Bauen, Energie, Sanieren

Klimafreundliche Heizsysteme

Erneuerbare Energiequellen gezielt nutzen
Um wohlige Wärme zuhause zu genießen, werden zunehmend klimafreundliche Heizsysteme in Betracht gezogen. - FOTO: pixelio.de/Leobär
Klimafreundliche Heizsysteme waren schon immer ein Thema. Nun bietet der Klimawandel einen weiteren Anstoß, um bei der Beheizung der eigenen vier Wände noch gezielter auf klimafreundliche Systeme zu setzen.
Die Folgen des Klimawandels sind in den vergangenen Wochen auch in Südtirol deutlich spürbar gewesen. Der kürzlich veröffentlichte Bericht des Weltklimarates IPCC gibt nur wenig Hoffnung, denn die Welt hat die 1,5-Grad-Marke des Pariser Abkommens fast schon erreicht.
Nur wenn sofort und im großen Ausmaß gegen den Klimawandel gehandelt wird, kann das Ruder noch herumgerissen werden. Neben sehr energiesparenden Gebäuden, zählt vor allem auch eine klimafreundliche Heizanlage zu jenen Maßnahmen, die sich positiv auf den Klimawandel auswirken.
Klimafreundliche Heizsysteme auf dem Vormarsch
Bereits seit Jahren sind die klimafreundlichen Heizsysteme auf dem Vormarsch. Vor 40 Jahren war die Heizölanlage noch die erste Wahl für die Beheizung der eigenen vier Wände. Diese wurden dann großteils von klimafreundlicheren Erdgasanlagen abgelöst. Vor rund 20 Jahren kamen die ersten Pelletsanlagen nach Südtirol. Auch Wärmepumpen in den verschiedensten Ausführungen fanden den Weg in die privaten Haushalte. Nicht zu vergessen sind auch die 76 Biomassefernheizwerke, die mittlerweile in Südtirol aktiv sind. Auch diese liefern ihren Kunden und Mitgliedern klimafreundliche Energie.Die Technik der Heizanlagen erfuhr vor allem in den letzten 10 bis 15 Jahren einen massiven Umschwung. Durch verbesserte Verbrennungsmechanismen und ausgereiftere Techniken wurde nicht nur aus den Brennstoffen einiges mehr an Energie gewonnen, sondern auch die Vielfalt, die der Markt heute bietet, ist umfangreicher als noch vor 30 Jahren.
Heute gehen die Überlegungen der Häuslbauer schon in mehrere Richtungen: nicht nur die Investitionskosten zählen, sondern es wird auch über die nachfolgenden Brennstoffkosten, die Kosten für Wartung- und Instandhaltung, sowie über den Umweltaspekt nachgedacht.
Wärmeenergie aus erneuerbaren Quellen
Über 40 Prozent des Wärmeverbrauches wird in Südtirol aus erneuerbaren Energiequellen hergestellt. Dazu zählen die Fernwärme, die Solarthermie, das Pflanzenöl, das Holz und die Wärmepumpen. Bei der Suche nach dem geeigneten Heizsystem für das eigene Zuhause kann der Heizkesselbarometer eine Hilfestellung bieten. Dieser Kostenvergleich der verschiedenen Heizsysteme bieten einen Rundumüberblick über die erneuerbaren und nicht erneuerbaren Systeme.
Neben den Investitionskosten (gelber Balken) sind in der Grafik auch die Brennstoffkosten (violetter Balken) für 20 Jahre und die Kosten für die Wartung und den Stromverbrauch (grüner Balken) enthalten. Als Basis für diese Kostenstudie wurde ein Gebäude mit einer Leistung von 7 Kilowatt (entspricht einem Gebäude mit wenig Energieverbrauch) und einem Jahresverbrauch von 7.000 Kilowattstunden herangezogen.
Die Investitionskosten beinhalten die Kosten für die Anschaffung des Kessels, des Öltanks, der Gasanschlüsse, der Wärmeübergabestationen, der Silos, der Hackschnitzelaustragung, der Pelletsförderung, dem Kamin und dergleichen. Nicht mitberücksichtigt wurden die verschiedensten Landesbeiträge bzw. Steuerabzugsmöglichkeiten, welche je nach Anlage und je nachdem ob es sich um einen Neubau oder eine Sanierung handelt, zwischen 50 und 110 Prozent liegen.
