ASGB-Rentner

Kürzlich fand in Terlan die Landesversammlung der ASGB-Rentner statt

Sie stand unter dem treffenden Motto: „Uns verbindet die Solidarität“.
Einleitend stellte der Landesobmann Siegfried Obkircher fest, dass seit der letzten Versammlung acht Jahre vergangen sind, was hauptsächlich der Pandemie geschuldet ist, welche uns alle, Alt und Jung, vor große Herausforderungen gestellt hat.
Nichtsdestotrotz müssen wir nach vorne schauen und uns mit einigen brennenden Problemen auseinandersetzen. Große Sorgen bereitet uns die Situation im Pflegebereich. In den Krankenhäusern, Alters- und Pflegeheimen fehlt es an Personal, sodass diejenigen, die im Einsatz stehen, heillos überlastet sind. Besorgniserregend ist auch die finanzielle Situation vieler älterer Menschen. Mit ihrer niedrigen Rente – darunter meist Frauen - kommen sie oft nicht über die Runden, schämen sich aber um Hilfe zu bitten oder um Unterstützung anzusuchen. Die letzte Rentenerhöhung machte den Kaufkraftverlust bei weitem nicht wett. Hier muss die Lokalpolitik einschreiten. Wir dürfen nicht vergessen, dass der heutige Wohlstand im Lande ein wesentlicher Verdienst der Rentner und Rentnerinnen ist.
Man hört oft vom reichen Südtirol, daneben gibt es aber auch das andere, das arme Südtirol. Diese soziale Spaltung ist eine Gefahr für den sozialen Frieden und für die Demokratie.
In seinem Tätigkeitsbericht beschäftigte sich anschließend der Generalsekretär der ASGB- Rentner, Stephan Vieider mit einer Standortbestimmung und mit zukünftigen Weichenstellungen.
Unsicherheiten, Ängste, Verzweiflung sind bei den älteren Menschen nach zwei Jahren Pandemie nach wie vor groß. Inflation, fehlende Rentenanpassungen, Preissteigerungen für Energie und Lebensmittel und die dadurch ständig sinkende Kaufkraft bewirken bei vielen RentnernInnen Hilflosigkeit und Zukunftsängste. Die immer weiter auseinanderklaffende Schere zwischen Arm und Reich muss die Politik veranlassen, entschieden klare Schritte für eine soziale Verteilungsgerechtigkeit zu setzen.
Neben den finanziellen Engpässen bedrückt die alten Menschen vor allem die Sorge, wer sich einmal um ihre Pflege kümmern wird. Heute schon gibt es einen Personalmangel, der sich mit der bevorstehenden Pensionierungswelle noch verschärfen wird. Niedriglöhne, unzumutbare Arbeitsbedingungen, Mangel an leistbaren Wohnungen sind der Grund für diese Situation, die dringendst zu beheben ist. Größtes Augenmerk ist auch dem demografischen Wandel zu schenken. Steigender Anteil älterer Menschen, niedrige Geburtenraten, veränderte Familienstrukturen und Lebensformen sowie steigende Zuwanderung sind bei allen politischen Entscheidungen miteinzubeziehen.
Als positiven Faktor nannte Stephan Vieider die Verabschiedung des Gesetzes „Aktives Altern“. Aktives Altern heißt nämlich, die Möglichkeit der Teilnahme und der Teilhabe an möglichst vielen Lebensbereichen zu haben, denn gerade dieses Eingebundensein und die Anerkennung sind gleichbedeutend für Lebensqualität. Die Aufgaben der Gemeinden sind die Koordination, Planung, und Unterstützung aller seniorenrelevanten Themen. Dazu gehört auch eine Anlaufstelle für Digitalisierung. Eingeführt wurde ein Landesseniorenbeirat, Seniorenbeiräte in allen Gemeinden und ein Seniorenanwalt. Dadurch erhalten die Senioren ein institutionalisiertes Sprachrohr für ihre Anliegen und damit mehr Mitsprache und Gestaltungsrecht auf Landes- und Gemeindeebene. Es wird nun an den Rentnergewerkschaften und an allen Vereinen und Verbänden, die sich dem Wohl der Senioren verschrieben haben, liegen, sich dafür einzusetzen, dass dieses Gesetz rasch auf allen Ebenen umgesetzt wird.
Aufgabe unserer Gewerkschaft, gemeinsam mit den anderen Rentnergewerkschaften, wird es sein, sich weiterhin vehement und lautstark dafür einzusetzen, dass die aufgezeigten Missstände alsbald behoben und dass notwendige Reformen mutig angegangen werden. Dazu gehört auch die langfristige Absicherung des Pflegegeldes.
Um die wohnortnahe Gesundheitsversorgung zu gewährleisten, muss ein Netzwerk zwischen Allgemeinmedizin, wohnortsnahen Diensten und Krankenhäusern geschaffen werden, um eine multidisziplinäre und multiprofessionelle Versorgung zu gewährleisten. Eine enge Zusammenarbeit soll zu einer verbesserten Gesundheitsversorgung und kürzeren Wartezeiten beitragen. Wichtig ist auch eine effiziente digitale Vernetzung des Gesundheitssystems, Bürokratieabbau und Entlastung für Hausärzte.
Die Attraktivität von Sozial- und Gesundheitsberufen muss durch bessere Arbeitsbedingungen und wettbewerbsfähige Löhne gesteigert werden. Das Personal muss nicht nur rekrutiert und verwaltet, sondern auch durch entsprechende Personalführung gehalten werden. Es braucht Strukturen für Übergangsbetten und ausreichend wohnortnahe Versorgungsangebote.
