Kommentar
Klimawandel bedroht Menschen
Auswirkungen auf Beschäftigung und Wirtschaft
Die Entwicklung der CO²- Emissionen weltweit, Abbildung nach Prof. Franz Josef Radermacher
Ende 2015 hat die Weltgemeinschaft beim Klimagipfel in Paris konkrete Maßnahmen beschlossen um dem Klimawandel entgegen zu treten. Über 95 Prozent aller Wissenschaftler weltweit sind sich in den grundlegenden Fragen der Erderwärmung einig und die politischen Institutionen beschlossen dem zu folgen. Laut den meisten Experten sind die getroffenen Maßnahmen aber leider immer noch zu wenig.
Zurzeit verbraucht die gesamte Menschheit ca. 35 Mrd. Tonnen CO²/Jahr. Sollten wir nichts gegen den Anstieg tun, erreicht dieser Wert im Jahr 2050 65 Mrd. Tonnen CO²/Jahr. Das wäre eine Welt mit ca. 6° C mehr als jetzt, eine Horrorvorstellung, die den Menschen in seiner Existenz bedroht. Ganze Inselstaaten verschwinden, unsere Kinder kennen Gletscher nur mehr von Postkarten, das globale Klima ändert sich in einer Art und Weise, dass auch abrupte Eiszeiten durch Verschiebungen von Meeresströmungen möglich werden.
Jeder mit der Überzeugung, mit der Reduktion unserer Emissionen würden wir das schaffen, dem sei ein einfaches Rechenbeispiel vor Augen geführt. Zurzeit haben wir in Europa einen Durchschnittswert des CO² Ausstoßes pro Einwohner von 9 Tonnen pro Jahr. Um das 2 Grad Celsius Ziel bis 2050 alleine über Reduktion der Emissionen zu erreichen, müssten wir auf 1 Tonne pro Jahr pro Einwohner runterkommen. Unmöglich ohne einen sehr schmerzhaften Wohlstands-Einbruch. Auch in Südtirol müssten wir unseren Ausstoß um 75 Prozent senken.
Reduzierung der CO² Emissionen
In Paris wurden deshalb zwei Dinge beschlossen. Erstens konkrete Zusagen zur Reduzierung der CO² Emissionen. Mit diesen Zusagen erreicht man die Eingrenzung des Temperaturanstieges auf 4 Grad Celsius. Die Auswirkungen mit 4 Grad wären enorm. Schauen wir uns Südtirol an, denn könnten folgende Szenarien im Jahr 2050 nur des Klimas wegen Wirklichkeit sein:Wintertourismus: So wie wir ihn kennen gibt es ihn nicht mehr. Es gibt kaum ein Skigebiet, welches wirtschaftlich überleben könnte da nur mehr mit Kunstschnee gearbeitet werden kann. Auch Gletschergebiete gibt es kaum mehr. Die besten Technologien würden uns höchsten falls Zeit verschaffen. Die Frage bleibt, ob wir uns die Kosten dafür noch leisten können. Vielleicht fährt dann nur noch eine kleine Elite Ski.
Landwirtschaft: Jetzt schon sind wir mit der Blütezeit um 2 bis 3 Wochen früher dran. Die Wälder werden den landwirtschaftlichen Gründen Platz machen müssen, denn wir müssen mit unseren Äpfeln & Co höher hinaus. Die Temperaturverschiebungen, speziell im Winter, können die Kulturlandschaften vor neuen gesundheitlichen Herausforderungen stellen. Wenn es nicht mehr richtig kalt wird im Winter, überleben Schädlinge und Parasiten. Ganz neue Sorten werden angebaut werden müssen.
Sommertourismus: Die Berggebiete könnten im Sommer profitieren, die Tallagen werden sich neu orientieren müssen.
Handel und Handwerk hängen eng mit dem Tourismus zusammen und werden entsprechend in Mitleidenschaft gezogen.
Verarbeitendes Gewerbe: Die bestehenden Unternehmen arbeiten gut bis sehr gut und sind international gut aufgestellt. Der Export wird daher (je nach Branche) unabhängiger sein von den lokalen Veränderungen und sogar in seiner Wichtigkeit für den Gesamtwohlstand Südtirols noch zunehmen. Heißt aber auch, wir werden noch abhängiger von internationalen Ereignissen, von den Dynamiken der Globalisierung. Welche weltweiten Phänomene hierbei ihre Auswirkungen zeigen, ist noch nicht abschätzbar.
Begrezung der Erderwärmung
Mit 4 Grad Celsius wäre die Welt eine andere, definitiv. Aus diesem Grund hat Paris sich zum zweiten ein weiteres Ziel gesetzt: Die Begrenzung auf 2 bzw. 1,5 Grad Celsius. Nachdem es aber dafür keine konkreten Umsetzungsstrategien gibt wurde dies als sogenannte Zielvorgabe definiert. Mit einer „ambition Gap“, einer Ambitionslücke, die es zu füllen gilt. Doch wie soll das gehen?Jeder mit der Überzeugung, mit der Reduktion unserer Emissionen würden wir das schaffen, dem sei ein einfaches Rechenbeispiel vor Augen geführt. Zurzeit haben wir in Europa einen Durchschnittswert des CO² Ausstoßes pro Einwohner von 9 Tonnen pro Jahr. Um das 2 Grad Celsius Ziel bis 2050 alleine über Reduktion der Emissionen zu erreichen, müssten wir auf 1 Tonne pro Jahr pro Einwohner runterkommen. Unmöglich ohne einen sehr schmerzhaften Wohlstands-Einbruch. Auch in Südtirol müssten wir unseren Ausstoß um 75 Prozent senken.
Fossile gegen erneuerbare Energie austauschen
Aus diesem Grund muss es noch eine weitere Strategie geben die uns hilft die Ambitionslücke zu schließen, und diese heißt Kompensation. Eine Kompensation, oder auch Klimaschutzprojekt genannt ist, vereinfacht gesagt, die Investition in ein Projekt, welches entweder CO² aus der Atmosphäre entzieht oder CO² gar nicht entstehen lässt, indem fossile Energie mit erneuerbarer ausgetauscht wird. Dies ist unsere zurzeit einzige Chance um genügend Zeit zu gewinnen.
Anders leben auf diesem Planeten
Und wir brauchen Zeit und zwar einige Jahrzehnte. Kompensationen sind ein Mittel, um uns Zeit zu kaufen. Zeit, um Bewusstsein zu schaffen und Technologien hervor zu bringen, die es uns ermöglichen, anders auf diesen Planeten zu leben. Mit anderen Ressourcen, mit anderen Lebensstilen, aber nicht mit weniger Wohlstand. Dazu müssen wir allen Menschen auf diesem kleinen Planeten die Möglichkeit geben Wohlstand, Bildung und Sinn in ihrem Tun zu erreichen. Klimaschutzprojekte sind so eine Möglichkeit.TEXT: Klaus Egger
Klaus Egger ist Mitarbeiter des Terra Institutes in Brixen und koordiniert das „Klimaneutralitätsbündnis 2025 – Region Südtirol“, bei dem sich Unternehmen in Österreich und Italien freiwillig der Herausforderung stellen, klimaneutral zu werden.