Kommentar

Liebe Mitglieder des ASGB,

bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe des Aktiv ist genau ein Jahr vergangen, seit die Maßnahmen des ersten Lockdowns gegriffen haben. Nun leben wir bereits seit über einem Jahr mit Covid-19 – einem Virus, das nicht nur die Menschen befällt und dafür sorgt, dass die Kapazitäten der Intensivabteilungen am Anschlag stehen, sondern uns auch die größte Wirtschaftskrise seit der Nachkriegszeit beschert. Viele Arbeitnehmer und Arbeitgeber stehen vor den Ruinen ihrer Existenz. Hilfsmaßnahmen kommen viel zu spät bei den Bedürftigen an und niemand weiß, wie lange dieser Moment fortdauern wird. Der ASGB steht in engem Kontakt mit den politischen Entscheidungsträgern und wir versuchen im Rahmen unserer Möglichkeiten mit Vorschlägen, Forderungen und auch durch Aufklärungsarbeit unseren Beitrag zur Bewältigung dieser Krise zu leisten. Leider können auch wir – genauso wie die gewählten Volksvertreter – nicht zaubern. Der Landeshaushalt ist nicht unerschöpflich und Geld, welches nicht vorhanden ist, kann man nicht ausgeben. Dies ist leider die traurige Wahrheit.
In Zusammenhang mit Covid-19 erschreckt mich aber auch etwas Anderes: Der Umgangston miteinander. Der wird zunehmend rauer, beleidigender und persönlicher. Vor allem die Kommentarfunktionen der diversen Online-Medien werden missbraucht, jene, die nicht der Meinung des Kommentators sind, zu mobben und oftmals unter der Gürtellinie anzugreifen. Ich bin immer für einen konstruktiven Dialog eingetreten, auch Kritik finde ich konstruktiv, doch im Rahmen der guten Kinderstube. Die Verzweiflung darf nicht in Hass umschlagen und das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Bei dieser Gelegenheit möchte ich anmahnen, dass wir uns wieder respektvoller begegnen sollten, dass Meinungsverschiedenheiten nicht zum Abbruch von Freundschaften führen sollten und dass Worte den Empfänger auch verletzen können.
Lasst uns zusammenhalten und gemeinsam das Virus bekämpfen. Wenn wir uns bekämpfen, hat das Virus schon gewonnen.
In diesem Sinne wünsche ich Euch, liebe Mitglieder des ASGB, eine gute Lektüre und dass Ihr gesund bleiben möget!
Euer
Tony Tschenett,
Vorsitzender des ASGB

Aktuell

Tag der Frau 2021:
Es muss sich was ändern!

Ein Kommentar von Priska Auer, Leitungsausschussmitglied des ASGB
Am Tag der Frau stehen die Frauen im Mittelpunkt. Warum aber nur am Tag der Frau? Schließlich sind es die Frauen, die die Gesellschaft zusammenhalten. Großteils sind sie es, die in systemrelevanten Berufen an vorderster Front die Brände, die das Coronavirus gelegt hat, löschen. Der Beifall der Gesellschaft ist ihnen sicher. Eine angemessene Entlohnung vielfach nicht. Warum erhalten Frauen für dieselbe Tätigkeit nicht denselben Lohn, wie die Männer?
Auch die Familie halten die Frauen immer noch im besten Stile der 60er Jahre zusammen. Das vergangene Jahr haben sie vielfach im Homeoffice gearbeitet, um die Kinder, die im Fernunterricht waren, nebenbei betreuen zu können und auch der Haushalt hat sich nicht von alleine erledigt. Für diese Doppelbelastung werden sie kurz beklatscht – viele haben am Tag der Frau sogar einen Strauß Blumen bekommen, um morgen wieder ihrem gewohnten Alltag nachzugehen. Alte Klischees lassen grüßen.
Und als wäre das alles nicht genug, sind die Frauen auch diejenigen, die aufgrund der Krisensituation vermehrt Gewalttaten ausgesetzt sind. Existenzielle Sorgen und die häusliche Isolation erhöhen das innerfamiliäre Gewaltpotential – fast immer zu Lasten der Frauen. Business as usual. Warum hat sich die effektive Gleichberechtigung noch nicht durchgesetzt? Die Antwort auf diese Frage kann nur lauten: Weil die männerdominierte Szene Angst vor einem Gesellschaftswandel hat. Es kratzt vielfach am Selbstbewusstsein der Männer, wenn die Frau mehr verdient und den größeren Beitrag zum Familieneinkommen erwirtschaftet. Den Haushalt zu schmeißen ist unmännlich, geschweige dem hinter dem Herd zu stehen und die Schmutzwindeln zu wechseln. Solange diese verkrusteten Ansichten Teil der Gesellschaft sind, wird sich auch nicht viel ändern. Positiv stimmen da die jungen Leute, da wird Hausarbeit und Kinderbetreuung oft auch gemeinsam gestemmt.
Diese ewige Lobhudelei am 8. März ist schön und gut und hat eine 100Jahrelange Tradition. Aber mindestens gleich alt ist die Forderung nach Gleichberechtigung. Diese endlich zu erreichen, nicht nur auf dem Papier gleichberechtigt zu sein, sondern im Alltag, das muss unser Ziel sein. Die Entscheidungsträger sind aufgefordert, eine wirksame strukturelle Gleichstellungspolitik zu etablieren und die systematische Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern abzubauen. Dann könnten die Frauen den 8. März auch mal genießen und sich zurücklehnen.