artikelfebruar2022

Vom ICH zum WIR – Ein mediativer Weg

Ausgehend von einer abgeschlossenen Mediation in einem Unternehmen möchte ich auf das menschliche Potenzial der mediativen Haltung im Alltag hinweisen.
Abb. 1: Metallplastik im Hafenviertel von La Rochelle (F) - © Roberto Giacomin
Autor: Roberto Giacomin – Wir sitzen vor der Basilika eines französischen Dorfes. Ein holländisches Paar kommt auf uns zu und setzt sich zu uns. Wir kommen ins Gespräch. John praktiziert Aikido. Um es mir zu erklären, sagt er: «Du willst meinen Stuhl?» Er steht schwungvoll auf: «Hier, du kannst ihn haben. Setz dich! - Ich bin nicht wichtig.» Ich erfahre, dass Aikido bei der Lösung von Konflikten zur Anwendung kommt. Er öffnet in einer geraden Haltung Arme und Hände und erklärt mir seine Gebärde. Sie bedeutet: «Ich bin da, offen dich zu empfangen.»

Diese Begegnung hat bei mir nachgewirkt. Wir stehen heute durch Klimawandel, Zerstörung der Biodiversität und subjektive Realitätsvorstellungen vor grossen sozialen Herausforderungen. Können wir unser ICH zugunsten eines WIR zurücknehmen, damit menschliche Entwicklung stattfinden kann? Unter ICH verstehe ich – in Anlehnung an Michael Korpiun u.a. – ein Ego, das von einer Vielzahl von Quellen körperlicher, umweltlicher, gemeinschaftlicher und spiritueller Art beraubt und daher geschwächt ist, Lösungen für die aktuellen Herausforderungen zu entwickeln(1). Unter WIR verstehe ich einen Zusammenschluss von selbstverantwortlichen Individuen, die fern einer einebnenden Ideologie die Fähigkeit haben, über einen achtvollen, verbindlichen Kontakt soziale Herausforderungen zu meistern.

Im 20. Jahrhundert haben viele Formen von Konfliktbewältigung auf eine moderne Art Fuss gefasst. Neben Aikido, Gewaltfreie Kommunikation und Dialog, auch die Mediation. Die Konfliktparteien nehmen dabei in starkem Masse selbstbestimmt an einer gemeinsamen Lösung teil.
Was ist Mediation
Mediation ist für Personen hilfreich, denen eine gemeinsame Basis abhandengekommen ist und diese wieder herstellen wollen. Der schweizerische Dachverband Mediation (SDM) definiert Mediationen als «prinzipiengeleitete Formen der Konfliktklärung, bei der ergebnisoffene, allparteiliche Dritte (Mediator*innen) die Beteiligten darin unterstützen, in Konflikten selbstverantwortlich zu einvernehmlichen Regelungen zu finden»(2). Ziel von Mediationen ist die einvernehmliche Beilegung eines Konflikts.



Eine Mediation läuft grundsätzlich nach der Auftragsklärung und Mediationsvereinbarung in der Regel in aufeinanderfolgenden Phasen ab: Klärung der Bereitschaft für die Mediation (Phase 1), Darlegung der Sichtweisen und Identifizieren der Konfliktthemen (Phase 2), Klärung der Interessen und Bedürfnisse aller Beteiligten (Phase 3), offene und kreative Suche von Lösungsoptionen (Phase 4) und Auswahl der Optionen, Verhandlung und Erstellen einer Vereinbarung (Phase 5). Wenn angebracht und gewünscht kann in einer anschliessenden Phase der Transfer der Vereinbarung in den Alltag sichergestellt werden. Ablauf und Dauer einer Mediation hängen wesentlich von der Komplexität des jeweiligen Falles und der Verhandlungsbereitschaft der am Konflikt beteiligten Personen ab.

Mediation wird in unterschiedlichen Praxisfeldern angewandt: z.B. in Familiensystemen, bei Konflikten in Schulen, bei Erbschaftsangelegenheiten, bei Konflikten im öffentlichen Bereich oder innerhalb von Unternehmen.

Mediation in Organisationen


Bei Mediationen in Organisationen gibt es spezifische Eigenheiten. Typisch ist ein Dreiecksvertrag. Der administrative Vertrag wird mit der zuweisenden Führungskraft geschlossen. Die Mediation beginnt mit einem Übergabegespräch, in dem diese den Auftrag in Anwesenheit der Konfliktparteien an die Mediationsperson übergibt und endet mit einem Rückkopplungsgespräch, in dem die Mediationsperson den abgeschlossenen Auftrag wieder der Führungskraft zurückgibt. Im organisatorischen Kontext ist das Ziel einer Mediation oft, die konstruktive Arbeitsfähigkeit wiederherzustellen. Die Beziehungsebene wird folglich an den Punkten bearbeitet, wo sie den Arbeitsablauf stört. Durch den Arbeitsvertrag ist die Freiwilligkeit der Konfliktparteien an der Teilnahme der Mediation eingeschränkt. Die Teilnahme an den Gesprächen ist für die angestellten Personen kaum freiwillig, da fernbleiben gegebenenfalls arbeitsrechtliche Konsequenzen zur Folge haben können.

Beispiel einer Mediation in einem Familienunternehmen


Der Geschäftsleiter eines mittleren Familienunternehmens kommt auf mich zu. Im Team «Hauswirtschaft» gibt es einen Konflikt zwischen zwei Frauen. Seit einem halben Jahr ist Anna die Vorgesetzte von Lisa. Vor kurzem eskalierte ein Konflikt. Lisas erwachsene Töchter warfen Anna in Anwesenheit des Geschäftsleiters Mobbing und Respektlosigkeit gegenüber ihrer Mutter vor. Er ist beunruhigt und will das Problem gelöst haben. Ich gewinne den Eindruck, dass es sich eher um einen hoch eskalierten Konflikt als um Mobbing(3) handelt und nehme den Auftrag an.

