Umwelt

Plastikfisch - der Fisch der Zukunft

Plastik vermüllt unsere Lebensräume
Magdalena Gschnitzer bei der Bergung von Geisternetzen. Das sind umhertreibende Stell- und Schleppnetze, die jahreland ohne Kontrolle weiterfischen und so zur Todesfalle für Meeressäuger, Seevögel und Fische werden. - FOTO: Magdalena Gschnitzer
Plastik ist praktisch, in vielen Gegenständen enthalten und scheinbar unverzichtbar. Die Kehrseite davon ist, dass immense Mengen davon als Müll in unsere Gewässer und in die Meere gelangen. Es wird täglich mehr. Die Plastikflut bedroht aber nicht nur Meerestiere. Viele Kunststoffe enthalten Weichmacher und andere giftige Zusätze. Wissenschaftler befürchten, dass diese Gifte über die Nahrungskette auch auf unseren Tellern landen könnten. Gegen die Plastikflut hilft letzendlich nur eines: vermeiden.
Wir kennen sie alle, die Bilder von toten Seevögeln, durch Netze strangulierte Robben, Schildkröten mit Strohhalmen in der Nase und von gestrandete Walen und Delfinen mit ihren Mägen voller Plastik. Wir wissen über die Auswirkungen von Plastik in den Meeren Bescheid und trotz alldem verwenden wir das Wundermaterial weiterhin. Warum ist Plastik so beliebt bei uns Menschen?
Dafür gibt es einige rationale Gründe: Plastik ist sehr leicht, man kann es beliebig formen, vielseitig einsetzen, es ist günstig und auch noch sehr lange haltbar. Doch genau diese lange Haltbarkeit wird gerade zu unserem Problem, denn die Kunststoffe gelangen auch in die Umwelt.
Dort überdauern sie Hunderte von Jahren bevor sie durch Wind, Sonneneinwirkung, Salzwasser und Reibung so spröde werden, dass sie zu immer kleineren Teilen zerfallen, welche man Mikroplastik nennt. Diese winzig kleinen Partikel werden uns und der gesamten Umwelt mehr und mehr zum Verhängnis.
Plastik ist „unkaputtbar“ und löst sich nicht auf
Jährlich werden weltweit mehr als 300 Millionen Tonnen Plastik produziert, wovon ungefähr die Hälfte zu „Wegwerfartikeln“ verarbeitet wird. Denkt man darüber nach, dass Wegwerfartikel, also Artikel, welche man nur ein einziges Mal verwendet bevor man sie - na ja - wegwirft, aus einem nahezu unzerstörbaren Material hergestellt werden, könnte man fast meinen, wir Menschen hätten uns kaum Gedanken über dieses Thema gemacht. Vielleicht ist das so, weil wir ja alle so schön ans Recyceln glauben?
Denn wenn wir Materialien recyceln, also immer wieder verwenden, dürften sie ja kein Problem darstellen. Tja, leider klappt das mit dem Recyceln nur bedingt, denn auch wenn wir es uns anders vorstellen oder wünschen, wird nur ein Bruchteil des Plastiks recycelt, der Rest wird verbrannt, es landet auf Müllhalden oder in der Umwelt.
Plastik hat auch Folgen für unsere Gesundheit
Plastik ist aus unseren Köpfen kaum weg zu denken. Fast alle Nahrungsmittel sind damit verpackt, es befindet sich in unserer Kleidung, in den Spielsachen der Kinder, im Computer, dem Auto und mittlerweile sogar in unserem Blutkreislauf. Ja genau, in unserem Blut! Würden wir dieses testen lassen, könnte man in fast jedem Menschen Rückstände von Mikroplastik finden, was schlimme Folgen auf unsere Gesundheit haben kann.
Forscher meinen, dass zur Zeit über 140.000.000 Tonnen Plastik in den Weltmeeren schwimmen und jedes Jahr kommen weitere 8 Millionen Tonnen dazu. 20 Prozent davon gelangt durch Schiffe ins Meer, die restlichen 80 Prozent stammen allerdings von Quellen an Land. Diese 80 Prozent gelangen hauptsächlich über unsere Flüsse ins Meer, da es entweder durch Regen und Wind in den Fluss gespült wird oder von unseren Haushalten über das Abwassersystem.
Kleinste Teilchen an Plastik sind in Pflegeprodukten enthalten
Sehr viele Kosmetikartikel beinhalten Mikroplastik. Duschgels, Peelings, Cremes und Zahnpasten wird es bewusst beigemischt und unsere Kleidungsstücke bestehen nicht selten aus Plastikfasern, welche sich beim Waschen lösen. Für die Filteranlage in der Kläranlage sind diese Partikel zu klein, sie gelangen also sehr einfach in die Flüsse und am Ende ins Meer.
