Editorial

Auswirkungen der TA auf Familie und Beziehungen

Martin Bolliger
Wäre schön! – habe ich gedacht, als mir das Thema des infozwei19 «Auswirkungen der TA auf Familie und Beziehungen» zum ersten Mal begegnete. Wäre schön, wenn wir TA nicht nur theoretisch, psychodynamisch und wissenschaftlich ausloten, sondern wenn unsere Erkenntnisse daraus eine lebendige Wirkung auf unsere wichtigsten Beziehungen haben!
infozwei19 bietet Ihnen dazu einen farbigen Strauss an professionellen Beiträgen und persönlichen Erfahrungsberichten.
Andreas Becker ortet acht Schwerpunkte/Kriterien, die zum langfristigen Gelingen einer Paarbeziehung beitragen, ist doch «das Aufkündigen einer Paarbeziehung» aus seiner Erfahrung als Paartherapeut «in aller Regel dramatisch» für die Betroffenen. Aus den genannten acht Schwerpunkten entwickelt er Interventionsrichtungen in der professionellen Begleitung von Paaren.
Die Paar- und Sexualtherapeutin Patricia Matt erläutert am Beispiel eines in die Jahre gekommenen Paares, wie u.a. mit dem „Sensate Fokus Modell“ in festgefahrene Beziehungsmuster, «welche beide mit unguten Gefühlen versorgt», wieder mehr Sinnlichkeit, emotionale Nähe und sexuelle Begegnung gebracht werden kann.
Die Eltern- und Erwachsenenbildnerin Antonia Giacomin erwähnt in ihrem Artikel, der um die «Sinnhaftigkeit tragender Werte» in der Kindererziehung kreist, eine dänische Studie, welche unter Kindergartenkids durchgeführt wurde. Der Grossteil dieser Kinder war der Meinung, die meiste Zeit ausgeschimpft zu werden. Logischerweise empfanden die Eltern das gar nicht so. Die Autorin sensibilisiert dafür, dass Eltern weniger nach Erziehungsrezepten suchen sollten, sondern sich an grundlegenden Werten wie Gleichwürdigkeit, Authentizität und Integrität orientieren.
Die beiden sehr persönlichen Erfahrungsberichte von Peter und Pedro und von Alessandra Weber, sowie das Gespräch, dass ich aus diesem Anlass mit meiner Tochter Anja Livia Bolliger führte, geben uns Einblick, was konkret die bewusste Auseinandersetzung unter anderem mit Transaktionsanalyse im Paar- und Familien-Alltag bewirken kann.
Zu guter Letzt: Eigentlich war angedacht und auch an unserer diesjährigen Generalversammlung im März kommuniziert, infozwei19 nur noch digital und in Kooperation mit ASAT-SR erscheinen zu lassen. Im Gesamtprozess unserer Überlegungen haben wir diesen Entscheid vertagt.
In diesem Sinne: Viel Vergnügen bei der «handfesten» Lektüre unseres «Lese-Menus» wünscht Ihnen.
Martin Bolliger, DSGTA-Präsident

Schwerpunktthemen

Interventionen in der professionellen Begleitung von Paaren

„Wo gehen wir denn hin? Immer nach Hause.“ (Novalis)
Andreas Becker
ist Lehrtrainer für Transaktionsanalyse
und arbeitet als Supervisor
und Paartherapeut in Luzern.
andreas.becker@lebensbunt.com
www.lebensbunt.com
Die liebende Paarbeziehung ist eine wichtige Form für Menschen, um Zugehörigkeit herzustellen und andere Grundbedürfnisse zu stillen. Durch sie binden wir uns aneinander und verknüpfen diese Bindung mit Fantasien, Hoffnungen, neuen Möglichkeiten und alten Mustern. Irvin Yalom (2010) hat vier Unausweichlichkeiten unserer Existenz formuliert1, die uns mitunter zwar verzweifeln lassen können, uns aber nicht abhalten müssen, ein lebenswertes Leben zu leben. Im Lichte seiner These soll die Liebesbeziehung (auf einer existenziell-psychologischen Ebene) sicherlich dazu dienen, das individuelle Alleinsein auf der Welt abzumildern. Häufig werden wir darüber auch einen Teil unseres Lebenssinns entwerfen und vielleicht manchmal sogar die Illusion entwickeln, gemeinsam mit dem geliebten Menschen eine Art Unsterblichkeit zu kreieren.
