwiegende Mehrzahl der Haushaltskunden befindet) bei einem mittleren Stromverbrauch von 3.000 kWh jährlich 616 Euro, bei einem mittleren Gasverbrauch von 1500 sm3 insgesamt 1.304 Euro aus.

AKTIV: Wir leben in einem Land das europaweit Spitzenreiter bei der Stromproduktion aus der günstigen Wasserkraft ist und zahlen gleichzeitig sehr hohe Strompreise. Was kann hier getan werden?

Walther Andreaus: Die Bürger erwarten sich schon seit Jahren niedrigere Strompreise. Das „weiße Gold“ sollte auch ihnen zu Gute kommen. Leider sind hier die Weichen nicht gut gestellt worden. Die Grundversorgung mit Strom und auch die Erhöhung der Anschlussleistung von 3 auf 4,5 KW sollte einfach sozialer - sprich viel günstiger gestaltet werden. Die Bürger sind auch vom freien Markt für Strom und Gas aufgrund der sehr aggressiven Marketingmethoden sehr verunsichert. Deshalb haben uns Stromkunden aufgefordert, hier aktiv zu werden, zur Selbsthilfe zu greifen und eine Einkaufsgemeinschaft zu bilden.

AKTIV: Um wie viel können die Strom- und Gaspreise gesenkt werden?

Walther Andreaus: Der einzelne Kunde ist am Energiemarkt ein David. Mit der Bündelung von Tausenden von Konsumenten könnte die Einkaufsgemeinschaft als Großkunde auftreten und bei den Preisen einiges„herausholen“. Deshalb ist es wichtig, dass viele Stromkunden mitmachen, je mehr desto besser sind unsere Chancen auf einen Preisnachlass. Diesen zu beziffern ist schwierig, wir können uns aber gut vorstellen, dass vor allem die lokalen Stromverkäufer es nicht zulassen können und werden, dassmassiv Kunden abwandern.

AKTIV: Die Versprechungen über niedrigere Strompreise mit dem Nachtstrom haben sich in Luft aufgelöst. Warum?

Walther Andreaus: Von der Einführung des digitalen Stromzählers haben sich viele eine Reduzierung der Stromrechnungen erhofft, leider ist das Gegenteil eingetreten. Die neuen Zähler sind genauer und wird die Leistung überschritten dann trennen sie gnadenlos die Stromzufuhr. Da die Südtiroler Haushalte gut mit Haushaltsgeräten ausgestattet sind und viel mit Strom gekocht wird, haben viele damit Probleme. Das Problem wurde oft mit einer Erhöhung der Anschlussleistung von 3 auf 4,5 KW gelöst. Dies bedeutet für die Kunden, dass die gleiche Menge Strom um über 50 Prozent mehr kostet. Eine zusätzliche versteckte Strompreiserhöhung.

AKTIV: Sollte die Einkaufsgemeinschaft Energie erfolgreich sein, ist es nicht schwierig seinen Stromlieferanten zu wechseln.

Walther Andreaus: Der freie Energiemarkt bringt es mit sich, dass Stromverbraucher und Erdgaskunden inzwischen ihren Verkäufer leicht wechseln können. Sie brauchen nur mit einem Verkäufer einen Vertrag abschließen und dieser erledigt ohne Unterbrechung der Versorgung die Übergabe. Auch der Zähler wird nicht angetastet. Viele haben jedoch Angst hier einen wenig vorteilhaften Vertrag abzuschließen. Dies kann mit der Einkaufsgemeinschaft vermiedenwerden, denn durch unsere Erfahrung als Verbraucherzentrale werden wir auch auf die Vertragsgestaltung, die Zweisprachigkeit und grünen Strom achten.

AKTIV: Wie können die Stromabnehmer an der Einkaufsgemeinschaft teilnehmen?

Walther Andreaus: Die Teilnahme ist sehr einfach. Zunächst gilt es die Interessierten zusammenzubringen. Um dies zu bewältigen haben wir auf unserer Homepage www.verbraucherzentrale.it esso eingerichtet, dass jede/r sich mit seiner Email und dem Jahresverbrauch an Strom und/oder Gas bis 31.12. anmelden kann. Die Teilnahme ist unverbindlich. Dann wird von den verschiedenen Haushaltskunden gemeldeten Strom- und Gasverbrauch gebündelt und allen Anbietern am Markt zugestellt. Somit können diese ihre Angebote unterbreiten, es wird eine richtige Versteigerung durchführt. Mit dem günstigsten Anbieter handeln wir einen Rahmenvertrag aus. Im Frühjahr werden die teilnehmenden Interessierten von der Verbraucherzentrale über ihre Email-Adresse vom Angebotspaket informiert. Anschließend kann man sich in Ruhe überlegen, ob man das Angebot annehmen will. Durch aktive Kunden und Verbraucher kommt Bewegung in den Strommarkt, denn die Anbieter von Strom und Gas werden sich auf diese neue Art des Wettbewerbes einstellen müssen. Die Verhandlungsposition der gebündelten Masse verspricht besser zu sein, als jene sehr begrenzte eines Einzelhaushalts. Erstmals könnte dadurch private Haushaltskunden als Großabnehmer auftreten.

AKTIV: Wo gibt es Informationen? Können auch Selbständige und Kondominien teilnehmen?

Walther Andreaus: Auf der Homepage www.verbraucherzentrale.it findet man alles Wissenswerte. Selbständige können nur eventuell für Haushaltstrom und -gas teilnehmen, Kondominien hingegen sehr wohl, da sie den Konsumenten gleichgestellt sind.