Thema
Weniger Egoismus, mehr Gemeinschaft
KVW Jahresthema 2019 - 2020
Der KVW geht nun mit dem Jahresthema in das dritte Arbeitsjahr. In den vergangenen Jahren haben wir uns mit dem Thema „Arbeit“ im allgemeinen beschäftigt, wir haben die Solidarität in unserem Miteinander neu herausgestrichen und jetzt zum Abschluss der Dreierperiode wollen wir uns deutlich gegen neoliberale Strömungen, die das Individuum zu sehr in den Mittelpunkt stellen, positionieren.
Werner Steiner,
KVW Landesvorsitzender
KVW Landesvorsitzender
Es scheint beinahe selbstverständlich, dass egoistisches Handeln zielführender ist als solidarisches Handeln. Die Route wird uns von der Wirtschaft vorgegeben: Kaufen – Haben – Wohlstand. Durch den steigenden Wohlstand erhöht sich der Individualismus. Dieser führt wiederum dazu, dass „jeder sich selbst der Nächste ist“. Allerdings sehen wir auch, dass diese Form des Zusammenlebens Risse bekommen hat. Immer mehr Menschen wollen nicht mit diesem Trend mithalten und suchen wieder Sicherheit in der Gemeinschaft. Als KVW sind wir eine Gemeinschaft und möchten mit der diesjährigen Ausrichtung unseres Jahresthemas diesen Aspekt wieder neu beleuchten.
Durch die Globalisierung sind wir immer mehr vom Ausland abhängig. Lebenswichtige Bereiche wie Energie und Lebensmittel werden durch Importe abgedeckt. Die Förderung von Rohstoffen gelangt an ihre Grenzen und die meisten Ökosysteme ebenso. Große Migrationsströme werden auch durch unser Fehlverhalten in diesem Bereich ausgelöst. Wir sollten uns nicht wundern, wenn Menschen ihre Heimat verlassen müssen, wenn ihre Lebensgrundlage durch Großkonzerne zerstört wurde. Weiteres Wirtschaftswachstum und Steigerung des Rohstoffabbaues sind selbstzerstörerisch. Aber auch in unserem Land sind bereits Anzeichen für Verteilungskämpfe sichtbar: Teile der Bevölkerung können am hohen Standard nicht mehr mithalten und die Solidarität ist immer weiter gefährdet. Meines Erachtens sollten wir zumindest in der Grundversorgung uns wieder regional und nachhaltig orientieren.
TEXT: Werner Steiner
Gemeinschaft gibt Sicherheit
Im Neoliberalismus geht es ideologisch gesehen um eine besondere Stellung des Individuums gegenüber der Gemeinschaft. Die Freiheit ist der größte Wert und der Staat soll sich nicht in die Freiheit der Menschen einmischen. Die persönliche Freiheit führt zu weitgehender Freiheit, zur Abkehr von moralischen Werten und im Umkehrschluss auch zu Isolierung oder Vereinsamung. Die vergangenen Jahrzehnte waren von einer stetig wachsenden Wirtschaft gekennzeichnet. Dabei hat der Staat auch seinen Anteil gehabt. Gerade über die soziale Marktwirtschaft war es gelungen, den rechtlichen Rahmen für ein wirtschaftliches Handeln abzustecken: das Recht ein selbstständiges Gewerbe gründen zu können, Privateigentum an Produktionsmitteln oder das Recht, Vereinigungen zur Wahrung wirtschaftlicher und sozialer Interessen sind persönliche Freiheitsrechte. Gewinnstreben als Leistungsanreiz, gewerkschaftlich abgesicherte Rechte für Arbeitgeber und Arbeitnehmer ohne Eingriff durch den Staat sowie ein enges Netz aus Sozialleistungen, das Kranke, Einkommensschwache oder Arbeitslose vor wirtschaftlicher Not schützen soll, wenn eine Eigenversorgung nicht mehr möglich ist, sind weitere Errungenschaften der sozialen Marktwirtschaft.
Wohlstand mit sozialer Absicherung
Die Zielsetzung allgemein ist einen größtmöglichen Wohlstand bei bestmöglicher sozialer Absicherung zu schaffen. So ist ein großer Wohlstand bei einer breiten Bevölkerungsschicht entstanden. Als KVW bekennen wir uns zum Sozialstaat. Unsere Gesundheit, die Altersversorgung und gelebte Solidarität sind weiterhin durch den Staat zu organisieren um unseren Wohlstand zu sichern. Dabei soll der Staat den Bürgerinnen und Bürgern aber nicht die Eigenverantwortung abnehmen, nein, das meine ich damit nicht. Er hat aber die Aufgabe über ein organisiertes WIR dafür zu sorgen, dass ein Leben in Würde nicht als ein Privileg von Einkommensstarken und Vermögenden wird.
