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Kaufkraft und Solidarität:
ASGB fordert Bereitschaft zu„Nullrunde" für Topverdiener
Als völlig realitätsfremd bezeichnet unser Vorsitzender, Georg Pardeller, die kürzlich vom staatlichen Amt für Statistik (ISTAT) bekannt gegebenen Daten, wonach sich in der Region Trentino-Südtirol die Durchschnittsfamilie monatliche Ausgaben von 2.631 Euro leistet, was diese Region im Spitzenfeld der Kaufkraft im Staat platziert. „Dieser Durchschnittswert sagt wenig oder nichts über die effektive Situation der Familien aus", erklärt Pardeller. „Er wird nur erreicht, weil es in unserem Land einen verhältnismäßig hohen Prozentsatz von Personen gibt, welche - auch im Vergleich zu den umliegenden Ländern - ein hohes Einkommen beziehen und daher den Durchschnittswert nach oben verschieben. Die Kaufkraft der Mehrheit der Werktätigen liegt jedoch weit unter diesem Durchschnitt. Das muss nicht nur zu denken geben, sondern sollte auch Anlass sein, in der nächsten Zeit die soziale Solidarität in unserem Land neu zu überdenken und einschneidende Maßnahmen zu treffen. Es ist eine unleugbare Tatsache, dass die Mehrheit unserer Familien keineswegs über die vom ISTAT behauptete Kaufkraft verfügt, sondern im Gegenteil nur unter größten Schwierigkeiten und dem ständig wachsenden Druck zu Verzicht und oft auch Verschuldung ein halbwegs würdiges Leben bestreiten kann."
Derzeit laufen zwischen der öffentlichen Verwaltung und den Gewerkschaften die Verhandlungen über die Erneuerung des bereichsübergreifenden Kollektivvertrages im öffentlichen Dienst (Landesverwaltung, Gesundheitswesen, Gemeinden, öffentliche Körperschaften). Georg Pardeller ist der Auffassung, dass dies die Gelegenheit wäre, ein Zeichen zu setzen, wie sich eine Lohn- und Gehaltsdynamik entwickeln kann, welche die Kaufkraft der niedrigeren Einkommensschichten stärkt und die Schere zwischen diesen und den höheren Einkommen nicht weiter auseinander treibt.
Pardeller: „Es sollte sich im öffentlichen Dienst die Bereitschaft der höheren Einkommensschichten zeigen, einer Nullrunde zuzustimmen und die damit eingesparten Mittel für die Erhöhung der unteren Einkommen zu verwenden. Nur auf diese Weise kann die Kaufkraft dieser breiten Schicht an Arbeitnehmern im öffentlichen Dienst (aber grundsätzlich auch in der Privatwirtschaft) gestärkt werden.
Für die Privatwirtschaft hat der ASGB-Vorsitzende erst jüngst gefordert, dass die Arbeitnehmer stärker am erwirtschafteten Erfolg beteiligt werden, um deren Kaufkraft zu stärken. Auch hier gilt aber die Überlegung, dass die Spitzenverdiener von Privatunternehmen zugunsten der übrigen Beschäftigten etwas kürzer treten sollten. Denn ebenso wie in der Privatwirtschaft gibt es im öffentlichen Dienst eine breite Schicht von Arbeitnehmern, deren Nettoeinkommen zwischen 1.000 und 1.200 Euro im Monat liegt, eine weitere Schicht mit 1.200 bis 1.500 Euro und eine dritte mit 1.500 bis 2.500 Euro. Darüber hinaus gibt es noch eine relativ breite Schicht von Spitzenverdienern mit Einkommen, die weit höher liegen. Hier eine Anhebung der unteren Einkommen zu erreichen und damit ausreichende Kaufkraft der Familien zu sichern, wäre ein bedeutsamer Schritt hin zu mehr sozialer Zufriedenheit, zu Motivation, Verständnis und Solidarität. Daher erachte ich es als notwendig und zukunftsweisend, diese Überlegungen auch in die Verhandlungen für den bereichsübergreifenden Kollektivvertrag im öffentlichen Dienst einzubeziehen. Der öffentliche Dienst hat die Pflicht, für die gesamte Volkswirtschaft des Landes beispielgebend zu handeln", erklärt Georg Pardeller.