Die Brennstoffkosten wurden für den Zeitraum von 20 Jahren eingerechnet und mit den durchschnittlichen Wirkungsgraden der einzelnen Heizkessel bereinigt. Die Preise spiegeln die momentane Situation (Stand 31.3.2021) in Südtirol wider. Zukünftige Entwicklungen wurden nicht berücksichtigt, da diese im Bereich der Spekulation liegen würden.
Die Wartungskosten enthalten vorhersehbare Kosten für den Kaminkehrer und Servicetechniker, sowie den Stromverbrauch.
Heizsysteme unter der Lupe
Jedes Heizsystem hat seine Vorzüge und Grenzen. Um für sein Eigenheim die optimalste Lösung zu finden, sollten bei der Auswahl neben den umwelttechnischen Aspekten auch die individuellen Vorstellungen und Wünsche in die Entscheidung mit einfließen.
Biomasseheizsysteme
Ob Pellets, Hackgut oder Stückholz, all diese Systeme können in gewissem Sinne als CO2-Neutral betrachtet werden. Aber auch sie haben ihre Vorzüge und Grenzen. Um eine Pelletsanlage voll automatisch und ohne großen Aufwand betreiben zu können, ist ein entsprechendes Pelletslager erforderlich und dafür braucht es Platz, der nicht immer vorhanden ist. Zudem muss bedacht werden, dass durch die Verbrennung der Pellets Asche entsteht, die entleert werden muss. Nicht jeder ist bereit für die Beheizung der eigenen vier Wände diesen Aufwand zu betreiben.
Eine zentrale Stückholzanlage bringt noch mehr Arbeitsaufwand mit sich. Durch die verbesserte Technik entfällt zwar das lästige Anzünden. Zündung, Luftzufuhr und Verbrennung erfolgen jedoch voll automatisch, aber die Arbeit für die Befüllung und Aschenentleerung bleibt. Zudem ist zu bedenken, dass das Holz für die Lagerung Platz benötigt. Punkten kann das Stückholz hingen beim Preis, denn kein anderer Energieträger ist so günstig wie diese Biomasse.
Eine weitere Möglichkeit stellt eine Hackschnitzelanlage dar. Auch hier kann der Brennstoff Holz voll automatisch genutzt werden. Durch die Verarbeitung des Brennholzes zu Hackgut ist auch für die Befüllung kein Aufwand mehr notwendig. Es ist lediglich dafür Sorge zu tragen, dass das Hackgutlager ständig gefüllt ist und ab und zu die Aschenentleerung erfolgt. Diese Art der Holznutzung ist vor allem bei größeren Gebäudekomplexen oder bei landwirtschaftlichen Gebäuden eine willkommene Alternative.
Biomasse kann aber auch in anderer Form für die Raumheizung genutzt werden und zwar durch Küchenherde, Bauernöfen, Ganzhausheizungen oder dezentralen Pellets- und Stückholzanlagen. Auch sie bieten mittlerweile eine große Vielfalt und sind technisch zum Teil sehr ausgereift.
Fernwärmesysteme
Über 16.000 Gebäude werden in Südtirol bereits heute mit Fernwärme versorgt. Nichtsdestotrotz kommt die Nutzung der Fernwärme nur dann ins Gespräch, wenn man sich bereits im Einzugsgebiet eines Fernheizwerkes befindet.
Der große Vorteil liegt hier vor allem im geringen Platzbedarf. Die Kosten für den Anschluss, sowie die Kosten für die verbrauchte Energie sind in den verschiedenen Fernheizwerken sehr unterschiedlich. Nur wer sich im Vorfeld einen Überblick über die Vertragskonditionen sowie die Anschlussgebühren und Nachfolgekosten verschafft, weiß was in Zukunft noch auf ihn zukommt.