Ich treffe mich mit den Konfliktparteien. Die zwei Frauen, die sich auf unterschiedlichen hierarchischen Ebenen befinden, sind Angestellte, die keine Erfahrungen mit Kommunikationstraining oder Ähnlichem haben. Sie begegnen sich distanziert. Da Lisa kein Deutsch und Anna sowohl privat als auch im Betrieb Italienisch spricht, einigen wir uns, Italienisch zu sprechen.

Im Gespräch zeigt sich, dass für Lisa der Anlass des Konfliktes Annas Weigerung war, die gewünschten Ferien anfangs August zu gewähren. In dieser Zeit finden in Lisas Heimatdorf jeweils viele Hochzeiten und Taufen statt. Im weiteren Verlauf des Gespräches folgten von Annas Seite abschätzige Bemerkungen betreffend Lisas mangelnder Akzeptanz der festgelegten Ferienordnung, die diese tief verletzten. Anna habe Lisa ausserdem nicht entgegenkommen können, da im Team weitere Angestellte in der gleichen Zeit ebenfalls Ferien wünschen und diese turnusgemäss vergeben werden.

Anna ist durch den Mobbingvorwurf ebenfalls tief verletzt. Sie trifft sich seither nicht mehr privat mit Lisa und will den Kontakt mit ihr auf eine reine Arbeitsbeziehung reduzieren. Lisa versteht das nicht und will eine Beziehung wie vorher.

Nachdem diese Punkte benannt wurden, will sich Lisa kein zweites Mal mit Anna und mir treffen. Anna hingegen schon. Wenn Lisa ihre Kooperation verweigert, haben Anna und ich keine Chance.

Lisa zeigt sich klein, schwach, hilflos (Opfer-Rolle im Dramadreieck) und geht nicht aus einer konstruktiven Grundposition in die Auseinandersetzung. Lisas Verweigerung wird vom Geschäftsleiter nicht toleriert.

Einbezug von Stakeholdern


Um Bewegung in die Situation zu bringen, treffe ich mich mit Lisa und ihren Töchtern, die bereits ihre Interessen auf der Bühne der Organisation vertreten haben. Wilfried Kerntke nennt die unmittelbar am Konflikt beteiligten Parteien – hier Anna und Lisa - «Protagonisten» und die vom Ergebnis der Mediation betroffen Personengruppen «Stakeholder»(4). Seit Lisa Witwe ist, unterstützen die Töchter ihre Mutter und gehören dadurch zu den Stakeholdern.

Lisa zeigt sich aus der Opfer-Rolle im Dramadreieck wortkarg und überlässt das Feld den Töchtern. Diese disqualifizieren aus der Verfolger-Rolle im Dramadreieck Anna, die Vorgesetze ihrer Mutter. Ich konfrontiere Lisas Spieleinladung, dass sie Anordnungen mit «ja, ja» quittiere, sich dann aber nicht daranhalte. Lisa kann nichts damit anfangen. Die Töchter schützen ihre Mutter aus der Retter-Rolle im Dramadreieck und wehren ab. Da es auf diese Weise keine Bewegung gibt, wechsle ich zu einem andern Konfliktthema.
Ich spreche den kulturellen Bezugsrahmen an und weise darauf hin, dass im Brasilianischen, Annas Muttersprache, ähnliche Worte ein unterschiedliches inhaltliches Spektrum haben. Für italienischsprechende Personen kann dies zu Irritationen führen. Diese Klärung führt zu einem Perspektivenwechsel.

Ein weiterer Punkt ist die Kompetenzklärung der Ferienregelung. Lisas unmittelbare Vorgesetze hat nicht die Kompetenz, jegliche Ferienwünsche zu erfüllen. Eine Option könnte sein, ihren Wunsch in Absprache mit Anna ein nächstes Mal eine Hierarchiestufe höher anzubringen.

Lisa ist seit der Unternehmungsgründung dabei und wird in zwei Jahren pensioniert. Diese Situation eröffnet die Option, die verbleibenden zwei Jahren ihren persönlichen Bedürfnissen anzupassen. Sie könnte zum Beispiel ihre Arbeitszeit reduzieren und diese zusätzlich mit einer grosszügigeren Ferienregelung kombinieren. Eine weitere Option wäre eine vorzeitige Pensionierung.

Wir vereinbaren, dass Lisa mit ihren Töchtern die erarbeiteten Optionen zuerst auf sich wirken lassen, um dann zu entscheiden, welche sie weiterverfolgen möchten.

Der bewusste Perspektivenwechsel und die unterschiedlichen Optionen ermöglichten, dass sie wieder auf den Geschäftsleiter zugehen konnten.

Kulturdiagnose des Unternehmens


Matthias Sell bezeichnet unterschiedliche Beziehungsformen - „Ich-du-Beziehung“, „Ich-es-du-Beziehung“, „Ich-oder-du-Beziehung“, „Nicht-Beziehung“, „Pseudo-Beziehung“ und „erwachsene Ich-du-Beziehung“ - als individuelle Möglichkeiten, mit denen wir uns in privaten oder organisationalen Beziehungen ausdrücken können(5). Martin Thiele und Michael Korpiun haben die genannten Beziehungsformen in Beziehungskompetenzen umformuliert und im Organisationskontext angewendet(6). Alle Beziehungskompetenzen haben ihre Berechtigung und ihren Nutzen. Je nach Betriebskultur werden gewisse bevorzugt und andere vernachlässigt. Diese spezifische Ausprägung, welche die Autoren mit einem Netzdiagramm sichtbar machen, bestimmt die Betriebskultur.
Im oben genannten Familienunternehmen ist die Betriebskultur geprägt durch die Gründerin, die Mutter des Geschäftsleiters, und durch den Geschäftsleiter selbst, der die Organisation in die Differenzierungsphase geführt hat. Sie ist gekennzeichnet (vgl. Diagramm) durch eine überdurchschnittlich ausgeprägte Fähigkeit zu «Nähe und Vertrauen» und mittelmässige Ausprägungen der Fähigkeiten zu «kooperativem Handeln», «Selbstreflexion und Feedback», «Abgrenzung und Grenzziehung» sowie zu «Umgang mit Widersprüchen». Die Fähigkeit zu «Auseinandersetzung und Konflikten» ist eher schwach ausgeprägt. Die unten angegebenen Werte im Diagramm entspringen einer subjektiven Einschätzung (Abb. 2).