Das Aufkündigen einer Paarbeziehung ist daher in aller Regel dramatisch und da ist es schon besser, die Beziehung so zu entwickeln, dass sie dauerhaft bestehen kann. Aber wie macht Mann/Frau das?
In diesem Artikel möchte ich von meiner Arbeit mit Paaren berichten, meine Sicht auf wichtige Kriterien zum Gelingen der Paarbeziehung aufzeigen, aus denen dann Interventionsrichtungen für Professionelle folgen. Dabei stelle ich im Folgenden acht Schwerpunkte vor, die im Zentrum meines Interesses bei der Begleitung von Paaren liegen. Diese Schwerpunkte haben weder eine chronologische Reihenfolge, noch stellen sie eine wie auch immer geartete Vollzähligkeit dar. Sie geben mir Orientierung und Struktur in meiner Arbeit mit Paaren in der Krise; einer Arbeit, die häufig das Potenzial hat, Professionelle mit der ganzen ihr innewohnenden Komplexität orientierungslos zu machen.
Zerstörerische Interaktionen
Wie das Paar miteinander kommuniziert ist häufig offensichtlich und von Beginn an beobachtbar. Im Wesentlichen geht es darum zu schauen, mit welcher Intensität sich beide Partner beim Austragen von Konflikten verletzen, wie stark sie im Kampf miteinander feststecken. Ist der Grad dessen zu hoch, so kann beobachtet werden, wie die Partner quasi in einer fortwährenden Problemtrance ihre Beziehung immer weiter auf eine kämpferische Weise gemeinsam zerstören. Geschieht das, verletzen sich die Partner in aller Regel permanent und entfernen sich immer weiter voneinander. Lösungen finden sie dann praktisch keine mehr. Es gilt also herauszufinden, um was beide auf emotionaler Ebene so erbittert kämpfen, um infolgedessen durch Interventionen wieder ein differenziertes Denken und ein Distanzierungsvermögen zu aktivieren. An dieser Stelle erkläre ich oft grob das Spielekonzept, darauf fokussierend, dass Spielpartner eine destruktive Dynamik miteinander entwickeln, bei der sie sich aber nicht lösungsorientiert damit beschäftigen, worum es wirklich geht.
Gleichzeitig braucht es eine Schulung der empathischen Kommunikation und Unterstützung, um in schwierigen Situationen die Verletzungen zu minimieren und den Intensitätsgrad der destruktiven Spielsequenzen nachhaltig zu reduzieren. Unter der verletzenden Art der Kommunikation liegen unerfüllte Bedürfnisse, die mit (teilweise grosser) Aggression verbunden sind. Zu Beginn der Paartherapie geht es eher darum, das aggressive, zerstörerische Ausagieren zu stoppen. Zu einem späteren Zeitpunkt wird es meistens wichtig, diese Aggressionen in ihrer Destruktivität zu konfrontieren, worauf ich später noch einmal zurückkommen werde.
Rücknahme der Projektionen
Sollten die Partner im obigen Sinne in ihrer Kommunikation feststecken, so findet man immer auch ein Verharren in Projektionen. Beide erwarten dann vom jeweiligen Gegenüber, dass er/sie sich genauso verhält, wie es für einen selbst unbedingt notwendig scheint, um in der Beziehung zufrieden sein zu können. Etwas salopp ausgedrückt könnte es heissen: "Erst wenn du so bist, wie ich dich brauche, bin ich in der Lage, dir entgegenzukommen." Diese Haltung ist eine Abwehr bzw. Schutzhaltung, welche vor Verletzung schützen soll. Das Intervenieren auf dieser Ebene zum Zwecke der Rücknahme der Projektionen ist oftmals sehr herausfordernd, geht es für einen erfolgreichen Weg aus der Krise doch darum, das wahrhaftige Sprechen von sich selber und die Übernahme von Verantwortung für das eigene Wirken in der Beziehung zu entwickeln. Das ist für Menschen generell oft schwierig, weil sie dann mit Scham, Schmerz und anderen nicht sehr attraktiven Empfindungen in Berührung kommen.