Eine Tube Zahncreme enthält bis zu 10 Prozent Mikroplastik, wovon der Verbraucher oft nichts weiß, denn es steht ja nicht „Achtung! Enthält 10 Prozent Mikroplastik“ auf der Tube, sondern es versteckt sich hinter unverständlichen Wörtern wie Acrylate, Ethylene, Polypropylene und Trimethylsiloxysilicate, also Wörter, die man gar nicht aussprechen kann.
70 Prozent des Mülls im Meer sinkt auf den Meeresboden, 15 Prozent wird wieder an Land gespült und der Rest schwimmt an der Wasseroberfläche.
Ein neuer Kontinent aus Plastikmüll
Im Pazifik ist bereits ein neuer Kontinent aus Plastikmüll in der Größe Europas entstanden, der Great Pacific Garbage Patch. An manchen Stellen im Meer gibt es bereits jetzt 60 mal mehr Plastik wie Plankton, denn Plastik verrottet nicht, sondern es zerfällt zu Mikroplastik. Man könnte diesen Müllstrudel im Nordpazifik durchschwimmen, ohne die Gefahr überhaupt wahr zu nehmen, denn das Mikroplastik hat ungefähr die selbe Größe wie Plankton, also für das menschliche Auge kaum sichtbar.
Doch 99 Prozent des Plastiks, welches seine Reise bereits vor der Küste beginnt, erreicht den riesigen Müllstrudel im Pazifik gar nicht, sondern es verteilt sich im Meer und sinkt irgendwann in die große, kalte Tiefe ab. Dort herrscht eine 1.000-fach größere Plastikkonzentration als an der Meeresoberfläche, es bildet sich sogar eine neue geologische Schicht am Meeresboden, der Plastikhorizont, welcher in vielen Jahren als Referenzschicht des 21. Jahrhunderts gelten wird. Es scheint also, als würde das Plastik sich so weit von uns entfernt ansiedeln, dass uns auf dem ersten Blick nicht auffällt, welche schlimmen Folgen das für uns noch haben wird. Ein weiteres Problem der Zukunft wird das schwimmende Meereis sein, welches durch den Klimawandel schmilzt, denn es wird laut Forschern 1.000 Milliarden in ihm gebundene Plastikpartikel in die Meere freisetzen, das 200-fache von dem, was jetzt bereits in den Meeren schwimmt.
Wir atmen, essen und trinken Plastik
Plastikchemikalien im Blutkreislauf des Menschen können zu schweren Folgen führen, denn bei der Herstellung von Plastik werden gefährliche Chemikalien eingesetzt, um es elastisch oder feuerresistent zu machen. Weichmacher oder Flammschutzmittel sind also fast in allen Plastikprodukten enthalten, vom Babyspielzeug bis hin zum Grabschmuck. Durch Hitze, falsche Reinigungsmittel oder zeitlichen Verfall wird Plastik spröde und setzt diese Chemikalien frei, welche wir dann einatmen. Dazu kommt, dass Mikroplastik eine Eigenschaft besitzt, die man Schwammeffekt nennt, es nimmt Chemikalien, wie Quecksilber oder verschiedene Pestizide, aus den Meeren auf. Tiere verwechseln Mikroplastik oft mit Plankton und fressen es, bis sie satt sind. Sie verletzen sich dann an den scharfen Kanten und verhungern mit vollem Magen oder sie werden am Ende von anderen Tieren und auch vom Menschen gegessen, was zur Folge hat, dass sich die Partikel immer weiter verbreiten. Krebs, Asthma, Unfruchtbarkeit oder Entwicklungsstörungen sind die Folgen, genauso wie das Aussterben von Tierarten und das Zusammenbrechen des Ökosystems Meer. Wir müssen uns immer wieder vor Augen halten, dass auch wir Menschen ohne ein intaktes Meer nicht überleben können.
Die Trashheroes („Müllhelden“) organisieren Müllsammelaktionen auf der ganzen Welt.
Bilder von Stränden voller Plastikmüll gibt es unendlich viele, doch das Gute ist, dass man genauso viele Bilder von Menschen und Organisationen findet, welche es sich zur Aufgabe gemacht haben, diesen Müll an den Stränden und in den Meeren zu sammeln und ordnungsgemäß zu entsorgen.
Beste Unterstützung ist ein Wandel der Konsumenten