Rolf Balling bezeichnete eine solche Unternehmenskultur als «Fürsorglichkeitskultur», da sie hier vom fürsorglichen Modus eines Geschäftsleiters geprägt ist. Sie ist verbunden mit Anerkennung (Strokes) für die Bereitschaft der Angestellten zum Konsens (Einnahme eines komplementären kooperativen Modus). Konflikte werden gescheut, weil ein orientierender Modus wenig ausgebildet und eher als beziehungsstörend gesehen wird. Die Arbeitsleistung wird in einer solchen Kultur nicht zentral gewichtet(7).

Abschluss der Mediation


Zum Abschluss einer Mediation sind Informationen, die für die Ablauforganisation wichtig sein können, dem Auftraggeber – hier dem Geschäftsleiter - im Sinn eines Lernprozesses zurückzumelden(8).

Dass der Geschäftsleiter Lisa als langjähriger Mitarbeiterin auch bei ungenügender Leistung selbst in dieser verfahrenen Situation nicht kündigt, würdige ich als menschliche Kompetenz. Negative Konsequenzen sind, dass die Folgen durch das Team und die unmittelbaren Vorgesetzte, hier Anna, getragen werden müssen. Daher ist es empfehlenswert, zurückgemeldete Kritikpunkte über Arbeitsleistung zu prüfen und differenziert anzugehen.

Bezüglich Führungsrolle nehme ich die Tendenz wahr, dass der Geschäftsleiter zu Überfürsorglichkeit neigt. Statt die Retter-Rolle einzunehmen und Lisa in ihrer Opfer-Rolle im Dramadreieck zu bestätigen, ermutige ich ihn, nicht nur Vorschläge aufzunehmen (Achse «Nähe und Vertrauen» im Diagramm), sondern auch in eine sachliche Auseinandersetzung damit zu gehen, Grenzen zu wahren und gemeinsame Lösungen zu erarbeiten (Stärkung der Achse «Auseinandersetzung und Konflikte» im Diagramm). Dies könnte beispielsweise darin bestehen, dass er die Situation von Lisa erhebt, auswertet und mögliche Massnahmen ableitet.

Anna, die unmittelbare Vorgesetzte von Lisa, wurde durch den Mediationsprozess entlastet und fühlte sich in ihrer Rolle sichtlich gestärkt.

Reflektion


Unterdessen haben die Töchter dem Geschäftsleiter mitgeteilt, dass ihre Mutter nicht mehr arbeiten wolle. Der Geschäftsleiter erkundigt sich regelmässig nach ihrer gesundheitlichen Situation. Dabei ist er mit ihr im Gespräch, wie das Arbeitsverhältnis für beide Parteien zu einem passenden Abschluss gebracht werden kann.

Ich habe die Hypothese, dass Lisa es auf eine Entlassung ankommen liess. Bereits zu Beginn verweigerte sie die gemeinsame Konfliktlösung mit Anna. Wichtige Entscheidungen, die ihre Anstellungen betreffen, überlässt sie den Töchtern. Die Mediation hat jedoch dazu geführt, dass sie selbst entschieden hat, die Arbeitsstelle aufzugeben. Die genauen Formalitäten stehen noch aus.

In einer Mediation hat die Mediationsperson keine Entscheidungsbefugnisse. Sie führt den Prozess und hält den Rahmen, damit ein co-kreatives Drittes entstehen kann. Die mediative Haltung, wie sie in den Berufsregeln für Mediator*innen des Schweizerischer Dachverband Mediation (SDM) zum Ausdruck kommt, ist grundsätzlich nicht an das Format Mediation gebunden.

Abb. 2: Netzdiagramm Unternehmenskultur (nach Martin Thiele und Michael Korpiun, 2016, S. 405)
Mediative Haltung einüben


Mediation ist weniger ein Tun als mehr eine Haltung, eine immer wieder neu herzustellende horizontale, symmetrische und gleichwertige OK-OK-Grundposition zu allen Beteiligten, einschliesslich sich selbst und der Welt gegenüber. Ramita Blume spricht in ihrem Buch über systemische Ethik von einer bewussten «Haltung der Haltung», also einer «Selbsthaltung» (S. 86).(9) Diese Haltung ermöglicht fördernde Handlungen, die auch die Bedürfnisse der andern respektieren und zu ihrem Wohlergehen beitragen.

Wer diese Haltung einnimmt, kann sie in entscheidenden Augenblicken auch bewahren und zeigen. Eine solche vermittelnde Haltung ist menschenfreundlich. Nach Joseph Duss-von Werdt findet sich in unserer Gesellschaft ein noch «ungenutztes Potential an vermittelnder Intelligenz» (S. 192).(10) Dieses Potential, das den Frieden fördert, kann jede Person entwickeln und durch bewusste Entscheidung in sozialen Konflikten aktivieren.

Nur in der Begegnung mit anderen und der Welt können Menschen sich selbst finden. Wer in diesem identifizierenden Eintauchen auch mit sich in Verbindung bleibt, bildet sich. Insofern ist Menschsein Mensch werden. Jede Begegnung, gerade eine konfliktträchtige, hat das Potenzial eigene Konditionierungen (Skript) zu durchschauen und diese bei Bedarf durch Selbstkonditionierung zu ändern.