Spaltung der Gesellschaft
Diese Sicherheiten sind in Gefahr. Die Gesellschaft spaltet sich in Menschen in privilegierter Stellung und solche, die an den Rand der Gesellschaft abgedrängt werden. Dadurch bekommt auch der Zusammenhalt in der Gesellschaft immer öfter Risse. Regionale Benachteiligungen spielen ebenso eine Rolle wie etwa auch Behinderungen körperlicher Natur.Durch die Globalisierung sind wir immer mehr vom Ausland abhängig. Lebenswichtige Bereiche wie Energie und Lebensmittel werden durch Importe abgedeckt. Die Förderung von Rohstoffen gelangt an ihre Grenzen und die meisten Ökosysteme ebenso. Große Migrationsströme werden auch durch unser Fehlverhalten in diesem Bereich ausgelöst. Wir sollten uns nicht wundern, wenn Menschen ihre Heimat verlassen müssen, wenn ihre Lebensgrundlage durch Großkonzerne zerstört wurde. Weiteres Wirtschaftswachstum und Steigerung des Rohstoffabbaues sind selbstzerstörerisch. Aber auch in unserem Land sind bereits Anzeichen für Verteilungskämpfe sichtbar: Teile der Bevölkerung können am hohen Standard nicht mehr mithalten und die Solidarität ist immer weiter gefährdet. Meines Erachtens sollten wir zumindest in der Grundversorgung uns wieder regional und nachhaltig orientieren.
Mit dem hohen Standard mithalten
Wir leben in einer kapitalistisch geprägten Ökonomie. Arbeiten mit vielen Überstunden wie in einem Hamsterrad um dann in einem „burn out“ zu landen. In diesem Zusammenhang möchte ich die Bedeutung der freiwilligen und ehrenamtlichen Arbeit besonders hervorheben. Diese kann aber nur mit dem freiwilligen und ehrenamtlichen Einsatz von Menschen funktionieren. Dazu einige Beispiele aus unserem eigenen Verband:Die Betreuung und Pflege älterer Menschen in unseren Ortsgruppen
Die vielen Hausbesuche bei Geburtstagen oder Jubiläen
Krankenbesuche
Die Essensausgabe an Bedürftige.
Diese Leistungen erfolgen unbezahlt und werden vor allem von Frauen erbracht. Dadurch wird wertvollste Beziehungsarbeit geleistet und dafür möchte ich einen ganz besonderen Dank aussprechen. Sich für andere einzusetzen ist für die eigene Karriere nicht förderlich. Besonders bei Frauen stelle ich fest, dass Karriere und Familie nicht immer leicht vereinbar sind: eine Frau, die ihre Kinder selbst erziehen will oder einen Familienangehörigen pflegen möchte, hat es im Beruf nicht mehr so leicht. Es ist eine große Herausforderung für uns als Gesellschaft hier den richtigen Weg einzuschlagen um uns zukunftstauglich zu entwickeln.
Sich als Teil einer Gruppe verstehen
Viele Menschen flüchten in virtuelle Lebenswelten. Kontakte, die nur im Netz bestehen, ermöglichen eine Selbstdarstellung, die der Wirklichkeit nicht entsprechen muss. Ich entscheide wie ich mich darstelle. Viel wichtiger ist aber der persönliche Kontakt zu unseren Mitmenschen. Menschliche Beziehungen waren immer schon für Lebensfreude und auch Lebenssinn mitbestimmend. Wenn wir in solchen Beziehungen leben sind uns Mitmenschen auch wichtig. Wir entwickeln ein Gefühl füreinander und verstehen, dass die Würde des Menschen unser höchstes Gut ist. Jeder Mensch hat das Recht in Würde zu leben und dafür sind wir alle mitverantwortlich. Wenn es mir besser geht, weil ich bessere Möglichkeiten habe, werde ich auch leichter bereit sein etwas für die Schwächeren unter uns abzugeben. Wer sich als Teil einer Gruppe erlebt, wird auch bereit sein, für die Gruppe einzustehen.TEXT: Werner Steiner