KVW Aktuell

Alchemilla 2018

25 Jahre Südtiroler Frauenkalender
Frauenkalender 2018, herausgegeben von 
Alchemilla, 
Taschenkalender mit flexiblem Einband und Lesebändchen, 304 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Grafik von 
Gabi Veit.
Der Südtiroler Frauenkalender der engagierten Alchemillen erscheint im Herbst zum 25. Mal und zeigt sich wieder selbstbewusst, feministisch und kritisch. Auch die Ausgabe 2018 wurde von Heidi Hintner koordiniert, mit ihr im Redaktionsteam waren Alessia Dughera, Martina Kirchler und Claudia Messner. Hier ein Gespräch mit Heidi Hintner.
Heidi Hintner,
Konzeption, Koordination und Redaktionsleitung des Südtiroler Frauenkalenders Alchemilla
Alchemilla präsentiert wieder die Frauenorganisationen, die die Südtiroler Realität widerspiegeln und veröffentlicht Geburtstagswünsche zum Silbernen. Alchemilla engagiert sich für Frauenrechte und setzt ein Zeichen für Respekt und Vielfalt. Die Ansage ist klar: Nein zu Diskriminierung und Ausgrenzung und Ja zu einem interdisziplinären Frauennetz und zur Sichtbarmachung von Frauen und Frauenthemen.
Alchemilla 2018 ist ein spannendes Lesebuch und bietet viel Stoff zum Schmökern; die breite Palette an Informationen über Frauenorganisationen, Comic-, Buch- und Musiktipps sowie der ausführliche Serviceteil erhöhen den praktischen Nutzwert.
Alchemilla 2018 entstand mit tatkräftiger Unterstützung von vielen Sponsorinnen und v.a. der Hauptsponsorin Stiftung Südtiroler Sparkasse. Die kostenlose Ausgabe des Frauenkalenders gibt es in den Zweigstellen der Sparkasse und bei den KVW Frauen.Drei Fragen an Heidi Hintner, Koordinatorin 2018.
Frauen sichtbar machen ist ein Leitthema von Alchemilla. Welche Frauenleben stehen 2018 im Fokus?
Heidi Hintner: Für die letzte Ausgabe haben wir wieder schöne Frauenporträts zusammengestellt und uns eher lokal orientiert, aber nicht nur. Natürlich verschlafen wir nicht den 110. Geburtstag von Simone de Beauvoir oder den 70. Geburtstag von Anita Pichler. Auch die Südtirolerinnen Gertraud Oberrauch, Haidrun Achammer, Elisabeth Malleier, Alexandra Aschbacher und Christine Zuenelli werden präsentiert.
In dieser besonderen Ausgabe präsentieren Sie auch wieder feministische Vorhaben der einzelnen Frauenorganisationen im Lande. Was ist für 2018 der Fokus?
Hintner: Es geht nach wie vor um die klassischen emanzipatorischen Frauenthemen: soziale Akzeptanz und Chancengleichheit, Lohngleichheit, gerechte Arbeitsbedingungen und Arbeitsverhältnisse, ein klares Nein zu Männergewalt gegen Mädchen und Frauen. Unsere Palette reicht auch 2018 von A wie Arbeit bis Zeit wie Zeit und behandelt Sprache, Politik, Teilhabe, Demokratie.
2018 wählt Südtirol den neuen Landtag; ein Thema auch für Alchemilla?
Hintner: Selbstverständlich! Wie lange wird es noch dauern, bis Südtirol reif für eine Landeshauptfrau (fürchterlicher Name übrigens!) ist? Wir zeigen auf, dass es wichtig ist, frauenorientierte Frauen zu wählen und Frauen eine Stimme zu geben. Es beginnt schon mit dem Frauenanteil auf den unterschiedlichen Listen der Parteien: ein Reißverschluss-System sollte garantieren, dass es 50 Prozent Frauen in den Landtag schaffen.
Alchemilla
Am 22. November 2017 wird der neue Alchemilla-Frauenkalender im Rahmen eines Festes im Museion vorgestellt. Eintrudeln ab 18.30 Uhr.
Die KVW Frauen werden zahlreich anwesend sein!

