Jugend

Zwischen Konkurrenz und Solidarität

Eine etwas andere Work-Life-Balance
Barbara mit 
Judith
Barbara Oberhofer ist 21 Jahre jung, stammt aus Schwaz in Nordtirol, studiert Management und Recht am MCI in Innsbruck und stammt aus einer Unternehmerfamilie. Sie ist eine von vielen Ehrenamtlichen, die jedes Jahr Kinder und Familien aus Südtirol in den Einrichtungen der Caritas in Caorle betreut. Sie ist außerdem Mitglied im Pfarrgemeinde- und Pfarrkirchenrat sowie Messnerin in ihrer Heimatgemeinde Schwaz.
Barbara, du bist seit drei Jahren im Sommer über mehrere Wochen in Caorle und betreust hier Familien und Kinder aus Südtirol. Was motiviert dich dazu?
Barbara: Für mich ist es schön, mit Kindern zu arbeiten, ich lerne viele Menschen kennen und bin weg von daheim. Diese Zeiten sind für mich ein Ausgleich und es entstehen viele schöne Beziehungen daraus. Die Kinder schreiben mir auch während des Jahres auf Instagram und meine BetreuerkollegInnen treffe ich im Studium in Innsbruck wieder. Vor allem aber macht es mir so richtig Spaß, anderen eine Freude zu machen.
Was bedeutet Solidarität für dich?
Barbara: Hm, da muss ich nachdenken ... Also für mich bedeutet Solidarität, mich selbst etwas zurück zu nehmen und Zivilcourage zu zeigen. Es bedeutet auf Menschen um mich herum zu schauen und vom Individualismus weg zu kommen.
Ist dein Einsatz in Caorle auch Ausdruck von Solidarität?
Barbara: Ja, auf alle Fälle: Wir bekommen ja nur ein kleines Taschengeld dafür und bringen unseren Einsatz nicht für Geld. Ich schenke da also meine Zeit her und setze sie für die Kinder und die Familien aus Südtirol ein. Es geht mir darum, den Kindern einen Sommer zu schenken, an den sie sich zurück erinnern können.
Du studierst Wirtschaft und Recht. Welche Rolle spielt in deinem Studium bisher der Solidaritätsgedanke?
Barbara: Wenn ich ehrlich bin, eine zu geringe Rolle. Da geht es ums Bestehen am Markt, darum effizient zu sein, weil man sonst aus dem Markt geworfen wird. Solidarität ist da kaum ein Thema. Vielmehr wird hier Konkurrenz vermittelt. Auch im Studium selbst wird Leistung sehr hoch bewertet, was als Kehrseite durch Rankings die Konkurrenz unter uns StudentInnen befeuert. Man lernt so aber auch sich „durchzubeißen“ und erwachsen zu handeln.
Heißt das, dass Erwachsensein weniger mit Solidarität und mehr mit Konkurrenz zu tun hat?
Barbara: Ich fühle mich nicht mehr so beschützt und muss lernen, mich durchzusetzen, damit ich mich aufs Berufsleben vorbereiten kann.
Das klingt so, als ob es in deinem Leben zwei Pole gäbe: Da ist auf der einen Seite die Berufs- und Studienwelt, wo der „Konkurrenzgedanke“ vorherrscht und andererseits dein Privatleben, wo du dich ehrenamtlich einbringst und der Solidarität großen Raum gibst. Hast du das Bedürfnis, diese beiden Bereiche in Einklang zu bringen?
Barbara: Ja, das stimmt. Im Moment habe ich dieses Bedürfnis aber noch nicht. Für mich ist das meine „Work-Life-Balance“. Das Ehrenamt stellt einen Ausgleich zu meinem Studien- und Berufsalltag dar. Im späteren Berufsleben möchte ich diese beiden Bereiche aber schon verknüpfen und einen sinnvollen Mittelweg finden.
Was heißt das konkret?
Barbara: Naja, ich bin jetzt nicht „obersozial“. Ich könnte keine Sozialarbeiterin werden, obwohl ich Leute bewundere, die sich dafür entscheiden. Ich möchte im Wirtschaftsbereich bleiben und zwar im Bereich der Unternehmensführung. Damit ich dort erfolgreich arbeiten kann, muss die Unternehmensphilosophie zu mir und meinen – auch solidarischen – Überzeugungen passen. Mir fallen einige Unternehmen ein, für die ich aus ethischen Gründen niemals arbeiten könnte.



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