Jugend

Im Schutz der Anonymität

Was Hasspostings im Internet anrichten können
Lisa Zingerle, Schülerin,
19 Jahre, aus Ehrenburg,
Aufgewachsen in einer Generation, die sich zwischen „Sei du selbst!“ und dem tiefen Bedürfnis nach Zugehörigkeit nie so wirklich entscheiden kann, nutzen wir alle Möglichkeiten, um uns mitzuteilen.
Das Internet bietet dabei eine Plattform größer als alles andere zuvor. Wir wollen gehört werden und nichts funktioniert dabei besser als dieses auf Interaktion basierende Medium.
Dadurch konnte schon viel Gutes bewirkt werden, wir konnten Aufmerksamkeit auf Themen lenken, die schon zu oft totgeschwiegen wurden (z.B. #metoo), durch Petitionen schon das ein oder andere verändern und müssen uns selten auf eine einzige Quelle verlassen. Durch die Kommentarkultur wurden aus teilweise stillen Informationsempfängern, eingenständige, alles hinterfragende Weltverbesserer, die sich nicht durch begrenzte Zeichenanzahl oder Sendezeiten einschränken lassen.
Wir alle lieben diese unwiderstehliche Möglichkeit (und vielleicht auch Pflicht?) zu allem und jedem unseren eigenen Senf hinzuzugeben. Aber zu viel oder schlechter Senf schmeckt nicht.
Wir brüsten uns mit Meinungsfreiheit, doch Freiheit heißt immer auch ein gewisses Maß an Verantwortungsbewusstsein.
Wir dürfen nicht vergessen, welche Macht Worte haben können, nur weil wir uns nicht mit der direkten Reaktion unseres Gegenübers beschäftigen müssen. Hasspostings im Internet können dramatische Folgen haben, denn Worte sind Worte und sie können schmerzen, egal ob von Angesicht zu Angesicht oder auf einem Bildschirm. Beleidigungen, Anfeindungen oder Cybermobbing hinterlassen bei einigen tiefe Spuren, die mitunter zu Depressionen oder sogar Selbstmord führen können. Andere sind es bereits so gewohnt, dass sie über Sätze wie „Geh einfach sterben!“ nur kurz uninteressiert die Schultern zucken können, sie nehmen diese Worte nicht mehr ernst. Der/die Schreiber/in meint diese Worte oft ja auch nicht wirklich ernst. Was einerseits gut ist, aber andererseits genau zeigt, wie unsensibel wir gegenüber Worten eigentlich geworden sind.
Die Hemmschwelle fehlt - und mit ihr verlieren wir nach und nach jegliches Gefühl dafür, welche Macht Worte eigentlich haben können.
Es fällt uns leicht, andere zu diffamieren, bloßzustellen oder möglicherweise auch unbewusst zu verletzen, weil wir oft mit keinerlei Konsequenzen zu rechnen haben. Wir denken, im Schutz der Anonymität des Internets können wir tun und lassen was wir wollen, sprechen und schweigen wann wir wollen. Doch wir sollten nicht vergessen, dass diese Anonymität nichts am Wert unserer Worte ändert. Das Internet ist ein alltäglicher Teil unseres gemeinschaftlichen Zusammenlebens geworden. Mehr als jemals zuvor sind wir die Worte, die wir wählen.
Es ist (und bleibt hoffentlich auch) unsere Entscheidung, was für Worten wir erlauben, über unser Miteinander zu bestimmen.
Es liegt allein in unserer Hand, wie wir die Macht der Worte nutzen wollen. Wenn wir mit diesem Hintergedanken Kommentare schreiben, lassen sich Cybermobbing und Hasspostings ganz einfach vermeiden.
Text: Lisa Zingerle

KVW Aktuell

Menschenwürdig Arbeiten

KVW Frauen beim europäischen Treffen von Frauenverbänden. Unter dem Titel: „Im Mittelpunkt die Wirtschaft: Menschenwürdig arbeiten und leben in Europa – Vision oder Realität?“ fand vom 3. bis 9. Juni 2018 in Rahrbach (Deutschland) ein Seminar des Frauen-Netzwerkes der KAB Deutschland, Österreich, Schweiz und der KVW Frauen mit 20 Teilnehmerinnen statt.
Es wurde auch kreativ und handwerklich gearbeitet: mit dabei Helga Mutschlechner, Birgit Margesin und Rosa Obergasteiger von den KVW Frauen.
„Diese Wirtschaft tötet“, so Papst Franziskus und er macht in dieser knappen Formulierung auf die soziale Spaltung und die Ausgrenzung vieler Menschen aufmerksam. Die Europäische Union ist gefragt und kann Vorreiter für ein anderes Wirtschaften sein, das für ein Mehr an sozialem Ausgleich sorgt. Wenn von menschenunwürdiger Arbeit die Rede ist, wird zumeist an die Textilarbeiterinnen in Asien gedacht. Tatsächlich ist aber auch in Europa (Erwerbs-)Arbeit oftmals alles andere als menschenwürdig – sowohl was die ArbeitnehmerInnenrechte als auch was die oftmals krankmachenden Bedingungen des Arbeitslebens betrifft – mit entsprechenden Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Familien. Hinsichtlich einer Humanisierung der Arbeitswelt besteht dringender Handlungsbedarf.
Europäische Zusammenarbeit
Menschenwürdige Arbeitsbedingungen standen im Focus des Seminars. Analysiert wurden die Zusammenhänge zwischen Wirtschaftsinteressen und ArbeitnehmerInnenrechte sowie der Zunahme sozialer Verwerfungen in Europa. Dabei wurde besonders auch die Bedeutung von Arbeitnehmerorganisationen und Gewerkschaften und ihre europäische Zusammenarbeit in den Blick genommen und weiterentwickelt. Ihnen kommt in der Sicherstellung menschenwürdiger Arbeitsbedingungen und dem Ausbau sozialer Rechte eine wichtige Rolle zu.
Die Teilnehmerinnen diskutierten mit den Gewerkschaften über Mindestlohn, Tarifverträge, Arbeitszeiten, soziale Absicherung, Grundeinkommen und über Digitalisierung. Neben Referaten über faire Arbeitsbedingungen standen auch praktische Aktivitäten auf dem Programm.