8. Kapitel


Schädel-Hirn Traumata

Das Großhirn besteht aus zwei Hälften, die durch den sogenannten „Balken“ miteinander verbunden sind. Die Ausprägung bestimmter Funktionen und Fähigkeiten ist in unterschiedlichen Teilen des Gehirns unterschiedlich groß: Für die Sprache ist beispielsweise insbesondere die linke Großhirnhälfte, für Musikalität zumeist die rechte Hirnhälfte zuständig. Bei einer Verletzung des Gehirns durch einen Unfall kommt es darauf an, welche Regionen betroffen sind: Nach Grad und Stelle der Verletzung treten entsprechende Fehlfunktionen auf. Nach schweren Hirnschädigungen kann es neben anderen Ausfällen zu bleibenden Lern- und Gedächtnisstörungen, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwächen kommen.
Tatsächlich konnte festgestellt werden, dass nach einem akuten Schädel-Hirn-Trauma – wie es beispielsweise Boxern beim sogenannten „Knock out“ (KO) widerfährt – zu einer erhöhten Bildung von beta-Amyloid, dem Grundbaustein der „Alzheimer-Plaques“ kommt. Ebenso wie bei einer Alzheimer- und einer frontotemporalen Demenz (= das ist eine Demenzform, die insbesondere den vorderen Teil des Gehirns betrifft und sich u.a. durch Verhaltensauffälligkeiten zeigt) kommt es durch wiederholte Schädel-Hirn-Traumata zur Anreicherung von „schädlichen“ Proteinen wie den Tau- und TDP-42-Proteinen. Diese Proteine sind in sehr vielen unterschiedlichen Demenzformen (z.B. Alzheimer-Demenz, frontotemporaler Demenz) zu finden und tragen zum Neuronenuntergang bei. Obwohl die genauen Zusammenhänge noch zu klären sind, deuten wissenschaftliche Studien darauf hin, dass wiederholte milde Schädel-Hirn-Traumata, die auch ohne Symptome einer Gehirnerschütterung einhergehen, zu neurodegenerativen (= Neuronen abbauenden) Veränderungen führen können. Eine Gehirnerschütterung ist in der Regel die Folge eines Unfalls oder Angriffs und damit nicht vorhersehbar, also kaum zu verhindern. Allgemeine Vorsichtsmaßnahmen können das Risiko, den Kopf zu verletzen und das Gedächtnis zu beeinträchtigen, jedoch erheblich senken.
Richte dein Zuhause und deinen Garten „fallsicher“ ein und sichere oder entferne Stolperfallen wie Türschwellen, Teppichkanten, Kabel, rutschige Fliesen. Auch zu niedrige Toilettensitze und Betten erhöhen das Risiko, sich den Kopf irgendwo anzuschlagen.
Eine gute Beleuchtung zu Hause ist eine wichtige Maßnahme zur Sturzprävention: Auch nachts solltest du gut sehen können.
Verwende rutschfeste Socken oder Hausschuhe.
Schnall dich im Auto an. Kontrolliere, ob dein Airbag funktioniert.
Setz dich nicht ins Auto oder aufs Rad, wenn es dir nicht gut geht oder du unsicher oder unaufmerksam bist.
Trage einen Helm, wenn du sportliche Aktivitäten wie beispielsweise Radfahren, Reiten, Skifahren oder Inline-Skating machst.
Gesundheitliche Probleme wie Blutdruckschwankungen, mangelhafte Ernährung, Unterzuckerung und Krampfanfälle können die Gangsicherheit negativ beeinflussen. Im Falle eines akuten Gesundheitsproblems setze dich hin (zur Not auf den Boden) und warte, bis es dir besser geht oder versuche, andere Menschen auf deine Situation aufmerksam zu machen. Lege keine langen Strecken und schon gar keine Treppen oder Steigungen zurück, wenn du körperlich angeschlagen bist. Der Hausnotruf (siehe Kapitel 12) kann zusätzlich Sicherheit geben und im Notfall aktiviert werden.
Im Alter lassen Geschwindigkeit, Balance und Aufmerksamkeit nach, diese kann man mit regelmäßigen, einfachen Gleichgewichtsübungen aber sehr gut trainieren.
Suche nach einem Sturz oder einer Gewalteinwirkung auf deinen Kopf einen Arzt auf, selbst wenn dir keine schwerwiegenden Symptome auffallen.
Wer eine Gehirnerschütterung hat, sollte diese unbedingt vollständig auskurieren und sportliche oder sturzgefährdende Aktivitäten vermeiden: In den ersten sieben bis zehn Tagen nach einer Gehirnerschütterung reicht ein viel geringerer Stoß, um eine weitere Gehirnerschütterung auszulösen.
Wusstest du, dass…
… Kopfverletzungen bei Personen über 65 Jahre das Risiko einer Demenz um 20% erhöhen? (Gardner et al., 2014)
Wusstest du, dass…
… man nach Kopfverletzungen bei Personen über 50 Jahren um 60% mehr sogenannte „Eiweißablagerungen“ (Amyloid-β Plaques) findet, als bei unverletzten Kontrollpersonen (Roberts et al., 1994)? Diese Ablagerungen finden wir auch bei der Alzheimer-Demenz.
Wusstest du, dass…
… zehn bis zwanzig Prozent der Profiboxer unter anhaltenden Folgeekrankungen wie Zittern, Lähmungen, Demenz, Depression und Aggression leiden? Früher wurde diese Erkrankung als „Boxerdemenz“ bezeichnet, inzwischen ist die Bezeichnung „chronisch-traumatische Enzephalopathie“ (CTE) am gängigsten. Die World Medical Association (WMA) hat 2005 für ein generelles Boxverbot plädiert. Umgesetzt wurde das Verbot nicht.
Merk dir, dass…!
… nicht jeder leichte Sturz auf dem Kopf bedeutet, dass man Gedächtnisschwierigkeiten entwickeln wird. Aber wiederholte, leichte Kopfverletzungen, die sogar symptomfrei scheinen, können sich auf die geistige Gesundheit auswirken.

