Aktuell

Der digitale Wandel

Der digitale Wandel ist in den Industrienationen in aller Munde. Darunter versteht man die sogenannte vierte industrielle Revolution, auch Industrie 4.0 genannt. Unaufhaltbar schreitet die technologische Entwicklung voran, mit Auswirkungen auf unser aller Leben.

Die alltäglichsten Dinge (Geräte, Maschinen, Produkte...) werden miteinander vernetzt sein und kommunizieren, das beste Beispiel sind selbstfahrende Autos, die bereits erprobt werden. Genauso werden aber auch viele Arbeitsabläufe automatisiert werden, was menschliche Arbeit in gewissen Berufssparten überflüssig machen wird.
Auf der anderen Seite werden neue Berufsmodelle entstehen, ob die dadurch geschaffenen Arbeitsplätze ausreichen werden, um die Verluste auszugleichen, darüber sind sich die Experten uneins. Einig sind sie sich hingegen über die Tatsache, dass nicht nur neue Berufsmodelle sondern gänzlich neue Arbeitsformen entstehen werden: in den europäischen Nachbarstaaten ist es z.B. bereits so, dass „crowdworking“, also sich über Internetplattformen von Arbeit zu Arbeit zu hangeln, Alltag ist. Damit werden unternehmerische Risiken auf abhängig Erwerbstätige verlagert. Auch die Frage nach der arbeits- und sozialrechtlichen Beurteilung der neu entstehenden Erwerbsformen muss geklärt werden, denn es dürfen sich keine Nachteile für die Mitarbeiter bei Entlohnung und Arbeitsschutz ergeben. Durch eine zielgerichtete Besteuerung der Wertschöpfung von Betrieben, die Nutznießer des digitalen Wandels sind, könnten Sozialleistungen finanziert werden, um Arbeitnehmer aufzufangen, die Opfer der Industrie 4.0 geworden sind.
Natürlich ist der digitale Wandel nicht ausschließlich zu verteufeln, sondern er birgt auch Chancen für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, wie höhere Zeitautonomie oder flexible Wahl des Arbeitsortes. Diesbezüglich muss man jedoch auch rechtliche Rahmenbedingungen schaffern, wie die Arbeitszeiterfassung von statten gehen soll, bzw. das Privacy-Gesetz so adaptieren, dass der Angestellte nicht zum gläsernen Mitarbeiter wird. Die allgemeine Kritik, dass der digitale Wandel den Datenschutz auf den Kopf stellt ist durchaus gerechtfertigt. Aus diesem Grund werden die Gewerkschaften zukünftig sicherlich in verstärktem Maße über die Einhaltung des Privacy-Gesetzes wachen und sich zusätzlich für ein europaweites einheitliches Datenschutzgesetz einsetzen müssen.
Hand in Hand mit dem digitalen Wandel geht die digitale Bildung. Einerseits müssen all jene arbeitende Personen, die von der Digitalisierung betroffen sind, geschult werden um mit der Entwicklung Schritt halten zu können, andererseits müssen Ausbildung und Lehrpläne auch kontinuierlich angepasst werden. Der rasante Fortschritt wird eine lebenslängliche berufliche Weiterbildung erfordern: wer bremst, verliert! Diesbezüglich ist auch die öffentliche Hand gefordert rechtliche Rahmenbedingungen zu setzen, um allen Gesellschaftsschichten den Zugang zu digitalen Kommunikationsmitteln zu ermöglichen. Es muss unbedingt dafür gesorgt werden, dass nicht ausschließlich wirtschaftliche Eliten vom Fortschritt profitieren.
Im Zusammenhang mit der Diskussion über die neue digitale Revolution wird immer wieder über ein Grundeinkommen nachgedacht. Das Aufkeimen dieser Diskussion ist sicherlich richtig und wegweisend. Befürworter preisen die damit verbundene Unabhängigkeit und Selbstbestimmung der Menschen und argumentieren, dass durch die Abschaffung der meisten anderen Sozialleistungen die Mehrkosten durchaus zu finanzieren wären, die Gegner meinen ein Grundeinkommen würde die Faulheit des Einzelnen fördern und wäre unmöglich finanzier- und vertretbar. Positiv in diesem Kontext ist mit Sicherheit, dass über finanzielle Unterstützung – in welcher Form auch immer – gegenüber jenen nachgedacht wird, die in der digitalen Neuausrichtung keinen Platz finden. Solidarität gegenüber den Schwachen muss in jedem Falle gewährleistet sein.

