KVW Aktuell

Sonne, Sommer, Urlaub, … Sonntag

Karl Brunner, geistlicher Assistent im KVW
Jetzt ist sie wieder da, die alljährliche Urlaubszeit! In diesen Wochen kann man nicht sicher sein, ob man vorfindet, wen man sucht. Die Menschen machen sich auf den Weg – mitunter mit langen Staus – und versuchen dem Alltag zu entfliehen. Dass das nicht so einfach ist, wird schnell deutlich: Selbst, wenn schon alles gebucht ist, ist das Packen und die Anreise durchaus herausfordernd und bis man vom Alltagsstress herunterfahren und abschalten kann, dauert es auch einige Tage.

Während in der Arbeit – sei es daheim, im ehrenamtlichen Einsatz oder im bezahlten Beruf – sehr oft die Leistung zählt und wir das Rad am Laufen halten müssen, dürfen wir uns im Urlaub unabhängig von Leistungsdruck entfalten. Es ist die Zeit, wo wir als Menschen zählen und nicht so sehr, was wir tun und leisten. Freilich gibt es auch da Personen, die den Stress mit in die Ferien nehmen oder sich selbst im Hinblick auf die Erholung und was da alles zu geschehen hat, unter Erwartungsdruck setzen. Insgesamt bietet diese Phase des Jahres aber immer wieder die Gelegenheit, uns selbst mehr in den Blick zu nehmen. Wir werden sozusagen eingeladen, dem, was uns wichtig ist, was uns ausmacht, mehr Zeit und Raum zu widmen. Wir dürfen mehr wir selbst sein.

Der Urlaub unterbricht das Jahr und der Sonntag die Woche. Auch da kommt es zu einer Unterbrechung im Leistungsgeschehen, was wohltuend sein kann. Diese Phasen in der Woche und im Jahr können uns daran erinnern, dass wir, so wie wir sind, wertvoll sind und zwar unabhängig davon, was wir leisten. Eine Erkenntnis, die uns in der heutigen Leistungsgesellschaft guttun kann.

In diesem Sinne uns allen: Eine gute Reise zu uns selbst!
Text: Karl Brunner

KVW Aktuell

Recht auf Wohnen

Arbeitsgruppe des KVW-Vinschgau legt Vorschläge auf den Tisch
Die Mitglieder der AG Wohnen des KVW Bezirk Vinschgau treffen auf Landesrätin Ulli Mair (2.v.l.) mit v.l.: Emil Unterholzner (KVW-Bezirkssekretär), Heinrich Fliri (KVW-Bezirksvorsitzender), Georg Lechner (Leiter der KVW-AG Recht auf Wohnen), Herbert Schatzer (KVW-Vorstandsmitglied), Andrea Frank (Mitglied der KVW-AG Recht auf Wohnen) und Werner Atz (KVW-Geschäftsführer)


Wohnen ist ein Grundrecht und sollte deshalb auch leistbar sein. Die Probleme sind allgemein bekannt, doch wirksame Lösungen brauchen kompetente Informationen und umsetzbare Vorschläge. Mit solchen hat sich die Arbeitsgruppe “Recht auf Wohnen – leistbares Wohnen” unter der Leitung von Georg Lechner auseinander­gesetzt und diese am Montag, 6. Mai 2024 im Rahmen einer Sitzung des KVW-Bezirksaus­schusses in Schlanders Landesrätin Ulli Mair vorgestellt.

Die Vorschläge der KVW-Arbeitsgruppe gliedern sich in Urbanistik, privater und öffentlicher Mietmarkt sowie Immobilienmarkt und Wohnbauförderung. Zu jedem einzelnen Themenbereich wurden die Ausgangssituation dargelegt und darauf aufbauend nachhaltige Lösungen gesucht. Neben einer langfristigen Perspektive sind auch kurz- und mittelfristige Maßnahmen gefragt. Beispiel Urbanistik. Hier sind in erster Linie die Gemeindeentwicklungspläne zielorientiert umzusetzen. Leerstandserhebungen sollten die Grundlage für weitere, jedoch wesentlich vereinfachte Planungen sein. Auch ist der inzwischen hierzulande geforderte hohe Baustandard zu überdenken. Was den privaten Mietmarkt betrifft, so müssten 60 Prozent der einheimischen Bevölkerung zur Verfügung stehen. Zweckentfremdete Nutzungen sollten geahndet werden, wobei die eigens für Kontrollen geschaffene Agentur für Wohnbauaufsicht bislang in nur 40 von den 116 Südtiroler Gemeinden kontrolliert und hier schon bei jeder achten Wohnung Vergehen festgestellt hat. Zudem sind Anreize zur Langzeitvermietung zu schaffen. Möglich ist das durch eine geringere Gemeindeimmobiliensteuer auf Wohnungen, die als Erstwohnung zum Landeszins vermietet werden. Die Gemeinde Kastelruth hat dies vorgemacht. Was den öffentlichen Mietmarkt angeht, so ist das Wohnbauinstitut gefordert. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Ende letzten Jahres standen 944 Sozialwohnungen leer und gleichzeitig lagen im Amt über 3.500 Gesuche um Zuweisung einer Sozialwohnung auf. Sanierungen müssen beschleunigt, vereinfacht und unbürokratischer erfolgen können. Den privaten Wohnungsmarkt bedienen in Südtirol seit Jahren immer mehr Immobilienunternehmen, Makler und private Investoren mit zunehmender Monopolstellung. Hier hat die öffentliche Hand steuernd einzugreifen, wobei verstärkt auf solidarische Wohnbaumodelle wie gemeinnützige Wohnbaugenossenschaften zu setzen ist, die auch generationenverbindend wirken. Dem Mittelstand sollte der geförderte Mietkauf ermöglicht werden, um zu einer höheren Identifikation mit dem Mietobjekt und insgesamt motivierend für den Aufbau von Eigentum beizutragen. Eine Vorfinanzierung der Wohnungen ließe sich durch Einsparungen aus den bisherigen Mitbeiträgen und weiteren öffentlichen Mitteln realisieren. Was die zuständigen Landesämter betrifft, so schlägt die KVW-Arbeitsgruppe deren konsequente Reorganisation vor. In diese Kerbe schlägt auch die zuständige Landesrätin, die die Aufgaben der Wohnbauabteilung mehr in einer strategischen Funktion sieht. Zusammenfassend stellte Georg Lechner für die Arbeitsgruppe fest: “Viel Knochenarbeit steht der Frau Landesrätin bevor und wir können nur hoffen, dass Wohnen in Südtirol wieder leistbar wird und nicht weiter zum Luxusgut verkommt.”
Text: Josef Bernhart