Biografie
Alle Menschen gestalten ihre Paarbeziehung in einem hohen Mass auf der Grundlage ihres Gewordenseins bzw. ihres Skriptes. Es geht also in der Begleitung des Paares um das Bewusstmachen von seelischen Wunden, die in der Beziehung immer wieder auf ungute Weise berührt werden. In der Regel erkläre ich hier kein TA-Konzept (Skript, frühe Entscheidungen usw.), sondern gehe mit dem Phänomen. Ich mache z.B. Erwartungen an die Beziehung bewusst, die eher aus der Vergangenheit herrühren, oder stelle das Weiterleben der von den Eltern übernommenen Beziehungsmodelle heraus. Die Interventionen haben an dieser Stelle das Ziel, dass sich die Liebenden besser in den Auswirkungen ihrer Biografie kennen lernen und darüber Mitgefühl füreinander entwickeln.
Ein weiterer der zu explorierenden Punkte ist die Biografie der Paargeschichte: Wo findet sich Unerledigtes, wie z.B. grosse Verletzungen durch Aussenbeziehungen und andere nicht wirklich besprochene Beschämungen?
Zugehörigkeit
Wenn ein Partner eine Aussenbeziehung hatte oder hat, ein Partner die Beziehung verlassen möchte oder wenn der Eindruck entsteht, dass beide sich nicht ganz aufeinander einlassen, dann muss das Zusammengehören des Paares in den Mittelpunkt rücken. Es gilt, sowohl die Liebe zueinander als auch die Angst vor dem Einlassen ins Zentrum der Betrachtung zu rücken. Die Zugehörigkeit muss geklärt werden, damit in einer Partnerschaft Sicherheit entstehen kann. Ansonsten ist die Wahrscheinlichkeit destruktiver Spiele sehr groß. Es wird sehr viel Paarenergie frei, wenn die Partner lernen, "sich gegenseitig zu nehmen."
Ressourcen
Paare, die ein grosses Stück des Lebensweges miteinander geteilt haben, greifen in ihrer Beziehung, bewusst und unbewusst, immer auch auf Funktionierendes und Verbindendes zurück. Dies kann von Paar zu Paar ganz unterschiedlicher Natur sein: gemeinsamer Humor, etwas miteinander tun, reisen, den anderen unterstützen, Sex, gemeinsames stilles Nebeneinander, intensive Gespräche, das Besuchen kultureller Veranstaltungen, lebendige Familienzeiten und vieles mehr. Das Leben und Tun dessen, was Paaren guttut und was sie gut können, bringt die Liebenden in diesen Momenten zusammen. Es wirkt dann so, als würden Paare dann eine Art "Paar-Autonomie" kreieren. In Zeiten der Krise bzw. der Distanzierung voneinander vernachlässigen viele Paare dieses Beziehung stiftende Miteinander. In der Begleitung von Paaren ist es daher unerlässlich, die Ressourcen der Beziehung zu benennen, zu sammeln und zum bewussten Umsetzen im Alltag anzuregen – trotz oder gerade wegen der aktuellen Schwierigkeiten.
Gemeinsame Lebensthemen
Es ist immer wieder faszinierend, wie sich die Partner in ihren tiefen Lebensthemen gleichen. Auch wenn es häufig zu Beginn der Beratung nicht deutlich wird, so kämpfen doch beide sehr oft verzweifelt um das Gleiche. Der eine um das gesehen werden, der andere um das gehört werden, der eine gegen das verlassen werden, der andere gegen die Einsamkeit, der eine um Selbstbestimmung, der andere um Freiheit. Da die tiefen Lebensthemen oft unbewusst sind und Menschen den Schmerz darüber nicht fühlen möchten, bleiben sie oft unbenannt. Sie stellen tiefste Wunden unserer Persönlichkeit dar, die wir alle gut schützen.