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Frauen in Führungspositionen

Was unterscheidet Angela Merkel und Martin Schulz?
Angela Merkel gegen Martin Schulz. Duell oder Duett? Viel ist darüber geschrieben und gesagt worden. Vieles wurde analysiert. Auch an der Eurac Research an einem Diskussionsabend über Themen, Typen und Temperamente.
„Maß und Mitte“, dafür stehe sie, die amtierende Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland. Somit war gleich zu Beginn klar: ihr geht es nicht um Extreme. Genau so sieht es auch die erfahrende Wirtschaftsjournalistin Lydia Ninz, die aus Bozen stammt und in Wien lebt. Sie war neben dem bekannten Körpersprache-Experten Stefan Verra im September an die Eurac geladen, um das Kanzler-Duell zu analysieren. Gemeinsam mit über einhundert Frauen aus ganz Südtirol und einigen Männern als Zuseher.
Die Körpersprache sei wichtiger als der Inhalt, so Stefan Verra gleich zu Beginn. Begründung: das Gehirn kann nur knapp ein Prozent des Gehörten aufnehmen. Während die Kanzlerin in ihrer Haltung Alphatierqualitäten vermittle, war dies beim Herausforderer weniger zu sehen, so Verra. Er sei einfach zu nett gewesen. Schon TV-Legende Thomas Gottschalk hatte in einer unmittelbaren Nachbetrachtung betont, dass es wenig Aufregendes zwischen den beiden Kontrahenten gab. Mit Ausnahme der Frage nach dem Kirchenbesuch.
Auch Journalistin Ninz, gelernte TV-Dramaturgin, fand diese Szene auflockernd. Angela Merkel und Martin Schulz waren von Moderatorin Sandra Meischberger gefragt worden, ob sie heute schon in der Kirche waren, zumal es ja um das Thema Religion gehe. Während Merkel dies spontan verneinte, fiel Martin Schulz ein, dass er in einer Kapelle war. Daraufhin ergänzte die Bundeskanzlerin, am Vortag in einer Kirche ihres verstorbenen Vaters gedacht zu haben. Stefan Verra hält hierzu nur eine Antwort für richtig: „Das geht niemanden etwas an.“ Man dürfe nicht auf der einen Seite die Trennung von Staat und Religion fordern und auf der anderen Seite mit seiner Religion Wahlkampf betreiben, so der Körpersprache-Experte. Dennoch sei die Bundeskanzlerin in ihrer Schüchternheit authentisch gewesen, ergänzte Verra.
Zusammenfassend, so Stefan Verra, solle man sich nicht zu viel auf Berater verlassen. Dies sei auch in der Schlussszene deutlich und für Martin Schulz negativ zum Ausdruck gekommen. Demgegenüber hinterließ die Bundeskanzlerin in ihren Abschlussworten einen sehr verlässlichen Eindruck. Ganz im Sinne des „wir schaffen das“ wünschte sie allen Fernsehzusehern eine gute Nacht, oder wie es ein Politikberater auf den Punkt brachte: Sie können beruhigt schlafen gehen, Mutti macht das schon.
Was solche TV-Duelle wirklich bringen, bleibt auch wissenschaftlich umstritten. Tatsache ist: über 16 Millionen Menschen haben das Duell verfolgt und Angela Merkel mit über 60 Prozent kompetenter gesehen, auch wenn der Herausforderer als angriffslustiger und bürgernäher galt.
Auch die Eurac Research wird weiterhin genau hinschauen, wenn es um das Thema der Führungspotentiale und hier insbesondere um Qualitäten und Chancen von Frauen geht. Analysen, Empfehlungen und die Diskussion stehen dabei im Mittelpunkt der Event-Reihe, die auch 2018 gemeinsam mit den KVW Frauen und mit Unterstützung der Tiroler Versicherung fortgesetzt wird.
Text: Josef Bernhart