Acht Stunden schlafen, immer durchschlafen, der beste Schlaf ist vor Mitternacht: so wird guter Schlaf oft bezeichnet. Gut schlafen bedeutet aber nicht unbedingt durchzuschlafen oder lange zu schlafen, sondern dass der Schlaf erholsam ist. Gesunder Schlaf ist eine wichtige Voraussetzung für körperliches und geistiges Wohlbefinden und damit für ein gesundes Leben.
Etwa jeder Dritte schläft schlecht – nach eigenem Empfinden. Doch nicht immer lässt sich die subjektive Einschätzung des eigenen Schlafes bei genaueren Untersuchungen bestätigen. Gut schlafen bedeutet nämlich nicht, acht bis neun Stunden durchschlafen zu können. Wichtig ist, dass der Schlaf erholsam ist. Ein Drittel seines Lebens verbringt der Mensch im Bett. Jeder weiß, wie sehr schlechter Schlaf Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden belasten kann.
Schlaf ist keine Zeitverschwendung
Die Aufzeichnung der Hirnströme (Elektroenzephalographie, EEG) hat gezeigt, dass Schlaf kein monotoner Zustand ist. Im Gegenteil: das Gehirn ist im Schlaf hochaktiv. Schlaf ist vor allem Aufarbeitung des Erlebten und nicht nur Ruhe, Erholung und Entspannung. Während des Schlafes sortiert das Gehirn Wichtiges vom Unwichtigen. Einblick in diese Schlafarbeit geben die Träume, sie lassen uns bewusst werden, was uns beschäftigt.
Das EEG weist im Schlaf einen ständigen Wechsel zwischen leichteren und tieferen Schlafphasen auf. Auf ein leichtes folgen immer tiefere Schlafstadien bis zum Tiefschlaf. Daran schließt der Traumschlaf an. Dann beginnt der Schlafzyklus von vorne. Vier bis sechs solcher Zyklen sollte man im Schlaf durchlaufen. Unabhängig davon, ob man neun oder nur fünf Stunden schläft. Der Schlaf vor Mitternacht ist nicht besser als jener danach: Es zählen die Schlafzyklen, die durchlaufen werden.
Gut zu schlafen ist wichtiger als lange zu schlafen
Die Schlafdauer ist individuell sehr unterschiedlich. Auch das Lebensalter spielt eine Rolle. Ein Kleinkind schläft bis zu zwölf Stunden, ein Erwachsener oft auch nur fünf bis sechs Stunden. Ein Kriterium für ausreichend erholsamen Schlaf ist, wie man sich tagsüber fühlt. Wer ausgeruht, leistungsfähig ist und ohne Schlafpausen durch den Tag kommt, hat ausreichend geschlafen, auch wenn dies subjektiv oft nicht so empfunden wird.
Ein weiteres Kriterium für erholsamen Schlaf ist der Schlaftyp. „Eulen“ erreichen abends ihre maximale Leistungsfähigkeit und kommen in der Früh kaum aus den Federn, während „Lerchen“ abends bald müde, aber um 6 Uhr morgens frisch und munter sind. Ein Leben gegen seinen angeborenen Rhythmus ist zwar zu gewöhnen - und oft nicht anders möglich -, tut aber dem Körper nicht gut.
Mehrere Studien konnten belegen, dass sich Parameter wie Wohlbefinden, Zufriedenheit und auch Fehlzeiten durch Erkrankungen deutlich verbesserten, wenn man Schichtarbeiter nach ihrer inneren Uhr leben und arbeiten ließ.
In der Nacht erholt sich der Körper
Auch der Körper erholt sich über Nacht: Stoffwechsel und Immunsystem werden angekurbelt. Ständiger Schlafmangel erhöht das Risiko für Depressionen. Umgekehrt können psychische Probleme aber auch zu Schlafproblemen, vor allem zu Ein- und Durchschlafstörungen, führen. Ein erhebliches Problem stellt gesteigerte Tagesschläfrigkeit dar. Der Körper holt sich nämlich den Schlaf, den er benötigt: Betroffene nicken in monotonen Situationen unwillkürlich ein. Bei der Arbeit und im Straßenverkehr kann dies schlimme Folgen haben.
Was tun bei Atemaussetzer im Schlaf?
Das eigene Gefühl, ausreichend und gut zu schlafen, trügt manchmal: Menschen mit Schlaf-Apnoe-Syndrom schlafen meist durch. Die dabei auftretenden Atemaussetzer zerstören jedoch die Schlafarchitektur, unterbrechen also den rhythmischen Ablauf der Schlafzyklen. Schlaf-Apnoen können schwere Folgen haben. Eine Studie zu Schlafapnoe, die über die vergangenen zwanzig Jahre durchgeführt wurde, hat ergeben, dass Menschen mit Schlafapnoe ein erhöhtes Risiko eines Schlaganfalls oder eine höhere Sterblichkeitsrate haben. Es ist dabei weniger die Länge der Atemaussetzer ausschlaggebend, als vielmehr deren Häufigkeit und wie sehr der Sauerstoffgehalt im Blut abnimmt. Das nächtliche Atmen durch eine Nasenmaske, die kontinuierlich einen leicht erhöhten Luftdruck anbietet und damit die Atemwege offen hält, ist die Behandlung der Wahl. Sie kann daheim angewendet werden und verhilft Betroffenen wieder zu einem erholsamen Schlaf.
Schlafprobleme vom Arzt abklären lassen, aber nicht alle Störungen sind behandlungsdürftig
Wenn Schlafprobleme länger, also über einen Monat andauern, und die Leistungsfähigkeit tagsüber darunter leidet, sollte man einen Arzt aufsuchen. Oft wird durch ein ausführliches Gespräch und eine klinische Untersuchung weitere Diagnostik hinfällig. Ziel ist es, neurologische und internistische Grundkrankheiten auszuschließen, die sekundär zu einer Schlafstörung führen können.
Aber nicht alle Schlafstörungen sind behandlungsbedürftig. Oft helfen bereits einige Verhaltensänderungen, um nachts gut zu schlafen und damit morgens erholt und leistungsfähig in den Tag starten zu können (siehe Kasten anbei).
Harald Ausserer, Facharzt für Neurologie mit eigener Praxis in Meran.
Text: Harald Ausserer