Gleichzeitig ist es ebenso faszinierend, wie ein Partner jeweils beim anderen mit seinem Lebensthema gut versorgt sein kann bzw. sein könnte. Die Themen sind eben nicht haargenau gleich, sondern nur sehr ähnlich. Gleichzeitig haben Beide im Leben sehr verschiedene persönliche Stärken entwickelt, die jeweils sehr gut die Wunde des Anderen versorgen könnten. Ein Beispiel: Ein Mann ist als jüngstes Kind in seiner Familie aufgewachsen und hat dort eine Gewissheit entwickelt, dass er auf andere, ihm nahe Menschen, kaum eine Wirkung hat. In der Folge wächst er in sich zurückgezogen heran, innerlich verstummt. Seine Frau hingegen hat als Kind in der Familie einen hohen Anpassungsdruck seitens des unerreichbar scheinenden Vaters empfunden. Diesem Druck musste sich das Mädchen beugen und hat nach aussen möglicherweise eine Attitüde von Lebendigkeit entwickelt. So ist die Frau in der Lage, auch in schmerzhaften Momenten "das Positive" zu suchen und für sich eine entsprechende Welt zu kreieren. Nach aussen wirken beide sehr unterschiedlich, er ernst und zurückgezogen, sie leicht und kontaktfreudig, und doch sind beide als Kinder auf sehr ähnliche Weise verwundet worden durch die Nichtbeachtung ihres Wesens durch wichtige Bezugspersonen.
Die Momente, in denen den Partnern die Ähnlichkeit des Schmerzes, den sie mit sich tragen, bewusst wird, sind für beide oft sehr berührend. Sie sehen sich dann auf eine Weise, die für beide neu ist – und doch nicht überraschend, hatten die Körper beider doch längst ein nicht bewusstes Wissen darum. Dieses Sehen des Anderen in der Tiefe beinhaltet das Entstehen von intensiven Momenten der Intimität.
Die gemeinsamen Lebensthemen sind ein bedeutsamer Teil der verwobenen Skripte beider Partner. Auch hier arbeite ich rein phänomenologisch, da es um ein emotionales Verständnis bzw. Spüren der Wunden geht, nicht um ein theoretisches Einordnen. Aus dem emotionalen Verständnis heraus kann das Paar entwickeln, wie Beide gegenseitig auf ihre Wunden Rücksicht nehmen und eine Besprechbarkeit herstellen können.
Aggression
Wenn Menschen um ihre Bedürfnisse kämpfen bzw. nicht bekommen, was sie brauchen, dann werden sie natürlicherweise aggressiv. Ich erachte das als eine ganz normale Reaktion und als archaische Fähigkeit, Energie zu aktivieren, um unseren Bedürfnissen nachzugehen und unsere Grenzen zu schützen. Ob wir diese Aggression als Wut zeigen, sie gegen andere oder uns richten, sie impulshaft oder stetig wirken lassen, offen oder verdeckt mit ihr umgehen, ist ein wesentlicher Teil unserer Sozialisation und Teil unseres Skripts bzw. unserer Autonomie. Die unter dem Punkt 'Zerstörerische Interaktionen' beschriebene Lernaufgabe impliziert eine Kommunikation, bei der die ausagierte Aggression vermindert oder umgelenkt wird. Wenn ich hier explizit über die Aggression der Partner schreibe, meine ich dies nicht nur auf Streit bezogen, sondern grundsätzlicher. Zum Beispiel habe ich an mir selber beobachtet, dass ich in der Arbeit mit Paaren lange Zeit die Wut oder starke Unzufriedenheit des Einen besser nachempfinden konnte als die des Anderen. Oft fand ich Männer mit einer lauten Vorwurfshaltung aggressiver als Frauen in einer enttäuschten Opferhaltung. Irgendwann erkannte ich jedoch, dass Beide mit bestimmten Verhaltensweisen nicht nur ihre eigene Form der Aggression, sondern auch ihre eigene Form der Destruktivität zeigen – egal wie harmlos diese Verhaltensweisen nach aussen erscheinen mögen. Diese Destruktivität – und niemand will in einer Liebesbeziehung destruktiv sein – ist oft tief mit Scham besetzt, weshalb eine Konfrontation der zerstörerischen Aggression am Anfang eines Paarprozesses kaum möglich ist. Das Zerstörerische eines Jeden gilt es gleichwohl zu fokussieren und zur rechten Zeit zu benennen. Das erlebe ich manchmal als sehr herausfordernd für alle Beteiligten, gleichzeitig ist es aber häufig ein Meilenstein in der Veränderung der Paarbeziehung.