In Konflikten sind Gefühle und Körperreaktionen bei allen Beteiligten als Erkenntnisquellen über die Konfliktparteien zu verstehen. Beachten und Ansprechen von Gefühlen und Körperreaktionen können ein gegenseitiges Verständnis deutlich vertiefen, da in der Folge zugehörige Bedürfnisse formuliert und eingebracht werden können.(11)

Vermittelnde Praxis beachtet das Einmalige eines jeden Menschen. Menschen sind in ihren «Konstrukten» einzigartig. Andererseits sind Menschen auch gleich. Die Gleichheit bezieht sich auf die Zugehörigkeit zur Menschheit. Trotz Bezugnahmen auf Menschenrechte, die normative Orientierung geben, fehlt es selbst in Demokratien oft am Bewusstsein, dass es den allgemeinen Menschen nicht gibt, nur den konkreten einzelnen.

Zum Lebensleitziel vieler transaktionsanalytisch Tätigen zählt Leonhard Schlegel «Mut und Entscheidung anstehende Probleme anzupacken» und «Mitverantwortung für soziale und umweltliche Probleme» zu übernehmen (S. 493f).(12) Grundsätzlich kann sich jeder mündige Mensch selbst zu Autonomie ermächtigen und Verantwortung übernehmen. Solche Entscheidungen führen zu Engagements. Sie verbinden uns mit anderen Menschen. Dies wirkt wiederum auf unsere Person zurück. Sie führen aus einem isolierten, verlorenen ICH heraus. Speziell soziale und umweltliche Probleme sind ohne WIR kaum lösbar.

Fussnoten
1. Korpiun, Michael, Tchelebi, Nadine & Thiele, Martin (2017). Vom ICH zum WIR: Warum wir ein neues Menschenbild brauchen. Hamburg: BoD.
2. Website des Schweizerischer Dachverband Mediation (SDM)
3. Der Begriff des Mobbings ist im schweizerischen Arbeitsrecht nicht definiert. Gemäss der Rechtsprechung des Bundesgerichts wird Mobbing als systematisches, feindliches, über einen längeren Zeitraum anhaltendes Verhalten, mit dem eine Person an ihrem Arbeitsplatz isoliert, ausgegrenzt oder gar von ihrem Arbeitsplatz entfernt werden soll, definiert (Entscheid 4A_652/2018 vom 21. Mai 2019). Im Fallbeispiel handelt es sich meiner Meinung nach nicht um Mobbing, sondern um eine ungeprüfte Schuldzuweisung.
4. Wilfried Kerntke (2018). Wie Ziegen und Fische fliegen lernen. Die Entwicklungskraft von Konflikten in Unternehmen. Frankfurt a. M.: Metzner Verlag.
5. Sell, Matthias (2009). Beziehungsformen als Element konsequenter transaktionaler Denkweise. Zeitschrift für Transaktionsanalyse (ZTA), 26 (2), 108 – 115
6. Thiele, Martin & Korpiun, Michael (2016). Wie Beziehungskompetenzen die Entwicklung von Kultur und damit von Organisationen prägen. In Raeck, Hanne & Lohkamp, Luise (Hrsg.). Tore und Brücken zur Welt. Willkommen in bewegten Zeiten (S. 400-416). Lengerich: DGTA.
7. Balling, Rolf (2005). Diagnose von Organisationskulturen. Zeitschrift für Transaktionsanalyse (ZTA), 25 (4), 234-253
8. Dörflinger-Khashman, Nadia (2010). Nachhaltige Gewinne aus der Mediation für Individuum und Organisation. Bern: Haupt Verlag.
9. Blume, Ramita G. (2016). Systemische Ethik. Orientierung in der globalen Selbstorganisation. Göttingen: V&R.
10. Duss-von Werdt, Joseph (2015). Homo mediator. Geschichte und Menschenbilder der Mediation. Baltmannsweiler: Schneider Verlag.
11. Montada, Leo & Kals, Elisabeth (2013). Mediation. Psychologische Grundlagen und Perspektiven. Weinheim: Beltz.
12. Leonhard Schlegel (2020). Die Transaktionale Analyse. Bozen: DSGTA.
Roberto Giacomin
CTA-E, Mediator SDM-FSM, Supervisor bso, MAS Sexuelle Gesundheit im Bildungs-, Gesundheits- und Sozialbereich, Dipl.- Theol., Vorstandsmitglied der DSGTA
Nach Studienabschluss 24 Jahre Gemeindeseelsorger in Leitungspositionen
Seit 9 Jahren Projektleiter für den Bereich Sexualpädagogik und -beratung an der AIDS-Fachstelle St. Gallen
Freiberuflicher Mediator und Supervisor

Brühlwiesenstr. 15b, CH-9545 Wängi
www.roberto-giacomin.ch info@roberto-giacomin.ch
Hier den Artikel drucken oder downloaden: info.dsgta.ch/download/A1139/12-artikel-februar22.pdf