Wärmepumpensysteme
In den vergangenen Jahren haben ­—vor allem durch die sehr energiesparenden Gebäude — die verschiedenen Wärmepumpensysteme nicht nur im Neubau, sondern auch bei den Sanierungen immer mehr an Bedeutung gewonnen. Unter Einsatz von elektrischer Energie kann die Erdwärme (Geothermie), die Luft und das Wasser, sowohl für die Produktion der Raumwärme als auch das Warmwasser und die Kühlenergie verwendet werden. Im Klima- und Umweltschutz stehen diese Systeme somit ganz vor auf der Liste. Wird dann noch Strom bezogen, welcher von der eigenen Fotovoltaikanlage stammt oder zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien produziert wird, dann wirkt sich dies noch positiver auf die CO2-Bilanz aus.
Für all diese Systeme ist es jedoch äußerst wichtig, sich im Vorfeld genauestens zu informieren und entsprechende Berechnungen erstellt zu lassen, um einen realistischen Überblick über die Nachfolgekosten zu erhalten. Generell gilt: je geringer der Energieverbrauch des Gebäudes, desto interessanter die Nutzung einer Wärmepumpe.
Heizöl- und Gasanlagen
Die Energieträger Heizöl und Gas gehören zu den fossilen Energieträgern und können somit hinsichtlich des Klimaschutzes nur bedingt punkten. In Bezug auf den Platzbedarf und der geringen Investitionskosten sind die Erdgasanlage kaum zu übertreffen. Für kleine Anlagen sind Wandgeräte meist ausreichend und die Gasleitungen verlaufen vielfach bereits bis vor das eigene Grundstück. Für Flüssiggas oder Heizöl benötigt man hingegen einen eigenen Tank, was wiederum in einigen Fällen zu einem Platzproblem führen könnte.
Zur Erinnerung: aufgrund der gesetzlichen Regelungen für den Einsatz erneuerbarer Energien müssen diese Systeme mit umweltfreundlichen Systemen kombiniert werden. Dies sollte im Vorfeld mit dem Techniker ausführlich geklärt werden.
Andere Heizsysteme
Neben den bereits genannten Systemen kann das Gebäude, sofern es einen sehr geringen Energieverbrauch aufweist, auch nur mittels Strom oder durch reine Sonnenenergie mit Wärme versorgt werden. Sämtliche der genannten Systeme können zusätzlich mit einer thermischen oder auch fotovoltaischen Solaranlage kombiniert werden.
Die Vielfalt an Heizsystemen und Anbietern macht es für den Endverbraucher sicher nicht einfacher, die optimale Anlage für das eigene Gebäude zu finden, dennoch sollte man sich im Vorfeld ausreichend Zeit nehmen, um sich gründlich zu informieren.
TEXT: Christine Romen, dipl. Energieberaterin, Energieforum Südtirol (AFB)

Thema

Digital - kompetent - menschlich

Jahresthema des KVW bis 2022
Die Digitalisierung ist eine Herausforderung, der wir uns stellen. Unser aller Einsatz bleibt aber weiterhin der Einsatz für den Menschen. Nur wenn es uns als Menschen in unserer Gemeinschaft gut geht, werden wir ein zufriedenes und erfülltes Leben führen können. In diesem Sinne zitiere ich die Bibel: „Prüft alles und behaltet das Gute“ (1 Thess 5,22)
Werner Steiner,
KVW Landesvorsitzender
Schon vor der Zeit des Corona-Virus und der folgenden Lockdowns verspürten wir eine zunehmende Digitalisierung der Welt. Aus dem Handy wurde ein Smartphone und beinahe jeder besitzt mittlerweile ein internetfähiges Gerät. Während die ältere Generation noch von Kaufhäusern wie „Standa“ oder „rinascente“ beeindruckt war, ist es heute der weltumfassende Internethandel. Vermeintlich günstigere Preise verlocken viele zum Einkauf im Netz. Wie so oft ist es allerdings nur ein Teilaspekt, der zum eigenen Vorteil überbewertet wird. Während unser Geldbeutel zunächst geschont wird, sind die Folgekosten nicht abschätzbar. Wir ärgern uns über die vielen Lkws auf unseren Straßen und vergessen, dass alles im Netz bestellte ja auch umgehend geliefert werden muss. Die Auslieferung mit Drohnen ist noch Zukunftsmusik – ich bin mir nicht sicher ob selbstfahrende Fahrzeuge und ferngesteuerte Paketzusteller nicht allzu bald unseren Alltag kennzeichnen werden.
