KVW Aktuell

Wir haben die Wahl

Gemeinderatswahl 2020
In den Wochen des Lockdown war der Begriff „systemrelevant“ in aller Munde. Es hat sich herausgestellt, dass viele Berufe, die vorher nicht hoch eingeschätzt wurden, wichtig sind für das Funktionieren unserer Gesellschaft, unseres Systems. Auffällig häufig arbeiten in diesen Berufen Frauen: an der Supermarktkasse, als Reinigungskraft, als Sozialbetreuerin, als Lehrerin, als Krankenschwester, als Ärztin. Aber die Stimmen der Frauen wurden in dieser Zeit zu wenig gehört. Wenn aber Frauen systemrelevant sind, dann muss ihre Stimme auch dort Gewicht haben, wo dieses System gestaltet wird, dort, wo politische Entscheidungen getroffen werden. Einer dieser Orte ist die Gemeinde. Im September haben wir bei den Gemeinderatswahlen die Möglichkeit zu bestimmen, wer im Gemeinderat und im Gemeindeausschuss mitbestimmt. Der Anteil der Frauen im Gemeinderat muss sich im Gemeindeausschuss wiederspiegeln.
Anliegen im Gemeinderat vertreten
Die Krise der letzten Monate hat gezeigt, wie wichtig eine ausgewogene Vertretung aller Bevölkerungsgruppen in den politischen Entscheidungsgremien ist. Eine ausgewogene Zusammensetzung würde bedeuten, dass die Hälfte der Gemeinderatsmitglieder Frauen sind, so wie Frauen auch die Hälfte der Bevölkerung sind. Wenn Frauen nicht ausreichend im Gemeinderat vertreten sind, kommen ihre Anliegen nicht auf die politische Tagesordnung und werden auch nicht behandelt. Das heißt aber auch, dass sich die Rahmenbedingungen für Frauen nicht ändern werden. Damit Änderungen möglich werden, müssen wir selbst aktiv werden.
Frauen unterstützen
Dabei sollten wir Frauen uns aber nicht selbst im Weg stehen. Sehr oft verlangen wir Perfektion nicht nur von uns selbst, sondern auch von Frauen, die uns politisch vertreten sollen. Bei der Vergabe der Vorzugsstimmen sollten wir die gemeinsamen Anliegen von Frauen im Auge haben. Wir sollten Frauen, die politisch aktiv sind und von denen wir denken, dass sie unsere Interessen vertreten, unterstützen, in dem wir ihnen unsere Stimme geben. Natürlich werden die Kandidatinnen nicht in allen Punkten dieselbe Ansicht wie wir haben, vielleicht leben sie auch nicht so, wie wir uns das vorstellen, vielleicht sind wir nicht mit allen Entscheidungen einverstanden. Eine solche Frau gibt es nicht, es sei denn, wir stellen uns selbst der Wahl. Wir haben im September die Möglichkeit, die Weichen dafür zu stellen, dass wir uns mehr politisches Gewicht verschaffen, um unsere Anliegen durchzusetzen. Diese Chance sollten wir nutzen.
TEXT: Margareth Fink, Stellvertretende Frauenvorsitzende im KVW

KVW Aktuell

Ein Liebesgeständnis

Kindergarten und Schule leisten Großes
KARL H. BRUNNER
geistlicher Assistent im KVW
Liebesgeständnisse sind keine rationalen Abhandlungen, sie sind Ausdruck von Emotionen und haben die Qualität eines eigenen Blicks auf das, was wir Wirklichkeit nennen. Wenn mein Liebesgeständnis nicht mehr der Phase der ersten Verliebtheit entspringt, sondern einem mehrjährigen Alltag, bleibt es subjektiv, wird aber zumindest etwas geerdeter. In diesem Sinne möchte ich offen gestehen: „Ich bin in die Schule und die Kindergärten in Südtirol ‚verliebt‘!“
Ich gebe zu, da gibt es Makel und Eigenheiten, die jemandem aufstoßen können. Es gibt wohl auch einige konflikthafte Erfahrungen, die auf die Betroffenen bedrückend wirken können etc. Das alles will ich gar nicht leugnen. Warum aber bin ich dennoch verzaubert? Die Räume, die ich kennenlernen durfte, sind schön und gut ausgestattet, das aber ist es nicht. Mich faszinieren unsere Bildungseinrichtungen als Orte der Begegnung, der gelebten Beziehungen, des sozialen Miteinanders, des Könnens und Wissens, also als Orte des ganzheitlichen Lernens. Ich bin fasziniert von der Entwicklung der jungen Menschen, die sie während der Schulzeit genommen und davon, dass Pädagog*innen im richtigen Moment das richtige Wort gefunden haben, das für so manche Lebensentscheidung wichtig geworden ist. Ich erlebe engagierte Lehrer*innen und Kindergärnter*innen, die weit über das Müssen hinaus ihre Berufung leben. Ich sehe ein kritisches Nachdenken über die heutige und zukünftige Welt, die Frage der Gerechtigkeit und den Beitrag, den wir alle dazu leisten können und vieles, vieles mehr.
Für mich ist der ohne Zweifel intensive Druck, den wir als Gesellschaft spüren, wenn die Bildungseinrichtungen schließen müssen, ein Ausdruck dessen, was dort geleistet wird: nämlich Großes!
TEXT: Karl H. Brunner