artikelmärz2021

«Stirb- und Werdeprozesse»
aus astrologischer und TA-Sicht

Autoren: Silvia Scherzinger und Karl Oberhauser – Wir leben in aussergewöhnlichen Zeiten. Eine neue Ära ist seit dem 12. Januar 2020 eingetreten, als sich Saturn und Pluto im Tierkreiszeichen Steinbock trafen. Ein Zusammentreffen von langsam laufenden Planeten (Konjunktion) läutet immer eine wichtige Zeit oder sogar einen Zeitenwandel an. Langsam laufend bedeutet, dass diese Planeten sich nur gemächlich fortbewegen und über einen längeren Zeitraum intensiv wirken. Ausserdem ist eine Konjunktion immer ein Startschuss für einen neuen Zyklus, während ein alter zu Ende geht. Wichtig erscheint an dieser Stelle zu sagen, dass in der Astrologie nicht davon ausgegangen wird, dass beispielsweise die einzelnen Planeten Einfluss auf uns haben. Sie sind vielmehr als Symbole einer Sprache zu verstehen, wie universelle Energieprinzipien auf und in uns wirken.
Saturn und Pluto begegnen sich zwar alle 32-37 Jahre, doch im Tierkreiszeichen Steinbock war das letzte Treffen am 3. Januar 1518. Damals wurde mit den Thesen von Martin Luther die Reformation eingeläutet. In der Vergangenheit sind grosse Weltereignisse immer mit Pluto-Saturn-Zyklen einhergegangen.
Saturn steht in der Astrologie für Struktur, Gesetze, Regeln, Verantwortung, Pflicht, das gesellschaftliche Leben, aber auch für Geduld, Konzentration, Schuld und Hemmung. Ausserdem ist Saturn der Herrscher über den Steinbock.
Pluto hingegen wird mit Gewalt, Zerstörung, Macht und Ohnmacht in Verbindung gebracht, aber auch mit Tiefgründigkeit, Loslassen und Transformation; wie der Phönix, der aus der Asche steigt.
Das Zusammentreffen von Saturn und Pluto im Januar 2020 hat eine wichtige Zeit eingeläutet, auf kollektiver und persönlicher Ebene. Bis November 2020 standen die beiden Planeten im Steinbockzeichen, wirken aber als Wandlungsprozess noch heute. Im persönlichen Horoskop (Radix) ist ersichtlich, in welchen Lebensbereich diese bedeutende Konstellation des letzten Jahres mit seinen Themen und Herausforderungen für jeden einzelnen Menschen fiel. Ein gemeinsamer Nenner jedoch war, dass damals die Angst vor dem Coronavirus sich schnell zu einer weltweiten Krise entwickelte.


Angstgefühle kennt jeder Mensch und löst jeweils ein Stirb- und Werde Prozess aus. (Saturn/Pluto) Da sind Befürchtungen, was die Zukunft betrifft, Angst etwas oder jemanden zu verlieren, Angst zu versagen, Angst bestraft zu werden, Angst arbeitslos oder krank zu werden, usw. Jeder erlebt Angstgefühle unterschiedlich. Auch sind die jeweiligen Bewältigungsstrategien der Angst sehr individuell.
Angstgefühle oder blockierende Eigenschaften, die sich im persönlichen Horoskop als hemmende Planetenkonstellationen oder Aspekte zeigen, lassen sich auch auf die Transaktionsanalyse übertragen, wo sie als Bannbotschaften oder Antreiber bezeichnet werden.
Bannbotschaften
Bannbotschaften sind in der Transaktionsanalyse unausgesprochene Einschärfungen oder Anweisungen, welche Eltern und Erzieher subtil an ihr Kind herantragen. Das Ziel der Bannbotschaften liegt darin, im Kind auf nonverbaler Basis ein bestimmtes Verhalten zu aktivieren oder es in eine gewünschte Richtung zu leiten.
Schon in den ersten Lebensjahren erhält ein Kind von seinen Eltern und Bezugspersonen verschiedene Botschaften, in welchen es erfährt, dass gewisse Eigenschaften oder Verhaltensweisen von ihm unerwünscht resp. nicht akzeptabel sind. Diese Botschaften lösen im Kind verschiedene existenzielle Ängste aus, wie z.B. Angst vor Zurückweisung, Angst vor Versagen, Angst vor Trennung. Ein Kind, das Angst haben muss, von den Eltern nicht geliebt zu werden, hat auch Angst, zurückgewiesen und verlassen zu werden. Da ein Kind so sehr von der Zuwendung und der Akzeptanz der Erwachsenen abhängig ist, reagiert es sehr sensibel, wenn es direkt oder indirekt Ablehnung oder Entwertung erfährt. In der Folge eignet es sich einen unbewussten Schutz- und Anpassungsmechanismus an, der jedoch für die Entfaltung und Entwicklung des Kindes sich früher oder später eher hemmend auswirkt.
In Momenten, in welchen das Kind elterliche Einschärfungen wahrnimmt, bleiben stets wunde Punkte, Komplexe oder Minderwertigkeitsgefühle zurück. Bannbotschaften haben daher einen enorm starken Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes resp. bestimmen unbewusst seine Befindlichkeit, seine Verhaltensweise und Glaubensmuster.
Ebenfalls haben Bannbotschaften einen enorm starken Einfluss auf das Selbstwertgefühl des Kindes. Schon ein vorwurfsvoller Blick genügt, dass sich das Kind unverstanden, abgelehnt oder blossgestellt fühlt. Eine abwertende Haltung von nahen Menschen, welche das Kind liebt oder von denen seine Existenz abhängig ist, sind besonders schmerzvoll und verletzend. Durch das herabgesetzte Selbstwertgefühl glaubt das Kind nicht zu genügen und fühlt sich minderwertig und nicht liebenswert. Gleichzeitig gehen Gedanken durch seinen Kopf wie: “Ich bin ein Versager, ich bin unwichtig, ich bin wertlos, ich bin nicht o.k.“
Bannbotschaften bleiben im Kind vielfach als sogenannte Lebensskripte zurück, die sein weiteres Leben prägen.
Im Buch „Die Transaktionsanalyse“ von Jan Stewart und Vann Joines werden 12 Bannbotschaften beschrieben:
Astrologisch gesehen können diese Bannbotschaften jeweils einem Tierkreiszeichen oder Planetenprinzipien und ihren Eigenschaften zugeordnet werden. Im persönlichen Radix sind diese Themen durch die Stellungen der Planeten zueinander und den Tierkreiszeichen, etc. sichtbar. Astrologie ist sehr komplex und vielschichtig. An dieser Stelle können darum nur ein grober Überblick und einzelne Facetten aufgezeigt werden. Allfällige scheinbare Widersprüche sind dieser Unmöglichkeit auf Vollständigkeit geschuldet.