Aktuell

Bericht zum Jugendworkshop „Digitaler Wandel“ in Wien

Überraschend hat die Arbeiterkammer Wien eine Delegation der ASGB-Jugend vom 18. bis 20. Mai zu einem internationalen Workshop zum aktuellen Thema „Digitaler Wandel“ eingeladen. Auch die Übernahme aller Spesen, außer der Fahrtspesen wurde uns zugesagt. Natürlich haben wir das Angebot angenommen.

v.l.n.r. Erich Foglar, Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, ÖGB, und die ASGB-Mitarbeiter Mattia Fabbricotti, Klaus Schier und Alexander Wurzer.
v.l.n.r. Erich Foglar, Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, ÖGB, und die ASGB-Mitarbeiter Mattia Fabbricotti, Klaus Schier und Alexander Wurzer.


In Wien angekommen, wurden wir sofort nach dem Beziehen der Hotelzimmer zu einem gemeinsamen Mittagessen eingeladen, wo wir die Möglichkeit hatten, die anderen Teilnehmer kennenzulernen. Anschließend begann der Workshop. Zu Beginn musste sich jede teilnehmende Organisation vorstellen. Herauskristallisiert hat sich ziemlich schnell, dass Südtirol der Entwicklung in den nordischen und deutschsprachigen europäischen Staaten hinterherhinkt. Was einerseits logisch ist, da Südtirols Unternehmen großteils kleine Handwerksbetriebe oder Gastronomiebetriebe sind, andererseits auch weil in Südtirol selbst kaum digitale Forschung betrieben wird. Über den digitalen Fortschritt waren wir ziemlich erstaunt, vor allem über die zukünftig zu erwartende Entwicklung, die uns die vortragenden Forscher erläutert haben. Abends waren wir zu einem gemeinsamen Grillen eingeladen, wo wir die Möglichkeit hatten uns näher kennenzulernen.
Tag zwei des Workshops bestand darin, sich in Gruppen Gedanken über mögliche Lösungsansätze für die bevorstehende Veränderung der Arbeitswelt zu machen. Der allgemeine Tenor, war sicherlich jener, dass Bildung und der Zugriff zu digitalen Medien für jedermann gewährleistet sein muss und dass es eine neue innovative soziale Absicherung braucht. Neu entstehende Berufe müssen kollektivvertraglich geregelt werden und neue Berufsmodelle dürfen nicht negative Auswirkungen auf Arbeitnehmer haben. Nach der Vorstellung der Ergebnisse der Gruppenarbeiten waren wir zu einem gemeinsamen Fußball- und Volleyballturnier in Kaisermühlen eingeladen. Dabei hatten wir die Möglichkeit, Erich Foglar, den Präsidenten des Österreichischen Gewerkschaftsbunden (ÖGB) zu treffen. Er zeigte sich sehr interessiert über die Entwicklung des ASGB und ließ herzliche Grüße nach Südtirol ausrichten.
Am dritten Tag folgten weitere Referate, die dazu dienten, den digitalen Wandel in all seinen Aspekten zu durchleuchten. Das Fazit des Workshops war zweifellos die Tatsache, dass der Fortschritt mit all seinen Vor- und Nachteilen nicht mehr aufzuhalten ist – wir stecken schon mitten drin – und deshalb akzeptiert werden muss. Die Gewerkschaften haben aber durchaus die Möglichkeit mit Verhandlungsgeschick die negativ zu erwartenden Entwicklungen abzufedern.
Im Anschluss an die Referate traten wir den Nachhauseweg an.