Redaktionelles
Rezension

Matthias Horx: Zukunft wagen

Über den klugen Umgang mit dem Unvorhersehbaren - DVA, 2013
Matthias Horx behandelt in seinem neuesten Buch Zukunft wagen – Über den klugen Umgang mit dem Unvorhersehbaren nicht etwa allfällige generelle Zukunftsvisionen, er richtet den Blick vielmehr auf den einzelnen Menschen und seinen spezifischen, innerpsychischen Umgang mit Unvorhergesehenem. Sicherheitsbewusste Menschen, denen es oft an Flexibilität mangelt, dürften sich mit allen Überraschungen schwer tun. Matthias Horx, der Zukunftsforscher, fordert mehr Selbstverantwortung, Entscheidungsfreudigkeit und Autonomie. Transaktionsanalytisch ist also das integrierte ER, wie auch das freie K gefragt, hingegen wäre das krit. EL (welches u.a. Sicherheit sucht) nicht speziell dafür geeignet, sich mit überraschenden – oft Angst auslösenden – Ereignissen auseinanderzusetzen. Transaktionsanalytische Erkenntnisse und Verbindungslinien werden von Matthias Horx erwartungsgemäss nicht erwähnt, diese sind vom transaktionsanalytisch geschulten Leser selbst zu finden, und er findet eine Menge TA-Konzepte. So beispielsweise das Bezugsrahmensystem, die Ich-Zustände, der Autonomie-Zirkel, Skript-Entscheidungen und deren Auflösung mittels Erlauber und viele andere mehr. Horx ruft zu vielfältigen Vernetzungen auf, was er anhand vieler Beispiele aufzeigt. Dazu stellt er den Begriff Effizienz dem Begriff Effektivität gegenüber. Effizienz will immer mehr und immer billiger, wobei die Umweltbelastung keine Rolle spielt.
Effektivität hingegen erreicht Ziele nicht mit Maximierung, sondern durch intelligente Vernetzungen. Das braucht eine Horizonterweiterung (sprich Bezugsrahmenerweiterung). Dazu ist Vertrauen in andere notwendig, nur so können auch gegenseitige Verbindlichkeiten erfüllt werden.
Und noch ein letztes Stichwort: Resilienz. Dieses Lebensprinzip sorgt für das ‹Überleben›, für innere Stabilität. Matthias Horx überträgt diesen Begriff vom Persönlichen auch auf die Umwelt, sogar auf unseren Planeten Erde. So seien Wissenschaftler, vorwiegend Biologen 25 Jahre nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl zu einer Expedition in die verstrahlte Zone um den zerborstenen Reaktor aufgebrochen. Was sie dort fanden war sensationell. Obwohl direkt nach dem Unglück fast alle Bäume abgestorben sind, entstand jetzt ein neuer Wald, neue Flora und Fauna.
Ich zitiere (Seite 225): ‹Die ganze Zone um Tschernobyl ist heute die artenreichste Naturzone Europas. Praktisch alle grossen und kleinen Tierarten der Klimazone – Wildschweine, Wölfe, Luchse, Bären, seltene Wildpferde, Elche, Vögel – kommen in üppiger Zahl in diesem nun von Menschen verlassenen Gebiet vor. Keine Spezies dieser Breiten fehlt, im Gegenteil, die Artenvielfalt hat sich erhöht.›
Die Wissenschaftler vermuteten, dass es hier zu einer Selektion der Strahlenresistenz gekommen sei und sprachen von einer Darwin’schen Turbo-Evolution. Dadurch seien viele dämonische Fantasiegebilde zusammengebrochen.
Es geht letztlich in Matthias Horx’ Buch Zukunft wagen um den Umgang mit der Angst. Angst kann ein Eigenleben führen, in uns selbst, in der Kultur, in der Gesellschaft und in unseren Zukunftsbildern. Angst ist in vieler Weise der Schlüssel der Zukunft, so Matthias Horx.
Dieses Buch hat mir mein persönliches Egogramm verändert (krit. EL verkleinert, freies K und ER – wie ich hoffe – erhöht) und deshalb empfehle ich es allen, die vermehrt an die Zukunft glauben möchten und damit bei der eigenen Einstellung beginnen wollen.
Jürg Schläpfer
TSTA-E

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Artikel gesucht fürs info zwei 17 und eins 18

Das nächste info vom Herbst 2017 erscheint zum Thema Scham.
Thema des Kongresses im Frühling 2018 in Luzern sowie im info ist: Professionalität und Profession als Transaktionsanalytikerin und Transaktionsanalytiker.
Artikel zu beiden Themen sind herzlich willkommen!
Am besten direkt per E-Mail an die Redaktorin:
kontakt@barbaraheimgartner.ch.
Barbara Heimgartner
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