1. «Werde nicht erwachsen!» Widder (Willenskraft, Impulsivität, Energie, Mut, Tatendrang)
2. «Lass das!» Stier (Sinnlichkeit, Genuss, Beharrlichkeit, Sicherheitsstreben)
3. «Denke nicht!» Zwillinge (Geist, Witz, Lernfreude)
4. «Fühle nicht!» Krebs (Gefühlsbetontheit, Eigenwilligkeit, Geborgenheit, Nähe)
5. «Sei nicht wichtig!» Löwe (Glanz, Grosszügigkeit, Mittelpunktstreben)
6. «Sei nicht gesund!» Jungfrau (Genauigkeit, Nützlichkeit, Unterscheidungssinn)
7. «Sei nicht du selbst!» Waage (Sinn für Schönheit, Harmonie, Ausgleich)
8. «Sei nicht normal!» Skorpion (Zersetzung, Grenzsituationen, bohrende Fragen)
9. «Schaffs nicht!» Schütze (Freiheitsliebe, Unbekümmertheit, Bewegungsfreude)
10. «Sei kein Kind!» Steinbock (Durchhaltevermögen, Ehrgeiz, Zielbewusstheit, Stolz)
11. «Sei nicht nahe/zugehörig!» Wassermann (Kommunikation, Humanität, Brüderlichkeit)
12. «Sei nicht/existiere nicht!» Fische (Sensibilität, Hilfsbereitschaft, Mitgefühl, schwer fassbar)


Durch Bannbotschaften wird im Kind jeweils auf nonverbaler Basis ein bestimmtes Verhalten aktiviert.
Saturn steht in der Astrologie für Grenzen und Widerstände die wir erfahren und mit ihnen umgehen lernen sollen. Er verkörpert dadurch auch Struktur, Gesetze und Verantwortung, lehrt uns aber dadurch auch Beharrlichkeit und Widerstandskraft aufzubauen. Saturn wird insofern mit den Bannbotschaften in Verbindung gebracht, als er hier das blockierende Element in Bezug auf eines anderen Planetenprinzips darstellt.
Die Botschaft „Werde nicht erwachsen!“ wird mit den Planeten Mars und Saturn, sowie dem Sternzeichen Widder in Verbindung gebracht. Dem Kind wird ein ganz bestimmtes Verhalten anerzogen. Mars steht in der Astrologie ähnlich wie Widder für Wille, Durchsetzung, Initiative und Handeln, einem eigentlich natürlichen Verhalten des Kindes, das nun aber in Kombination mit Saturnenergie stark bevormundet wird und keine Eigeninitiative, Willens- oder Durchsetzungskraft entwickeln, geschweige denn seine eigene Meinung vertreten darf.
„Lass das!“ Botschaften sind z.B. Ermahnungen oder Verbote welche Eltern aus übertriebener Sorge, Angst oder Absicht dem Kind gegenüber äussern. Das Kind wird sich dann nicht getrauen eigene Bedürfnisse und Wünsche zu äussern, was es gerne haben würde. Sicherheit und Genuss bleiben ihm verwehrt. Aus astrologischer Sicht werden hier das Tierkreiszeichen Stier und das Venusprinzip mit dem Saturn verbunden: Venus steht unter anderem für Genussfreude, Schönheit und Harmoniestreben, das nun blockiert wird.
Kinder mit der „Denke nicht!“-Botschaft sind unlogisch und kompliziert veranlagt. Merkur (und auch das Zeichen Zwillinge) stellt unter anderem den Verstand, das Denken und die Vernunft dar. Werden diese Eigenschaften blockiert kann dies beispielsweise auch dazu führen, dass Kinder in der Schule Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren
„Fühle nicht!“ Kinder, sind oftmals Jungs, welche von klein auf stets getrimmt wurden keine Gefühle zu zeigen, um ja nicht als schwach oder verweichlicht zu scheinen. Astrologisch wird hier die Blockierung des Mondes angesprochen, welcher wie das Tierkreiszeichen Krebs unter anderem für Gefühle, Emotionen, Phantasie und auch die seelische Grundstimmung steht.
Die Botschaft „Sei nicht wichtig!“ ist eine starke Kränkung für ein Kind. Das Kind fühlt sich zu wenig beachtet und anerkannt. Es spricht leise und wird vermeiden sich in den Vordergrund zu spielen. Aus astrologischer Sicht ist hier das Sonnenprinzip, das auch mit dem Sternzeichen Löwe zusammenhängt, blockiert: es bezeichnet den Wesenskern eines Menschen, sein zentrales Anliegen und sein inneres Selbst.
Vernimmt ein Kind die Botschaft „Sei nicht gesund!“, so glaubt es, die meiste Zuwendung zu erlangen, wenn es krank ist oder wenn es ihm gesundheitlich nicht gut geht. Ein blockierter Chiron, der für den «verwundeten Heiler» und somit ganz generell für das Thema Gesundheit steht, führt oft dazu, dass solche Kinder diffuse Beschwerden oder psychosomatische Erkrankungen haben.
Bei der „Sei nicht du selbst!“ Botschaft darf das Kind nicht so sein und sich zeigen, wie es ist oder gerne sein möchte: z.B. in der Beziehung, Kleiderwahl, Frisur. Auch glaubt es zu wenig hübsch zu sein. Hier kommt wieder die Venus, zusammen mit dem Zeichen Waage ins Spiel, in diesem Zusammenhang wird der Schönheitssinn, das ästhetische Empfinden blockiert.
Der Planet Jupiter steht gemeinsam mit dem Sternzeichen Schütze für Glück, Erfolg, der Suche nach einem individuellen Sinn und Ziel im Leben, aber auch beispielsweise für Überschwänglichkeit. Wird dies nun durch Saturnenergie blockiert, drückt sich dies in der „Schaffs nicht!“ Botschaft!“ aus und sagt dem Kind auf nonverbaler Basis, dass es seine Ziele nicht erreichen darf. Oder kein Glück und keinen Erfolg verdient hat.
Die Botschaft „Sei nicht normal!“ vermittelt dem Kind stets das Gefühl von Ohnmacht und ausgeliefert sein oder Andersartigkeit, z.B. sexuelle Zugehörigkeit. Hier wird das Mondthema, also die Gefühle, Emotionen, die Empfindungsweise nicht von Saturnenergie blockiert, sondern wird mit Pluto, welcher unter anderem für den Umgang mit Macht, Ohnmacht steht, aber auch für die Fähigkeit zu radikaler Veränderung und Erneuerung: Stirb und werde. Gleichzeitig besteht der Bezug zum Zeichen Skorpion, das unter anderem mit Grenzsituationen und der Zersetzung zu tun hat.
Die «Sei kein Kind!» Botschaft bewirkt, dass schon kleine Kinder sich sehr erwachsen geben und für die Familie und ihre Geschwister stets viel Verantwortung übernehmen. Astrologisch wird dies mit einer Blockade der Mondenergie, die neben Gefühlen und Empfindungen auch für das Kindsein steht, sowie mit dem Sternzeichen Steinbock in Verbindung gebracht.
Kinder, welche die «Sei nicht nahe/zugehörig!» Botschaft verinnerlicht haben, haben Mühe, längere Zeit intensive Zweisamkeit zuzulassen oder auszuhalten, da sie sich stets zurückgewiesen und als Aussenseiter fühlen oder nicht als die wirklichen Kinder ihrer Eltern. Auch hier ist der Mond im Spiel, jedoch im Zusammenhang mit Uranus, der in diesem Zusammenhang unter anderem für das Thema der Befreiung, der Bereitschaft, neue Wege zu gehen steht.
Bei der «Sei nicht, existiere nicht!» Botschaft, wird dem Kind eine ablehnende Haltung vermittelt. Das Kind fühlt sich von den Eltern ignoriert und übergangen. Mit der Zeit glaubt das Kind sogar, dass es für die Eltern besser wäre, wenn es gar nicht existieren würde. Diese Botschaft ist die Bedrohlichste von allen. In der Astrologie zeigt sich diese Bannbotschaft durch eine Verbindung zwischen Mond und Neptun, der für die Themen Täuschung, Illusion, Übersinnlichkeit, aber auch bedingungslose Liebe steht.
Um innere Kränkungen und Verletzlichkeiten wieder auszugleichen, entwickelt das Kind mittels der sogenannten Antreibern Strategien, um trotz der verinnerlichten Bannbotschaften von der Umwelt akzeptiert und geliebt zu werden. Deshalb schlüpft es gehorsam in die von den Eltern unbewusst gewünschte Rolle hinein. Doch durch die angepasste Verhaltensweise kann das Kind nicht mehr seine wahre Individualität zum Ausdruck bringen.
Elterliche Richtlinien, Anweisungen und Moralvorstellungen werden vom Kind stets als Gehorsamsregeln aufgenommen, welche das so genannte „Gewissen“ bilden. Sobald das Kind in seine ursprüngliche Verhaltensweise zurückfällt und eigene Vorstellungen, Meinungen und Rechte vertritt, entwickelt es sofort Schuldgefühle. Schuldgefühle werden ausschliesslich durch Nichteinhaltung von eigenen oder fremden Forderungen und Erwartungen erzeugt. Auf diese Weise wird das Kind subtil manipuliert und fremdbestimmt. Längerfristig rufen Bannbotschaften und Antreiber jedoch stets zwanghafte und hemmende Verhaltensmuster hervor.
Wem seine inneren Antreiber jedoch bewusst sind, dem zeigen folgende Erlaubnissätze eine Möglichkeit auf, diese zu korrigieren:


anstatt immer perfekt sein zu müssen, darf ich o.k. sein, auch wenn ich Fehler mache.
anstatt mich immer anstrengen zu müssen, darf ich Erfolg haben, es darf mir gelingen.
anstatt lieb und gefällig sein zu müssen, darf ich eigene Überzeugungen haben, wichtig sein und meine Meinung vertreten.
anstatt immer stark sein zu müssen ist es o.k., wenn ich meine Gefühle zeige und ich auch einmal „schwach“ bin.
anstatt mich immer beeilen zu müssen, darf ich mir Zeit nehmen, mir gestatten zu verweilen und zu geniessen.


Wirklich verinnerlichte Erlaubnisse fühlen sich gut an und befreien uns von jahrelang falsch gedeuteten Überzeugungen und Glaubenssätzen. Durch Erlaubnissätze verwandeln wir unsere prägenden Verhaltensmuster und stärken gleichzeitig unser Selbstbewusstsein. Belastende Gefühle und Ängste weichen und auch unser falsches Selbstbild, das wir jahrelang mit Ersatzgefühlen, diversen Vermeidungstechniken, falschen Annahmen, Überzeugungen und unangepassten Reaktionsweisen mühsamst versuchten aufrechtzuerhalten, zerfallen zunehmend. Ebenso lösen sich langsam durch die Bewusstwerdung irrtümliche Informationen auf, wie z.B. Schuld-, Scham- und Versagensgefühle, die wir seit der Kindheit in unserer Seele gespeichert haben.