Gemeinwohl mitdenken
Die davon ausgehende Faszination hat vor allem die jungen Menschen angesprochen und nur zu leicht wurde ein Einhergehen mit diesem technischen Fortschritt auch mit Zeitgeist gleichgesetzt. Neoliberal denkende Menschen achten auf ihren persönlichen Vorteil und tun sich zusehends schwerer, das Gemeinwohl von Entscheidungen mitzudenken. Im Jahre 2018 haben Geschäftsführer Werner Atz und ich an einem Kongress der ACLI in Neapel teilgenommen. Dabei wurden die Veränderungen einer digitalisierten Welt für einen Sozialverband thematisiert. Stellen wir die Kosten in den Mittelpunkt, werden wir als Menschen immer den Kürzeren ziehen. Maschinen und Roboter arbeiten nun einmal viel effizienter und lassen sich auch nicht ablenken. Roboter mähen den Rasen, saugen die Wohnung, kochen unser Essen und mancher ist schon so weit, dass die Armbanduhr ihn auffordert, Fitnessübungen zu machen. Aus Kostengründen werden schon verschiedenste Helferlein in vielen Bereichen eingesetzt. Als Beispiel ist mir der Begleiter für Menschen mit Demenz in Erinnerung geblieben. Er kennt einen vorprogrammierten Spazierweg und führt die Person zuverlässig wieder nach Hause zurück. Diese Möglichkeit mag zunächst spannend klingen, ist es aber das, was wir uns für unsere Zukunft vorstellen? Für uns ist es wichtig, den Menschen im Mittelpunkt zu sehen und der soziale Kontakt ist unser Kapital. Wollen wir uns weiter in diese Richtung entwickeln und uns vielleicht nur mehr von „Maschinen“ bedienen lassen? Die Zeit der Isolation während des Lockdowns ist vielen als unerträglich in Erinnerung geblieben. Das könnte aber in einer digitalen Zukunft zum Alltag werden. Als soziale Wesen sind wir aufeinander angewiesen und wir können nur im menschlichen Kontakt ein erfülltes Leben führen. Als KVW wollen wir uns der digitalen Welt nicht verschließen, wir wollen aber auch die mitmenschliche Komponente im Auge behalten.
Jahresthema wird fortgesetzt
Aus diesen Überlegungen heraus hat
der Koordinierungsausschuss dieses Jahresthema formuliert. Da es nicht vollständig umgesetzt werden konnte, hat der neue Vorstand entschieden, das Thema noch ein weiteres Jahr aufrecht zu erhalten und den Ortsgruppen die Möglichkeit zu bieten, das Thema zu vertiefen. Es wäre wünschenswert, wenn sich alle Ortsgruppen mit dem Thema befassen. Eine Sitzung mit Planungsinhalten zum Jahresthema wäre für alle interessant. Schon allein das Einsammeln der Mitgliedbeiträge könnte in diesem Zusammenhang gesehen werden. Wir haben alle Möglichkeiten geschaffen: vom Kassieren an der Haustür bis zum Bankeinzug ist alles möglich. Es liegt also an den Ausschüssen der Ortsgruppen, ob sie beim Einsammeln der Mitgliedsbeiträge den persönlichen Kontakt zum Mitglied suchen oder die digitalen Möglichkeiten nutzen. Ohne zu werten hat beides seine Vorteile.
In den „Bildungsratschern“ der KVW-Bildung konnte ich feststellen, dass es viele Ortsgruppen gibt, die sich die digitalen Formen der Kommunikation zu Nutze machen und auf diesem Wege völlig neue Zielgruppen ansprechen. Die Aussage einer Teilnehmerin: „Fein, jetzt kann ich problemlos an den Kursen im ganzen Land teilnehmen.“ hat mich tief beeindruckt. Dass sogar gemeinsam gekocht werden kann, ist ein weiterer positiver Aspekt dieser Form der Online-Bildung
TEXT: Werner Steiner