KVW Aktuell
Von Steuern und Werten
Ein kleiner Coronarückblick
KARL H. BRUNNER
geistlicher Assistent im KVW
geistlicher Assistent im KVW
Wie schwer mussten Politiker*innen vor Corona oft ringen, um vergleichsweise geringe Geldmittel für berechtigte soziale Anliegen aufzubringen. In unserem Land wird vieles bezahlt und dadurch ermöglicht und das ist gut so! Die Coronazeit hat einiges auf den Kopf gestellt. Die Gesundheit war plötzlich der oberste Wert und diesem wurde alles geopfert. Das ist beachtlich, wenn man bedenkt, welche Konsequenzen etwa der Verkehr auf der Brennerachse jahrein, jahraus für die Gesundheit der Anwohner*innen hat und wie hoffnungslos jegliche Initiative dagegen zu sein schien. Gar einige Personen, die sich gegen die Einmischung der Politik in das Wirtschaftsleben verwehrt haben, weil ja angeblich der Markt alles selber regelt, verlangten plötzlich lautstark, dass es der Staat sei, der jetzt die Unternehmen retten müsse: „Wir brauchen Steuergelder und zwar schnell und unkompliziert!“, hallte es in den Hallen der Macht in den diversen europäischen Staaten und der Ruf wurde erhört: Milliardenbeträge sind bereits ausgezahlt worden und es werden noch weitere folgen. Langsam kommt wieder so etwas wie Alltag auf und kaum ist das so, vernehmen wir wieder die alte Forderung: „Wir brauchen Steuersenkungen!“ Zugegeben, es gibt hier keine einfachen Lösungen. In den letzten Monaten sind jedoch einige Dinge überdeutlich geworden: Wir haben beispielsweise gelernt, dass es politisch oft um Güterabwägung geht. Daher können wir an der politischen Handlung und Unterlassung ablesen, welcher Wert gerade Priorität hat. Damit sich also für die Zukunft etwas ändert, braucht es zuerst eine Wertediskussion. Andererseits hat der Staat in der Krisenzeit und darüber hinaus eine wichtige Funktion. Um sie wahrnehmen zu können, braucht er Steuermittel. Zu einem solidarischen Gemeinwesen gehört dann aber auch, dass jede*r nach den eigenen Möglichkeiten jene Kassen befüllt, deren Mittel dann wieder lautstark eingefordert werden können.
TEXT: Karl H. Brunner
TEXT: Karl H. Brunner