Transformation oder Stirb und Werde Prozesse (Saturn/Pluto oder Coronakrise)
Das Leben verläuft rhythmisch. Wachsen, Reifen und Vergehen ist das Gesetz der Natur. Denn nur indem du Altbewährtes loslässt und ein Wagnis eingehst, kann etwas Neues wachsen und sich entwickeln. Aus Sicht der psychologischen Astrologie bieten Blockierungen und Hindernisse eine Aufgabe, sich im Leben in bestimmten Themen weiter zu entwickeln. Dieser Wandlungsprozess wird Transformation genannt. Stirb- und Werde-Prozesse gehören zum Leben. Entwicklung und Wandlung geschehen erst, wenn ein alter ausgetretener Pfad verlassen und ein neuer Weg eingeschlagen wird.
Die Seele ist immerfort bestrebt, einen Ausgleich zwischen dem Jetzt, dem Vergangenen und der Zukunft herzustellen. Dabei versucht sie die äussere Situation mit unserem Denken und Fühlen zu verbinden, um so in Übereinstimmung mit unserm Tun und Handeln zu gelangen. Ist die Zeit reif, drängt sie zu einem Wandel, zu einer Veränderung.
Damit Erneuerung überhaupt stattfinden kann, sind jedoch Lebenskrisen unvermeidbar. Krisen gehen immer mit Veränderungen einher. Ohne Lebensherausforderungen, Niederlagen und Frustrationen würden wir Menschen uns nicht entwickeln. Behinderungen und Schwierigkeiten sind also notwendige Voraussetzungen, damit wir als Persönlichkeit überhaupt wachsen und reifen können. Jeder Mensch birgt die Sehnsucht nach Wachstum und Entwicklung in sich, um sein wahres Ich leben zu können. Mit dem Zusammentreffen von Saturn und Pluto im Steinbockzeichen im Januar 2020 wurde eine solche Krise ausgelöst. Sie zeigte sich insbesondere in der Coronakrise, die uns alle aufforderte, sich mit den Themen Blockierung und Veränderung auseinander zu setzen.
Solange du dich aber gegen Veränderungen sträubst und dich dem Erneuerungsprozess widersetzt, solange hält dich die Angst gefangen und solange erleidest du Schmerz und Leid. Leider ist es so, dass der Mensch immer zuerst Kummer und Leid erfahren muss, bis ihm langsam bewusst wird, dass seine bisherige Lebensführung so nicht mehr weitergehen kann und dass es nun an der Zeit wäre, etwas zu verändern.
Erst wenn du die notwendigen Schritte der Änderungen einleitest, kannst du erahnen, dass diese sich nicht nur negativ auf dein Leben auswirken, sondern auch deinem Heil dienen. Wandlung beginnt, wenn du dich dem Leben stellst, Veränderungen zulässt, Altes loslässt und mutig Neuland betrittst. Um im Leben beweglicher zu werden, musst du daher dich von alten Denk- und Verhaltensmustern verabschieden. Wenn du bereit für Erneuerungen bist, ebnest du dir den Weg für ein selbstbestimmtes Leben.


Die Lösung liegt nicht im Festhalten, sondern im Loslassen!
Dein Leben ist ein ständiges auf und ab und du pendelst zwischen bewahren und verändern, zwischen Altem und Neuem, zwischen Wollen und Müssen, zwischen Pflicht und Lust.
Bevor jedoch etwas Neues geboren werden kann, muss zuerst das Alte sterben. Wenn du bereit bist, die Vergangenheit loszulassen und dich vertrauensvoll auf Neues einlässt, dann kann ein Erneuerungsprozess stattfinden. Bei einer Erneuerung opferst du nur das, was mit deinem wahren Ich nicht stimmig ist und dem du entwachsen bist. Erneuerungsprozesse entwickeln sich langsam durch Loslassen und Neuorientierung.
Aktuelle Erneuerungsprozesse oder der Aufbau aus astrologischer Sicht
Aus astrologischer Sicht befinden wir uns aktuell in einer spannenden Zeit des Neuanfangs. Am 21.12.2020 begegneten sich Jupiter und Saturn im Wassermannzeichen. Ein Ereignis, das zeitnah mit einer Sonnen- und Mondfinsternis stattfand. Diese aussergewöhnliche Konstellation läutete eine neue Zeitenwende an, welche in den nächsten 20 Jahren global in der Gesellschaft sichtbar werden wird.
Das Wassermannzeichen steht für Erneuerung, für soziale und humanitäre Eigenschaften, wo es um persönliche Entwicklung, individuelle Freiheit (Meinungsfreiheit, Demokratie), neues Denken, Vernetzung, technische Entwicklung und gesellschaftliche Veränderungen, wie auch um Gleichgesinnte und Freundschaften geht. Nicht so wie während der Pluto/Saturn Konjunktion im Steinbock, wo nur noch bestimmte Ansichten und einseitige Expertenmeinungen akzeptabel waren, Grundrechte beschnitten wurden, diktatorische Massnahmen verhängt wurden und in den öffentlichen Medien kein Diskurs mehr Platz hatte.
Im persönlichen Horoskop ist ersichtlich, wie sich diese Konstellation für jeden einzelnen Menschen auswirkt und welche Lebensbereiche persönlich betroffen sind. Vor allem Widder, Krebs, Waage und Steinbockgeborene der dritten Dekade sind mit Herausforderungen aber auch Chancen von dieser Konstellation betroffen. Die Quersumme des Datums 21.12.2020 ist eine 10, resp. eine 1, was ebenfalls für einen Neuanfang steht.
Individuell betrachtet, ermöglicht die Jupiter/Saturn Konjunktion im Wassermann emotional und persönlich zu wachsen, das Bewusstsein zu erweitern, alte Prägungen (Bannbotschaften, Antreiber) loszulassen und auf die Signale unser wundervollen Seele zu achten, um unser aller innewohnendes Potenzial zu entfalten.
Silvia Scherzinger und Karl Oberhauser
Silvia Scherzinger ist gelernte Pflegefachfrau. Sie hat die Ausbildung in Transaktionsanalyse und in Astrologie absolviert und führt zusammen mit Karl Oberhauser in Wil die Praxis VitaBalance.
Zusammen haben sie den «Seelencode» entwickelt, eine Behandlungsmethode um belastende Lebens- und Ahnenthemen aufzulösen.
www.praxis-vitabalance.ch / www.seelencode.ch
info@praxis-vitabalance.ch
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