9. Kapitel


Umweltgifte und elektromagnetische Strahlung

Ob bestimmte Schadstoffe in der Umwelt das Risiko, an Gedächtnisschwierigkeiten oder einer Demenz zu erkranken, erhöhen, ist nach wie vor von großem Forschungsinteresse. Ganz besondere Aufmerksamkeit haben dabei in den letzten Jahren das Leichtmetall Aluminium und die elektromagnetische Strahlung erhalten.
Großes Forschungsinteresse rund um die Thematik Aluminium ist entstanden, als man in Gehirnen von Alzheimer-Patienten eine erhöhte Aluminiumkonzentration nachgewiesen hatte und italienische Wissenschaftler aufzeigten, dass bei Menschen mit Alzheimer das Eiweiß Ferritin auch Aluminium enthält. Allerdings konnte bislang nicht geklärt werden, ob der Aluminiumgehalt nicht vielleicht nur eine Konsequenz der Erkrankung ist, d.h. dass Aluminium selbst die Erkrankung nicht verursacht, sondern nur als Nebenprodukt dabei entsteht.
Seit Jahren wird zudem kontrovers diskutiert, ob elektromagnetische Strahlen (auch „Elektrosmog“ genannt), wie sie von Handys oder Sendemasten erzeugt werden, das Alzheimerrisiko erhöhen. Epidemiologische Studien (= Studien, die sich mit der Verbreitung von Krankheiten befassen) wiesen darauf hin, dass Personen, die aus beruflichen Gründen lange niederfrequenter elektromagnetischer Strahlung ausgesetzt waren, eher an Alzheimer erkrankten. Allerdings wurden diese Studien häufig kritisiert, weil sie sich in der Datenerhebung gravierend unterschieden und die Wirkung elektromagnetischer Strahlung nicht erklären können. Aus diesem Grund hat die Weltgesundheitsorganisation bisher keine explizite Warnung vor niederfrequenten Strahlungen ausgesprochen.
Zusammengefasst gibt es bislang also insgesamt noch keinen Hinweis darauf, dass bestimmte Schadstoffe eine demenzielle Erkrankung auslösen können. Ganz allgemein ist es jedoch ratsam, sich vor hohen Dosen von Schadstoffen jeglicher Art zu schützen, um seine Gesundheit und sein Wohlbefinden nicht zu gefährden.
Aluminium wird über Nahrung, Trinkwasser, Lebensmittelverpackungen, Kosmetika und Arzneimittel aufgenommen und sollte nicht mehr als 1 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht in der Woche betragen. Bei den meisten Menschen ist die tolerierbare Aufnahmemenge allein durch Lebensmittel ausgeschöpft. Ein kausaler Zusammenhang zwischen der Aluminiumaufnahme und dem Auftreten der Alzheimer Demenz konnte bislang nicht nachgewiesen werden. Solltest du dir dennoch deswegen Sorgen machen und auf Nummer sicher gehen wollen, kannst du die Aluminiumaufnahme senken, indem du aluminiumhaltige Deodorants nicht sofort nach der Rasur bzw. auf geschädigte Achselhaut aufträgst oder Deodorants ohne Aluminium verwendest. Lies dir dafür die Inhaltsstoffe durch: Wenn „Aluminium“ in einem Wort vorkommt (z.B. Aluminiumchloride, Aluminium-Zirconium-Hydrochlorid oder Aluminiumchlorhydrate), ist Aluminium drin.
Auch „Elektrosmog“ ist aktuell nicht als Risikofaktor für Demenz eingestuft, da es bislang keine ausreichenden wissenschaftlichen Beweise dafür gibt. Allerdings ist für eine abschließende Bewertung von gesundheitlichen Langzeitwirkungen die Technologie noch zu jung. Willst du deine Strahlenbelastung reduzieren, schlägt das Bundesamt für Strahlenschutz unterschiedliche Maßnahmen vor: Telefoniere mit Headset und schalte den Hintergrunddatenverkehr (= „mobile Daten“ oder „Datenverbindung“) aus, während du dir das Handy an den Kopf hältst. Surfe im Internet nur bei gutem Empfang, kaufe ein Handy mit einem geringen SAR-Wert (den können dir die Verkäufer sagen) und halte das Handy auf den vom Hersteller angegebenen Mindestabstand zu deinem Körper. Wenn du dein Handy gelegentlich auf „Flugmodus“ (Offline-Modus) schaltest, sparst du zu den Strahlen auch noch Stress.
Merk dir, dass…!
… wenngleich die Studienlage bezüglich Gesundheitsrisiken unklar ist, gilt für elektromagnetische Strahlungen grundsätzlich: Je weiter weg du von der Strahlenquelle bist, desto geringer ist die Strahlung.