Es gibt zwar bereits einige positive Veränderungen, wie verkürzte Wartezeiten bei der Pflegeeinstufung und Projekte für wohnortnahe Versorgungszentren. Dennoch muss Erarbeitetes sichtbarer gemacht und umgesetzt werden. Die Gesundheitsversorgung befindet sich durch technologische Entwicklungen und personelle Engpässe im ständigen Wandel.
Am Ende seines Referates fordert der Fachsekretär mutige politische Entscheidungen, Prioritäten in politischen Entscheidungen, mehr Geld durch Umverteilung, Alternativen zum Pflegegeld, Vernetzung der Anbieter, kompetente Personalführung und präventive Maßnahmen. In einem Land wie Südtirol, welches zu den reichsten Regionen Europas zählt, muss es möglich sein, Armut und Gesundheitsarmut zu bekämpfen und dafür zu sorgen, dass Menschen auch im Alter ein würdiges Leben führen können.
Sehr aufschlussreich war das Referat von Prof. Dr. Gottfried Tappeiner. Er widmete sich dabei der Solidarität und ihrer umfassenden Bedeutung für eine gesunde Gesellschaft. Er stellte auch fest, dass Solidarität keine Einbahnstraße ist und was sie für das Älterwerden in Südtirol bewirken kann. Er betonte, dass ohne Solidarität kein „Herdentier“ überlebt. Stimmt der Sager wirklich: wenn jeder für sich sorgt, ist für alle gesorgt? Wichtig ist auch die Erkenntnis: Meine Freiheit endet, wo sie die Freiheit der anderen beeinträchtigt!
In seinem Referat zeigte Prof. Tappeiner einige Dimensionen von Solidarität auf: zwischen Arm und Reich (lokal – international), zwischen Gesunden und Kranken, zwischen Jung und Alt. Damit Solidarität zwischen Arm und Reich, Jung und Alt umgesetzt werden kann, ist ein System zur Aufbringung der Mittel notwendig.
Prof. Tappeiner meint: Wir haben die Ressourcen um diese Entwicklungen zu steuern! Haben wir auch den Mut, den Kopf und das Herz dafür?
Ein Herzlicher Willkommensgruß galt den neuen Mitgliedern der Landesregierung, Landeshauptmannstellvertreterin Rosmarie Pamer und Gesundheitslandesrat Hubert Messner.
In ihrem Statement versprach Frau Pamer die verschiedenen Herausforderungen gemeinsam mit den Gewerkschaften und Verbänden anzugehen. Für sie sind der soziale Zusammenhalt, Solidarität, Chancengerechtigkeit und Gleichberechtigung wichtig und wegweisend. Sie versicherte, dass das Pflegegeld bleibt. Es muss neu aufgestellt und sozial verträglich sein. Für den Herbst kündigt sie einen Pflegegipfel an. Sie ist der Meinung, dass es neue Berufsbilder braucht und will sich auch um soziale Durchführungsbestimmungen als soziale Ergänzung der Autonomie bemühen.
Wichtig sind ihr auch Verbesserungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie das Ehrenamt.
Landesrat Hubert Messner betonte die Wichtigkeit des aktiven Alterns, und meinte aufmunternd: Altern ist keine Kunst, Kunst ist, mit dem Alter umzugehen.
Als große Herausforderung seiner Aufgabe als Landesrat nennt er den Abbau der Wartezeiten, er weiß aber, dass dies ein Marathon sein wird. Er berichtet über die ersten Erkenntnisse, die er bei seinen Besuchen in den einzelnen Krankenhäusern gemacht hat und spricht sich lobend über das große Engagement des Personals aus. Als weitere Ziele seiner Arbeit nennt er die wohnortnahe Betreuung mit Gemeinschaftshäusern und die Netzwerke zwischen Basisärzten und Krankenhäusern. In den Notaufnahmen soll es Vorzugsschienen für Senioren geben.
Tony Tschenett überbrachte die Grüße des Gewerkschaftsbundes. Er nahm vor allem Bezug auf die Schwierigkeiten bei den Vertragsverhandlungen für die öffentlich Bediensteten, was für die Personalanwerbung absolut nicht förderlich ist. Er wünschte den ASGB-Rentnern weiterhin gute Arbeit. Nicht anwesend sein konnte LR Ulli Mair. In ihren Grußworten aber, die sie übermittelte, versichert sie, dass sie gerne jederzeit Ansprechpartnerin der ASGB-Rentner sein wird und sich für das Thema soziales und gefördertes Wohnen, vor allem die Schaffung eines Angebotes an bezahlbaren Mietwohnungen, Mehrgenerationenhäuser und neue Wohnmodelle einsetzen wird. Der Landtag wird sich ihren Worten zufolge auch um eine Erhöhung der Renten befassen müssen.
Alfred Ebner (CGIL/AGB) und Martha Regele (CISL/SGB) überbrachten ebenfalls die Grußworte ihrer Organisationen.
Die Versammlung wurde umrahmt von Musikeinlagen der des Schlern-Saxess aus Völs und aufgelockert durch den Auftritt von Clown Malona. Auf angenehme und lockere Art moderiert hat die Veranstaltung Beatrix Angerer. Hervorragend verköstigt wurden die Anwesenden am Ende der Versammlung vom Catering Tribus von Willi Lanz aus Lana.

ASGB-Rentner

Neuwahlen der Organe der ASGB-Rentner

Bei der konstituierenden Sitzung der ASGB-Rentner am 3. Juni wurden Siegfried Obkircher als Obann und Stephan Vieider als Fachsekretär für die nächsten fünf Jahre gewählt.