Der „Ocean Cleanup“ aus den Niederlanden ist ein schönes Beispiel dafür und trotz des großen Aufwandes kann der Meeresstaubsauger das Mikroplastik nicht aus den Meeren holen, konzentriert sich momentan noch auf große Plastikteile in der obersten Meeresschicht und könnte auch Schwierigkeiten für Meerestiere mit sich bringen. Solche Aktionen wie der Ocean Cleanup, intelligente Roboternetze, Fischerboote, welche zu schwimmenden Recyclingfabriken umgebaut wurden und Strandsäuberungen sind also ein sehr schöner Ansatz die Meere zu säubern, allerdings sollten wir dabei nicht vergessen, dass ein wirklicher Wandel vor allem an uns Konsumenten liegt. Die beste Unterstützung für die Meere zum Thema Plastik kann also jeder Einzelne selbst in die Hand nehmen, indem man so weit wie möglich auf Plastik verzichtet.


Zur Person
FOTO: Georg Hofer
Magdalena Gschnitzer, umweltliebende Aktivistin, Autorin, Filmemacherin, Referentin und Taucherin. Eines ihrer Ziele ist es, den Menschen Mut zu machen und aufzuzeigen, dass jeder noch so kleine Schritt die Welt verändern kann.
TEXT: Magdalena Gschnitzer

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Was kann ich selbst tun um Plastik zu vermeiden?

Folgende Tipps scheinen auf den ersten Blick einen sehr kleinen Beitrag zu leisten, dennoch streben sie bei richtiger Anwendung genau die Lösungen an, die wir dringend brauchen.
1. Platziere immer 2 - 3 Stofftaschen im Auto oder in deiner Umhängetasche, damit du keine Plastiktüte für deinen Einkauf brauchst.
2. Mach dir Gedanken über die Herkunft des Wortes „Stroh“-halm und darüber, ob du auch ohne klar kommst.
3. Gestalte mit deinen Kindern tolle Hefteinbände aus altem Zeitungspapier.
4. Achte beim Kauf von Kleidungsstücken auf Naturmaterialien wie Baumwolle, Hanf, Bambus, Leinen oder Modal aus Buchenholz.
5. Wenn du die Möglichkeit besitzt in einem plastikfreien Supermarkt einzukaufen, nutze sie.
6. Kauf Produkte, welche nicht drei mal verpackt sind, sondern mit einer einzigen Verpackung auskommen.
7. Kauf keine Plastikflaschen, sondern verwende ausschließlich Glasflaschen oder füll deine wiederverwendbare Flasche mit dem guten Südtiroler Trinkwasser auf.
8. Informiere dich über Naturkosmetik ohne Mikroplastikanteile.
9. Verwende Seife aus dem Bioladen oder Reformhaus, welche nicht in Plastik verpackt ist. Diese ist auch als Duschgel und zum Haare waschen sehr geeignet.
10. Verzichte auf den Plastikdeckel deines To Go-Getränkes, wenn du in einem Fast Food Restaurant bestellst.11. Stelle dir ein eigenes Peeling aus natürlichen Zutaten her (mit Kaffeesatz, Zucker und Kräutern oder Meersalz).
12. Informiere dich über Alternativen zu Plastik, wie Cellulose, Maisstärke, Kork, Papier/Karton, Holz, Bambus.
13. Trenne deinen Müll so gut und sorgfältig wie möglich und wandle Verpackungen mit tollen Upcycletipps in kleine Geschenke um.
14. Organisiere selbst Müllsammelaktionen mit Freunden und der Familie.
15. Beginn Gespräche über das Thema Plastikvermeidung und lerne von anderen dazu.
16. Schlag deinem örtlichen Supermarkt vor, dass sie sich auch für alternative Verpackungsmöglichkeiten interessieren sollten und du sie mit dem Kauf jener Produkte unterstützen wirst.
17. Denk darüber nach, was Plastik mit deiner Gesundheit machen kann, denn dieses Wissen bewegt uns nochmals stärker dazu, uns für Alternativen zu öffnen.
18. Wenn man als Hundebesitzer nicht vor hat, den Haufen des besten Freundes zu Hause zu entsorgen, sei man doch so nett und spare sich die Mühe den Haufen in Plastik zu verpacken, bevor man ihn im Wald zurück lässt.