Sexualität
Bei der Betrachtung der Sexualität eines Paares geht es – im Unterschied zu den anderen Punkten – in erster Linie weniger um die Auswirkungen des jeweiligen Gewordenseins auf die Beziehung, sondern um die Folge der biologischen Aufgabe menschlicher Beziehungen. Unsere Form für die archaische Aufgabe der Arterhaltung bzw. Fortpflanzung ist eben die Zweierbeziehung. Sehr oft zeigt sich, dass sich ein Paar auseinander lebt, weil die Sexualität erloschen ist. Manchmal ist eine Unzufriedenheit in der Sexualität ein Symptom für andere Grundprobleme in der Beziehung, z.B. Regelung von Nähe und Distanz, sich einander zumuten, ungelöste Machtfragen, um nur einige zu nennen. Manchmal ist es umgekehrt so, dass "faule Kompromisse" und resignatives Verhalten in sexuellen Belangen die vielen Konflikte in Alltagsdingen nach sich ziehen. Als Begleiter*in von Paaren hat man mindestens die Beziehungsaspekte der Sexualität mit in die Beratung zu integrieren.
Schlussbetrachtungen
Nun habe ich meine acht Schwerpunkte der Interventionen in der Paartherapie dargelegt und möchte noch herausheben, dass es beim Arbeiten mit Paaren sehr auf die innere Haltung der/des Professionellen ankommt. Im Bezugsrahmen der Transaktionsanalyse ist man vielleicht (zu) schnell geneigt, von einer +/+ - Haltung zu sprechen. Das ist mir aber zu kurz gegriffen. Es geht tatsächlich um das alte 'ich bin ok, ihr seid ok (einzeln und als Paar). Es ist etwas Permanentes. Manchmal könnte man sich von aussen schauend ja fragen, was diese Zwei überhaupt eint, was sie zusammenhält. Als Begleitende/r ist man manchmal auch nur auf der Seite des einen Partners, manchmal versteht man das alles nicht mehr und manchmal ist man eben genau so hilflos wie die zwei, die da zu einem kommen. Alles das gehört momenthaft dazu. Meine grundsätzliche Haltung gründet sich auf dem oben Geschriebenen: Partner, die schon eine längere Zeit miteinander durchs Leben gehen, sind genau richtig füreinander. Jede/r ist der/dem Anderen genau das Gegenüber, mit dem er/sie sowohl in alten Übertragungen gefangen bleiben oder sich zusammen weiterentwickeln kann. Die Begleitung von Paaren braucht daher einen gnadenlosen Blick auf die Möglichkeiten, nicht auf die Defizite. Eine gute Paarbeziehung entsteht nicht von allein. Sie braucht Engagement Beider, um den Mut aufzubringen, sich dem Anderen immer wieder zu zeigen und damit die Beziehung zu pflegen.
Hin und wieder kommt ein Paar zu spät in die Paartherapie. Die Paarenergie wird dann mehr von Resignation als von Engagement bzw. Hoffnung bestimmt. Häufig haben sich in einem solchen Fall bereits ein oder gar beide Partner innerlich getrennt. Manchmal kommt auch ein Paar, bei dem ein Partner schwer traumatisiert ist. Ein Trauma verändert die Beziehungsfähigkeit von Menschen und es kann sein, dass es zur Trennung kommt, weil diese einschneidende Störung der Beziehung das Paar überfordert.
Über all' die Jahre habe ich mehrfach Liebespaare in meinen TA-Weiterbildungsgruppen begleitet. Die Partner haben mich in der Regel wissen lassen, dass ihnen die transaktionsanalytischen Konzepte geholfen haben, Sprache zu finden, um darüber eine Bewusstheit für schwierige Beziehungsthemen entwickeln zu können. Diese beiden Aspekte betrachte ich als das "A und O" bei der Gestaltung einer erfüllenden Liebesbeziehung.
Bibliographie:
Buber, M. (2008), Ich und Du. Stuttgart: Reclam.
Cöllen, M. (1997), Paartherapie und Paarsynthese. Wien: Springer
Hendricks, G. / Hendricks, K. (2004), Liebe macht stark. München: Goldmann
Yalom, Irvin D. (2010), Existenzielle Psychotherapie. Köln: EHP-Verlag
1. Nach Yalom konfrontiert uns das Leben mit vier existenziellen Wahrheiten: Dass unser Leben endlich ist und wir sterben müssen, dass wir von Anderen getrennte Einzelwesen und letztlich allein sind, dass wir alle Entscheidungen selber fällen müssen und jede eine Konsequenz hat und dass wir die Frage nach dem Sinn unseres Lebens selber beantworten müssen.